Jeder kennt die neueste U-Bahn Generation, die seit November 2012 quer durch Hamburg fährt. Die Rede ist vom DT5 – rot, schnittig und komplett durchgängig.
Wenn man das erste Mal in so einen DT5 steigt, merkt man schnell, dass das neue Modell seinen Vorgängern einiges voraus hat. Nicht nur das Äußere ist schicker und eleganter geworden, nein auch das Innenleben hat sich verändert. Die Wagen wirken größer und heller, man hat durchgehende Waggons und im Sommer sogar eine Klimaanlage, die, wenn man es ganz genau nimmt, eigentlich eine Luftkühl- und Entfeuchtungsanlage ist.
Klingt erst mal gar nicht schlecht. Und trotzdem fällt eines sofort auf: im Vergleich zu anderen Modellen gibt es wirklich wenige Haltestangen und die vorhandenen sind so weit oben an der Decke angebracht, dass kleinere Menschen gar nicht oder nur schwer dran kommen.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass es dafür nicht gute Gründe gibt und habe deshalb bei den DT5-Entwicklern nachgefragt.
Und siehe da, es gibt in der Tat ein paar Erklärungen für die wenigen Haltestangen:
1. Der Fahrgastraum ist aufgeräumter und übersichtlicher. Das soll das Sicherheitsgefühl bei den Fahrgästen stärken.
2. Kein Haltestangendschungel mehr. Fahrgäste verteilen sich besser im ganzen Fahrzeug und können schneller ein- und aussteigen.
3. Der wichtigste Grund ist aber, dass der DT5 Rollstuhlfahrer- und Kinderwagenfreundlicher ist. Denn sind wir mal ehrlich, bei seinen beiden Vorgängern (DT3 und DT4) gab es viel mehr Barrieren, die für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen echt zum Problem werden konnten.
Zusammengefasst heißt das also, ich fühl mich sicherer, die Menschen verteilen sich besser, ich kann schneller ein- und aussteigen und für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen ist mehr Platz.
Soweit so gut und ich glaube auch für jeden nachvollziehbar. Der Gedanke dieses Blogeintrags war ja nun aber das Festhalten, denn Festhalten kann ich mich im DT5 eben gefühlt nur an wenigen Stellen oder an meinem Nachbarn neben mir – interessante Vorstellung, wie Fremde auf solche Annäherungsversuche wohl reagieren würden.
Wer nun aber klein ist und nicht mit Freund/Freundin unterwegs ist, sondern allein, hat eigentlich nur die Wahl sich bei den vorhandenen Haltestangen an den Eingängen, den kleinen Haltegriffen zwischen den Sitzen oder den Stangen in den Durchgangsbereichen festzuhalten. Und weil das zu wenig ist und sich relativ schnell Fahrgäste darüber beschwert haben, hat das Team vom DT5 nach Lösungen gesucht.
Mit Erfolg, denn inzwischen sind viele der bereits gelieferten DT5 mit einer zusätzlichen Querstange an der Decke nachgerüstet worden und die Neuen haben das jetzt schon ab Werk. Also alles kein Problem?!
Nicht so ganz, denn die Straßenbahn-Bau- und Betriebsordnung, quasi DAS Regelwerk für unsere U-Bahnen verbietet es, Haltestangen oder -Möglichkeiten unter einer Höhe von 1,95m anzubringen. Deshalb würden Schlaufen zum Festhalten hier auch schon mal wegfallen. Aber warum sind Schlaufen denn in den Bussen erlaubt und in den U-Bahnen nicht?
Das liegt daran, dass die Busse eine andere Verordnung haben und zwar die Verordnung über Betrieb von Kraftunternehmen im Personenverkehr, kurz BOKraft. Heißt also bei den Bussen ist es erlaubt, bei den U-Bahnen nicht. So ganz logisch erscheint mir das allerdings nicht.
Vielleicht ist die beste und einfachste Lösung ja wirklich seinem Stehnachbarn kurz etwas auf die Pelle zu rücken und wer weiß, möglicherweise entsteht daraus eine tolle Freundschaft oder sogar die nächste große Liebe. 😀 Nein, jetzt mal Spaß bei Seite, denn eine wirkliche Lösung des Problems gibt es hier leider nicht. Wahrscheinlich ist der Hamburger da aber eh pragmatischer und sucht sich selber eine Lösung.
Habt Ihr Ideen?
Den Haltestangen im DT5 ist dieses Mal unsere liebe Caroline nachgegangen. Sie hat bei uns für ihr Studium ein Praktikum gemacht und unsere Experten bis aufs Letzte gelöchert.
ich habe eine frage ich habe das rollstuhl symblom an der tur innen gesehen auf der linie 3 u richtigung schlum barmbek was ist das fur ein symblom????
Das ist für Rollstuhlfahrer (oder auch Kinderwagen). Wenn Sie hier drücken, gehen die Türen im DT5 nicht automatisch zu, sobald niemand mehr durch die Lichtschranke geht, sondern bleiben bis zur Abfertigung durch die Fahrer offen.
Haltestangen mit sich selbst wieder aufrollenden Schlaufen, so wie beim Sicherheitsgurt im Auto. 😀 Wenn man sie braucht, kann man sie ein Stück runterrollen, auf eine angenehme Höhe. Und danach – schwups – verschwinden Sie wieder auf die Höhe, wo sie sein müssen. Und was die nächste große Liebe in der Bahn angeht, schön wär’s… aber Zwiebelgerüche, Handygebrüll und ungeduschte Menschen verleiden mir das leider. 😀
DAS ist doch mal ne Idee, von der ich finde, dass unsere Experten sie prüfen können 😉
Und zu Ihrem zweiten Punkt: dagegen können wir schwer was machen. Rücksichtnahme ist wohl leider eine Sache der Kinderstube….
In dem Artikel wird (anders als offenbar bei den Designern der Bahn) wieder einmal nur an dir kleinen Menschen gedacht.
Größeres (im warsten sinne des Wortes) Problem haben die größeren Personen. Denn diese müssen sich bei allen U-Bahnen sowohl brim einsteigen, als auch beim Aussteigen bücken … Klingt erstmal lapidar, ist aber echt nervig. Auch bei vollen Bahnen können diese Personen nicht in den Eingangsbereichen stehen. Da schlichtweg der einstig zu niedrig ist. Bei den Bussen das selbe Problem mit den Haltestangen, ein ewiges gebücke.
Also liebe „kleinen“ Menschen: Größere haben weitaus mehr Probleme im ÖPNV ?
Zugegeben, da waren wir in unserer „kleinen“ Welt gefangen (es ist aber auch ärgerlich ;-)) Aber ich verstehe auch Ihren Punkt total. Leider kann am Profil (also streng genommen der Höhe) der U-Bahn wenig verändert werden. Mit mehr würde sie ggf. einfach nicht mehr durch den Tunnel passen. Voll doof, aber ein Erbe aus der 100 Jahre alten Vergangenheit der U-Bahn und übrigens auch der Grund dafür, dass wir Fahrzeuge nicht von der Stange kaufen, sondern immer selbst entwickeln müssen.
Inwiefern haben Haltestangen verhindert das sich Menschen im Zug verteilen? Ich finde die Begründung etwas wage.
Erfahrungen zeigen, dass die Haltestangen manchmal eben auch eine gewisse Blockadewirkung haben. Und weil sich die Leute eben daran fest halten wollen/müssen, gehen sie zum Beispiel nicht ins Wageninnere durch. Das führt dann eben dazu, dass der Türbereich sehr voll, der Innenbereich aber gähnend leer ist. Beim DT5 beobachten wir zusätzlich mit der Durchgängigkeit, dass sich die Fahrgäste im gesamten Fahrzeug einfach besser verteilen.