Stichwort Klimawandel und Nachhaltigkeit – Was tut die HOCHBAHN da eigentlich aktuell?

In Hamburg findet gerade die 12. Klimawoche statt. Wenn man das letzte halbe Jahr betrachtet, könnte der Eindruck entstehen: „Klimawandel – da war doch was!“ Wir sind ja alle mit Corona beschäftigt. Was ist jetzt mit dem Klima? 

Klar ist, der Klimawandel hat keine Pause eingelegt, er geht genauso weiter wie vor der Pandemie und – wenn wir nichts tun- dann auch nach der Pandemie. Die HOCHBAHN ist hier in mehrfacher Sicht in einer besonderen Verpflichtung – möglichst viele Menschen zum Umsteigen auf das ökologischere Verkehrsmittel zu motivieren, aber vor allem auch selbst möglichst nachhaltig zu werden. Ich habe mir einmal angeschaut, was die HOCHBAHN als größtes Unternehmen im HVV dort aufzuweisen hat.

Heute Diesel, morgen emissionsfrei: Umrüstung der Busflotte 

Die HOCHBAHN will bis 2030 klimaneutral sein. Da liegt es nahe, dass ein Hauptaugenmerk auf dem Busbetrieb liegt, da in diesem Bereich vergleichsweise mehr CO2-Emissionen verursacht werden als beispielsweise im U-Bahn-Bereich. Der oder die ein oder andere von euch mag es vielleicht schon gehört haben: Seit diesem Jahr bestellt die HOCHBAHN ausschließlich emissionsfreie Busse. Dazu eine kleine Zahlen-Jonglage:  

  • Bereits im Einsatz: Bislang sind bereits 30 E-Busse auf Strecke. Diese haben im Juli nun die 1 Million-Fahrzeugkilometer-Marke geknackt – und damit im Vergleich zu normalen Dieselbussen den Ausstoß von deutlich mehr als 1 000 Tonnen CO2 eingespart (wenn man die direkten Emissionen des Fahrzeugantriebs betrachtet). Umgerechnet entspricht das den durchschnittlichen CO2-Emissionen von über 100 Bundesbürgerinnen und -bürgern pro Jahr. Ich finde, dieses Ergebnis kann sich schonmal zeigen lassen. 30 weitere Batteriebusse kommen um den Jahreswechsel hinzu – der Start in die E-Bus-Flotte. 
  • Beschaffung von Batteriebussen bis 2025: Aktuell werden Rahmenvereinbarungen mit den drei Herstellern Daimler Buses, MAN Truck & Bus sowie Solaris geschlossen, die von 2021 bis 2025 bis zu 530 Batteriebusse liefern sollen. Bei der Ausschreibung flossen erstmals in Deutschland Nachhaltigkeitsaspekte in Vergabeentscheidung ein. Ende 2022 sollen dann schon insgesamt 200 HOCHBAHN-Batteriebusse auf Hamburgs Straßen fahren.  
  • Aktueller Stand Brennstoffzellen-Busse: Was die technische Reife anbelangt, waren bislang Batteriebusse führend, doch die HOCHBAHN setzt auch auf diese Technologie, die gerade im Norden mit grünem Windstrom zur Wasserstofferzeugung laut Experten in Zukunft immer wichtiger wird. Die Wasserstoffbusse haben vor allem zwei Vorteile gegenüber den Batteriebussen – größere Reichweiten und das „Tanken“ geht schneller. Ganz aktuell hat die HOCHBAHN eine europaweite Ausschreibung über 50 Brennstoffzellenbusse gestartet, die ab 2021 in Betrieb genommen werden sollen. 
Batteriebus der HOCHBAHN
Batteriebus der HOCHBAHN
Range-Extender der HOCHBAHN
Range-Extender der HOCHBAHN

Und was passiert so im U-Bahn-Bereich? 

U-Bahnen verbrauchen natürlich weniger CO2-Emissionen als Busse. Aber auch hier arbeitet die HOCHBAHN an verschiedenen Projekten, um den Betrieb künftig noch nachhaltiger zu gestalten. Ein aktuelles Projekt stellt das Konverter-System zur Energiegewinnung dar. Klingt erstmal unsexy, ist aber sehr spannend. Hier mal eine vereinfachte Erklärung: 

Bei modernen U-Bahn-Fahrzeugen wie den DT4 und DT5-Modellen ist es möglich, kinetische Energie eines bremsenden Fahrzeugs in elektrische Energie umzuwandeln und nahezu vollständig in die Fahrleitung zurückzuspeisen. Damit diese wieder eingespeiste Energie aber nicht verloren geht, muss sie zeitgleich von anderen Fahrzeugen genutzt werden. Das klappt – vereinfacht ausgedrückt – in der Innenstadt und tagsüber problemlos, weil immer irgendwo gerade eine U-Bahn losfährt. Wo das aber nicht so ist, z.B. auf den Außenästen der U-Bahn, wird die Energie in nicht nutzbare Wärme umgewandelt und an die Umwelt abgegeben werden.  

Es gibt aber zwei Ansätze, diese Energie trotzdem nicht zu verlieren und was Gutes für Umwelt zu tun.  

Eine Möglichkeit sind Energiespeicher, welche die Energie zwischenspeichern und bei einer zeitlich verzögerten Abfahrt wieder an die Fahrleitung abgeben. Das passiert bislang an zwei Unterwerken in Fuhlsbüttel und Ochsenzoll. 

Eine andere Möglichkeit ist eben das Konverter-System, das nochmals einen deutlich höheren Wirkungsgrad hat. Hierbei wird die durch das Bremsen einer U-Bahn erzeugte Energie durch das Konverter-System gewandelt und in das hochbahneigene Wechselspannungsnetz gespeist. So kann die Bremsenergie zum Beispiel auch Aufzüge, Rolltreppen oder die Beleuchtung in den U-Bahn-Haltestellen versorgen, die sich in Reichweite des entsprechenden Unterwerks befinden. Aktuell läuft ein Pilotprojekt für die U2/U4 zwischen Berliner Tor bis Billstedt. Die Vorstellung finde ich eigentlich ganz schön, dass unsere U-Bahnen bremsen, um anderswo einen Aufzug zum Fahren zu bringen 😊  

Konverter-System der HOCHBAHN
Konverter-System der HOCHBAHN: Bremsenergie wird umgewandelt und z.B. Aufzügen zur Verfügung gestellt

Das Ganze muss auch irgendwie finanziert werden. Und zwar so: 

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) fördert die Umstellung des öffentlichen Nahverkehrs auf Elektromobilität in Hamburg. Ende August erhielten die HOCHBAHN und VHH zusammen insgesamt 47 Millionen Euro. Dadurch wird deutlich, dass dem Vorhaben viel Bedeutung zugeschrieben wird und Hamburg hier auch eine Vorreiterrolle einnimmt.  

Förderung für Elektromobilität bei der HOCHBAHN
HOCHBAHN und VHH erhalten eine Förderung für die Umstellung auf Elektromobilität

Und noch eine besondere News: Aktuell arbeitet die HOCHBAHN daran, Unternehmensanleihen in Form von Green Bonds auszugeben, mit denen noch mehr nachhaltige Projekte finanziert werden können. Was das genau bedeutet? Das erzähle ich Euch, sobald die Geschichte in trockenen Tüchern ist. 😉 

Fazit 

Man sieht also, bei der HOCHBAHN passiert viel, um eine klimafreundliche und nachhaltige Zukunft zu ermöglichen. Übrigens: Es geht dabei nicht nur um die Vermeidung eigener Emissionen, sondern die HOCHBAHN hat auch die gesamte Lieferkette im Blick und wird deshalb erstmals Nachhaltigkeitsstandards für Beschaffungen in die Verträge mit den Lieferanten und Geschäftspartnern aufnehmen. Im Bereich der Batterien fordert die HOCHBAHN von den Geschäftspartnern transparente Nachweise und hohe Standards beim Nachhaltigkeitsmanagement.  

Das nun mal als kleinen Einblick in das aktuelle Geschehen. Weitere spannende Projekte folgen! 


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4 Kommentare zu: Stichwort Klimawandel und Nachhaltigkeit – Was tut die HOCHBAHN da eigentlich aktuell?

  1. Wie sieht’s aus mit dem „Nebenverbrauch“? Beleuchtungen, Rolltreppen, Anzeiger, Fahrkartenautomaten, Papierverbrauch, eure Autos und Transporter, Dienstreisen, IT?

    1. Neben der Umstellung auf emissionsfreie Busse reduziert die HOCHBAHN ebenso die Nutzung fossiler Energieträger wie Erdgas oder Heizöl in allen Geschäftstätigkeiten, beispielsweise beim Heizen der Standorte, auf ein Minimum. Hier ein paar weitere Stichpunkte:
      Beleuchtung: Kontinuierlicher Austausch auf LED
      Dienstfahrzeuge: Umstellung auf Zero-Emission innerhalb der nächsten Jahre
      Dienstreisen: Werden ab diesem Geschäftsjahr kompensiert
      Weitere Informationen finden Sie auch auf der Website: https://www.hochbahn.de/hochbahn/hamburg/de/Home/Unternehmen/investor_relations/unternehmensbericht_nachhaltigkeitsbericht

  2. Eine gute Sache.

    Werden die Wasserstoffbusse 2021 reine Wasserstoffbusse oder Hybrid (Range Extender)?

    Was beim Vergleich U-Bahn Bus auffällt: Die U-Bahnen werden wesentlich älter als die Busse, was natürlich auch klimaschonend ist, da weniger häufig Fahrzeuge durch neue ersetzt werden müssen oder höchstens „Updates“ verarbeitet werden. Wird sich das Alter der E-Busse im Vergleich zu Dieselbussen denn erhöhen? Dies wäre m. E. n. durchaus sinnvoll.

    1. Beides. Zum einen wird die HOCHBAHN reine Brennstoffzellenhybridbusse anschaffen, zum anderen aber auch Busse, bei denen die Brennstoffzelle als Range Extender dient.
      Was die Lebensdauer der E-Busse betrifft: Aktuell gibt der HVV im Rahmen seiner Qualitätskriterien vor, dass Busse nicht älter als 15 Jahre sein dürfen. Die optimale Nutzungsdauer wird aber für jeden Bus – sowohl emissionsfrei als auch Diesel – kontinuierlich überprüft.

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