Das letzte Jahr war ein bewegtes Jahr. Zumindest emotional, denn rein physisch fand Corona-bedingt ja nicht so viel Bewegung statt. Und das hat auch die HOCHBAHN zu spüren bekommen. Mit dem ersten Lockdown im März 2020 sanken die Fahrgastzahlen auf rund 30 Prozent des Vorjahresvergleichszeitraums. Während des zweiten Lockdowns waren es dann noch etwa 50 Prozent. Aktuell sind wieder rund 65 Prozent des Vorjahresniveaus in Bussen und Bahnen unterwegs.
Solch ein Einbruch der Fahrgastzahlen hat natürlich auch Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation des Verkehrsunternehmens. Allein im Jahr 2020 betrugen die Verluste, die auf die Pandemie zurückzuführen sind, rund 120 Millionen Euro. Diese wurden zwar durch den bundesweiten Rettungsschirm ausgeglichen. Aber die Prognosen für die nächsten Jahre sind verhalten: Die HOCHBAHN rechnet erst 2025 wieder mit Fahrgastzahlen auf einem Niveau von Zeiten vor Corona.
In Anbetracht dieser ernüchternden Zahlen überrascht die HOCHBAHN mit einer Ankündigung: In den kommenden Jahren will das Verkehrsunternehmen Rekordsummen für die Zukunft investieren.
Sinkende Fahrgastzahlen, Umsatzeinbrüche und gleichzeitig Rekordinvestitionen – Wie passt das zusammen?
Eines steht fest: Der Klimawandel macht keine Pause, auch nicht für Corona
Wirft man einen Blick in den neuen Nachhaltigkeitsbericht der HOCHBAHN, wird schnell deutlich, welches Ziel hinter dem hohen Investitionsvorhaben steckt: Die Realisierung der Mobilitätswende und damit das Erreichen der Klimaziele. Denn klar ist, dass der Klimawandel auch vor Corona keinen Halt macht. Um schwerwiegende Folgen aufzuhalten und auch den nachfolgenden Generationen weiterhin eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen, sieht sich die HOCHBAHN als größtes Verkehrsunternehmen innerhalb des HVV in der Pflicht, einen wesentlichen Beitrag für die Stadt Hamburg zu leisten. Und das auf lange Sicht gesehen. Denn trotz aktuell gesunkener Fahrgastzahlen ist das klare Ziel, dass diese langfristig deutlich steigen.
Wie das funktionieren soll
Entscheidend hierfür ist der Hamburg-Takt, der sich aus folgenden drei Bausteinen zusammensetzt: Klimaneutraler ÖPNV, ein attraktives Angebot und bestmöglicher Service.
Klimaneutraler ÖPNV
Die Investitionen steigen, auf der anderen Seite wird die Null angestrebt: Bis 2030 sollen die Busse komplett emissionsfrei unterwegs sein. Bereits im letzten Jahr haben die umweltfreundlichen Busse 1 300 000 Kilometer ohne Emissionen zurückgelegt. Im Vergleich zu einem normalen Dieselbus haben sie dadurch mehr als 1 450 Tonnen CO2 eingespart. Das entspricht in etwa der Menge, die 184 Menschen in Deutschland durchschnittlich pro Jahr verursachen. Das Zahlen-Jonglieren zeigt: Die HOCHBAHN ist bereits auf einem guten Weg, aber es gibt noch viel zu tun. Und dafür wird fleißig investiert.
Um das Investitionsvorhaben auch stemmen zu können, hat die HOCHBAHN als erstes öffentliches Verkehrsunternehmen in Deutschland eine grüne Anleihe eingeführt: Der Green Bond. Mit dieser Anleihe für institutionelle Anleger hat sich die HOCHBAHN 500 Millionen Euro zu günstigen Konditionen beschafft, die in nachhaltige Verkehrsprojekte, wie beispielsweise die Beschaffung von emissionsfreien Bussen, investiert werden. Weitere Mittel fließen in den U-Bahn-Bereich für neue Fahrzeuge, Werkstätten und Co.
Attraktives Angebot
Emissionsfreier ÖPNV-Betrieb allein reicht natürlich nicht aus, um die Mobilitätswende umzusetzen. Wichtig ist auch der Anteil, den der ÖPNV am gesamten Verkehrsaufkommen hat. Heißt: Menschen müssen vom privaten PKW auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Damit das passiert, muss das Angebot entsprechend einfach, bequem und schnell sein. Dazu trägt im Wesentlichen der U-Bahn-Netzausbau bei, der bereits begonnen hat und auch in den nächsten Jahren ein große Rolle spielt: Die U4-Verlängerung auf die Horner Geest bindet 13 000 Menschen erstmalig an das Schnellbahnnetz an, die geplante U5 erstreckt sich von Hamburgs Osten über die Innenstadt bis in den Westen und bietet damit Standorten wie dem UKE, der Uni oder dem Kampnagel einen direkten Zugang. Aber auch XpressBusse, QuartiersBusse und Co sorgen für ein nach und nach attraktiveres Mobilitätsangebot.
Bestmöglicher Service
Zum Angebot gehört natürlich auch der Service. In einem guten Restaurant zählt ja auch nicht nur die Qualität der Speisen 😉 hvv switch beispielsweise soll perspektivisch alle relevanten Mobilitätsangebote der Stadt digital in nur einer App verfügbar machen. Dabei verbindet sie den klassischen ÖPNV mit anderen Sharing-Angeboten. HVV-Angebote sowie MOIA und SIXT share sind schon am Start, MILES als größter Carsharing-Anbieter Hamburgs kommt nun dazu und auch TIER wird noch in diesem Jahr folgen. In hvv switch werden aber nicht nur bestehende Mobilitäts-Apps in einer zusammengeführt, sondern auch Funktionen, wie beispielsweise das Bezahlsystem, revolutioniert: Künftig können Fahrgäste bei Fahrtantritt einfach und schnell per App einchecken und direkt losfahren. Die Erfassung von Umstiegen und auch das Auschecken erfolgen automatisch. Am Ende des Tages wird aus der Kombination aller Fahrten die jeweils günstigste Fahrkarte errechnet. So einfach und bequem, dass der Verzicht auf das eigene Auto wirklich lohnt.
Volle Fahrt voraus
Die Ziele der HOCHBAHN zeigen: Wir können optimistisch in die Zukunft blicken. Das Ganze hier ist natürlich nur eine kurze Zusammenfassung dessen, was bereits jetzt und vor allem in den nächsten Jahren umgesetzt wird. Für die ausführliche Version lohnt ein Blick in den neuen Nachhaltigkeitsbericht. Und dieser verdeutlicht, dass die HOCHBAHN es wirklich ernst meint.
Hallo Hochbahn, wann beginnt denn nun der Bau der U5? Oder versandet diese Großprojekt mal wieder im Hamburger Jungle der Zuständigkeiten und der Gerichte?
Wir haben im Oktober letzten Jahres mit den ersten bauvorbereitenden Maßnahmen begonnen. Gerade laufen auch bereits Sondierungen und im Frühjahr starten die Leitungsarbeiten entlang der Strecke.
Wann fährt die U5 von Bramfeld über Farmsen zur S4?
So eine Verlängerung ist bisher nicht geplant.
https://m.youtube.com/watch?v=3TXVgaduqzs&pp=sAQA
Leider sehr inakzeptable Zustände, gerade in Corona-Zeiten. Können Sie nicht den Hvv Chef auf eine morgendliche Mitfahrt einladen?
Aufgrund der Buslinie nehme ich an, dass die Auslastung der kürzlichen Stausituation im Hamburger Süden geschuldet ist, von der neben dem Individualverkehr genauso Busse betroffen sind. In solchen Fällen kann leider auch die HOCHBAHN nichts machen.
Wie ist denn überhaupt der aktuelle Planungsstand der U5-Ost? Da hat man vor Monaten gehört, dass sie in die Planfeststellungsphase gegangen ist und Baubeginn Ende des Jahres sein soll. Kann dieser Zeitrahmen eingehalten werden?
Die HOCHBAHN wartet aktuell auf den Planfeststellungsbeschluss. Abhängig davon ist nach wie vor das Ziel, Ende 2021 / Anfang 2022 mit dem Bau zu beginnen.
Nein, der Grund war, dass die S Bahn wegen einer Signalstörung den ganzen Morgen nicht fuhr und kein SEV eingerichtet wurde. Das Video wurde um 04:00h morgens aufgenommen, da war kein Stau.
„… Bis 2030 sollen die Busse komplett emissionsfrei unterwegs sein. Bereits im letzten Jahr haben die umweltfreundlichen Busse 1 300 000 Kilometer ohne Emissionen zurückgelegt.“
Ohne Emissionen? Das glaube ich nicht wirklich. Oder entstehen bei der Erzeugung des notwendigen (Lade-)Stroms tatsächlich NULL Emissionen??
Selbst wenn – wider Erwarten – bereits jetzt und heute sämtlicher Strom zu 100% aus erneuerbaren Energien kommt, fallen wohl deutliche Emissionen spätestens bei der Herstellung, dem Transport und der Aufstellung / Montage von Windrädern und/oder Solaranlagen an.
Insofern hat die Aussage von emissionsfreien Bussen auch etwas von „in die eigene Tasche lügen“ an sich, oder… ?
Im Herstellungsprozess verursachen auch E-Busse nach wie vor Co2-Emissionen, das ist richtig. In diesem Fall geht es aber ja um die Co2-Emissionen während die Busse auf Strecke sind, daher auch die Formulierung „zurückgelegt“. Und das ist wohl deutlich besser, als bei Herstellung und Einsatz auf der Straße Emissionen zu verursachen, oder?
Das Problem in Hamburg ist, dass von Angebotserweiterungen meist genau die profitieren, die sowieso schon eine sehr gute Schnellbahnerschließung haben. Das liegt eindeutig an einem fehlenden echten SchnellbahnNETZ. Durch die Konzentration sämtlicher Linien auf die City gibt es so grundlegende Unterschiede zwischen den Stadtteilen bezüglich ihrer Anbindung, z.B. Eilbek und Tonndorf. Dort wo schon eine U-Bahn im 5-Minuten-Takt fährt, kann leicht ein 2,5-Minuten-Takt eingeführt werden. Davon profitieren aber keine zusätzlichen Fahrgäste sondern nur die Bequemlichkeit der bisherigen.
Für Fahrgäste aus anderen Regionen bleibt es höchstens wie bisher oder wird noch schlechter, wie bei mir, wo die RB81 bis mindestens Mitte September erheblich eingeschränkt ist. Da ich außerdem im Homeoffice arbeite, habe ich ab August mein ProfiTicket gekündigt. Warum soll ich ein aus Gesundheitsschutzgründen sogar auf die 1. Klasse erhöhtes Ticket bezahlen, wenn ich es gar nicht nutze.
Leider gibt es Buslinien die man unter Corona-Bedingungen meiden sollte, da sich nicht alle Fahrgäste an die Corona-Regeln halten. Wenn ich von der U-Bahn in Farmsen nach Hause will, nehme ich bei weitem lieber die Linie 167, auch wenn sie länger braucht und am Wochenende nur alle 30 Minuten fährt, als die 27.
PS: Wann wird übrigens der Betriebshof Wendemuth auf emmissionsfreie Busse umgestellt?
In der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts
Moin Frau Steinat,
danke für Ihre Auskunft!
Da das Jahrzehnt gerade erst begonnen hat, müssen wir uns dann doch noch etwas gedulden. Aber jedenfalls besser als noch später oder gar nicht.
So sehe ich das auch 🙂