Vom Hauptbahnhof direkt zum Stephansplatz: Warum die U5 nicht am Jungfernstieg halten wird

Große News gibt es heute von der U5: Hamburgs neue U-Bahn-Linie soll nun doch nicht am Jungfernstieg halten, sondern direkt vom Hauptbahnhof Nord zum Stephansplatz fahren. Warum das Ganze und wieso ihr trotzdem noch gut, vermutlich sogar noch besser zum Jungfernstieg kommt, verrät euch der Blog.  

Sinneswandel? Oder doch eher ein ganz normaler Planungsprozess?  

Wer uns eine Weile verfolgt, dem kommt die U5-Direktverbindung in der Innenstadt gar nicht so unbekannt vor. Denn: Sie war schon vor einigen Jahren eine der Varianten, die die U5-Planerinnen und Planer untersucht hatten. Ende 2020 hatte aus unterschiedlichsten Gründen dann die U5 mit der Variante einer eigenen Haltestelle am Jungfernstieg die Nase vorn. Am Hauptbahnhof war ein bahnsteiggleicher Umstieg wie z.B. heute schon am Berliner Tor geplant und am Stephansplatz eine eigene U5-Haltestelle nordöstlich der dortigen U1-Haltestelle. Die genauen Details von damals könnt ihr hier noch mal nachlesen (LINK). 

Mit dieser Vorzugsvariante gingen die Planungen weiter. Mehr und mehr Erkenntnisse kamen hinzu. Ergebnisse aus den Baugrunderkundungen entlang der Strecke und Alster zum Beispiel oder auch neue Analysen der Fahrgastströme und Umsteigebeziehungen zwischen der U5 und anderen Linien. Aber auch neue Projekte wie U-Bahn100 (Digitalisierung der östlichen U2/U4-Stecke, die ab Ende 2027 einen 100-Sekunden-Takt im Bestandsnetz  ermöglicht), die zu anderen Fahrgastströmen führen werden. Solche Entwicklungen aufzunehmen, ist für unsere Planerinnen und Planer wichtig, schließlich wollen sie am Ende ja vor allem die bestmögliche Linienführung finden (und einmal bauen).  

Schneller Umstieg zum Jungfernstieg, dank U5 am HBF und Stephansplatz.
Noch schneller zum Jungfernstieg: Bahnsteiggleicher Umstieg am Hauptbahnhof und am Stephansplatz.

Was also 2020 so klar schien, musste mit den in der Planung hinzugewonnenen Erkenntnissen neu bewertet werden.  

Vorteile der direkten Linienführung in der Innenstadt  

Und diese Linienführung ohne Jungfernstieg bringt gleich mehrere Vorteile:  

  1. Direkte Verbindung: Die U5 fährt direkt vom Hauptbahnhof Nord zum Stephansplatz, ohne Umweg über den Jungfernstieg. Das spart Zeit. Und zwar für alle, die Innenstadt durchfahren, z.B. von Uhlenhorst zur Uni oder von Billstedt zum UKE.
  2. Neuer Knotenpunkt: Am Stephansplatz/Dammtor gibt es einen bequemen Umstieg zur S-Bahn und zum Regional- und Fernverkehr.
  3. Entlastung des Hauptbahnhofs: Der neue Knotenpunkt Stephansplatz/Dammtor entlastet den Hauptbahnhof und verbessert das gesamte ÖPNV-System.
  4. Bahnsteiggleicher Umstiege: Am Hauptbahnhof und Stephansplatz kann man bequem umsteigen und erreicht trotzdem die Innenstadt und den Jungfernstieg. So bequem, wie heute z.B. am Berliner Tor oder an der Kellinghusenstraße. Im Zweifel sogar schneller als mit einem gesonderten Halt am Jungfernstieg, denn:
  5. Kein noch komplizierterer Jungfernstieg: Ich bin ehrlich, am Jungfernstieg fällt es mir heute schon schwer, den richtigen Ausgang oder Umstieg zu finden. Ohne die U5 wird es hier also zumindest nicht noch komplizierter. Vor allem erspart das eine U5-Haltestelle weit weg und sehr tief unter der Binnenalster. Wenn man den Fußweg einrechnet, zeigt sich, dass der Umstieg auf die U1 am Stephansplatz bzw. am Hauptbahnhof auf die U2/U4 die schnellere Variante ist.
  6. Keine Sperrungen am Jungfernstieg: Der Verzicht auf die Haltestelle Jungfernstieg vermeidet mehrjährige Sperrungen der S-Bahnlinien. 
Visualisierung der U5 Richtung Bramfeld.
Auf der vollautomatisierten U5 wird in Zukunft der neue DT6 fahren.

Wegen all dieser Vorteile soll die U5 nun also direkt und ohne Halt unter der Binnenalster durch fahren. Statt einer riesigen Baugrube dort, wird nur eine kleinere für den betrieblich notwendigen Gleiswechsel gebaut. Dafür wird der Eingriff am Stephansplatz etwas mehr, da hier für die Gemeinschaftshaltestelle U1 und U5 aufgrund der heutigen Lage der U1 eine größere Baugrube entstehen wird. Wichtig dabei: Der japanische Landschaftsgarten in Planten un Blomen wird nicht beeinträchtigt und außerdem minimieren wir den Eingriff für die U1-Fahrgäste, so gut es geht, weil wir hier Synergien mit einer ohnehin anstehenden Tunnelsanierung nutzen werden.  

Fazit: Komfortablere Lösung und Einsparung von Kosten  

Ihr seht, das Ziel – der höchstmögliche Nutzen für die Stadt – ist gleichgeblieben, für den Weg dahin wurde jetzt eine bessere Alternative gefunden. Mit der angepassten Linienführung kommen am Ende alle besser durch die Stadt, selbst die mit Fahrtziel Jungfernstieg. Daraus zieht das Planungs-Team nun also die logischen Schlüsse und plant ohne den Halt am Jungfernstieg. Das spart uns Fahrgästen Zeit und dem Bau der U5 einiges an Geld. Ganze 130 Mio. € weniger werden es nach aktuellen Planungen.   


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19 Kommentare zu: Vom Hauptbahnhof direkt zum Stephansplatz: Warum die U5 nicht am Jungfernstieg halten wird

  1. Sehr schade, somit Entfallen Umsteigemöglichkeiten zur U2. Umsteigemöglichkeiten sind halt der Knackpunkt bei U-Bahnlinien

    1. Absolut richtig – Umsteigemöglichkeiten sind der Knackpunkt! 🙂 Nicht richtig ist allerdings, dass der Umstieg zur U2 entfällt. Im Gegenteil: Am Hauptbahnhof Nord wird es einen bahnsteiggleichen und damit sogar sehr komfortablen Umstieg zwischen der U5 und der U2/U4 geben.

  2. Falls mein ursprünglicher Kommentar von letzter Woche untergegangen sein sollte:

    Eine sehr gute Entscheidung!
    Nicht nur deswegen, dass die Unterwasserhaltestelle wegfällt, sondern auch dass ihr am Stephansplatz nun doch einen bahnsteiggleichen Umstieg vorseht und zudem die Entfernung zum Dammtorbahnhof verkürzt.
    Nur schade finde ich, dass ihr nicht die Chance nutzt und auch am Hauptbahnhof Nord „Nägel mit Köpfen“ macht, eine geräumige Umsteigehalle errichtet und eine neue Verteilerebene baut, die Zugänge zu allen Bahnsteigen im Hauptbahnhof hat.
    Außerdem: Wenn einmal die U1 unterbrochen werden muss und sogar noch eine Tunnelsanierung ansteht, wie wäre es, wenn ihr gleich noch – sozusagen nebenbei – die Station Johnsallee baut?

  3. Die Lösung finde ich auch überzeugend. Die geplante U5-Haltestelle „am“ Jungfernstieg wäre gar nicht dort gelegen gewesen, sondern tief unter Binnenalster mit langen, labyrinthischen Wegen zur Oberfläche und zu anderen U-/S-Bahnlinien. Dem gegenüber ist das bahnsteiggleiche Umsteigen in U1 oder U2/U4 wohl deutlich komfortabler.

    Zwei Fragen habe ich noch:

    – Soll die Frequenz der U1 langfristig auch erhöht werden? Hilft ja nix, wenn am Dammtor/Stephansplatz alle 90 Sekunden eine U5 kommt, aber man dann 3 bis 5 Minuten auf die U1 wartet.

    – Gibt es gute Umstiege von der U5 auf die U3 im Innenstadtbereich? Am Hauptbahnhof ist der Umstieg ja maximal beschwerlich. Wie sieht das z.B. an der Hoheluftchaussee aus? Oder Uhlenhorst/Mundsburg?

  4. Werden am Hbf Nord die Bahnsteige verbreitert oder zumindest die Röhrenstruktur entfernt, sodass der ganze Bahnsteig frei begehbar ist?

  5. Wird dann wenigstens die Haltestelle am Hbf umgebaut, zumindest mit ein paar mehr Quersschlägen? Sonst wird es wirklich abartig da unten

  6. Moin,

    Sie schreiben, dass statt der riesigen Baugrube unter der Binnenalster jetzt „…eine kleinere für den betrieblich notwendigen Gleiswechsel gebaut…“ werde.
    Um welchen Gleiswechsel unter der Binnenalster geht es, wenn die U5 von Hauptbahnhof Nord direkt zum Stephansplatz geführt wird?

  7. Also, ich find’s gut. Die Planungen für die U5-Jungfernstieg-Haltestelle mitten unter der Binnenalster hatten mich von Anfang an nicht recht überzeugt, da hätte man sehr weite Wege gehabt – sowohl zu einem Ausgang als auch zum Umsteigen. Künftig dann nicht nur am Hbf Nord, sondern auch am Stephansplatz bahnsteiggleich umsteigen zu können, finde ich richtig gut.

  8. Sehr gut, dass der J-Stieg ausgelassen wird. Die Innenstadt mal ohne Baustelle wäre schon cool!

  9. Macht total Sinn. 2 Fragen dazu: Wird die Station Stephansplatz in der heutigen Tiefe bleiben oder geht‘s da insgesamt weiter nach unten? Und: Bleibt der coole Retrocharme bestehen?

    1. Wenn es um die Details zum Ausbau der Stationen geht, dann erfährst du es hier bei uns auf dem Blog und den anderen Kanälen, sobald etwas bekannt ist.
      Was den Retro-Charme betrifft kannst du dir aber sicher sein: Egal bei welchem Aus- und Umbau ist es immer das Ziel, dass die Identität der Haltestellen erhalten bleibt. 🙂

  10. Ich finde das ehrlich Fantastisch, weil es endlich eine direkter Anbindung ohne halt in Jungfernstieg gibt aber was ist mit Lurup-Mitte/Osdorfer-Born?

  11. Leider immer noch das leidige Thema, dass in Hamburg alle Schnellbahnen fahren. Ich weiß, jetzt kommt wieder die Standardantwort „dort haben x Menschen ihr Ziel“
    Nur ist das das klassische Henne – Ei Problem. Bei diversen Relationen ist man dazu gezwungen am Hbf, Jungfernstieg, oder Berliner Tor umzusteigen, da es nun einmal außer dem Nordring keinerlei tangentialen Schienenverbindungen gibt. Eine Schnellbahn, die grob dem Straßenring 2 folgt und dann ab Siemersplatz gen Stellingen – Arenen – Lurup – Osdorf verkehren würde, brächte ungemein viel an Netzwirkung und würde die Innenstadtstrecken immens entlasten. Schade, dass die Politik in Hamburg in der Hinsicht nicht mutig genug ist. Wenn man sich einmal getraut hat und merkt, dass das funktioniert, könnte das der Anstoß für ein wirklich gutes ÖPNV Netz in Hamburg sein…

  12. Gute Entscheidung. Wird Stephansplatz denn an dem Platz bleiben und „nur“ ausgebaut für die U5, oder wird die Haltestelle verschoben. Wie lange ungefähr wird die U1 dafür unterbrochen?

    1. Der Stephansplatz soll „nur“ ausgebaut werden, dennoch soll ein großer Knotenpunkt gemeinsam mit dem Dammtor entstehen.
      Sobald es Infos zur Unterbrechung auf der U1 gibt, erfährst du sie bei uns. 🙂

      1. Sieht vermutlich im Prinzip dem Umbau der U2/U4-Haltestelle Horner Rennbahn ähnlich. So weit ich es verstanden habe, könnte ein Neubau mit einem Richtungsbahnsteig U1 Richtung Norderstedt-Mitte und U5 Richtung Arenen parallel zur alten Bahnsteighalle gebaut werden und an die alte Haltestelle angebaut werde, der Neubau ist an einem Ende näher am Bahnhof Dammtor mit Zugang zur S-Bahn und F.ernbahn. Die alte Haltestelle würde vom Tunnel der U1 abgetrennt werden und zwei Tunnelstücke müssten abgerissen werden ähnlich wie bei der Haltestelle Horner Rennbahn und neu an neuen Tunnelteilen mit Bohrschächten für Anschluss an U5-Tunnel angeschlossen und würde Richtugsbahnsteig U1 Hauptbahnhof Nord und U5 Bramfeld werden, das U5-Gleis der alten Bahnsteighalle erhielte Bahnsteigtüren. Es gibt noch eine Frage. Wird das Casino zwecks Baufeld abgerissen oder zwecks Erhalt unterfangen und gibt es schon Gespräche zwischen der Hochbahn und dem Casino?

        Bin gespannt auf Infos, die noch kommen werden.

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