Warum die Hochbahn trotz weniger Fahrgäste mehr Busse auf die Straße bringt

Wir leben momentan in verrückten Zeiten. Wo ich sonst in der Steinstraße 20 sitze, schreibe ich euch aktuell aus dem Homeoffice. Und wo ich sonst mit dem Bus zu Freunden fahre und abends mit der Bahn zum Nachtleben unterwegs bin, habe ich dieses Wochenende, wie viele andere von euch, getreu dem Motto #stayathome gelebt, die Sonne vom Balkon aus genossen und deshalb auch auf die Fahrt mit Bus und Bahn verzichtet.  

Dass es vielen so geht, merkt man an den sinkenden Fahrgastzahlen: Zurzeit sind bis zu 70% weniger mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Verschiedene deutsche Städte, wie beispielsweise Stuttgart, reagieren darauf und reduzieren ihr Angebot bei Bus und Bahn. Und genau dann kündigt der HVV an, ab dem 1. April sogar noch mehr Fahrzeuge auf einigen Linien einzusetzen. Wieso fährt die Hochbahn zusammen mit den anderen Verkehrsunternehmen des HVV denn jetzt mit voller Kraft voraus, anstatt ebenso auf das verringerte Fahrgastaufkommen zu reagieren und die Fahrerinnen und Fahrer mehr zu schonen? Um diese Frage zu beantworten, muss ich mir das einmal im Detail anschauen. 

Weniger Fahrgäste – mehr Fahrzeuge? 

Kein Unterricht für Schülerinnen und Schüler, Homeoffice für die Eltern sowie geschlossene Läden und Cafés – wie wir bereits festgestellt haben, gibt es aktuell 100 Gründe, weshalb wir auf Bus und Bahn verzichten. Gleichzeitig gibt es aber immer noch genug Menschen, die unser Leben in Hamburg am Laufen halten oder aus verschiedenen Gründen unverzichtbar am eigentlichen Arbeitsplatz sind und deshalb nach wie vor ihren täglichen Weg zur Arbeit antreten müssen. 

Da haben wir beispielsweise den „Airbuszubringerverkehr“ mit der X86 nach Teufelsbrück, der in den Hauptverkehrszeiten immer noch stark ausgelastet ist.  

Zu Zeiten von Corona ist es allerdings sehr wichtig, genügend Sicherheitsabstand zu halten, um sich selbst und andere Fahrgäste vor einer Ansteckung mit dem Virus zu schützen. Deshalb setzt die Hochbahn auf diesen Strecken nun vermehrt Busse ein, damit sich die Menschen besser auf die Fahrzeuge aufteilen und dadurch sorgloser zur Arbeit kommen können. Auch bezüglich der hohen Auslastung auf den Linien 12, 13, 29, 130 sowie 146, 230 und 153 haben sich bereits einige von euch gemeldet, weshalb die Hochbahn nun auch hier mehr Busse auf die Straßen bringt. 

Die Anpassungen betreffen ebenso Fahrzeuge der S-Bahn: Auf den viel befahrenen Strecken werden Vollzüge ebenso wie durchgängige Fahrzeuge eingesetzt, damit die Verteilung der Fahrgäste in den Zügen erleichtert wird.  

Um die Einhaltung eines Mindestabstands auch an den Bahnsteigen sicherzustellen, sind zudem an einigen Bahnhöfen Mitarbeiter vor Ort, um die Menschen hierbei zu unterstützen.  

Übrigens: Hamburg ist nicht die einzige Stadt, die im ÖPNV nachsteuert – auch München beispielsweise fährt die Strategie, an manchen Stellen verstärkt Bahnen einzusetzen, um den nötigen Sicherheitsabstand zwischen den Fahrgästen zu gewährleisten. 

Was auf den weniger befahrenen Linien passiert 

Reden wir aber mal von den Strecken, die nun wirklich von #stayathome betroffen sind und kaum noch genutzt werden. Da geht es zum Beispiel um die U3, die uns feierwütige Hamburgerinnen und Hamburger an gewöhnlichen Wochenenden von den nächtlichen Club- und Barbesuchen nach Hause bringt. Hier macht der Normalbetrieb tatsächlich keinen Sinn mehr, weshalb die Taktung in den Wochenendnächten – also von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag – von 10 auf 20 Minuten angepasst wird. Hier werden also Kapazitäten gespart und die Fahrerinnen und Fahrer damit geschont. Unter den gegebenen Umständen ist das auch kein Problem, da U-Bahnen mehr Raum für Fahrgäste bieten. Auch bei weniger Fahrzeugen können diese sich immer noch so verteilen, dass der Sicherheitsabstand gewährleistet ist.  

Auf gut Deutsch: Bedarfsgerechtes Fahrplanmanagement

Die Hochbahn managt einen bedarfsorientierten Fahrplan, der aktuell nicht vorsieht, den Betrieb einzuschränken. Stattdessen wird er sinnvoll an das veränderte Fahrgastaufkommen angepasst. An einer Stelle werden Fahrten rausgenommen, an anderer Stelle kommen neue dazu.  

Dadurch werden die Fahrerinnen und Fahrer nicht zusätzlich ausgelastet. Sie kommen so zum Einsatz, wie sie von den Fahrgästen zurzeit auch wirklich gebraucht werden.  

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Wichtig sind vor allem zwei Dinge: Auch während der Corona-Krise können sich die Hamburgerinnen und Hamburger darauf verlassen, zusammen mit der Hochbahn ans Ziel zu kommen. Dabei wird sichergestellt, dass die Fahrgäste auch genügend Sicherheitsabstand halten können und somit möglichst gesund bleiben.  

Mit diesem Fahrplanmanagement kommen wir alle auch künftig gut durch die Zeit. Und bald gilt dann hoffentlich wieder: Morgens wie gewohnt mit dem Bus zur Arbeit, abends zum Treffen mit Freunden und an den Wochenenden mit der Bahn durch das lebendige und unbeschwerte Nachtleben Hamburgs.  

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2 Kommentare zu: Warum die Hochbahn trotz weniger Fahrgäste mehr Busse auf die Straße bringt

  1. Hallo,
    Als glücklicher IT-Arbeiter im HomeOffice freue ich mich über eure gute Kommunikation auch in der Ausnahmesituation aber vor allem dass ihr versucht eure Fahrzeuge und Mitarbeiter sinnvoll einzusetzen.
    Macht weiter so!

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