Gibt es bei der HOCHBAHN marode Brücken?

Den Eindruck bekommt, wer die Hamburger Morgenpost am vergangenen Sonnabend mit ihrem Titel sieht. Darauf zu sehen: Das U-Bahn-Viadukt am Rödingsmarkt zusammen mit dem „Warnhinweis“ Achtung, diese Brücken sind marode.

Erst einmal ist nachvollziehbar, dass das Thema nach dem Einsturz der Autobahnbrücke in Genua in aller Munde ist. Und auch, dass die Mopo nachfragt, wie sicher denn Hamburgs Brücken sind.

Dass auch nach unseren U-Bahn-Brücken (immerhin 481 Stück) gefragt wird, überrascht uns da nicht. Schon aber, dass unser Viadukt am Rödingsmarkt für den Titel her halten muss.

Was ist also dran an dieser Headline? Ist die U-Bahn-Brücke am Ende wirklich gefährdet?

Ich habe für Euch nachgefragt.


Langfristige Überwachung und Planung von Sanierungen

Das Wichtigste zuerst: Die HOCHBAHN nimmt das Thema Instandhaltung insgesamt sehr ernst. Und auch die Instandhaltung der vielen Brücken spielt eine wichtige Rolle. Eigentlich klar, wo doch auf ihnen jeden Tag nahezu ununterbrochen U-Bahnen fahren.

Seit Mitte der 1990er Jahre verfolgt die HOCHBAHN dafür eine langfristige Instandhaltungsstrategie bei allen Bauwerken. Heißt, es gibt in dieser Strategie ein sehr klares Raster über den Zustand aller Brückenbauwerke. Vereinfacht gesprochen wissen die Kollegen also zu jeder Zeit, wie es um welche Brücke bestellt ist. Dafür werden sie sogar persönlich angesehen und regelmäßig überprüft. Sollte etwas auffällig sein, wird direkt reagiert und z.B. auch repariert (wie z.B. hier vor einigen Jahren auf der U1).

Dazu gibt es einen klaren Zeitplan, wann welche Brücke z.B. altersbedingt saniert werden muss und wann genau die Maßnahme dafür stattfinden kann. Schließlich müssen Brücken manchmal sogar komplett ausgetauscht werden, wenn sie ihre Lebensdauer erreicht haben. Da die Sperrungen dafür dann meist umfangreicher sein müssen, will sowas ja eben auch langfristig und gut geplant und koordiniert sein.

Für die Brücke am Rödingsmarkt heißt das konkret, dass sie laut Plan Anfang der 2020er Jahre saniert wird. Dann wird die Sanierung nämlich in eine Baumaßnahme integriert, die ohnehin auf dem Abschnitt geplant ist (wir erinnern uns, immer alles im Sinne von uns Fahrgästen). Sie könnte so sogar ohne Risiko noch fünf Jahre länger halten – von marode kann also keine Rede sein.

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10 Kommentare zu: Gibt es bei der HOCHBAHN marode Brücken?

  1. Hallo, ich habe zum Thema Brücken eine Frage, die etwas anders gelagert ist. Man liest ja immer wieder, dass einige Buslinien in Hamburg stark frequentiert sind. Insbesondere die Linie 5, aber auch andere.

    Gleichzeitig wird auf Nachfrage zum Thema Doppelstockbus immer schnell mit dem Argument abgebügelt, dies sei in Hamburg nicht machbar, weil die Brücken zu niedrig sein.
    Nun ist die Standardhöhe eines gängigen Doppeldecker-Modells 4m. In Hamburg gibt es nur etwa 10 Brücken, die diese Höhe nicht erreichen, die Hälfte davon entlang der Linie S1 westlich von Bahrenfeld. Die Linie 5 ist davon z.B. gar nicht betroffen.

    Das Argument erscheint mir daher nicht sonderlich stichhaltig. Sicherlich gibt es auch in London eine Hand voll Brücken, unter denen die zahlreichen Doppeldecker nicht fahren können.

    Es würde mich freuen, zu diesem Thema eine Info aus der Planung zu erhalten. Im Vergleich mit den Herausforderungen eines Doppelgelenkbusses kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass nicht auch Doppeldecker in den Betrieb integriert werden könnten, wenn man will.

    1. Das Problem mit den Hamburger Brücken ist eigentlich gar nicht die Höhe, sondern das erlaubte Höchstgewicht pro Achse. Kurz: Ein Doppeldeckerbus würde diese Höchstgewicht überschreiten und nicht auf vielen Hamburger Brücken fahren dürfen. Unterführungen dagegen wären oft zu niedrig für die doppelten Busse. Der Doppeldeckerbus wäre außerdem zu hoch für die Busanlagen, Busbetriebshöfe und Werkstätten. Dazu kommt, dass wir in Zukunft nur noch emissionsfreie Busse anschaffen wollen. Und der Großteil der Technik dieser Busse ist auf dem Dach angebracht. Der Doppeldeckerbus (der ja auch emissionsfrei sein müsste),würde also noch höher.

  2. Einerseits ist es sicherlich zu begrüßen, dass die Presse auf marode Brücken aufmerksam macht – die jedoch bestimmt nicht bei der Hochbahn zu finden sind – andererseits sind nach Genua ja sowieso alle (Behörden etc) aufgeschreckt und es werden bestimmt viele Brücken geprüft und getestet. So ein Artikel (ich habe ihn leider nicht gelesen) hätte vielleicht schon früher mal ohne „akuten Anlass“ verfasst werden sollen. Aber die Sicherheit vernachlässigen aufgrund von Geldmangel (oder auch Korruption) ist in D wohl nicht sooo ein brennendes Thema – hoffe ich jedenfalls … Wenn der Aufmacher in der MoPo „Alle Brücken in HH sind sicher“ wäre, wäre dies für die Verkaufszahlen einer Zeitung wohl weniger einträglich.
    Ich glaube, die Hochbahn macht hier einen sehr guten Job, das komplette Erneuern der Viadukte kommt ja oft vor, da fühlt man sich doch in guten Händen – natürlich trifft so eine Erneuerung immer die Fahrgäste, aber „wat mutt, dat mutt“ nunmal !

  3. Sollte wirklich die Brücke über die Willy-Brandt-Str. gemeint sein, wie auf dem Foto zu sehen? Die wurde doch erst vor einigen Jahren erneuert. Sicher ist wohl die komplizierte Brücke über dem Graskeller gemeint, die dann in der Kurve ins Mönckefleet absinkt. Das wird bestimmt eine „harte Nuss“.
    Welche weiter Maßnahme ist auf dem Streckenabschnitt denn außerdem für die Sperrung geplant? (Das interessiert mich, da ich täglich die U3 in diesem Abschnitt nutze. Mit S-Bahn und Umstieg Sternschanze gibt es glücklicher Weise für diesen Zeitraum eine Fahrtalternative.)
    Wird auch noch das alte Viadukt an der Hafenkante (Baumwall – Landungsbrücken) ersetzt?

    1. Das Viadukt am Hafen wurde ja erst vor ein paar Jahren komplett ausgetauscht. Ich erinnere mich da an sehr eindrucksvolle Bilder 😉 Zu den weiteren Maßnahmen kann ich Ihnen noch nichts sagen. Die geben wir aber natürlich rechtzeitig bekannt, vor allem dann, wenn dafür eine Strecke gesperrt werden muss. Schauen Sie dafür gerne auch regelmäßig auf hochbahn.de unter aktuelle Fahrplanänderungen, auf Twitter oder abonnieren Sie sich die Meldungen für „Ihre“ U-Bahn-Linie auf WhatsApp. Dann geht Ihnen da auf jeden Fall nichts durch!

      1. Hallo Frau Gängrich,

        ich meinte den Viaduktabschnitt westlich vom Baumwall bis zum Tunnelmund an den Landungsbrücken. Der ist meiner Meinung noch Originalsubstanz von 1912. Erneuert wurde 2010/11 doch der Abschnitt zwischen Rödingsmarkt und Baumwall mit der Binnenhafenbrücke.

  4. Bei der MoPo weis man es ja, dass dort fast nur noch Honorar-Reporter beschäftigt sind, die auf „Teufel komm raus“ schreiben müssen um Geld zu verdienen. Der Wahrheitsgehalt ist bei denen schon lange kein Maßstab mehr. Und man bekommt den Eindruck, dass die sich nur noch mit Sex-Kontaktanzeigen über Wasser halten.

    1. Nana, pauschale Aussagen bringen uns auch nicht weiter. Ich finde, die Presse macht einen guten Job. Uns geht es gar nicht um eine Medienschelte, sondern darum, das Thema einzuordnen – auch mit Blick auf die Kolleginnen und Kollegen, die dafür sorgen, dass wir eine überzeugende Instandhaltungsstrategie umsetzen.

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