Immer wieder lese ich davon, dass in der chinesischen Stadt Shenzhen über 16.000 Elektrobusse durch die Straßen fahren. Der Hersteller BYD (Build Your Dream) gilt als Pionier und Marktführer für Batteriebusse, baut einen Großteil der knapp 400.000 Fahrzeuge, die weltweit im Einsatz sind.
Und auch ihr fragt mich unter fast jedem Beitrag zum Thema Elektromobilität, wieso wir eigentlich nicht einfach diese Busse kaufen. Wieso auf europäische Hersteller setzen, die (noch) keine serienreifen Fahrzeuge haben, anstatt einfach die vielfach fahrenden Modelle aus China einzukaufen?
Ich habe mich mit unseren Projektbeteiligten für das Hamburger E-Bus-Projekt mal darüber unterhalten, was aus unserer Sicht (derzeit noch) gegen die chinesischen Modelle spricht.
1. Wir wollen bestimmte Qualitätsstandards
Wir (und ihr) stellen hohe Ansprüche an die Qualität und Ausstattung unserer Busse. Das betrifft einmal vor allem die betriebliche Seite, also die Technik in den Bussen, aber auch die Voraussetzungen für Instandhaltung oder Lebensdauer. Aber eben auch die Ausstattung in den Bussen für euch Fahrgäste. Also z.B. das Platzangebot, den Komfort und auch die Fahrgastinformation. Die Erwartungen an den Bus in Deutschland sind auch von Fahrgastseite sicherlich mit die höchsten weltweit. Das Niveau bieten chinesische Busse (noch) nicht.
2. China hat den deutschen Markt (noch) nicht im Blick
Nicht alle chinesischen Hersteller haben Deutschland überhaupt als Markt im Blick. Heißt: die Busse können noch gar nicht die hier gewünschten Anforderungen erfüllen. Mehr noch: Auf eine Ausschreibung wie unsere für eine für uns sehr hohe Zahl von E-Bussen bewerben sich (noch) keine chinesischen Hersteller. Manche haben sogar nicht mal eine Zulassung für ihre Busse auf europäischem Boden.
3. Die Busse erfüllen unsere Anforderungen nicht
Egal welcher Hersteller, alle kämpfen bei den Elektrobussen mit dem gleichen Thema: der Reichweite der Busse. Zwar sichern viele eine Mindest-Reichweite zu, doch ist diese in der Praxis oft deutlich geringer. Klimaanlagen, Wetterverhältnisse, Streckenprofile, Verkehrsaufkommen und Fahrweise der Fahrerinnen und Fahrer verringern die eigentliche Leistung der Batterie. Und damit muss sie häufiger aufgeladen werden. Das macht sie dann aber unpraktischer für den Einsatz auf unseren Linien in der Stadt, denn hier sollen die Batterien möglichst nur nachts auf dem Betriebshof geladen werden müssen.
Der chinesische Hersteller BYD steht Medienberichten zufolge auch in der Kritik: An Hügeln bleiben die Busse stehen, weil die Leistung zu schwach ist, bei vielen Testfahrten lag die Reichweite bei weniger als der Hälfte. Nicht wirklich vertrauenserweckend, während wir Hersteller für unsere Busse suchen. Die entsprechende Reichweite brauchen wir vom Hersteller unserer E-Busse aber zugesichert, da wir nur so einen zuverlässigen Betrieb sicherstellen können. Ein Risiko also, dass wir nicht eingehen wollen. Das kann man sich auch ganz direkt vorstellen: Ich möchte gerne den Fahrgast kennen lernen, der sagt, o.k. der Bus bleibt liegen und ich muss umsteigen, aber es war ja ein E-Bus. Dann muss man dafür mal Verständnis haben.
Hinzu kommt, dass die Busse noch eine geringere Lebensdauer haben als die Modelle, die wir uns gerade ansehen. Und mit kürzerer Lebensdauer erhöht sich für uns dann wieder der Ressourceneinsatz: Wir müssten häufiger Busse kaufen.
4. Wir wollen und brauchen auch einen Aftersales-Service
Anders als in den USA, wo BYD mittlerweile ein eigenes Werk in Kalifornien betreibt, gibt es derzeit noch keinen Standort in Deutschland. Und der ist uns für die Betreuung nach dem Kauf aber wichtig. Schließlich kann immer mal was sein, wo schnelle Hilfe eines Fachmanns von Herstellerseite gefragt ist. Das gilt gerade bei E-Bussen.
Fazit: In China sind sie mit Blick auf Elektrobusse schon ganz schön weit. Und genau deshalb haben sich das meine Kollegen aus dem Projekt E-Bus auch vor Ort angesehen. Aber die Bedingungen vor Ort sind eben nicht zu vergleichen mit den Bedingungen hier in Hamburg. Das betrifft natürlich das Klima, aber auch die Streckenorganisation unserer Buslinien oder auch die Personalplanung. Und genau damit kann das eine nicht einfach mit dem anderen verglichen werden bzw. passen die Busse aus Shenzhen nicht einfach ohne Weiteres in den Betrieb hier bei uns.
Neben den oben genannten Punkten haben viele der chinesischen Hersteller den deutschen Markt noch nicht im Blick. Und damit entsprechen Qualität und Ausstattung noch nicht dem, was wir erwarten. Trotzdem schreiben wir weltweit aus. Das heißt also auch, dass sich chinesische Hersteller darauf bewerben und sogar den Zuschlag bekommen können, wenn sie denn alle unsere definierten Anforderungen erfüllen.
Wir sind gespannt auf die Entwicklung, die da vor uns allen liegt. Und welche Neuerungen es bei den Herstellern der Elektrobusse die nächsten Jahre geben wird. Denn es ist ganz klar, dass wir auf kein Herstellerland und keine Marke festgelegt sind, sondern nach dem Fahrzeug Ausschau halten, das unsere und eure Kundenbedürfnisse am besten befriedigt.
Aber Züge aus China kauft ihr? (gemeint ist DT5 und BR490)
Ebenso wie bei Bussen gibt es auch bei den U-Bahn-Fahrzeugen reguläre Ausschreibungen, auf die sich Hersteller aus aller Welt bewerben können. Im Falle der DT5-Fahrzeuge haben sich allerdings keine chinesischen Firmen auf die Ausschreibung beworben. Die BR490-Modelle sind nicht Teil der HOCHBAHN-Flotte.
Sehr geehrtes Team ! Es gibt in Deutschland und in der EU keine Produkte mehr wo nicht Teile aus China verwendet werden das einmal zur Klar stellung.Natürlich sollten wir Produkte aus der EU kaufen und nicht China Produkte.Bei einen Autobus als E Fahrzeug gibt es mittlerweile mehrere Hersteller aus der EU die solche Fahrzeuge in Programm haben erstens die Firma Solaris aus Polen Mercedes mit den Mercedes Citaro gibt es als E Bus Iveco und noch ein paar Firmen die E Buse im Programm haben. Ciao Walter
Schönen guten Tag,
ich finde es interessant, wie man mit dem Thema Busse aus China umgeht.
Es ist noch so viel Unsicherheit bei den Kommentaren zu lesen.
Ich hoffe, dass es den Herstellern gelingt, die hochwertigen Busse so zu präsentieren, dass die Fahrzeuge auf dem deutschen Markt angenommen werden.
Gerne werde ich meinen Teil dazu beitragen.
Kein Hersteller möchte sich die Stimmung in Deutschland verscherzen und Fahrzeuge anbieten, die nicht den Anforderungen entsprechen.
Es ist auch immer noch gut, dass es den TÜV oder die StVZO gibt. Dazu noch die Projektteams der Betreiber. Wenn alle das OK gegeben haben, ist das Fahrzeug auch gut für den Fahrgast.
In diesem Sinne wünsche ich weiterhin noch viel Spaß beim Fahren in den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Eine tolle Vorweihnachtszeit.
Ich denke es gibt zwei weitere Gründe, die genannt werden sollten:
– Wir sollten heimische Arbeitsplätze und Unternehmen unterstützen. Ein Bus, der in China gebaut wurde schafft in Deutschland oder Europa fast keine Arbeitsplätze.
– China ist eine Einparteienherrschaft mit zweifelhaften Methoden – z.B. mit Blick auf die Menschenrechte. Wir sollten daher so wenig wie möglich Produkte und Dienstleistungen in China einkaufen, um ein derartiges Regime nicht weiter zu unterstützen.
Auf China zeigt man mit dem Finger, aber was die deutsche Autolobby hier abgezogen haben, das ist sehr schlimm:
Grosse Dieselbetrügerei, Gesundheit der Mitbürgern ist diesen Unternehmen egal, die vergiften Städter und kämpfen noch für dieses Freibrief.
Das darf nicht weiter entschuldigt werden. Solange die deutschen Autobauer über Leichen gehen, ist jeder andere Anbieter attraktiver und fairer.
Ja.
Stimmt alles. Die Chinesen haben andere Standards.
Aber ich lese nicht einen Satz zur Lösungsorientierung.
Man (= HHA, Hamburger Politik) kann ehrgeizige Ziele defnieren und sich dann erstmal mit einer Ausschriebung und entsprechenden Lastenheft auf seinen Hintern setzen und warten, dass dann jemand kommt und das alles erfüllt.
Macht aber wohl keiner. Und wenn einer: Single-Source wäre auch etwas blöd.
Man kann aber auch iniativ werden und nicht nur einfach „vor Ort ansehen“, sondern konkrete Konzepte und Maßnahmen gemeinsam erarbeiten – das Potential ist da.
Das Projekt E-Bus ist zu passiv und wird dem formulierten Ehrgeiz nicht gerecht.
Ich glaube, die Deutsche Post hat in der Richtung auch was gemacht…
Und „Nur-Marketing“ macht die HHA ja wohl genug – habt ihr das mal nicht langsam über?
In unserem Lastenheft ist definiert, welche Anforderungen die E-Busse für uns erfüllen müssen. Daran haben sich bereits Hersteller orientiert, die ihre ersten Busse sehr bald liefern. In dieser Woche wird der erste E-Bus von EvoBus vorgestellt. Auf dem Hintern sitzt hier also wahrlich niemand 😉
Zur Begründung, warum (noch) keine Busse aus chinesischer Fertigung gekauft werden:
Ich bin erstaunt, dass hier mit mangelndem Komfort für den Fahrgast argumentiert wird: Beim federungstechnisch sehr „sportlich hart“ abgestimmten Citaro mit seinen nahezu ungepolsterten Sitzschalen scheint das ja auch keine Rolle zu spielen. Da soll sich der E-Citaro lt. Fachgespräch mit Daimler Benz-Standpersonal auf der IAA 2018 leider wohl nicht unterscheiden. Ursache: Angeblich die geforderte Niederflurtechnik.
Das es auch anders geht, habe ich jetzt in Singapur „erfahren“ können. Dort sind Doppeldecker britischer Fertigung (WRIGHTBUS und Dennis/Alexander) trotz Niederflurtechnik und Kippsicherheit federungsmässig wesentlich komfortabler abgestimmt und zusätzlich wie dort auch die MAN Lions City mit Vogel-Sitzschalen ausgestattet, die ein geschäumtes und anscheinend schnittfestes Integralpolster tragen, das seinen Namen verdient. Das es komfortabler geht, zeigen ja auch die HHA-Lions-City und die Solaris-Busse.
Es wäre Zeit, für den Fahrgastkomfort Mindestanforderungen in die Spezifikationen aufzunehmen, um alle Hersteller (auch den mit dem Stern) mal dazu zu bringen, Fahrzeuge zu liefern, die den ÖPNV auch insofern attraktiver machen. Design ist nicht alles und guten Komfort bot schliesslich schon der Büssing Senator/Präfekt mit Fussbodenhöhe 620 mm und einer Luftfederung, die in den 60er Jahren ein echter Fortschritt war, nicht zu vergessen der Magirus Saturn II, ein ähnlich komfortables Fahrzeug jener Zeit, an dem sich neue E-Busse ein Beispiel in Sachen Fahrgastkomfort nehmen sollten. Das Know How ist bei einigen Firmen sicher vorhanden s.o. (Übrigens auch bei einigen chinesischen Firmen, z.B. King Kong bei den Verkehrsbetrieben auf Malta.) Diese schon etwas betagten Fahrzeuge entsprachen aber anscheinend wirklich nicht den hiesigen Qualitätsanforderungen.
Wenn schon keine Stadtbahn, warum wird kein kombinierter Trolleybus – Batteriebus entwickelt? Dann kann der Bus z.B. seine Batterien auf bestimmten Strecken, wo die Oberleitung nicht als störend empfunden wird, aufladen, bzw die Leistung verstärken. Im Güterverkehr auf der Autobahn A1 ist doch so etwas geplant. Beim ÖPNV wäre das viel Sinnvoller.
Guten Tag, ich kenne die Fahrzeuge die Fahrzeuge sind echt ne Katastrophe die Federung und das kallpern, nur im Thema Fahrgastinfos, da sind die viel weiter als die Hochbahn, große Modere Monitore Info für die Fahrgäste.
Aber sonnst kann ich die Hochbahn rest geben die Fahrzeuge sind nix für Europa
Ich gebe noch immer die Hoffnung nicht auf, dass es auch in Hamburg einmal ein Umdenken gibt: Für eine weltweit bewährte Form barrierefreier, niederfluriger Elektromobilität im Straßenraum – für eine moderne Stadtbahn. Gerade Hamburg hat – vor allem in seinen Außenbereichen – breite, zum Teil mehrstreifige Straßen, die zudem noch über begleitende Grünbereiche verfügen. Dort könnten umweltfreundliche, da nicht versiegelnde, Rasengleise angelegt werden. Und ja, wenn wir eine Verkehrswende hin zu einem ökologischeren Verkehr und einer lebenswerteren Stadt wollen, dann muss der MIV auch im städtischen Verkehrsraum eingeschränkt werden. Anders geht es nun mal nicht.
Dass der MIV (zudem noch mit wenig Leuten besetzt) nicht die Zukunft ist, da sind wir uns einig. In Hamburg hat man sich aber für den Ausbau des U-Bahn-Netzes entschieden. Wir planen die U5.
Hallo Frau Gängrich,
es geht ja auch nicht gegen die Schnellbahnplanungen (U4-Verlängerung, U5, S4, S21-Verlängerung). Die sind völlig notwendig, absolut keine Frage. Es ist doch eher die Frage, ob der Metrobusverkehr, der dann immer noch auf großen Relationen nötig wäre, nicht besser durch ein Stadtbahnnetz ersetzt werden könnte. Das würde eine viel attraktivere Zubringerfunktion zu den Schnellbahnen ermöglichen und mehr AutofahrerInnen zum Umstieg auf den ÖPNV bewegen, als Busse (die auf jeden Fall in den dünner besiedelten Bereichen Hamburgs weiterhin ihre Berechtigung hätten). Deshalb ja auch mein Hinweis auf die breiten Straßen der Hauptverkehrskorridore in den äußeren Bereichen der Stadt, dort wo es sich nicht lohnen würde, eine U- oder S-Bahn zu bauen.
Naja, und politische Entscheidungen können ja auch angepasst und erweitert werden.
Also das Eine machen und das Andere dabei nicht aufgeben.
Wir wollen sicherlich auch nicht eine Batterie, die uns unter dem A… explodiert. Gebaut aus Kobalt, was von Kindern im Untertagebau in Kongo gewonnen wurde, macht sowas eh nur Gutmenschen gluecklich.
Ich verstehe, was Sie meinen. Aber hätte man Ihren Punkt nicht auch anders formulieren können? Von Kinderarbeit zu sprechen ist schon ganz schön extrem.
Sehr geehrte Frau Gängrich,
leider hat Herr Bauer mit seinem Hinweis vom 27.10.18 recht. Am 5.10.18 gab bei 3 SAT einen Beitrag zum Thema „Schattenseiten der E-Mobilität“. Dieser ist noch in der Mediathek des Senders abrufbar. Für die Gewinnung der Akku-Bestandteile Lithium und Kobalt, die nur an wenigen Stellen der Erde verfügbar sind, werden große Schäden für die Umwelt in Kauf genommen. Leider gehört auch der Einsatz von Kindern, die in Erdhöhlen nach Kobalt graben, zu den negativen Aspekten dieses Themas. Daher würde ich persönlich kein E-Fahrzeug kaufen, bei dem die Herkunft der Komponenten nicht eindeutig zu klären ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch die Hochbahn nicht daran interessiert ist, sich durch ihre Fahrzeugbeschaffung an diesen Zuständen mitschuldig zu machen. In China sieht man das wahrscheinlich „entspannter“.
Bei Ihnen ist nun auch für mich nachvollziehbar, was gemeint ist. Also: Auch beim Abbau von Mineralöl muss ja schon ganz genau hin geschaut werden, woher das Ganze kommt und unter welchen Bedingungen es den Weg zu uns findet. Das gilt nun natürlich ebenso für die Batterien (und deren Bestandteile). Da ist uns natürlich wichtig, auf ein nachhaltiges Konzept zu setzen, das Kinderarbeit, aber z.B. auch Umweltverschmutzung und Entsorgung umfasst. Da sind wir dran und werden diese Maßstäbe auch entsprechend bei den Herstellern ansetzen.