Visualisierung des neuen Zusammenhub im Hamburger Süden

Hamburger Süden abgehängt? Wie steht es um die Mobilitätswende südlich der Elbe?

In Hamburg tut sich bekanntlich eine Menge rund um die Mobilitätswende. Doch was ist eigentlich mit dem Hamburger Süden – wird der wirklich vergessen oder ist er sogar abgehängt? Gerade erst wurde der 12. hvv switch-Punkt in Harburg eröffnet – und damit die fürs Jahresende geplante Ausbaustufe vorzeitig erreicht. Eine gute Gelegenheit sich einmal anzuschauen, wie es um die Mobilität im Süden steht: Was hat sich in den vergangenen Monaten getan hat und was kommt noch? Denn eines ist ja klar: Die Mobiltätswende muss natürlich auch südlich der Elbe das Ziel sein.

Sprung über die Elbe

Im südlichen Teil von Hamburg, wo das Leben bisher ohne U-Bahn auskommen musste, steht eine spannende Veränderung bevor. Die HOCHBAHN plant die Erweiterung der U-Bahn-Linie U4 im Grasbrook, dem neuen Stadtteil auf der Elbinsel. Dies ist ein großer Schritt für die Mobilität in der Stadt, denn bisher waren alle U-Bahn-Linien nur im Norden der Elbe unterwegs. Der neue Stadtteil Grasbrook wird auf rund 65 Hektar Fläche entstehen und Wohnungen, Arbeitsplätze, Schulen, Geschäfte und Grünflächen bieten. Ähnlich wie damals bei der U4 in der HafenCity wird die U-Bahn-Verlängerung von Anfang an geplant, um eine optimale und umweltfreundliche Anbindung zu gewährleisten. Neben der U-Bahn werden auch Rad- und Fußverkehr über die Elbe berücksichtigt. Eine klare Verbesserung für das Leben im Hamburger Süden und die Mobilität der Stadt! Alle Infos zum Projekt findet ihr hier. Übrigens: Auch die ersten Planungen zur Weiterführung bis nach Wilhemsburg laufen bereits!

Neue U4-Strecke auf den Grasbrook – in Blickrichtung über der Elbe
Neue U4-Strecke auf den Grasbrook – in Blickrichtung über der Elbe

Zusammenhub auf der Veddel

Nicht weit entfernt, auf der Veddel, entsteht auch was Neues, Großes, das den Hamburger Süden aufmischen und nachhaltiger machen wird:  Der „Zusammenhub“, der das Leben der Inselbewohner*innen merklich verändern wird. Die HOCHBAHN baut eine neue Busumsteigeanlage und einen Elektro-Busbetriebshof neben der S-Bahn-Station Veddel. Aber das ist nicht alles – hier wird es auch Carsharing, Ridepooling und jede Menge Fahrradstellplätze geben. Außerdem sind Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und Sportangebote geplant. Die Architektur ist umweltfreundlich und nutzt recyceltes Aluminium und Photovoltaikanlagen. Wenn ihr tiefer einsteigen wollt, lest ihr mehr dazu hier. 

Und auch die Umstellung bestehender Betriebshöfe auf den elektrischen Betrieb steht an: Im kommenden Jahr soll der Standort Harburg II in der Hannoverschen Straße elektrifiziert werden. Gleichzeitig wird auch eine neue Zentralwerkstatt für die komplette Busflotte südlich der Elbe am Stenzelring entstehen. Der Hintergrund: Kleinere Reparaturen, Wartungen und Inspektionen können zwar in den dezentralen Betriebshofwerkstätten durchgeführt werden, bei größeren Schäden müssen die Busse bislang allerdings zu den FFG-Werkstätten nach Hummelsbüttel oder Alsterdorf. Mit der neuen Werkstatt gehören zeitaufwendige Überführungen der Vergangenheit an und die Busse sind schneller wieder für euch im Einsatz!

Vogelperspektive auf den neuen Hub auf der Veddel mit begrünten Dachflächen
Vogelperspektive auf den neuen Hub auf der Veddel mit begrünten Dachflächen

Ein neuer Busbahnhof muss her

Wir bewegen uns weiter in Richtung Süden, zum ZOB Harburg: Bis zu 40 000 Fahrgäste steigen  hier pro Tag ein, aus oder um. In der Spitzenzeit kommen bis zu 150 Busse pro Stunde an oder fahren ab. 22 Buslinien im Tagesverkehr und sieben Buslinien im Nachtverkehr sind gemeinsam mit der S3, S31 und dem Regional- und Fernverkehr im Einsatz. Wir sprechen also mit Fug und Recht von einem echten Knotenpunkt im Süden! Was das Aufkommen betrifft, rangiert der ZOB gemeinsam mit Altona und Wandsbek Markt auf den Top 3 der insgesamt 13 Busanlagen der HOCHBAHN. Damit ist die in den achtziger Jahren errichtete Anlage mittlerweile an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gestoßen. Deshalb wird der Busbahnhof in den nächsten Jahren komplett erneuert und ausgebaut. 

Visualisierung zum neuen ZOB Harburg mit neuer Dachkonstruktion und deutlich mehr Platz
Visualisierung zum neuen ZOB Harburg mit neuer Dachkonstruktion und deutlich mehr Platz 

On-Demand im Hamburger Süden

Soviel zu den Klassikern der Mobilität, kommen wir zu den On-Demand-Angeboten, die im Süden von Hamburg bereits in den öffentlichen Nahverkehr integriert sind: hvv hop und MOIA. Mit hvv hop lassen sich zu einem geringen Aufpreis zur hvv-Fahrkarte individuelle Fahrten ohne festen Fahrplan buchen. Der Service deckt bereits verschiedene Stadtteile, darunter auch Harburg, ab und wird stetig erweitert, was die Mobilität in Hamburg flexibler macht. MOIA, als weiterer On-Demand-Service, hat bis 2025 eine Genehmigung für 450 Fahrzeuge erhalten und sein Geschäftsgebiet erst kürzlich auch auf Wilhelmsburg erweitert. Außerdem gibt es mit den goldenen Shuttles auch eine zusätzliche Verbindung auf die Veddel, was eine schöne Alternative zum privaten Autoverkehr bietet. Bonus: Künftig werden barrierefreie Fahrzeuge integriert, und hvv-Abonnenten erhalten schon heute Rabatte auf MOIA-Fahrten!

Links: On-Demand-Shuttle von hvv hop. Rechts: MOIA-Fahrzeug an den Nordelbbrücken.
Links: On-Demand-Shuttle von hvv hop. Rechts: MOIA-Fahrzeug an den Nordelbbrücken.

Teilen statt besitzen – geht auch in Harburg

Auch Sharing wird im Hamburger Süden immer bequemer. Allein in diesem Jahr wurden bereits neun neue hvv switch-Punkte in Harburg eröffnet. Außerdem laufen Gespräche über weitere, zum Beispiel in Neugraben-Fischbek. Der Ausbau der hvv switch-Punkte im Hamburger Süden ist Teil des Forschungsprojekts KoGoMo, das darauf abzielt, bedarfsgerechte Mobilitätsangebote in den Bezirk zu bringen und die Mobilität damit zu verbessern. Mit den neuen Mobilitätspunkten weiten die Anbieter ihre Bediengebiete im Süden Hamburgs schrittweise aus. hamburgweit gibt es insgesamt 140 Mobilitätspunkte. Sie sind ein wichtiger Bestandteil von hvv switch und sollen die Nutzung der Sharing-Angebote noch zuverlässiger und komfortabler machen – und das eben nicht nur nördlich der Elbe!

Verbesserungen bei der S-Bahn

Zum Jahresende wird die S-Bahn Hamburg ihr Liniennetz überarbeiten. Dahinter verbirgt sich eine betriebliche Neuorganisation der bestehenden Linien, die für einen stabileren und somit zuverlässigeren Betrieb sorgen soll. Insbesondere auf der S3 – der längsten und einer der am stärksten von Pendlerinnen und Pendlern genutzten im gesamten S-Bahn-Netz – soll sich etwas tun: So werden künftig werktags tagsüber durchgängig Langzüge eingesetzt. Das spart Zeit, weil die Züge nicht mehr im laufenden Betrieb an- und abgekoppelt werden. Außerdem starten die Langzüge künftig immer leer in Neugraben, um dem hohen Fahrgastaufkommen gerecht zu werden. Alle Infos zum neuen Liniennetz finden sich hier.  

Und eine Neuigkeit habe ich noch für euch: Im nächsten Jahr sollen die Arbeiten für die S6 beginnen – eine neue Linie, die die Taktung zwischen Elbgaustraße und Neugraben für euch deutlich verbessern wird. Auf Hamburgs meistgenutzten Streckenabschnitt zwischen Hauptbahnhof und Harburg kann sie die Kapazität um 40 % je Stunde und Richtung steigern! Alle Details dazu findet ihr bei der S-Bahn.

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14 Kommentare zu: Hamburger Süden abgehängt? Wie steht es um die Mobilitätswende südlich der Elbe?

  1. Das klingt noch viel nach Zukunftsmusik.
    In China wird zuerst die U- Bahn und dann der Stadtteil gebaut. In Harburg ist von einer U Bahn Anbindung nichts zu sehen.Sehr schade,denn der Gedanke existiert schon seit den 1930er Jahren . Was ich bemerkenswert finde ist,dass es keine Fähranbindung des Harburger Hafens an das HADAG Netz gibt.
    Aber vielleicht kommt das 2024 und später noch.
    Auf jeden Fall tut sich viel.

  2. Und was ist mit Rahlstedt, dem bevölkerungsreichsten Stadtteil Hamburgs? Keine U-Bahn und alle halbe Stunde eine Regionalbahn. Man stelle sich mal vor, Harburg wäre nur mit der Regionalbahn zu erreichen.

  3. Der Artikel über Hamburgs Süden erscheint mir, als ob sich die HOCHBAHN mit fremden Ferdern schmücken will, indem sie die Ertüchtichtigung der S-Bahn Richtung Harburg zum Anlass nimmt und die Planung der U4 zum Grasbrook als Sprung über die Elbe darstellt. Die Verlängerung der U-Bahn über die Elbe wird NICHT erst seit dem Bau der U4 in die Hafencity geplant, sondern unsere Großväter haben schon vor dem 2. Weltkrieg den Süden mit einer U-Bahn anbinden wollen (siehe Freihafen-brücke) Bis 2031 soll die Hochbahn bis zum Moldauhafen fahren, von der Planung des Weiterbaus Richtung Wilhelmsburg wird nur erzählt, Konkretes hat man noch nicht gesehen.

    1. Die Idee für den Blog-Beitrag ist entstanden, weil wir auf dem HOCHBAHN X-Kanal und der hvv Facebook Page immer wieder lesen, dass sich Menschen im Hamburger Süden abgehängt fühlen. Deshalb habe ich mir einmal angeschaut, was dort eigentlich schon alles passiert (ist) – ganz unabhängig davon, wem diese „Federn“ nun gehören 😊 Und was die U4 angeht: Es mag sein, dass die Verlängerung Richtung Süden spät kommt. Da können wir uns nun ewig drüber streiten. Oder wir schauen nach vorne und freuen uns, dass nun etwas passiert!

  4. Ihr habt bei Hamburgs Süden, Hamburgs Süden vergessen ^^
    Es ist gut, dass alles ausgebaut wird, an Orten, an denen es schon Anbindung gibt, so wird es hoffentlich entspannter.

    Idee:
    – Nutzt den Elbtunnel und setzt in einer Röhre mit Gleisen ein (Gleise ab Waltershof bestehenbereits)
    eine S/U Bahn rein mit Anbindung von Finkenwerder Neuenfelde Moorburg Neugraben Buxtehude Stade

    – Elbbrücken Shuttle über die Köhlbrand (oder was stattdessen da sein wird in Richtung Süden!)

    Weitere Alternativen wie die Fähre ab Finkenwerder gibt es leider nicht und somit schmerzt es um so mehr, wenn die Fährverbindung ausfällt!

    Bitte schaut euch Hamburg von der Elbe aus an.

    Andere Uferseite ist:
    Steinwerder (Kreuzfahrtterminal ohne gute Öffianbindung),
    Altenwerder,
    Moorburg,
    Finkenwerder,
    Neuenfelde,
    Cranz.
    Dann Niedersachsen,was auch zum HVV gehört.

    Bitte vergesst uns nicht!

    Liebe Grüße 🙂

  5. Es ist geradezu putzig, eine U4 bis Grasbrook als „Sprung über die Elbe“ zu bezeichnen. Es ist eigentlich ein Sprung in die Elbe. Über die Elbe seid ihr gesprungen, wenn die U4 in Harburg ankommt – also voraussichtlich nie…

    1. Die U4-Verlängerung Richtung Süden ist ein riesiger Schritt und damit haben die Kolleg*innen erst einmal alle Hände voll zu tun. Trotzdem ist die Verlängerung in Richtung Wilhelmsburg bereits in Planung – bloß eben immer eines nach dem anderen!

  6. Für die Pendler, die aus Richtung Cuxhaven, Stade und Buxtehude nach Hamburg pendeln wird mit diesen Verbesserngen wohl erstmal wenig besser. Sie können nicht mehr im Jungfernstieg Richtung Flughafen auf dem selben Gleis umsteigen, sondern müssen die Bahn nun am stark frequentierten Hauptbahnhof wechseln – über Treppen und Rolltreppen. Denn die neue S5 fährt über Dammtor.
    Per Regionalzug Start erreichen diese Pendler nur noch den Bahnhof in Harburg- schon seit über einem Jahr nicht mehr den Hamburger Hbf. Und für das nächste Jahr wurde schon die gleiche Situation angekündigt.
    Das bedeutet, täglich müssen die Menschen aus vollen Regionalzügen auf dem völlig veralteten Bahnhof Harburg Treppauf Treppab das Gleis wechseln – eigentlich in andere Regionalzüge aus Lüneburg oder Bremen, um den Hamburger HBf zu erreichen. Nur leider fallen diese Züge seit Wochen ständig aus.
    Also Umstieg in die S Bahn. Und die sind dann proppevoll, egal ob sie S3 oder S31 oder dann S5 heißen- ab Harburg wird es zu voll.

    Warum gibt es keinen Pendel- RE-Zug, der Fahrgäste von Harburg nach Hamburg HBF befördert, um die S Bahn zu entlasten?
    Warum wird der Bahnhof Harburg nicht umgebaut, damit man von ALLEN Gleisen die S Bahn erreichen kann? Warum gibt es noch immer nicht auf allen Gleisen Rolltreppen?
    Dieser über hundertjährige Bahnhof muss täglich tausende Pendler bewältigen und seit die Züge nicht mehr bis zum HBF Hamburg fahren, sind es tausende täglich mehr.

    Ich sehe nicht, dass sich für die Pendler aus Hamburgs Süden was verbessert. Meine Fahrzeit aus Stade kommend hat sich im letzten Jahr um eine halbe Stunde verlängert.

    1. Im Detail kann dir die S-Bahn da sicher besser helfen, denn S-Bahn und Co. sind für uns als HOCHBAHN natürlich nicht „unsere Baustelle“. Ich lasse dir einmal diesen Beitrag der S-Bahn da, die mit der S6 und dem neuen Liniennetz deutliche Verbesserungen vorhat.

  7. Ist ja alles toll, aber der Hamburger Süden besteht ja nicht nur aus Harburg und Veddel!!!! Was ist denn mit Finkenwerder???? Wie wäre es mit einer Buslinie von Finkenwerder zu der S-Bahn Station. Elbbrücken??? Fähren fallen ja auch gerne aus!! Wie sollen wir nach Hause kommen?????

  8. Die ganze Situation “schreit” ganz einfach nur noch nach einer schnellstmöglichen U4-Verlängerung nach Wilhelmsburg und Harburg. Warum tut sich da bisher nichts? Eine Verlängerung die wieder nur im nächsten „Super-Duper-Stadtteil“ endet, reicht nicht aus.
    Mit der U4 bestünden dann zwei verkehrlich getrennte Linien im jeweils 5-Minuten-Takt (S3/S5 und U4). Es gibt dadurch auch eine bessere Erschließungswirkung und eine bessere Resilenz bei Störungen. Die S6 wäre dann nicht mehr nötig und kann ihre Fahrplanlage für einen 5-Minuten-Takt auf der S4 freigeben, der später auch dringend gebraucht wird. Denn ein nur 10-Minuten-Takt auf der S4 ist in Zukunft absolut nicht ausreichend, selbst nicht mit Langzügen.

    Aber leider werden oft perspektivische Planungen außer Acht gelassen. Bestes Beispiel ist das Neubaugebiet „Jenfelder Au“. Das wurde autogerecht geplant, wie so vieles im Bezirk Wandsbek. Eine U4-Verlängerung über Jenfeld dort hin war nie ein Thema. Vermutlich dachte man, wer schon mit dem ÖPNV fahren will/muss, kann gefälligst zur S4 nach Tonndorf stiefeln (irgendwann in den 2030ern). Jetzt bleibt bloß noch eine dürre Buslinie zur Erschließung übrig.

  9. Das ist schön, allerdings ist auch der ländliche Teil von Hamburg vorhanden, welcher leider keine Beachtung seit Jahren findet. Wie wäre es denn, die S-Bahnen von Bergedorf aus bis in die Vier- und Marschlande fahren zu lassen, um den Pendler-Bedarf zu minimieren?

    Ich würde gerne nachhaltiger unterwegs sein, aber gerade südlich von Bergedorf fehlt die Anbindung! Und Bus ist hier nur bedingt eine Option, wer möchte schon eine Stunde benötigen, um überhaupt in der Innenstadt (HBF) anzukommen (und damit ist keine Durchquerung von Hamburg) noch nicht abgeschlossen…

    1. Grundsätzlich wird sich das ÖPNV-Angebot im Zuge des Hamburg-Takts überall in der Stadt weiter verbessern. Ziel ist, dass jedem Hamburger und jeder Hamburgerin bis 2030 innerhalb von 5 Min. ein öffentliches Verkehrsmittel zur Verfügung steht – seien es die „Klassiker“ wie Bus und Bahn oder z.B. Sharing-Angebote. Du kannst dir also sicher sein: Da kommt noch einiges! Konkretes Feedback zur S-Bahn kannst du übrigens hier abgeben.

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