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Warum Busfahrer Denis der Einstieg vorn lieb ist

Als Busfahrer und ordnungsliebender Mensch gefällt es nicht nur mir persönlich ausgesprochen gut, wenn unsere Fahrgäste vorne in den Bus ein- und hinten wieder aussteigen, sondern es ergibt sich zugleich ein reibungsloserer und weniger zeitintensiver Ablauf des Fahrgastwechsels an den Haltestellen. Es ist offizielle Vorgabe des HVV und ich habe es auch gerne, wenn die Fahrgäste bereits kurz vor dem Einstieg die Fahrausweise griffbereit haben, um diese während des Einsteigens vorzuzeigen oder kurz an die Leseeinheit des PVS (Prüf- und Verkaufsystem) zu halten.

Ich finde es auch gut, wenn Kunden die noch zahlen wollen sich im Eingangsbereich aus ihrer Sicht rechts vor mir einordnen, sodass Fahrkarten-Inhaber links an ihnen vorbeigehen können. Was viele dabei nämlich gar nicht bemerken: Unsere Fahrgäste können so zu einem flüssigen Kreislauf beitragen und uns Fahrerinnen und Fahrer dabei unterstützen, unseren Job effizienter und leichter auszuüben. Und schneller abfahren kann ich am Ende auch noch.  

Es könnte also theoretisch für uns alle so einfach sein. Aber wie mit so vielem gibt es natürlich auch Fahrgäste, die es anders machen und denen der Einstieg vorn egal zu sein scheint. Manche Situationen kann ich nachvollziehen, manchmal fällt es mir aber auch schwer, mich rein zu versetzen.   

Wie es im Alltag manchmal nicht so läuft

Dann beobachte ich z.B. Menschen dabei wie sie hinten ein- und vorne wieder aussteigen. Und dabei oft andere Fahrgäste gegenrhythmisch beim Ein- oder Aussteigen behindern. Oder aber Fahrgäste steigen fürs Bezahlen links vor dem Fahrer ein und blockieren so die nachfolgenden Fahrgäste. Das ist nicht immer zwingend schlimm, kostet oft aber unnötig Zeit.   

Bei vielen Einsteigern auf einmal ist es mir schon heute schwer oder gar nicht möglich, jeden einzelnen haargenau abzufertigen. Das Multitasking erreicht hier völlig neue Dimensionen, daher muss ich einfach priorisieren. Vorrang hat dann immer der persönliche Kontakt, beispielsweise die Begrüßung, der Zahlungsverkehr und die Erteilung von Auskünften. Die Sichtprüfung der Fahrkarten und der Blick auf den PVS-Monitor erfolgen parallel dazu.

Für mich eigentlich klar, dass das nicht gleichwertig zum Prüfdienst der Hochbahn-Wache sein kann. Was wir Fahrerinnen und Fahrer machen ist lediglich eine Sichtprüfung der vorgehaltenen Fahrkarten. Es ist aber nicht so, dass das völliger Unsinn ist, wie manche Leute im Social Web behaupten. Denn ich kann schon unterscheiden, was aussieht wie eine der allgemein gängigen und gültigen Karten, Fahrscheine und Ausweise und nicht wie der Kassenbon eines beliebigen Discounters um die Ecke. Trotzdem kann es im wuseligen Alltag neben dem Verkauf von Fahrkarten und dem Check des PVS-Monitors nur stichprobenartig sein. 

Fällt mir aber ein falsches Datum auf, sage ich auch etwas, denn das empfinde ich schon als dreist und im Bedarfsfall kläre ich gerne über die *Erschleichung einer Dienstleistung auf. (* § 265a StGB) Da sehe ich mich dann schon in der Verantwortung nicht einfach weg zu sehen. Ich glaube, dass viele meiner Kolleginnen und Kollegen es ähnlich halten. Für die wirkliche Kontrolle brauchen wir aber natürlich immer noch die Hochbahn-Wache.  

Titelbild Busfahrer Denis

Ausnahmen bestätigen die Regel: wann ich hinten einsteigen lasse

Je nach Situation versuche ich also möglichst auf den Einstieg vorn hinzuwirken. Von diesem sehe ich aber auch mal ab, wenn ich auf hochfrequentierten Linienwegen, auf denen mehrere Linien parallel beziehungsweise nacheinander verkehren, bereits zu spät bin und zu Stoßzeiten verhältnismäßig viele Fahrgäste an den Haltestellen stehen – dann öffne ich alle Türen. Diese Maßnahme ist zwar das letzte Mittel der Wahl, aber so lässt sich die Verspätung ein wenig eindämmen oder sogar etwas Zeit wieder gut machen. Das ist eine ganz pragmatische Entscheidung, die glaube ich jeder nachvollziehen kann.

Selbstverständlich biete ich Eltern mit Kinderwagen, Menschen mit Rollatoren und Rollstühlen, für die Mitnahme von Fahrrädern etc. ganz grundsätzlich den Einstieg hinten an. Oft geht es ja auch gar nicht anders.

Spannend ist für mich auch zu sehen, dass sich an Abfahrtshaltestellen, an denen die meisten Fahrgäste ja rechtzeitig warten, oft eine regelrechte Reihenfolge der Wartenden ergibt. In solchen Fällen fahre ich auch schon mal früher an die Haltestelle und öffne lediglich die vordere Tür. Da steigen alle Fahrgäste nach und nach ein. Es wäre in gewisser Weise schon irgendwie gemein, wenn ich dann alle Türen öffnen würde, wie ich finde. In der Schlange stehen schließlich des Öfteren auch ältere Menschen, die natürlich einen freien Sitzplatz erreichen möchten. Ein bisschen helfen kann ich damit dann also auch. 😉

Was sich durch die Prüfgeräte am Eingang verändert hat

Inzwischen ist das Verhältnis derer, die das Prüfgerät nutzen oder ihre Karte wie gehabt vorzeigen bei 50-50. Viele Menschen wirken auf mich noch verunsichert oder wissen schlichtweg nicht, wie das PVS zu benutzen ist – ein Lernprozess, der logischerweise noch etwas Zeit bedarf. Allerdings fallen die Geräte in ihrer Funktion leider noch manchmal aus und können nicht entsprechend benutzt werden. Wir Fahrerinnen und Fahrer sind dazu angehalten, diese Fehlfunktionen zu melden, um sie schnell auszumerzen. Häufiger kommt es vor, dass ich den Kunden genau sagen muss, wie das mit dem PVS genau funktioniert und wo man seine Karte vorhalten muss. Seit der Einführung habe ich es erst einmal erlebt, dass über das PVS auch eine Fahrkarte gekauft wurde. Es war eine beeindruckende ältere Dame, die mich damit in der Tat sehr überrascht hat. Ansonsten verzögert sich der Fahrgastwechsel in Summe nicht durch das PVS. Zwar gibt es noch regelmäßig Nachfragen seitens der Fahrgäste hinsichtlich der Einsatzbereitschaft der PVS-Geräte, aber das lässt sich recht zügig abhandeln. Es wäre dennoch schön, wenn künftig noch wesentlich mehr Fahrgäste das PVS gezielt und unaufgefordert benutzen würden – aber ich bin da ganz zuversichtlich.


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7 Kommentare zu: Warum Busfahrer Denis der Einstieg vorn lieb ist

  1. 1) Ich benutze das PVS nie. Warum auch? Als Fahrgast habe ich davon keinen Vorteil. 2) Auch die Hochbahn hat davon Nachteile, denn der Einstieg dauert halt 1-2 Sekunden länger. Das mag zwar wenig klingen, aber bei 100 Fahrgästen sind das schon 1-2 Minuten über die Fahrt gerechnet – jede Fahrt.
    3) Vor vielen Jahren habe ich mal einen Bus gesehen (nicht in Hamburg) der hatte auf der Mitteltür draussen ein Einbahnstraßen-Einfahrt-Verboten-Schild (Verkehrszeichen 267) geklebt, und darunter klein ein Rolli und ein Kinderwagen (jeweils Symbole) frei. Da in Hamburg ja das Vorneeinsteigen auch vor ein paar Monaten überhaupt nicht mehr funtionierte (zur Ziet ist ja sowieso alles anders), denke ich das sowas hier vielleicht auch eingeführt werden sollte (wenn Coronavirus überstanden ist)
    4) Die Ausnahmenregelung für Linien 4/5/6 „zu den Stoßzeiten“ funktioniert auch nicht, u.a. auch weil sie zu kompliziert und nicht komunizierbar ist. Viel einfacher wäre z.B. eine Regelung das in Normalbussen vorne eingestiegen werden soll (und dann mit Zeichen 267 auf der Mitteltür), bei Gelenkbussen aber überall eingestiegen werden kann. Ich denke das wäre viel logischer und für Fahrgäste verständlicher. Ist über so was schon mal nachgedacht worden?

    1. Grundsätzlich gilt beim HVV der Einstieg vorne. Hierfür hängen in den Bussen auch Hinweisschilder aus, um das Bewusstsein dafür bei den Fahrgästen zu schaffen. Ich kann Ihren Vorschlag aber gerne einmal an unseren Busbetrieb weiterleiten.

    1. Grundsätzlich gilt beim HVV immer der Einstieg vorn. Ausgenommen davon sind lediglich die hoch frequentierten Linien 4,5 und 6 zu den Stoßzeiten. Momentan befinden wir uns allerdings in einer Ausnahmesituation, weshalb die vorderen Türen in Bussen geschlossen bleiben. Damit schützen wir unsere Busfahrerinnen und Busfahrer vor möglichen Infektionen mit dem Coronavirus, um den Betrieb so lange wie möglich aufrecht erhalten zu können.

  2. Wir haben mehrere HVV Jahresabonnements in der Familie und haben die PVS bisher nicht benutzt. Ich hätte verschiedene Fragen zu den PVS.
    1.) Bei dem Vorhalten vor das Gerät werden ja Daten gesammelt.
    2.) Was geschieht damit und werde ich nicht so zum gläsernen Fahrgast?
    3.) Wenn ich über die PVS auch Karten kaufen kann, kann ich dann auch Ergänzungskarten damit kaufen?
    4.) Wenn ja, wie soll das funktionieren, da diese Ergänzungskarten meiner Meinung nach unterschiedlich teuer sind, je nachdem wie weit meine Fahrt über meine Abogrenze hinaus geht?
    5.) Falls ich dort eine Karte kaufen würde, wird ja alles blockiert, d.h. beide vorderen Einstiege sind dann nicht nutzbar. In meinen Augen keine gute Idee. Wie ich auch die PVS insgesamt gesehen für keine gute Idee halte, da wie oben beschrieben, die Fahrkartenkontrolle doch nur effektiv durch den Prüfdienst erfolgen kann.

      1. Sehr geehrter Herr Levitan,
        schade, dass sie nur den Link geschickt haben. Antworten auf meine Fragen habe ich dort allerdings kaum gefunden. Aber was solls.
        Mit freundlichem Gruß

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