Sprung über die Elbe mit der U4 auf den Grasbrook – wieso eigentlich erst jetzt?

Aktualisiert am 5.9.2024

Aktuell ist das Thema wieder in aller Munde: Die U4 macht den Sprung über die Elbe! Mit einer neuen Haltestelle auf dem Grasbrook soll sich die U4 endlich in Richtung Süden vorwagen.Ein Wunsch, den viele Menschen im Hamburger Süden, die bisher ohne U-Bahn auskommen müssen, schon lange hegen. Und jetzt, wo Hamburgerinnen und Hamburger in einem Wettbewerb dazu aufgerufen sind, Namen für “ihre” neue Haltestelle vorzuschlagen, mischt sich unter die wachsende Vorfreude vor allem auch wieder eine Frage: U4-Verlängerung auf den Grasbrook – wieso eigentlich erst jetzt?

U-Bahn-Netzausbau im Zuge der Stadtentwicklung

Im Jahr 2014 hat die HOCHBAHN im Auftrag der damaligen Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation eine sogenannte “Konzeptstudie” durchgeführt, um hamburgweit Potenzialgebiete für den U-Bahn-Netzausbau zu identifizieren. Mit untersucht wurde auch damals schon der Grasbrook, da er damals für die Ausrichtung der diesjährigen Olympischen Spiele infrage kam. Es war allerdings nicht geplant, bereits das Olympia-Stadion mit einer U-Bahn anzubinden, sondern erst die spätere Nachnutzung des Gebiets. Das heißt, der Baubeginn war schon immer für die Mitte der 2020er Jahre vorgesehen.

Ein Referendum kam jedoch letztendlich zu dem Ergebnis, dass sich Hamburg nicht auf die Ausrichtung der Olympischen Spiele – schlussendlich in Paris – bewirbt. Damit entfielen vorerst wieder die Planungen zur anschließenden Entwicklung des Grasbrooks und somit auch zur U-Bahn – zumindest bis 2017.

Neue Planungen: Nachhaltiger Stadtteil auf dem Grasbrook

Im September 2017 stellte der Senat dann neue Pläne vor: Es soll ein innovativer und nachhaltiger Stadtteil auf der Elbinsel gebaut werden. Und ein Stadtteil ist nun mal nicht innovativ und nachhaltig, wenn nicht auch ein zukunftsträchtiges Mobilitätsangebot vorhanden ist. Somit kam die U4-Verlängerung in den Süden also wieder auf den Plan.

Nachhaltige Mobilität mit der U4 bereits für HafenCity geschaffen

In der HafenCity war der Bau der U4 zu dieser Zeit bereits so gut wie abgeschlossen. Ende 2018 wurde die aktuelle Endhaltestelle Elbbrücken eingeweiht.  

Die frühzeitige Fertigstellung hat hier natürlich einen ganz bestimmten Grund: Da die U-Bahn-Trasse unterirdisch verläuft, musste sie vorzeitig gebaut werden, damit die Oberfläche im Anschluss wiederhergestellt und der Stadtteil gebaut werden kann.

U4 auf den Grasbrook

Im Falle des Grasbrooks ist das etwas anders: Hier wird die U4-Strecke oberirdisch verlaufen. Zunächst wird die U4 von der Haltestelle Elbbrücken mithilfe einer neuen U-Bahn-Brücke über die Norderelbe geführt. Anschließend fährt sie über ein Viadukt auf dem Grasbrook und endet in einer Haltestelle über dem Moldauhafen. Das klingt auf jeden Fall nach einer schönen Panoramastrecke mit Blick auf den Hamburger Hafen und die künftige Stadtkulisse auf der Elbinsel 😊

Durch den oberirdischen Verlauf ergibt sich die Möglichkeit, die Planungen der U4-Verlängerung zeitgleich mit denen zum Stadtteil voranzutreiben. Dadurch kann das Umfeld gemeinsam gestaltet und die U-Bahn bestmöglich in das Stadtbild integriert werden.

Wie auch in der HafenCity beginnen die Planungen der U-Bahn-Verlängerung also, bevor überhaupt ein Stadtteil existiert. Der Baubeginn ist nach wie vor für Mitte der 2020er-Jahre  vorgesehen. Die erste U-Bahn könnte dann – bei optimalem Verlauf – Anfang der 2030er Jahre rollen. Parallel dazu wird der Stadtteil gebaut und ca. 2040 fertiggestellt. Damit ist die Frage nach dem “Wieso erst jetzt?” denke ich eher hinfällig. Stattdessen ein kleiner Ausblick auf die Frage “Und was als Nächstes?”: Perspektivisch muss die U4-Haltestelle auf dem Grasbrook keine Endhaltestelle bleiben – eine Weiterführung der U4 nach Wilhelmsburg ist durchaus denkbar und wird aktuell untersucht. Es bleibt also spannend beim Netzausbau! 😊 

Übrigens: Wer Namensideen für die neue U4-Haltestelle hat, kann sie noch bis 16.09.2024 hier in den Kommentaren dalassen – sie werden dann für den Namenswettbewerb berücksichtigt! Oder ihr reicht sie direkt auf schneller-durch-Hamburg ein.


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19 Kommentare zu: Sprung über die Elbe mit der U4 auf den Grasbrook – wieso eigentlich erst jetzt?

  1. Unmittelbar angrenzend bestand einst ein Hafenbecken mit dem schönen Namen „Segelschiffhafen“, im dem die großen Frachtensegler dicht an dicht lagen. Es gibt noch keine Hochbahnstation die unmittelbar an den Hamburgs Geschichte, Gegenwart und Zukunft so entscheidend prägenden Hafenumschlag erinnert. Und auch die räumliche Nähe zum Hafenmuseum, wo jetzt mit der „Peking“ ein ebensolcher Frachtensegler liegt, spricht für einen für einen entsprechenden Namen an dieser Stelle. Damit wird diese wichtige Tradition unserer schönen Stadt prominent auf dem HVV Netzplan sichtbar macht. Und auch die künftigen Anwohner des Stadtteils werden sich damit identifizieren.
    Mein Vorschlag für den Stationsnamen lautet also genau so: „Segelschiffhafen“.

  2. Die S-Bahn ist wirklich eine Zumutung. Aber damit die Ubahn wirklich Sinn macht müsste sie mindestens bis Wilhelmsburg fahren, eher bis Harburg. Eine wirklich sinnvolle Maßnahme bis dahin wäre es den 13er Bus TÄGLICH mit jeder zweiten Fahrt bis zu den Elbbrücken zu verlängern

    1. Sicher richtig, dass wir im Hamburger Süden noch nicht am Ziel sind mit der Mobilitätswende. Mit dem Neubau des ZOB Harburg, dem Zusammenhub auf der Veddel und eben der U4 (die ja perspektivisch auch weitergeführt werden kann), ist hier aber schon ordentlich was in Bewegung. In diesem Blogbeitrag schaue ich mir die Mobilität im Süden Hamburgers genauer an.

  3. Ich denke es wäre dann besser nicht die U4 nach Wilhemsburg zu verlängern, sondern durch Harburg (Rathaus) nach Buchholz zu verlängern

  4. Die U4 ist viel zu verschlungen. Von (später) Jenfeld nach SW, dann ein Knick nach NW Richtung Hamm, dann W Richtung City, dann wieder nach NW und Knick nach S, dann O in die Hafencity, dann wieder ein Richtungswechsel nach SW zum Kleinen Grasbrook.

    So etwas tun vernünftige Stadtplaner normalerweise nicht, und das aus einem ganz einfachen Grund: weil die U-Bahn dadurch ihren Geschwindigkeitsvorsprung gegenüber dem Auto verliert. Viele potentielle Fahrgäste werden sich lieber ins Auto setzen, statt mit einer solchen Schlangenlinien-U-Bahn kreuz und quer durch die Stadt zu zuckeln.

    1. Der Geschwindigkeitsvorsprung einer U-Bahn gegenüber dem Auto ergibt sich aus einer Vielzahl von Faktoren: Natürlich ist eine gewisse Gradlinigkeit wichtig, um Reiszeitvorteile erlangen zu können. Aber dies ist nur ein Aspekt. Es müssen auch die bisher unterversorgten Potentialgebiete möglichst umfassend erreicht werden (kurze Zugangswege zur U-Bahn), eine Integration in die betrieblichen Abläufe des Bestandsnetzes muss gegeben sein, Weiterführungsoptionen müssen berücksichtigt werden und all dies in diesem Fall in einem Stadtteil, der aus einem ehemaligen Hafengebiet neu entstehen soll und daher von allen Seiten von Wasser umgeben ist. Daher sind auch den baulichen Möglichkeiten einige Grenzen gesetzt. Darüber hinaus stehen U-Bahn-Linien nicht nur für sich selbst, sondern auch die Umsteigemöglichkeiten zu anderen Linien (Netzwirkung) sind entscheidend.
      Die Vorteilhaftigkeit der U4-Streckenführung ergibt sich insbesondere aus der Wirkung der beiden Teilstrecken, einmal von Horn in die Innenstadt und einmal von der Innenstadt in die HafenCity (und weiter in Richtung Wilhelmsburg), da die meisten Nutzer nicht von Horn nach Wilhelmsburg durchfahren wollen. Die HafenCity ist so umsteigefrei an die Innenstadt mit der Haltestelle Jungfernstieg angebunden. Spätestens mit Eröffnung der Haltestelle Elbbrücken bietet die heutige Streckenführung der U4 so attraktive Umsteigerelationen durch eine optimale Verknüpfung mit dem Hamburger Schnellbahnnetz.

  5. Ein guter Blick in die Zukunft. Auch die Benennung der Haltestelle nach dem Fluss der Partnerstadt Hamburgs mit der diese schon jahrhunderte enge Beziehungen hat. Eine Bezeichnung „Grasbrook“ würde zu sehr an Seeräuberei (Köpfung Störtebekers) erinnern. Ein kleiner Fehler hat sich allerdings eingeschlichen: Der Zug fährt ohne Strom. (Stromschiene fehlt – bei der Deutlichkeit, dass Betonschwellen und keine Holzschwellen genutzt werden)

      1. Vielen Dank für diese Ergänzung. Das sollten die Architekten auch lesen – also die Bitte an die HOCHBAHN: In die Beschreibung des Architektenwettbewerb diesen Hinweis mit einflechten.

  6. Aus der südlichen Perspektive ist die Frage „wieso erst jetzt“ vielleicht verständlicher. Die Planungen im Bereich Wilhelmsburg sind in vollem Gange, und jeder der südlich der Norderelbe wohnt UND den ÖPNV nutzt, weiß, dass die S-Bahn das nicht verkraften wird.
    Und dort wäre es schon angebracht, bereits wenigstens einen Plan für den Verlauf der U-Bahn-Trasse in der Schublade zu haben.

    1. Dafür startet noch in diesem Jahr die Machbarkeitsuntersuchung für eine mögliche Weiterführung in den Süden.

      1. M.E. sollte die Haltestelle „Moldauhafen“ nicht als nächste Endhaltestelle geplant werden, sondern mindestens die nächste gleichzeitig mit geplant und gebaut werden, damit der nördliche Rand Wilhelmsburg an das U-Bahn Netz angeschlossen wird. Weitere Päne werden wohl hintenan stehen, da auch die U5 Richtung Steilshoop gebaut werden soll ( Finanzkraft Hamburgs ist gefragt)

  7. Wieso die U4 nicht bis nach Harburg oder besser bis Neugraben verlängern wo sie sich dann mit der S3 die schienen nach Stade wie mit der U2 in Billstedt teilt? Würde eine perfekte Ergänzung zur überlasteten S3 und 31 sein und es würde der U4 auch einen zweck geben.

      1. Die Pläne sind der HOCHBAHN bekannt. Im Rahmen der Machbarkeitsuntersuchung stehen die Kolleginnen und Kollegen natürlich in engem Austausch mit den beteiligten Akteuren, sodass auch Aspekte der Stadtentwicklung für die Prüfung möglicher Trassenführungen mitberücksichtigt werden können.

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