U3 in der Innenstadt für 14 Monate gesperrt – muss das wirklich so lange sein?

Es ist bereits seit Langem angekündigt, nun folgen Taten: Hamburgs älteste U-Bahn-Linie U3 wird für die nächsten 100 Jahre fit gemacht – und muss dafür zwischen Hauptbahnhof Süd und Baumwall für 14 Monate gesperrt werden.

Dass Instandsetzungsarbeiten grundsätzlich immer mal wieder notwendig sind, damit die U3 auch künftig ihren Job sicher und verlässlich machen kann, ist, denke ich, allen klar. Aber wieso so lange? Müssen es wirklich 14 Monate sein? Was wird denn alles gemacht, um dafür 14 Monate zu benötigen? Um diese Fragen zu klären, schaue ich mir die anstehenden Bauarbeiten einmal detailliert an.

Kernstück: U-Bahn-Trog am Mönkedammfleet

Es handelt sich um die wohl markanteste Stelle im gesamten Hamburger U-Bahn-Netz: Auf dem Streckenabschnitt zwischen den U3-Haltestellen Rathaus und Rödingsmarkt wird die U3 aus dem Untergrund kommend über eine Rampe mit bis zu 5 Prozent Steigung in einer sehr engen Kurve auf das Viadukt am Rödingsmarkt geführt.

U3-Sanierung am Mönckedammfleet
U-Bahn-Trog am Mönckedammfleet

Dieser Tunneltrog muss nun durch einen kompletten Neubau ersetzt werden. Wieso? Da der Trog im Wasser liegt, weist er nach 100 Jahren Nutzung deutliche Erosionserscheinungen auf, die im Wasser stehenden Eichpfähle sind an vielen Stellen deutlich angegriffen. Die Trogwände sind erodiert und können die Rampe langfristig entsprechend nicht mehr stabil tragen.

Hierfür notwendige Baumaßnahmen

Um den jetzigen Trog gesichert abbrechen und durch einen Neubau ersetzen zu können, muss zunächst einmal das Fleet trockengelegt werden. Hierzu wird seit Oktober 2020 ein sogenannter Fangedamm gebaut und der Wasserstand abgesenkt. Der Damm besteht aus überdimensionalen Big Bags, die mit Sand befüllt sind und über die gesamte Breite des Fleets verteilt wurden.

Mönckedammfleet
Überdimensionale Big Bags, befüllt mit Sand, bilden zur Trockenlegung des Fleets einen Fangedamm

Für den Neubau des Trogs werden ca. 100 Stahl-Mikropfähle zwischen die bestehenden Holzpfähle eingebaut. Die Trogsohle wird aus Beton neu gegossen und mit den neuen Pfählen verbunden.

Bereits seit 2016 werden die Sanierungsarbeiten intensiv von der HOCHBAHN geplant und geprüft. Diese umfangreiche Vorplanungszeit hat zum Ergebnis, dass die Erneuerung des U-Bahn-Trogs mit weiteren Sanierungsarbeiten auf der historischen U-Bahn-Strecke in der Innenstadt gebündelt werden kann.  

Barrierefreier Ausbau:

Im Zuge der Sperrung werden die U-Bahn-Haltestellen Mönckebergstraße und Rathaus barrierefrei ausgebaut. Bedeutet: Beide Haltestellen erhalten jeweils zwei Aufzüge , die Bahnsteige werden erhöht und erhalten ein taktiles Leitsystem.

BfrA Rathaus
Barrierefreier Ausbau am Rathaus

Die Haltestelle an der Mönckebergstraße erhält außerdem einen zweiten Zugang, um die Sicherheit durch einen zusätzlichen Fluchtweg zu erhöhen. Positiver Nebeneffekt dabei: Der östliche Teil der Mönckebergstraße wird besser erschlossen und der Hauptbahnhof entsprechend entlastet. Im Jahr 2022 sind dann alle U-Bahn-Haltestellen im zentralen Innenstadtbereich (ebenso Jungfernstieg und Steinstraße) barrierefrei und ermöglichen damit für alle einen einfachen und bequemen Zugang zum ÖPNV.

BfrA Mönckebergstraße
Die künftigen Aufzüge an der U-Bahn-Haltestelle Mönckebergstraße

Weitere Sanierungsarbeiten

Um die U3 innerhalb der nächsten Jahre nicht ein weiteres Mal für erforderliche Sanierungsarbeiten sperren zu müssen, werden ebenso weitere Instandsetzungen im Windschatten der nun anstehenden 14-monatigen Sperrung durchgeführt. Beispielsweise wird der Tunnel auf dem Abschnitt zwischen Mönckebergstraße und Adolphsplatz saniert und abgedichtet, um einen dauerhaften Schutz gegen Feuchtigkeit zu gewährleisten. Auch die Haltestelle Rödingsmarkt sowie die Viaduktstrecke werden instandgesetzt und damit für die nächsten Jahre funktionstüchtig gemacht.

Sanierungsarbeiten schön und gut. Aber welche alternativen Fahrwege habe ich in der Zwischenzeit?

Im Vorfeld des Sanierungsprojektes hat die HOCHBAHN durch den Einbau von zusätzlichen Weichen zwischen Hauptbahnhof und Mönckebergstraße bzw. Baumwall und Rödingsmarkt sichergestellt, dass alle Fahrgäste aus dem Osten kommend in jedem Fall bis zum Knotenpunkt Hauptbahnhof und aus dem Westen bis zum Knotenpunkt Landungsbrücken fahren und von hier auf andere Linien umsteigen können. In der Vergangenheit konnte die U3 bei einer Sperrung in der Innenstadt nur bis zum Berliner Tor bzw. St. Pauli fahren.

Zusammengefasst gibt es zwei Möglichkeiten:

Wer die U3-Innenstadtstrecke bislang zur Durchfahrt genutzt hat, um auf die jeweils andere Seite zu kommen, kann an den Haltestellen Hauptbahnhof bzw. Landungsbrücken künftig in die S-Bahnen umsteigen.

Wer die Innenstadt selbst erreichen möchte, kann das zum einen über die alternativen U- und S-Bahn-Haltestellen Steinstraße (U1), Meßberg (U1), Jungfernstieg (U1 und U2/U4 – sowie S1, S2 und S3), Hauptbahnhof (alle U- und S-Bahn-Linien) sowie S Stadthausbrücke (S1, S2, S3) tun.

Zum anderen gibt es zahlreiche Buslinien, die die Innenstadt auf direktem Wege anbinden: 2 (verlängert bis Berliner Tor), 3, X3, 4, 5, 6, 16 (neu), 17, 19, 31, 34, X35, 37, 112. Wer sich erinnert: Ab März wird der Busverkehr aus der Mönckebergstraße in die Steinstraße verlagert.

Fahralternativen zur U3 in der Innenstadt
Fahralternativen während der U3-Sperrung in der Innenstadt

Resümee:

14 Monate Sperrzeit klingt erstmal sehr lang. Wenn wir uns allerdings vor Augen führen, dass eine Vielzahl an notwendigen Maßnahmen gebündelt wird und die einzelnen Maßnahmen sehr umfassend und herausfordernd sind, wird deutlich, dass die Sperrzeit ohne solch eine intensive Vorplanung noch viel länger hätte sein können. Ganz abgesehen davon ist der jetzige Zeitpunkt für solch eine Sperrung gar nicht so ungünstig, da aufgrund der Corona-Pandemie ohnehin weniger Fahrgäste unterwegs und von der Sperrung daher weniger betroffen sind.

So oder so: Anlässlich des ersten Blogbeitrags in 2021 wünsche ich allen noch ein gesundes neues Jahr. Kommt weiterhin gut und sicher ans Ziel!

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5 Kommentare zu: U3 in der Innenstadt für 14 Monate gesperrt – muss das wirklich so lange sein?

  1. Moin Lena,

    Die U3 ist immer auch die Hauplinie zu den Grossevents auf dem Kiez. Da ich selber Harley fahre, weiß ich, daß der Schlagermove (400000 Besucher) und die Harleydays (insgesamt. 600000 Besucher) dieses Jahr von den Veranstaltern fest eingeplant werden. Fraglich ist nur ob Juni oder September. So oder So fällt das in den Zeitraum der Vollsperrung.
    Ich weiss nicht ob Du beide Veranstaltungen schon einmal in der Ubahn erleben dürftest. Alle U und Sbahnen aller Linien sind schlichtweg absolut überfordert.Siehe Video:
    https://m.youtube.com/watch?v=fXk57jBo2WU
    Und dann soll diese Linie kapazitätsmässig einfach wegfallen???
    Ich kann mir das nicht vorstellen.
    Ist dieser Tatbestand bei der Planung berücksichtigt worden. Wird es seitens des HVV dazu ein Sonderprojekt geben, oder sagt ihr Euch, Augeb zu und durch?
    Kommt mir bloß nicht mit Ersatzbussen. Das wird beim Schlagermove scheitern.
    Viele Grüße Jörg

    1. Das ist jetzt auch nur meine persönliche Einschätzung, aber ich bezweifle ehrlich gesagt, dass es in diesem Jahr Veranstaltungen dieser Größenordnung geben wird. So oder so: Es ist ja nicht die gesamte Ringlinie gesperrt, sondern nur der Streckenabschnitt zwischen Baumwall und Hbf. Auf dem restlichen Ring verkehrt die U3 wie gewohnt. Wenn im Rahmen von Veranstaltungen mit erhöhtem Fahrgastaufkommen gerechnet wird, werden zusätzliche Verstärkerfahrten eingesetzt. In solch einem Fall könnten Verstärkerfahrten auf der U2 zu den Messehallen ebenfalls unterstützen.

  2. Gibt es eigentlich eine plausible Erklärung dafür, warum die derzeitigen Bauarbeiten in der Mönckebergstraße ruhen? Bereits beim 1sten Lockdown im März/April 2020 wurde dort pausiert, wohingegen auf allen anderen Baustellen in Hamburg gearbeitet wurde? Bin gespannt auf Ihre Antwort. Vielen Dank!

    1. Das haben Sie wohl nicht ganz richtig beobachtet. Lediglich zwischen den Jahren gab es eine Weihnachtspause. Seit Jahresbeginn wird wieder wie gewohnt gearbeitet. Das war auch während des ersten Lockdowns der Fall. Damals wurden die Arbeiten sogar noch beschleunigt, um sicherzustellen, dass die Flächen vor den Geschäftszugängen so großzügig wie möglich freigestellt werden, bevor die Geschäfte ab dem 20. April wieder öffnen durften.

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