Klimabilanz U5

U5 übernimmt Klimaverantwortung – was heißt das?

Die Vorzüge der U5 kennen wir alle bereits. 180 000 Hamburgerinnen und Hamburger erhalten erstmals direkten Zugang zum Schnellbahnnetz. Hotspots wie das UKE, die Uni oder die Arenen werden direkt angebunden. In Folge können jährlich 105 Millionen km PKW-Fahrten durch den Umstieg auf die neue U-Bahn-Linie eingespart werden. Das Ganze gibt´s hier auch nochmal zum Nachlesen. Als erste vollautomatisch betriebene U-Bahn Hamburgs ist sie hochmodern und mit 100% Ökostrom zudem eines der umweltfreundlichsten Verkehrsmittel, das steht außer Frage. Die U5 wird also ein attraktives Mobilitätsangebot, das auch noch gut für Klima und Umwelt ist.

Klimaverantwortung U5
U5: Vollautomatisch, leistungsfähig und attraktiv

Aber wie sieht´s eigentlich beim Bau aus? Denn der verursacht tonnenweise Treibhausgasemissionen, zum Beispiel CO2. Es gibt Stimmen, die sagen, beim Bau der U5 entstünde so viel CO2, dass sie sich erst nach weit mehr als 100 Jahren nach Inbetriebnahme amortisiere. In anderen Worten: Nach dieser Berechnung müssten wir über 100 Jahre U5 fahren, um die Mengen an CO2 wieder auszugleichen, die beim Bau zunächst entstehen. Wir sehen zwar, dass die U-Bahnen in Hamburg länger als 100 Jahre fahren. Trotzdem würde das bedeuten, dass wir erstmal weitaus mehr CO2 in die Luft schleudern als wir in den nächsten Jahren wieder reinfahren können. Die Frage ist also: Wie viel CO2 wird beim Bau der U5 tatsächlich ausgestoßen und ist sie gesamthaft betrachtet dann überhaupt noch so klimafreundlich?

Geht Klimaverantwortung bereits beim Bau?

Die Expertinnen und Experten aus dem U5-Team haben sich das einmal angeschaut. Bei den Berechnungen wurde zum ersten Mal die gesamte Entstehungskette mit einberechnet und nicht nur der eigentliche Bau vor Ort. Heißt also: Selbst die Emissionen, die bereits bei der Herstellung von beispielsweise Zement und Stahl (und damit nicht in Hamburg) entstehen, wurden berücksichtigt. Das Ergebnis ist einigermaßen ernüchternd: 2,7 Millionen Tonnen CO2 würde die U5 vor Inbetriebnahme ausstoßen, wenn sie nach heutigem Standard (wir nennen das Szenario „do nothing“) gebaut würde.  

Dieses Ergebnis lässt sich natürlich nicht mit dem Ziel der U5 vereinen, einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele in Hamburg zu leisten. Für das U5-Team ist klar, dass etwas getan werden muss, um die CO2-Emissionen massiv zu reduzieren. Um das auch verbindlich zu machen, hat die HOCHBAHN die CO2-Emissionen bei Planung und Bau der U5 erstmalig zu einem wesentlichen Bewertungskriterium im Rahmen des Projekts gemacht.

Das bedeutet: Bislang spielten beispielsweise Faktoren wie Kosten und Zeit eine entscheidende Rolle. Es ist also maßgeblich, dass Projekte sowohl in einem festgelegten Zeit- als auch Kostenrahmen umgesetzt werden können. Dass die HOCHBAHN hier verlässlich ist, hat sie mit mehreren Projekten, wie beispielsweise dem Bau der U4 in die HafenCity oder der Kernsanierung der U3-Innenstadtstrecke bereits unter Beweis gestellt. Nun kommt eben noch der Faktor CO2 hinzu. Heißt: Ein Projekt wie die U5 wird planerisch und baulich so optimiert, dass die CO2-Emissionen dabei minimal sind.

Und genau damit haben die Ingenieurinnen und Ingenieure dann direkt begonnen. Im Rahmen der U5-Planung wurden beispielsweise Materialmengen eingespart, Bauweisen und -prozesse angepasst, Bodenmanagement und Transport nachhaltig organisiert und ausschließlich Ökostrom eingeplant, beispielsweise für den Betrieb der Tunnelbohrmaschine.

Das Henne-Ei-Prinzip

Das ist schön und gut. Aber die Planung allein reicht nicht aus. Der Bau selbst muss natürlich auch umweltschonend erfolgen, um die CO2-Emissionen zu minimieren. Neben dem Einsatz entsprechender Baumaschinen heißt das also beispielsweise, dass CO2-arme Baustoffe gekauft werden müssen. Das Problem: Die gab es in dieser Form noch nicht. Denn wo keine Nachfrage, da auch kein Angebot. Und solange es keine Angebote gibt, können Vorhabenträger damit auch nicht planen. Womit wir beim Henne-Ei-Prinzip sind.

Höchste Zeit, etwas zu ändern. Diesen Anspruch verfolgt die HOCHBAHN nicht zum ersten Mal. Auch beim Ausbau der E-Mobilität war das Verkehrsunternehmen durch die E-Bus-Beschaffungsinitiative wesentlicher Treiber für den Markt „serienreifer Batteriebusse“. Und als erstes Verkehrsunternehmen in Deutschland hat die HOCHBAHN Nachhaltigkeitskriterien für die Lieferketten festgelegt. Diese aktive Rolle nimmt die HOCHBAHN nun auch diesmal ein: Das U5-Team ist auf die Industrie zugegangen und in Austausch mit verschiedenen Baufirmen getreten. Und das mit Erfolg: Die U5 als größtes Verkehrsinfrastrukturprojekt in Deutschland hat eine ausreichend große Kraft, den technischen Fortschritt in der Industrie anzutreiben. Das Ziel: Aufträge werden nur noch an nachhaltig agierende Unternehmen vergeben und die Verwendung von umweltschonend hergestellten Baustoffen zur Pflicht.

Die klimafreundlichste U-Bahn der Welt

Und hier das bahnbrechende Ergebnis: Durch die Optimierung von Planung und Bau gemeinsam mit der Industrie schafft es das U5-Projekt, die CO2-Emissionen der U5 um ganze 70% zu reduzieren. Wir sprechen nun also nicht mehr von den konventionellen 2,7 Millionen Tonnen CO2, sondern von 850 000 Tonnen. Umgerechnet sind das 47 000 Tonnen pro Jahr. Zum Vergleich: 2020 hatte Hamburg im Verkehrssektor einen CO2 -Fußabdruck von insgesamt 3,76 Millionen Tonnen. Das bedeutet: Der durchschnittliche CO2 -Fußabdruck des U5-Baus pro Jahr macht gerade einmal 1,25% der Hamburger Verkehrsemissionen allein aus dem Jahr 2020 aus. Diese deutliche CO2 -Minimierung findet bei einem Bauprojekt dieser Größenordnung weltweit erstmalig statt.    

U5 übernimmt Klimaverantwortung
U5: Die klimafreundlichste U-Bahn der Welt

Das U5-Team arbeitet also auf Hochtouren, um bereits in der Planung und beim Bau der U5 so viel CO2 wie nur möglich einzusparen. Bis die U5 auf gesamter Strecke fertiggestellt ist und in Betrieb geht, dauert es noch ein paar Jahre. Bis dahin wird sich die Industrie kontinuierlich weiterentwickeln, sodass Materialien und Prozesse im Laufe der Bauzeit immer weiter optimiert werden. Um sicherzugehen, dass die Strategie auch funktioniert, haben zwei unabhängigen Gutachter der Universität Innsbruck sowie der Studiengesellschaft für Tunnel und Verkehrsanlagen (STUVA) sie bewertet. Mit einem sehr erfreulichen Ergebnis: Die U5 wird die bislang klimaschonendste U-Bahn Deutschlands, Europas und der Welt. Und zwar nicht erst ab Inbetriebnahme, sondern bereits beim ersten Spatenstich. Damit wird sie zum Leuchtturmprojekt für klimaschonenden Bau in Hamburg und sichert gleichzeitig die Mobilität unserer nächsten Generationen. 


Mehr Infos auch hier: https://www.schneller-durch-hamburg.de/u5-klimaschutzhamburg.de

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12 Kommentare zu: U5 übernimmt Klimaverantwortung – was heißt das?

  1. Nur eine nebensächliche Frage:
    Sie schreiben, „Die U5 als größtes Verkehrsinfrastrukturprojekt in Deutschland“.

    Der Fehmarnbelttunnel soll laut WELT „Nordeuropas größtes Verkehrsprojekt“ sein, und dann gibts ja noch Stuttgart21, die Stammstrecke in München usw…

    Ist die U5 im Vergleich zu diesen Projekten tatsächlich die Nr. 1?

      1. Genau! Endlich mal ein Verkehrsprojekt in Deutschland, dass annähernd mit anderen im europäischen Ausland mithalten kann. Nur die Bauzeit, wie immer viel zu lang! Kann man sich nicht ein Beispiel an der Kopenhagener Metro nehmen? In den letzten 20 Jahren mehr gebaut als in Hamburg für die nächsten 100 Jahre geplant 😉

      2. Wenn das nicht vergleichbar ist, dann lassen Sie doch den Superlativ weg. Vielleicht haben Sie zusätzlich auch das Wörtchen „derzeit“ vergessen. Denn selbstverständlich sind auch 24 km U-Bahn nicht einmalig, in Berlin und anderen Städten gab es größere U-Bahn-Projekte.

        Der Text lässt leider noch an anderen Stellen Logik vermissen, z. B.: „Hotspots wie das UKE, die Uni oder die Arenen werden direkt angebunden.“ – Warum „oder“? Ist man sich noch nicht sicher, was angebunden wird? (rhetorische Frage.)

  2. Interessant bleibt hier vor allem, wie sich das auf die Kosten auswirkt… In den Zeitungen wird teilweise von einem offiziellen Spatenstich am 30.09. gesprochen. Handelt es sich dabei um ein rein symbolisches Datum oder wird ab diesem Tag tatsächlich mit dem Tiefbau an den Haltestellen begonnen?

    1. Die ersten Bauvorbereitenden Maßnahmen für die U5 laufen seit letztem Herbst. Derzeit werden vor allem alle Leitungen rund um die künftigen Haltestellen verlegt, weil die im Weg sind. Im kommenden Jahr starten die ersten Arbeiten an der Sengelmannstraße und an den Baugruben der anderen Haltestellen. Wo was passiert können Sie im Baustellenkompass auf schneller-durch-hamburg.de am einfachsten nachvollziehen. Dieser wird laufend aktualisiert. Der Spatenstich selbst ist einen lang gehegte Tradition, in dessen Rahmen wir den offiziellen Baubeginn für die U5 feiern.

      1. Bitte „eine Tradition, in deren Rahmen…“ (Der Nebensatz bezieht sich auf „Tradition“, nicht auf Spatenstich. Und „Tradition“ ist feminin.)

  3. CO2 kann auch an anderer Stelle eingespart werden. Bei der U5 sollte mit dem vorhandenem Budget so viel wie möglich und so schnell wie möglich gebaut werden. Durch die intensivere und frühere Nutzung der U5 (und nicht erst 2035) kann sehr sehr viel CO2 eingespart werden.

  4. So weit so gut!
    Auf der Grafik steht „CO2 Abscheidung im Herstellungsprozess“
    Wurde auch geprüft ob der Einsatz von mit Graphen versetzten Beton möglich ist?
    Graphen erhöht die Zug- und Druckfestigkeit von Beton erheblich, so das weniger Zement gebrannt und transportiert werden muss.
    Ich weiß bisher nur von Anwendungen in Nordamerika, Australien und Afrika. Europa scheint da noch ein weißer Fleck zu sein…

    1. Das Thema CO2-Abscheidung ist ein Ergebnis aus dem Austausch mit der Industrie. Wie sich die Herstellungsprozesse dann wirklich verändern werden, wird sich zeigen. Dazu sind aber sicherlich die Hersteller-Firmen selbst die besseren Ansprechpartner. Ich kann Ihnen nicht beantworten, welche Optionen diese alle untersuchen bzw. bisher untersucht haben.

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