Wieso die U3 manchmal zur U2 wird (oder anders herum)

Neulich saß ich nichtsahnend in der U3. Zur Mönckebergstraße wollte ich, morgens ins Büro. Und wo normalerweise die U3 hinterm Berliner Tor Richtung Hauptbahnhof Süd weiterfährt, fand ich mich plötzlich am Hauptbahnhof Nord wieder.

Erfahrene U-Bahn-Kenner wissen schon hier: DAS kann nun aber nicht sein. Am Hauptbahnhof Nord fahren doch „nur“ U2 und U4.

Doch wie es der Zufall (oder aber die munteren Kollegen aus dem Fahrplanbüro) wollte, saß ich plötzlich in einer U2, obwohl ich doch in eine U3 eingestiegen (und nicht zwischendurch umgestiegen) war.

Nicht nur mir ist das passiert, auch andere Fahrgäste teilten ähnliche Erfahrungen mit uns:

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Nur wieso kommt’s da eigentlich zu?

Antworten geben mir die Kollegen vom U-Bahn-Betrieb.


Bei Bedarf: Linienänderung

Des Rätsels Lösung ist im Grunde ganz einfach: U-Bahnen werden woanders gebraucht als dort, wo sie sich im Moment befinden. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben.

Z.B. eine Störung auf der Strecke. Dann kann der Betrieb versuchen die Störung zu „umfahren“, wenn es entsprechende Weichenverbindungen gibt, die das möglich machen. Diese Lösung ist allerdings gar nicht mal so beliebt. Meist ist es einfacher, die Züge vor und hinter einer Störung einfach „im Kreis“ fahren zu lassen. So läuft dort der Betrieb stabil und zuverlässig weiter.

Eine einfache Erklärung für den Linienwechsel sind außerdem Werkstatt-Fahrten. Das sind fest geplante Touren, wenn eine U-Bahn z.B. zur sogenannten Fristenüberprüfung in die Werkstatt muss. Dann wird der Einsatz eines Zuges z.B. auch mal so geplant, dass der morgens noch als Verstärker in der Hauptverkehrszeit auf der U3 unterwegs ist und direkt im Anschluss als U1 in die Werkstatt nach Farmsen fährt. Und wenn er hier eh lang fährt, dann müssen wir ihn ja nicht leer fahren lassen, sondern können Fahrgäste mitnehmen, oder?!


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Die häufigste Ursache für mein Erlebnis ist aber eine geplante Sperrung. Die vergangene Sperrung an den Landungsbrücken z.B. oder auch die Wanderbaustelle auf dem Ost-Ast der U1 im letzten Jahr.

Was mich zurück zum Tweet vom Anfang bringt. Denn wegen der U3-Sperrung an den Landungsbrücken sind die zusätzlichen U3-Verstärker-Züge in den Hauptverkehrszeiten am Berliner Tor zu einer U2 geworden. Wären sie als U3 bis zum Baumwall weitergefahren, hätten sie hier – aufgrund der engen Taktung der U3 – nämlich für Stau und so für Verspätungen gesorgt.

Bei der Wanderbaustelle im letzten Jahr wurden dagegen die U1-Züge aus dem Norden (also Ohlstedt oder Großhansdorf) ab Wandsbek-Gartenstadt auf die U3 „umgeleitet“ und fuhren dort weiter bis Barmbek. Hier drehten sie um und fuhren als U3 zurück und wurden ab Wandsbek-Gartenstadt wieder zur U1.

Ähnliche Maßnahmen werden auch bei größeren Veranstaltungen getroffen. Nehmen wir z.B. die Cruise Days vom letzten Wochenende. Hier wollten so viele Leute an den Hafen, in die Speicherstadt und die HafenCity, dass wir den Betrieb auf der Linie U4 verstärkt haben. Dafür fuhren dann die Verstärker auf der U3 ab Berliner Tor als U2 weiter bis nach Billstedt. Hier wiederum wurden sie ganz regulär zu U4-Zügen und konnten so in der Innenstadt und HafenCity als zusätzliche Züge eingesetzt werden.



So wird’s möglich: Übergänge im Netz

Hinter all diesen Fällen verbirgt sich trotzdem eine recht aufwendige Planung meiner U-Bahn-Kollegen. Und es gibt auch nicht endlos Stellen im Netz, wo diese Linientäusche überhaupt möglich sind. Denn dafür braucht es Weichenverbindungen, die den Wechsel von einer auf die andere U-Bahn-Linie überhaupt möglich machen.

Im Netz gibt es also streng genommen nur vier „neuralgische Punkte“, in denen ein so aufwendiger Linientausch überhaupt vonstattengehen kann.

  1. Jungfernstieg (U2 und U4)
  2. Berliner Tor (U2/U4 und U3 und sogar ein Wechsel zur U1 Hauptbahnhof Süd)
  3. Wandsbek-Gartenstadt (U1 und U3)
  4. Kellinghusenstraße (U1 und U3)
  5. Schlump (U2 und U3)

 


Hier einmal beispielhaft die Haltestelle Kellinghusenstraße. Über die markierten Weichenverbindungen (pinke Kreise) kann die U3 auf die U1 oder die U1 auf die U3 umgeleitet werden. Das geht in diesem Fall jeweils vor und hinter der Haltestelle.

Ganz schön ausgeklügelt, wenn man es mal genauer betrachtet und letztlich mit einem großen Vorteil für uns Fahrgäste. Denn: Der Betrieb wird durch diese Übergänge zwischen den einzelnen Linien viel flexibler und wir können auf Ereignisse (welcher Art auch immer) entsprechend reagieren.

Achtet also aber auch bei eurer angestammten U-Bahn-Linie immer auf die Anzeigetafeln. Hier steht die Linienänderung dran und auch Durchsagen werden rechtzeitig vorher gemacht.

Wenn Euch also das nächste Mal auch so etwas passiert: Keine Angst, ihr seid ganz sicher nicht in der Twilight Zone 😉

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6 Kommentare zu: Wieso die U3 manchmal zur U2 wird (oder anders herum)

  1. Ich fände es sinnvoll, eine Linienumstrukturierung vorzunehmen. Mein Vorschlag: U3 fährt nur noch den Ring (ohne den Zweig nach Wandsbek Gartenstadt) und eine neue Verstärker Linie U23 fährt dann von Wandsbek Gartenstadt über Barmbek (verstärkt ab hier die U3), Berliner Tor, Landungsbrücken bis Schlump und wechselt dort über die vorhandene Verbindungsstrecke auf die U2 ab Christuskirche. Von dort aus könnte sie dann noch bis Hagenbecks Tierpark verstärken. Somit hätte man eine sinnvolle Verstärkung der U2 und U3 auf den meist genutzten Streckenabschnitten.

  2. Ergänzend zu meinem Kommentar zu den planmäßigen Fahrten: Die Idee wäre kurzfristig, ohne Baumaßnahmen und kostengünstig umsetzbar.

  3. Wäre es nicht durch die genannten Verbindungen möglich ganz regulär und planmäßig solche Fahrten durchzuführen? Man könnte ja dann z.B. die Linie U23 einführen von Mümmelmannsberg über Berliner Tor nach Barmbek oder die Linie U13 von Norderstedt durch die Innenstadt auf der U3 und dann wieder nach Großhansdorf oder die Linie U34 von Wandsbek-Gartenstadt zu den Elbbrücken. Dadurch könnte man sicher ähnlich wie bei der S-Bahn vor allem in der HVZ vielen Menschen die Möglichkeit bieten schneller und ruhiger zu reisen. Umstiege an den überfüllten Knotenpunkten wären teilweise überflüssig. Das wäre sicher eine Bereicherung für Hamburg und man könnte vielleicht durch zusätzliche Direktverbindungen mehr Menschen für die Schiene gewinnen.

    1. Klingt wie ein idealer Plan. Allerdings sind ja insbesondere in den Hauptverkehrszeiten die Takte bereits so eng, dass dort nicht noch zusätzliche Züge rein genommen werden können. Und beim raus nehmen wäre die Frage: Welche nimmt man denn raus?

  4. Doof nur, wenn man sich mit Stöpseln im Ohr von der Außenwelt isoliert hat. 🙂

    Ich habe das mal in Berlin erlebt, wie massenweise Fahrgäste mit Kopfhörern in einen falschen Zug gestiegen sind, weil sie die Durchsagen nicht gehört haben. Mein Mitleid hielt sich allerdings in Grenzen.

  5. Ich liebe diesen Blog, immer wieder großartig erklärt und eine sehr große Transparenz für den Fahrgast.

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