Hochbahn-Bus an der Haltestelle Burgstraße

Grüner geht immer: Warum Haltestellen und Dächer auf einmal blühen 

Aktualisiert am 21.5.2024

Mehrspurige Straßen, Parkplätze, immer neue Wohn oder Bürogebäude  – wenn ich mich in Hamburg umschaue, kann ich mir leicht ausmalen, wie schwer Insekten es hier haben müssen. Tatsächlich täuscht dieser Eindruck nicht: Eine Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften belegt den eindeutigen Zusammenhang einer schwindenden Artenvielfalt mit zunehmender Verstädterung. Neben der Luft- und Lichtverschmutzung leiden Insekten vor allem auch unter der Versiegelung von Grünflächen – allen voran Wildbienen und Schmetterlinge. 

Die gute Nachricht: Hamburg tut etwas dagegen. Im Vertrag für Hamburgs Stadtgrün setzt die Stadt verbindliche Ziele zum Erhalt des Grünanteils und zur Begrünung von Gebäuden. Und als Vertragspartnerin und zudem Klimapartnerin der Freien und Hansestadt Hamburgs nehmen natürlich auch wir die Spaten in die Hand! Vorhang auf für: Unsere Blühprojekte an Haltestellen und auf Dächern! 

Fahrgast- und Insektenfreundlich: Blühende Haltestellen

Da sind zum einen die Blühwiesen, die wir vor etwa drei Jahren gemeinsam mit dem hvv und der Deutschen Wildtier Stiftung angelegt haben. Dafür wurden bisher brachliegende Flächen an verschiedenen Haltestellen unter fachlicher Anleitung wildbienenfreundlich umgestaltet:

Vergangenes Jahr zogen Biolog*innen dann eine erfreuliche Bilanz: Insgesamt 115 Wildbienen- und Wespenarten konnten an den Blühwiesen gezählt werden. Darunter zur Freude aller sogar eine in Hamburg bisher nie nachgewiesene Grabwespenart. Ein echter Erfolg für das Team und ein Ansporn zugleich, weitere Blühflächen zu schaffen!

Und auch eine Etage höher blüht es: 2021 begrünten die Firma Wall und die Deutsche Wildtier Stiftung in einem Pilotprojekt erstmals zwei Fahrgastunterständen an der Osterstraße und der Stadthausbrücke mit Nährpflanzen für Bienen und andere Bestäuber. Was wenig später selbst die Expert*innen überraschte: Auch hier, auf gerade einmal 5 qm Fläche je Haltestelle, wurden 50 verschiedene Wildbienenarten entdeckt. Das zeigt, dass es für die Biodiversität gar nicht so sehr auf die Größe der Flächen ankommt, sondern dass es sie – gerade in hochverdichteten Bereichen wie der Innenstadt – überhaupt gibt. Denn Insekten können die Flächen als “Trittstein” – evtl. mit Zwischenlandung auf dem nächsten Balkon – zu nahegelegenen Parks oder Gärten nutzen.

Kurz: Das Projekt läuft gut. So gut, dass Wall vor einigen Wochen fünf weitere begrünte Fahrgastunterstände aufbaute – an den Haltestellen Hamburg Mitte, U HafenCity Universität, Sandberg, Hamburg Messe (Eingang Mitte) und Saseler Markt.

 

 

 

Es geht auch vertikal: Fassadenbegrünung an der U Kiwittsmoor

Kommen wir zu einem neuen Ansatz an der U Kiwittsmoor. Hier wurde neben dem Haltestellendach auch die Außenfassade begrünt. Dafür wurden eine 75 qm große Konstruktion an der Außenwand mit Stauden bepflanzt, die zu verschiedenen Jahreszeiten blühen werden:

Im Vergleich zu den begrünten Haltestellen und Blühwiesen, die sich nach dem Pflanzen weitgehend selbst regulieren, ist die Pflege beim “Vertical Gardening” etwas komplizierter: Ein System misst aus der Ferne automatsch den Pflegebedarf der Pflanzen und versorgt sie je nach Bedarf mit Wasser und Dünger. Wie gut das klappt, wird in den nächsten drei Jahren evaluiert, und je nach Ergebnis geschaut, ob sich das Konzept auch für weitere Gebäude eignet.

Beim neuen Werkstattgebäude am Rübenkamp, dessen Bau 2024 beginnen soll, ist eine Fassadenbegrünung allerdings von vornherein mit eingeplant: 

Foto des Autohauses

Vorher stand hier eine Autowerkstatt. Einziger Unterschlupf für Insekten: Eine alte Eiche,   

Die Visualisierung des neuen Gebäudekomplexes.
… die nun auch in den Gebäudekomplex integriert wird! Zusätzlich ist eine Begrünung des Verbindungsgangs zwischen den beiden Bauten (also im Bild hinter der Eiche) geplant.

Die blühenden Dächer unserer Betriebsgebäude

So richtig grün wird’s auf den Dächern unserer Busbetriebshöfe und Werkstätten. Hier ist richtig Platz und so neben heimischen Kräutern und Stauden auch die Bepflanzung mit Gehölzen möglich:

Die Dachbegrünung hat mit Blick auf den Klimawandel noch einige zusätzliche Vorteile: Sie kann zu einer verbesserten Wärmedämmung im Winter und zum Hitzeabschirmung im Sommer beitragen und damit Energie einsparen. Außerdem sorgt sie z.B. bei Starkregen dafür, dass Niederschlag langsamer abfließt und entlastet so die Kanalisation.

Bei künftigen Bauprojekten wie z.B. dem neuen ZOB Harburg, dem ZUSAMMENHUB und dem künftigen E-Bus-Betriebshof Meiendorf werden Gründächer daher direkt mit eingeplant. Hier dann übrigens konsequent auch in Kombination mit Photovoltaikanlagen!

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7 Kommentare zu: Grüner geht immer: Warum Haltestellen und Dächer auf einmal blühen 

  1. Moin,
    Gute Idee um das Regenwasser nicht einfach in die Kanalisation abfließen zu lassen.
    Ich hätte weitere Vorschläge wo man etwas größere Flächen anlegen könnte.
    An der neuen Haltestelle Horner Rennbahn wo eine Stahlkonstruktion für den Übergang zwischen dem alten und neuen Bahnsteig gebaut wurde (HASPA Seite), Schlump, Hammer Kirche oder Rauhes Haus. Das wären doch auch ideale Flächen. Besser als die aufwärmenden Teerdächer

    1. Moin Timo! Das Team schaut natürlich, welche weiteren Flächen sich für eine Bepflanzung eignen. Und auch deine Ideen gebe ich ihnen gerne weiter, denn wie gesagt: Grüner geht immer 😊🌼

  2. Moin,
    wie wäre es auch die Bahndämme mit Wildblumen zu begrünen. Das gäbe schöne Blumenwiesen und viele Unterschlupfmöglichkeiten für Insekten und kleine Reptilien.
    Mit freundlichen Grüßen
    I. Grewe

  3. Ihr schreibt in dem Artikel, dass bisher nur zwei Haltestellendächer begrünt wurden.
    Wie geht es denn damit weiter – wieviele begrünte Dächer sind geplant?
    WIe läuft es dort mit der Bewässerung? Ist das Regenwasser ausreichend oder werden die Dächer bewässert?

    1. Die Firma Wall plant, noch diesen Herbst mit der Begrünung von 5 weiteren Fahrgastunterständen zu beginnen.

      Und das mit der Wasserversorgung funktioniert so: Auf den Fahrgastunterständen ist eine Dachwanne mit 400 Litern Pflanzsubstrat angebracht, das Regenwasser für Trockenphasen speichert. So entsteht kein weiterer Aufwand – maximal pflegeleicht also 😊

  4. Das ist eine wundervolle Idee, insbesondere für die Gegenden der Innenstädte wo schon viel Licht ist. Für Haltestellen, die außerhalb sind, wären aber doch Solaranlagen auf den Dächern eine gute Idee, die über eine Batterie die Haltestellenbeleuchtung, wenn es dunkel ist, versorgen könnten, oder was meint ihr? 🙂

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