Seit März fahren die Busse in der Innenstadt nun durch die Steinstraße. Die Hintergründe dazu habe ich euch in den vergangenen Blogbeiträgen bereits vorgestellt (Die Mö wird verkehrsfrei und Busse über Steinstraße und Mö). Im Wesentlichen geht es um den barrierefreien Ausbau der U-Bahn-Haltestelle Mönckebergstraße, für den der Durchgangsverkehr in der Einkaufsstraße weichen musste. So sieht seither das Verkehrskonzept aus:
Offen war bislang, wie es weitergeht, sobald die Sperrung in der Mönckebergstraße aufgehoben ist. Denn: Die Stadt Hamburg plant eine verkehrsarme Innenstadt und möchte daher testen, ob die Mönckebergstraße nicht auch langfristig frei von Busverkehr bleiben kann und dieser stattdessen auch weiterhin aus der einen Richtung über den Speersort und aus der anderen Richtung über den Steintorwall in die Steinstraße geführt wird. Nun gibt es einen zweistufigen Plan zum weiteren Vorgehen, den ich hier einmal vorstelle.
Ab September: Verkehrsführung am Speersort
Ab September fahren die Buslinien 16 und 17 nicht mehr über den Speersort, sondern weiter geradeaus über die Domstraße in Richtung Willy-Brandt-Straße. Die Linie 6 fährt von der Steinstraße über „Alter Fischmarkt“ in Richtung Speicherstadt. Bedeutet: Weniger Busverkehr im Speersort und damit auch der Entfall des Personals aus dem Betriebsdienst, das bislang an der Einmündung zum Speersort stand (Hintergründe dazu hier). Hierfür werden durch neue Haltestellen entsprechend auch neue Bereiche erschlossen:
- In westlicher Fahrtrichtung gegenüber der bestehenden Haltestelle Speersort (Mö) am Fahrbahnrand
- Auch in westlicher Fahrtrichtung zwischen Große Reichenstraße und Willy-Brandt-Straße als sogenannte „Kaphaltestelle“, d.h. der Gehweg wird ein Stück weit in Richtung der Fahrbahn verbreitert
- In östlicher Fahrtrichtung zwischen Willy-Brandt-Straße und Große Reichenstraße am Fahrbahnrand
Die Haltestellen sind jeweils 42 Meter lang und barrierefrei ausgebaut. Zusätzlich werden beidseitig neue und bis zu drei Meter breite Radfahrstreifen geschaffen. Wo möglich, werden gelbe Leitschwellen als Trennelemente zum motorisierten Verkehr eingebaut. Im Bereich der Bushaltestellen ermöglicht eine überbreite Sonderfahrspur den Radfahrerinnen und Radfahrern, stehende Busse zu überholen. In der Domstraße wird ein Fahrstreifen für den Autoverkehr in südlicher Fahrtrichtung aufgehoben. In nördlicher Richtung werden zwei Fahrstreifen erhalten. Einer davon wird nach der Umgestaltung zum Bus-Sonderfahrstreifen.
Ab Ende November: Aufteilung des Busverkehrs auf Steinstraße und Mö
Ab dem 24. November ist vorgesehen, dass der Busverkehr auf die Steinstraße und Mö aufgeteilt wird. Die MetroBus-Linien 3, 5, 19 sowie die SchnellBus-Linien 31 und 37 und alle NachtBus-Linien kehren in die Mönckebergstraße zurück. Die MetroBus-Linien 6, 16 und 17 sowie die X35 fahren weiterhin über die Steinstraße. (aktualisiert am 19.11.2021)
Davon profitieren gleich mehrere Seiten: Sowohl die Läden, Geschäfte und Praxen auf der Mönckebergstraße als auch das Kontorhausviertel im Bereich Steinstraße sind direkt angebunden. Gleichzeitig werden beide Bereiche durch die Aufteilung und dadurch jeweils weniger Verkehr entlastet: In der Steinstraße betrifft das insbesondere die Anwohner*innen. In der Mönckebergstraße sind es Besucher*innen, die durch die Verkehrsreduktion eine bessere Aufenthaltsqualität genießen und entspannt durch die Einkaufsstraße flanieren können.
Bis es so weit ist, wird der Knoten Steintorwall/Mönckebergstraße umgebaut sowie die Ampelschaltung beider Straßen in Richtung Hauptbahnhof angepasst, sodass eine saubere verkehrliche und betriebliche Abwicklung gewährleistet werden kann.
Und das langfristige Verkehrskonzept?
Die langfristige Lösung soll natürlich die für alle Beteiligten beste Lösung sein. Dafür läuft ab Ende August eine Befragung von Fahrgästen, Fußgänger*innen, Radfahrenden sowie Anwohner*innen und Gewerbetreibenden. Darüber hinaus werden in den kommenden Wochen Hamburgerinnen und Hamburger online zu den Maßnahmen des Konzepts „Autoarme Innenstadt“ befragt. Weitere Bausteine der Evaluation stellen allgemeine Verkehrszählungen sowie Fahrgastzählungen und Fahrtzeitmessungen dar, um auch aus betrieblicher Sicht die Zuverlässigkeit und Stabilität des Busverkehrs zu bewerten.
Auf Basis dieser Evaluierung soll dann eine langfristige Lösung in Zusammenarbeit von BSW, BVM, LSBG, HOCHBAHN und VHH erarbeitet werden.
Barrierefrei sind die neuen Stationen Steintorwall und Jakobikirche nicht wirklichich. Am Steintorwall sind immer viele Menschen unterwegs und der Bürgersteig ist nicht sehr breit, am Jakobikirchhof ist die Station Recht schmal in Richtung Hauptbahnhof. Telefonisch bekam ich die Auskunft vor ein paar Monaten „das wird ja nicht so bleiben“. Was soll dagegen gemacht werden?
Auch währe es gut klar die neue Station auszuschlmieldern welche jetzt durch den Weihnachtsmarkt wieder weg genommen wurde. Ich nehme mir immer 5 extra Zeit weil ich nie weiß wo welcher Bus fährt.
Bei der Einrichtung des Busverkehrs in der Steinstraße musste natürlich auf die bestehende Infrastruktur und die bereits dicht bebaute Innenstadt geachtet werden, da gibt es nicht unbegrenzt Möglichkeiten. Und Innenstädte haben es auch an sich, dass dort mehr Menschen unterwegs sind. Das langfristige Verkehrskonzept soll die für alle Beteiligten beste Lösung darstellen. Diese wird in Zusammenarbeit von BSW, BVM, LSBG, HOCHBAHN und VHH erarbeitet.
Die Anmerkung zur Haltestelle Speersort hatte ich übergangen, sorry: Direkt vor Ort sind große Lagepläne ausgehängt, die Infos zu verlegten Haltestellen inklusive Wegeführung beinhalten. Online sind Infos zu Haltestellenänderungen natürlich auch ausgegeben.
Die Konzepte erscheinen zunächst ganz okay, ein paar Fragen bzw. Anregungen habe ich:
– Warum soll zukünftig die Linie 3 nicht mehr bzw. keine andere Buslinie über den Ballindamm fahren? Wäre dort keine Etablierung einer zusätzlichen Haltestelle möglich?
– Der Abstand zwischen Domstraße und Michaeliskirche erscheint sehr groß, ist vorgesehen, zukünftig Zwischenhaltestellen einzurichten?
– würde nicht eine Buslinie zwischen U-Baumwall und U-Messberg sinnvoll sein, also entlang „Bei den Mühlen“ und „Dovenfleet“? Wenn zukünftig die Linie 37 durch eine neue Buslinie ersetzt wird, könnte diese vielleicht die Lücke füllen?
– wurde die Verschwenkung von Buslinien über „Neuer Jungfernstieg“ eigentlich auch überprüft?
Ein Hinweis habe ich noch: Der Metrobus-Plan ist bislang noch nicht aktualisiert worden, gerade zur Umgewöhnung wäre aber eine Anpassung sehr wichtig.
Zu
> Der Abstand zwischen Domstraße und Michaeliskirche erscheint sehr groß, ist vorgesehen, zukünftig Zwischenhaltestellen einzurichten?
Mindestens am Speersort (Mö) gibt es ja einen Halt
Zum ersten Punkt: Die Etablierung von zusätzlichen Haltestellen im Ballindamm wurde geprüft, war aber aufgrund der erst 2020 eingerichteten großzügigen Radfahrstreifen nicht möglich. Somit ist die Fahrt der Linie 3 oder anderer Linien ein Umweg ohne Mehrwert für die Fahrgäste.
Zum zweiten Punkt: Vorerst wird durchgefahren. Es sind aber bereits Haltestellen für die Linien 16 und 17 in beiden Richtungen auf Höhe Rödingsmarkt in der Ludwig-Erhard-Straße in Planung und werden voraussichtlich noch in diesem Jahr eingerichtet.
Zum dritten Punkt: Diesen Hinweis nehmen die Kolleg*innen aus der Verkehrsplanung gerne auf und werden ihn prüfen. Das Gebiet zwischen Bei den Mühren/Dovenfleet und Willy-Brandt-Straße ist aber bereits durch die Haltestellen Auf dem Sande (Speicherstadt), Brandstwiete, Bei St. Annen und jetzt neu Domstraße gut zu erreichen.
Und zum vierten Punkt: Im Rahmen der Planungen werden nahezu alle Straßen in der Innenstadt zumindest aufgegriffen. Eine Verschwenkung von Buslinien in den Neuen Jungfernstieg wurde aber nicht tiefgehender überprüft. Linien aus/in Richtung Bf. Dammtor müssten für eine Fahrt über den Neuen Jungfernstieg entweder die wichtigen Haltestellen U Gänsemarkt und ggf. U Stephansplatz auslassen oder zwar diese bedienen, aber dann sämtliche wichtigen Innenstadthaltestellen von U/S Jungfernstieg über U Rathausmarkt und Mönckebergstraße auslassen. Linien, die vom Rödingsmarkt oder aus Richtung Speicherstadt kommen, würden auf ihrem Weg zum Hauptbahnhof einen großen Umweg fahren und dabei weder die Mönckeberg- noch die Steinstraße bedienen können. Durch die Lage am Wasser hätte eine Haltestelle im Neuen Jungfernstieg nur eine Erschließungswirkung für die Häuserseite. Diese und das dahinterliegende Gebiet rund um die Colonnaden sind aber bereits gut durch die Haltestellen U Gänsemarkt und U Stephansplatz zu erreichen. Der Neue Jungfernstieg steht darüber hinaus im Fokus des Bezirks Hamburg-Mitte zum Ausbau der Veloroute 4.
Ich hätte dazu mehrere Anmerkungen:
1. Dass 16, 17, 37 über die Domstraße gerade aus fahren, ist logisch, da infolge des immer noch bestehenden Autovorrangs in Hamburg die Busse bisher kaum eine Chance hatten, vernünftig auf die bzw. herunter von der Willy-Brandt-Strasse zu gelangen. Es sollte aber nocheinmal überlegt werden, auf Höhe Rödingsmarkt eine Bushaltestelle einzurichten. Sonst wäre der Abstand zwischen den Haltestellen sehr lang.
2. Da im zweiten Plan bereits die Linie 34 nicht mehr verzeichnet ist, bedeutet das, dass diese bereits entfällt? Wie sieht es da bezüglich der Linie 37 aus? Schließlich sollen in der Tendenz die Schnellbusse entfallen.
3. Bezüglich der Kita: Zuerst hatte ich vermutet, dass die Einweisung wegen möglichen kritischen Situationen zwischen Fußgängern (besonders Kindern) und Bussen erfolgt. Aber es geht ja darum, dass keine Fahrgäste an der Haltestelle und in den Bussen in die Kita hinein schauen können. Inzwischen habe ich auch gesehen, dass die Kita ihre Fensterscheiben verspiegelt hat.
Ich bin zwar in einer anderen Zeit aufgewachsen und nicht in der „Alt-BRD“ sozialisiert worden, aber: Ist dieses ständige „In-Watte-Packen“ wirklich gut? Könnte das nicht auch der Grund sein, dass die junge Generation nicht mehr mit Krisen wie der gegenwärtigen Pandemie umgehen kann, ohne gleich zu jammern, eine Maske tragen zu müssen o.ä., oder gar die Corona-Bestimmungen ignoriert? Ich hatte noch gelernt, auch einmal „die Zähne zusammen beißen zu müssen“, auch mal sich selbst zu überwinden. Das war bestimmt nicht verkehrt.
Zu 1.: Vorerst wird durchgefahren. Es sind aber bereits Haltestellen für die Linien 16 und 17 in beiden Richtungen auf Höhe Rödingsmarkt in der Ludwig-Erhard-Straße in Planung und werden voraussichtlich noch in diesem Jahr eingerichtet.
Zu 2.: Die Linie 34 ist von keiner der aktuellen Änderungen betroffen und bietet zugleich keine Umfahrungsmöglichkeit zur gesperrten U3 (wie z.B. die Linie 2). Deshalb wurde sie aus Vereinfachungsgründen nicht in den Plänen eingezeichnet.
Zur dritten Frage hatte ich im Blogbeitrag zu den Planungen im Speersort ja bereits eine Erklärung gegeben: Bei aller Rücksicht auf die Bedürfnisse der Fahrgäste und das Ziel, die Stadt möglichst nutzstiftend zu erschließen, ist es nicht das Interesse der HOCHBAHN, dabei das Anliegen Dritter völlig zu übergehen. Zumal die Kita in diesem Fall quasi die unmittelbare Nachbarschaft zum Hochbahnhaus in der Steinstraße darstellt und man es sich mit den Nachbarn besser nicht verscherzt 😉 Hier zu lesen: https://dialog.hochbahn.de/allgemein/warum-neue-verkehrsplanungen-alles-andere-als-einfach-sind/
Hallo Frau Steinat,
vielen Dank für Ihre Antwort.
Ich kenne Ihren Blogbeitrag und die Position der HOCHBAHN zum Thema Kita und möchte das auch nicht infrage stellen. Mir ging es nur darum, auf ein generelles Problem in der Gesellschaft hinzuweisen, so wie ich es sehe.
Wird es ab der Willy Brandt Straße auch Bushaltestelle für z.b. die Linie 16 geben? Oder wird zwischen Domstraße und dem Michel non-stop gefahren?
Vorerst wird durchgefahren. Es sind aber bereits Haltestellen für die Linien 16 und 17 in beiden Richtungen auf Höhe Rödingsmarkt in der Ludwig-Erhard-Straße in Planung und werden voraussichtlich noch in diesem Jahr eingerichtet.