U1: Sechs Wochen Sperrung – wieso ist das nötig?

Hinweis: Der Infostand in der ursprünglichen Blogversion war eine fünfwöchige Sperrung der U1. Aktualisierung vom 2. Dezember 2024: Aufgrund von witterungsbedingten Verzögerungen wurde die Sperrung um eine Woche verlängert und die Haltestelle Sengelmannstraße bis einschließlich 19. Januar 2025 ohne Halt durchfahren. Alle Infos in diesem Beitrag habe ich auf den neuesten Stand gebracht.

Vermutlich habt ihr es schon gehört: Die U1 muss vom 4. November bis einschließlich 15. Dezember zwischen Ohlsdorf und Lattenkamp gesperrt werden. Die Haltestelle Sengelmannstraße wird danach noch bis einschließlich 19. Januar 2025 ohne Halt durchfahren. Das ist nervig, aber leider unvermeidlich. Den Grund dafür können U1-Fahrgäste täglich live beobachten: Der Umbau der Haltestelle Sengelmannstraße. Künftig wird hier nicht nur die U1, sondern auch die neue und vollautomatische U-Bahn-Linie U5 halten. Dafür wird aktuell ein zweiter Bahnsteig gebaut, der im kommenden Januar für die Fahrgäste der U1 eröffnet wird. Dafür müssen aber zunächst noch die Gleise der U1 an den neuen Bahnsteig gelegt werden. Eine Aufgabe, die leider unmöglich bei laufendem Betrieb verrichtet werden kann. Daher ist aktuell die sechswöchige U1-Sperrung notwendig. Nun aber nochmal im Detail.

Kleiner Exkurs: die U5 

Die U5 wird Hamburgs erste vollautomatische U-Bahn-Linie. Mit insgesamt 25 km Länge und 23 Haltestellen wird sie das Hamburger U-Bahn-Netz um rund 20 Prozent erweitern. Ein großer Mehrwert der neuen, hochmodernen U-Bahn-Linie liegt insbesondere in der Verknüpfung mit bestehenden Schnellbahnlinien in Hamburg und dadurch vielfältigen Umsteigemöglichkeiten. Entlang ihrer Strecke bindet sie also nicht nur Stadtteile und Arbeitsplätze an, sondern schafft auch Zugänge zu anderen U- und S-Bahn-Linien. Damit entstehen im gesamten Hamburger Schnellbahnnetz viele neue Verbindungen.

Die Sengelmannstraße ist die erste Haltestelle, an der ein solcher Umstieg künftig möglich wird: Mit der Anbindung der U5 an die Haltestelle Sengelmannstraße erfolgt die Verknüpfung zur Linie U1. Dies wird äußerst komfortabel, denn der Umstieg ist bahnsteiggleich. Heißt: Ich steige aus der U1 aus und gegenüber in die U5 ein – oder umgekehrt. Wir kennen das schon von der U1 und U3 an der Kellinghusenstraße. Das ist ebenso einfach wie effizient.

Die Visualsierung zeigt die künftige Doppelhaltestelle Sengelmannstraße.
Künftig: Bahnsteiggleicher Umstieg zwischen den Linien U1 und U5 an der Haltestelle Sengelmannstraße

Arbeiten im Endspurt 

Bevor es so weit ist, muss die U5 allerdings erst gebaut werden. An der Sengelmannstraße sind die Arbeiten besonders herausfordernd. Denn: Wo die U5 entsteht, soll die U1 gleichzeitig möglichst ungehindert fahren. Im Kontext einer sechswöchigen Sperrung klingt das vielleicht etwas schräg. Tatsächlich aber wird bereits seit rund zwei Jahren non-stop gebaut, während die U1-Züge täglich direkt am Baugeschehen entlangfahren. Und auch die Haltestelle selbst ist für Fahrgäste (bis auf wenige Ausnahmen eben) neben dem geschäftigen Treiben der Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter für den Ein- und Ausstieg geöffnet. Das soll ab dem 20. Januar auch wieder während des weiteren Bauverlaufs so bleiben.

Die Haltestelle Sengelmannstraße aus der Vogelperspektive
Hand in Hand: U5-Bau und U1-Betrieb

Um das möglich zu machen, haben die Planerinnen und Planer der U5 sowie die Kolleginnen und Kollegen aus dem U-Bahn-Betrieb der HOCHBAHN die Köpfe zusammengesteckt und folgendes Vorgehen festgelegt: Die beiden neuen Bahnsteige der Haltestelle werden nacheinander gebaut, sodass die Züge der U1 immer auf der jeweils anderen Seite fahren können. In den vergangenen Monaten wurde der nördliche Bahnsteig neu gebaut (dieser existiert übrigens bereits seit den 70er Jahren, kam aber nie zum Einsatz. Mehr dazu gibt´s hier zum Nachlesen). Währenddessen hielt die U1 weiterhin wie gewohnt am südlichen Bahnsteig. Jetzt steht ein Switch bevor: Die U1 zieht mit beiden Gleisen (sowohl stadteinwärts als auch stadtauswärts) an den nördlichen Teil der Haltestelle, wo der neue Bahnsteig im kommenden Januar eröffnet wird. Dann kann der Neubau des südlichen Bahnsteigs beginnen.

Die Voraussetzung für diesen „Umzug“ der U1 ist, die Gleise zu verlegen. Und das geht natürlich nicht bei laufendem Betrieb. Daher ist aktuell die sechswöchige Sperrung erforderlich. Kleiner Spoiler: Für den Endzustand wird die U1 Ende 2026 auf die äußeren beiden Gleise und die U5 auf die dazwischen befindlichen Gleise gelegt. Auch dafür muss der Betrieb zu gegebener Zeit nochmals unterbrochen werden.

  Die Grafik zeigt den Verlauf der U1 vor dem Baustart am 04. November.

Die Grafik zeigt den Verlauf der U1 im Zeitraum von Dezember 2024 bis Ende 2026.

Die Grafik zeigt den Verlauf der U1 und der U5 nach Abschluss der Bauarbeiten.

Wie schon gesagt: Sperrungen sind natürlich immer nervig. Im Verhältnis zur Gesamtzeit des Haltestellenumbaus sind die aktuellen Einschränkungen aber, wie ich finde, verkraftbar. Außerdem werden die Fahrgäste für ihre Geduld belohnt, indem sie im Anschluss an den Umbau weiterhin wie gewohnt auch während der U5-Arbeiten unterwegs sein können – und das auch noch an einer komplett neuen, modernen Haltestelle, die bereits einen ersten Vorgeschmack auf die neue U-Bahn-Linie U5 bietet. Und ab 2029 profitieren sie dann von einem bahnsteiggleichen Umstieg zwischen U1 und U5.

Mehr Infos zur Sperrung und dem Ersatzverkehr findet ihr auf hvv.de.

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9 Kommentare zu: U1: Sechs Wochen Sperrung – wieso ist das nötig?

  1. Als Anregung: ich würde mir wünschen, dass man die Chance der U5 nutzt einige bisherige Regeln und Standards im U-Bahn-Betrieb neu zu denken, damit sich alle ÖPNV-Nutzer wohler fühlen. Hierfür bietet sich gegebenenfalls auch eine Bürgerbeteiligung an. Damit Sie wissen was ich damit meine, hier mal ein paar Überlegungen, die ich hatte:

    – Verbot von Essen und Getränken in der U-Bahn. Gibt es in vielen anderen Städten weltweit und sorgt für sauberere Züge. Beispiel: Ja, es ist bequem für Erzieherinnen und Lehrer, wenn die Kinder ihr Frühstück in der Bahn zu sich nehmen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dabei Sitze vollgekrümelt und verschmiert werden, auf die sich andere Fahrgäste gerne setzen würden.
    – Rechts stehen, links gehen auf Rolltreppen. Eigentlich eine banale Regel, die viele aber verdrängen. Man könnte direkt beim Bau der U5 Hinweisschilder an den Rolltreppen installieren, damit alle Fahrgäste schnell an ihr Ziel kommen können.

    Ich kann mir vorstellen, dass es viele weitere Dinge gibt und wäre gespannt, wie sich andere Fahrgäste ein U-Bahn-System zum Wohlfühlen vorstellen!

    1. Moin Michael und danke für deine Ideen! Der Verzehr von Speisen und Getränken ist laut hvv Beförderungsbedingungen tatsächlich nicht erlaubt. Und in vielen Fahrzeugen gibt es auch immer wieder Hinweise, die daran erinnern, hier Rücksicht zu nehmen. Das mit den Fahrtreppen ist wohl eher eins der „ungeschriebenen Gesetze“ in Bus und Bahn 😊

      1. Moin Nora,

        so ändern sich die Zeiten, die Wahrnehmungen und das „kollektive Erinnerungsvermögen“.
        „Links gehen, rechts stehen“ (oder wars „Rechts stehen, links gehen“?) stand auch bei der Hochbahn noch bis weit in die 80er Jahre an vielen Fahrtreppenstufen an der Sichtseite (so, dass man den Merkspruch bei Aufwärtsfahrt an den Stufen sehen konnte).

    2. Tatsächlich können mehr Menschen in der gleichen Zeit auf einer Rolltreppe transportiert werden wenn niemand geht. Wenn alle auf der Rolltreppe stehen passen mehr drauf.

  2. Wird in der Sperrpause denn auch das geplante Kreuzungsbauwerk in Richtung der Haltestelle Ohlsdorf gebaut oder muss ich mich als Pendler auf eine weitere Sperrung dafür einstellen?

    1. Tatsächlich nutzt die HOCHBAHN die Sperrung, um auch am U1/U5-Kreuzungsbauwerk zu arbeiten. Und wenn die Gleise an der U Sengelmannstraße Ende Dezember erstmal neu verlegt sind, muss die U1 hier auch nicht nochmal gesperrt werden.

  3. Am 26. Sept. 2025 feiert die Haltestelle ihren 50. Geburtstag ! Allerdings glaube ich nicht, dass die U1 in Richtung Ohlsdorf dann am südlichen Bahnsteig halten wird. SCHADE. Oder ?

      1. Die HOCHBAHN wird wohl vor in Betriebnahme des südlichen Bahnsteiges erst das Überwerfungsbauwerk erstellen. Somit kann die HHA ungehindert die Tröge für die U5 und die Gleise zur Abstell- und Unterhaltungsanlage bauen.

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