Und plötzlich klafft da ein Loch. So oder so ähnlich müssen sich Beobachter heute Vormittag gefühlt haben, als meine Kollegen die U1-Brücke am Waldreiterweg aus ihrer Verankerung gehoben haben. Zweieinhalb Jahre nachdem die Brücke richtig eins mitbekommen hat, muss sie nun nämlich in Reparatur – und geht dafür auf eine kleine Reise. Das Ziel: Dessau.
Moment, Dessau? Wieso das denn?
Ein Rückblick: 5. Dezember 2013. Über Hamburg tobt der Orkan Xaver. Auf der U1 kurz vor Großhansdorf entwurzelt er einen Baum, der auf die Gleise fällt. Ein U1-Zug kann nicht mehr rechtzeitig bremsen, prallt gegen den Baum und teilt ihn in zwei Hälften. Dabei springt das vordere Drehgelenk des Zuges aus den Schienen, beschädigt Schwellen und auch die Brücke am Waldreiterweg. Zu Schaden kommt glücklicherweise niemand. Brücke und U1-Strecke werden für kurze Zeit gesperrt, die Brücke auf ihre Sicherheit überprüft. Ergebnis: mit kleineren Reparaturen kann sie freigegeben werden, die U1 wieder fahren.
Was hier so einfach aufgeschrieben ist, war für unsere Kollegen, aber in erster Linie für den Fahrer damals schon ein wirklicher Schreck. Und obwohl die U1 recht bald wieder über die Brücke fahren konnte, stand für meine Kollegen schnell fest: eine komplette Reparatur der Brücke und der Betonwiderlager ist nur eine Frage der Zeit.
Doof nur, dass die Brücke am Waldreiterweg mit ihren 9 Jahren Alter eigentlich noch lange nicht am Ende ihrer Lebensdauer angekommen war – die liegt nämlich bei rund 100 Jahren. Eine im Verhältnis also nagelneue, voll funktionstüchtige und obendrein gar nicht billige Brücke komplett austauschen? Keine wirklich gute Option.
Stattdessen gab’s schnell einen anderen Plan: die Brücke wird repariert. Und weil das vor Ort einen immensen Aufwand bedeutet hätte, haben wir sie quasi zur Reparatur eingeschickt, denn die Profis dafür sitzen in Dessau.
Versandfertig gemacht
Um 9:30 Uhr heute Vormittag wurde es deshalb spannend. Ein großer Kran fing langsam an, die Brücke aus den Angeln zu heben. „Ein übersichtliches Kaliber“, wie Bauüberwacher Jens Schulze sie nannte. Dort oben fährt die U1 schließlich nur auf eingleisiger Strecke, daher ist auch die Brücke mit rund 36,5 Tonnen Gewicht ein echtes Leichtgewicht.
Nach dem Ausheben wird die Brücke langsam in die richtige Richtung gedreht. Dafür wird sogar noch von Hand mit Seilen feinjustiert.
Zentimetergenau wird sie schließlich zwischengelagert. Jetzt werden noch die Geländer und Gehsteige am Rand abgebaut, damit die Brücke auf den Tieflader passt und so über die Autobahn transportiert werden kann.
Die reparierte Brücke kommt dann vsl. am 21.