Seit zwei Wochen ist sie nun schon abschnittsweise gesperrt: die schönste U-Bahn-Linie der Welt, das historische Goldstück Hamburgs – unsere U3. Für einige gibt es nun den ersten Grund zur Freude: zwischen Mundsburg und Berliner Tor fährt die U-Bahn ab heute wieder so, als wäre nichts gewesen. Andere müssen weiter durchhalten, denn zwischen Mundsburg und Wandsbek-Gartenstadt wird weiterhin gearbeitet:
„Was machen die da eigentlich?“ und „Warum dauert das so lange?“ sind Fragen, die wir uns sicher häufiger stellen. Ich meine, wie oft fährt man mit dem Auto an Baustellen vorbei und wundert sich, warum dort gerade keiner ist?! Auch bei der U3 Sperrung auf den Gleisen bekommt man selten jemanden zu Gesicht, das heißt aber noch lange nicht, dass nicht gearbeitet wird. Um euch das zu zeigen, habe ich mich auf den Weg gemacht und mir das Ganze vor Ort angeguckt – live und in Farbe.
Zu Fuß auf den Schienen der U3
Die Chance, eine spannende Abwechslung vom Büroalltag zu bekommen und das Ganze mal von einer anderen Perspektive aus zu betrachten, habe ich genutzt und mich auf den Weg zur Haltestelle Dehnhaide gemacht – hier startete mein Rundgang. In Dehnhaide wird momentan an einigen Dingen gearbeitet: die Holzverkleidung der Decke wird repariert, der Bodenbelag teilweise abgetragen und ersetzt und viele andere Kleinigkeiten werden erledigt – es gibt viel zu tun!
Weiter ging es auf den Gleisen in Richtung Barmbek. Da an mehreren Stellen der Strecke neben Schwellen und Schotter auch einige abgetragene Schienen ausgetauscht werden müssen, war auch hier viel los: Schweißen, Hämmern, Schleifen – das volle Programm. Glücklicherweise konnte ich so einen Vorgang live mitverfolgen:
Wie dieses sogenannte Thermitschweißen funktioniert und dass es komplizierter ist, als es aussieht, könnt ihr übrigens in einem früheren Blogbeitrag hier nachlesen.
Facelifting der etwas anderen Art gibt es an den Brücken: Da 100 Jahre selbst an diesen nicht spurlos vorbeigehen, haben wir auch hier viel zu tun. In Richtung Barmbek muss in einem komplizierten Verfahren beispielsweise der Korrosionsschutz ausgebessert oder verwitterte Mauerwerkssteine durch eine moderne Spritzbetonschale ersetzt werden.
Nun ging es für mich zurück in Richtung Hamburger Straße – Auch hier wurde an der Erneuerung der Schienen gearbeitet: Kaum vorstellbar, dass das im laufenden Betrieb gehen soll.
Angekommen in Mundsburg konnte ich miterleben, wie die alten Schwellen, welche ebenfalls schon viele Jahre auf dem Buckel haben, ausgebaut und erneuert wurden. Gepaart mit neuem Schotter und neuen Schienen macht die Strecke nicht nur optisch was her, sondern wird auch reif gemacht für die Zukunft. Im vorher <-> nachher Vergleich lässt sich leicht erahnen, wie nötig diese Erneuerung war:
Übrigens: Während der gesamten Bauarbeiten werden auf einer Länge von 2.470m Strecke Fahrschienen und auf einer Länge von 1.340m Schwellen ausgetauscht. Dabei haben die neuen Schienen jeweils ein Gewicht von ca. 50kg/m und pro Schwelle kommen ca. 150kg auf die Waage – ein echtes Kräftemessen also!
Wie geht es nun auf der Strecke weiter?
Irgendwie klar, dass hier gerade nichts fahren kann: Gleise werden ausgetauscht, Haltestellen umgebaut und Brücken instandgesetzt. Ab heute ist bis zum 27. August die Strecke von Mundsburg bis Wandsbek-Gartenstadt, ab 23. August bis 27. August sowie ab 28. August bis zum 7. September – hier jedoch nur nachts – die Strecke zwischen Barmbek und Kellinghusenstraße gesperrt. Für nähere Infos zu den Sperrungen klickt einfach hier.
Ab dem 8. September haben die Sperrungen dann nach insgesamt 8 Wochen ein Ende und wir fahren so wie gewohnt und sind dabei noch fit für die Zukunft!
Aber auch bei all den Einschränkungen: Lieber verzichten wir doch für nur 2 Monate, als für immer auf eine funktionierende U-Bahn, oder?
Aufatmen. Für den ÖPNV-Nutzer!
Denn der SEV vom Berliner Tor nach Barmbek war echt schlampig geplant.
Es fing damit an, dass die Baustellen im Bereich Hamburger Straße stadteinwärts enorm verzögert haben, sodass nur annähernd ein 10-Minuten-Takt auf einer Strecke geboten wurde, die eigentlich im 4-Minuten Takt bedient wird. Merkte man natürlich an den vielen Fahrgästen im Bus. Entweder hat sich die Hochbahn bei ihrer Baustellenplanung nicht mit der Verkehrsbehörde abgestimmt oder die Baustelle an der Hamburger Straße gnadenlos unterschätzt.
Dann passierte es mindestens zweimal auf meiner Fahrt, dass vom Berliner Tor nach Barmbek die Busampel zum Wenden an der Burgstraße kein Signal vom Bus empfing und daher der Bus für über 20 Minuten nicht weiterfahren konnte.
Die U1-Ersatz-Haltestellen Burgstraße und Wartenau waren den Busfahrern ebenfalls unbekannt, da sie Fahrgästen, die vom Berliner Tor zur Lübecker Straße (da befindet sich ein Krankenhaus) wollten, diese Umstiegsmöglichkeit auch auf Nachfrage nicht nennen konnten. Oder wollten.
Dann wurde in den Bahnen bei der Einfahrt zum Berliner Tor (U2 in Richtung Billstedt) und U1 Richtung Ohlstedt bei Einfahrt Lübecker Straße nicht auf den U3-SEV hingewiesen. Bei der U1 wurde in der Lübecker Straße sogar noch der Umstieg auf die U3 erwähnt, obwohl diese dort nicht fuhr und die Haltestelle auch nicht vom SEV angefahren wurde. Und dort, wo es denn mal Ansagen zum SEV gegeben hat hieß es lapidar, die Busse halten vor der Haltestelle. Barmbek hat aber eine Nord- und Südseite für den Busverkehr, Berliner Tor hat auch sehr viele Ausgänge. Diese Ansage war also viel zu unpräzise.
Ein weiteres Ärgernis waren dann die Ersatzhaltestellen Wartenau, Uhlandstraße und Mundsburg, jeweils Richtung Barmbek. Bei der Ersatzhaltestelle Wartenau musste der Bus auf einem wichtigen Rechtsabbieger vor einer Kreuzung halten, obwohl direkt hinter der Kreuzung eine Busbucht für die Linie 25 vorhanden ist. Warum wurde diese nicht auch für den SEV genutzt? Der SEV-Bus musste nunmehr einen Rechtsabbieger blockieren und sich von dort wieder auf die Geradeausspur rüber drängeln. Bei den Haltestellen Uhlandstraße und Wartenau waren die Haltepositionen so gewählt, dass die 3. Tür beim Gelenkbus direkt in einem Blumenbeet stoppte, sehr zur Freude einer jungen Mutter mit Kinderwagen. Ob so auch Rollstuhlfahrer beinträchtigt wurde, bei denen man die Rampe rausklappen müsste habe ich jedoch nicht mitbekommen. Man könnte meinen die Hochbahn wisse nicht wie lang ihre Busse sind.
Sorry Hochbahn, das könnt ihr besser!
Puh, da haben Sie aber viele Punkte, mit denen Sie der Ersatzverkehr nicht zufrieden stellen konnte. Ich habe mir erlaubt, diese an unsere Beschwerdeabteilung und die KollegInnen aus dem Betrieb weiterzuleiten.
Nur so viel – auch von mir als Nutzer dieses U3-Ersatzverkehrs – zu ihren Punkten. Ja, die Baustelle vor der Meile hat Zeit gekostet und kostet noch Zeit. Hier stimmen wir uns natürlich mit den entsprechenden Stellen ab. Ich kann mir vorstellen, dass auch hier die verkehrsärmere Zeit der Sommerferien genutzt wird und dann überschneiden sich beide Baumaßnahmen leider. Klar hat es im Verkehr länger gedauert als normalerweise mit der U3, das ist meines Erachtens aber auch klar, wenn vom geschlossenen System U-Bahn auf das anfälligere System Bus gewechselt werden muss. Zum Vorfall an der Burgstraße kann ich nichts sagen, empfehle Ihnen aber, in solchen Fällen einerseits direkt den Fahrer/die Fahrerin anzusprechen oder aber direkt unter der Beschwerdehotline Bescheid zu geben, damit wir das Problem direkt lösen können. Unsere Ersatzverkehrfahrer sind im Vorfeld alle informiert worden, wie der Verlauf der Strecke ist und auch, wo es Umstiege zur U-Bahn gibt. Auch hier gerne direkt eine detaillierte Info geben, damit wir nachbessern können, wenn es da Schwächen gibt. In den Zügen mussten wir in der Tat nachbessern. Hier wurde nach der regulären Ansage an der Lübeckerstraße (die eine vorgefertigte Ansage ist) ein extra-Text eingesprochen, der auf die fehlende Möglichkeit zum Umstieg in die U3 und den Ersatzverkehr Wartenau hingewiesen hat. Ich persönlich fand die Ausschilderung des Ersatzverkehrs immer recht einfach zu finden, habe aber zugegeben auch nicht jede Haltestelle gecheckt 😉
Den Hinweis zu den Ersatzhaltestellen habe ich weiter gegeben, das ist in der Tat auch mir aufgefallen.
Auf Facebook wurde gepostet „Viele von Euch fragen sich sicherlich was wir dort eigentlich alles gemacht haben?“.
Ich frage mich hingegen warum auf der Startseite von Hochbahn.de immer noch der Sperrabschnitt Rathaus Barmbek verlinkt ist. Und nicht etwa der Abschnitt Mundsburg Wandsbek Gartenstadt. Immerhin ist dieses Teilstück seit einem halben Tag an der Reihe.
Noch trauriger ist, dass in der U1 noch Ansagen laufen, dass die U3 zwischen Berliner Tor Barmbek gesperrt ist. (Das ist ja schon seit Freitag falsch).
Es ist schön das sie so ausführlich hier Informieren, aber „auf der Straße“ bzw. im Zug hilft das wenig. Besonders nicht Pendlern/Touristen die sich nicht vorab im Internet informiert haben.
Sorry für die späte Antwort (Urlaub). Ich kann mir vorstellen, dass es da am ersten Tag der Änderung ganz einfach nicht schnell genug ging. Sagen Sie gerne Bescheid, sollte da immer noch was falsch sein. Wir informieren natürlich nicht nur hier, sondern auch in den Fahrzeugen und auf den Haltestellen. In der Regel läuft das synchron.