In den letzten Wochen hat ein Thema in den Hamburger Medien Wellen geschlagen: Eine Hamburgerin hat eine Petition für Frauenwaggons in Hamburger U- und S-Bahnen gestartet. Der Wunsch dahinter: Frauen sollen sich auf ihren Wegen im ÖPNV sicherer fühlen. Und getrennt von Männern, so die Idee, würde das am besten funktionieren. Fast 36.000 Menschen (Stand 28.3.25), die die Petition unterschrieben haben, stimmen ihr zu. Ein deutliches Signal zu einem wichtigen Thema und damit Anlass für mich, tiefer einzusteigen: Wie steht die HOCHBAHN zum Thema Frauenwaggons? Können sie für ein sichereres Gefühl beim U-Bahn-Fahren sorgen – oder gibt es bessere Alternativen?
Oberste Priorität: Sicherheit
Fangen wir bei dem Punkt an, wo wir uns denke ich alle einig sind: Jede und jeder soll sich im ÖPNV sicher fühlen. Der Meinung sind nicht nur die Unterstützenden der Petition, das sehe ich so, und das sieht natürlich auch die HOCHBAHN so. Mehr noch, Sicherheit steht für die HOCHBAHN an allererster Stelle und ist daher auch seit Langem an allen denkbaren Stellen im Netz sichtbar: 1.100 Kameras allein an den Haltestellen, mehr als 5.000 in den Fahrzeugen, dazu Notrufsäulen und -knöpfe – und natürlich die Teams der Hochbahn-Wache, die täglich rund um die Uhr im gesamten Netz unterwegs sind. Die Liste könnte ich nun noch so weiter führen, zum Glück hat Pia das aber vor mir schon einmal ausführlicher in diesem Blog-Beitrag getan.

Frauenwaggons – eine sinnvolle Ergänzung?
Also zurück zum Ausgangsthema, den Frauenwaggons. Bei der HOCHBAHN wurde die Forderung der Petition von einer ganzen Reihe an Expertinnen und Experten besprochen. Das Ergebnis: Mehr Sicherheitsgefühl ja, aber anders. Denn so verständlich der Wunsch hinter der Petition ist, so würden Frauenwaggons doch das falsche Signal senden: Nämlich, dass Frauen nur in diesem abgegrenzten Bereich sicher sind. Und dass wir als Frau, sobald wir den Bahnsteig betreten oder uns auf den Nachhauseweg machen, quasi ausgeliefert sind. Für die HOCHBAHN ist es dagegen wichtig, ein durchgehend sicheres Umfeld zu bieten, das eben nicht an der Zugtür endet – und genau das eben auch zu vermitteln.
Daran schließt sich natürlich auch die Frage nach den Frauen an, die sich in den “gemischten” Waggons aufhalten (ob nun freiwillig oder weil sie es in Eile nicht in den Frauen-Waggon geschafft haben): Können sie sich hier weiterhin sicher fühlen? Oder könnte sich manch einer jetzt vielleicht erst recht denken: Na, die sieht’s wohl nicht so eng? Auch hier muss es eine klare Message geben: Ich habe das Recht, nicht belästigt zu werden – völlig unabhängig davon, wo ich mich aufhalte.
Außerdem hat die Entscheidung der HOCHBAHN noch einen ganz praktischen Grund: Viele U-Bahnen sind nämlich auf 40 Meter durchgängig begehbar. Und das ist kein Zufall: Durch das durchgehende Design entsteht nämlich eine helle, offene Atmosphäre, in der ich mich als Fahrgast direkt sicherer fühle (übrigens ein Punkt, der beim Design des neuen DT6-Zugs eine wichtige Rolle spielt!). Uns so entstehen natürlich auch kaum “tote Winkel”, in denen ein Übergriff unbemerkt bleiben würde – und wenn doch, kann ich mich Ernstfall immer auch über viele Reihen hinweg bemerkbar machen. Und auch das beruhigende Gefühl, nicht eingeschlossen zu sein, sondern jederzeit in einen anderen Waggon wechseln zu können, könnte ein Frauen-Waggon natürlich nicht bieten.
Soviel also zum Aufenthaltsgefühl von Frauen, aber wie wirken solche getrennten Waggons eigentlich auf die übrigen Fahrgäste? Auch das ist für die HOCHBAHN ein entscheidender Punkt. Denn sie macht sich für eine Mobilität stark, die niemanden ausschließt – als öffentliches Verkehrsunternehmen liegt das quasi in ihrer DNA. Alle Menschen sind willkommen, egal welcher Herkunft oder Religion, welchen Alters oder sexuellen Orientierung und eben: egal welchen Geschlechts. Dazu gehört in der Konsequenz auch, Männer nicht unter Generalverdacht zu stellen und aus Zug-Bereichen auszugrenzen. Denn natürlich sind die allermeisten von ihnen einfach friedliche Fahrgäste, die genau wie wir alle schlicht von A nach B kommen wollen. Und wenn man die Sache ganzheitlich denkt, ergeben sich natürlich noch andere Fragen: Was sagt man z.B. Menschen, die sich weder als Frau noch als Mann fühlen und sich dennoch – oder gerade deshalb – unsicher fühlen? Dürfen sie den Frauen-Waggon nicht nutzen? Braucht es für sie dann einen weiteren Waggon? Ihr merkt, das Thema wird schnell kompliziert.
Sicherheit – überall und für alle
Frauen-Waggons wird es in Hamburger U-Bahnen also aus verschiedenen Gründen nicht geben, so sieht es die HOCHBAHN. Trotzdem spricht die Petition natürlich eine deutliche Sprache: Nicht alle Fahrgäste fühlen sich offenbar sicher auf ihren Wegen. Und das hat die HOCHBAHN gehört und bestärkt sie darin, das Sicherheitskonzept weiter auszubauen, wenn auch mit anderen Mitteln.
Zum einen wird das Sicherheitspersonal im hvv noch in diesem Jahr aufgestockt: Insgesamt 80 zusätzliche Kolleginnen und Kollegen sind dann im HOCHBAHN- und S-Bahn-Netz unterwegs, greifen in brenzligen Situationen ein, sind für Fahrgäste ansprechbar und sorgen schon mit ihrer Präsenz dafür, dass Menschen gar nicht erst auf dumme Ideen kommen.

Damit die Sicherheitskräfte im Ernstfall so schnell wie möglich vor Ort sind, soll in Zukunft außerdem Künstliche Intelligenz unterstützen. Die Idee: Kamerabilder so auswerten, dass kritische Situationen (z.B. ein Gerangel auf dem Bahnsteig oder eine gestürzte Person) automatisch auf den Bildschirmen der Leitstelle angezeigt werden – und das Team so reagieren kann, noch bevor ein Hinweis über die Notrufsäule eingeht.
Angebote nutzen: Mittel und Wege auf einen Blick
Zum Schluss noch ein “Crash-Kurs“, wie ihr im Ernstfall am besten Hilfe holen könnt. Denn wie gesagt, Möglichkeiten gibt es dafür überall im Netz. Und wer weiß, wie man sie im Fall der Fälle nutzen kann, fühlt sich direkt schon ein Stück sicherer!
Auf den Bahnsteigen gibt es wie gesagt die Notrufsäule, über die die Kolleginnen und Kolleginnen aus der Leitstelle rund um die Uhr für euch erreichbar sind. Sie schalten sich dann per Kamera zu und schicken wenn nötig Hilfe. Es muss dabei aber nicht erst ein “echter” Notfall sein: Auch wenn ihr z.B. abends allein am Bahnsteig seid und bloß ein komisches Bauchgefühl habt, hat das Team ein offenes Ohr! Einfach Taste drücken, die Kollegin oder der Kollege bleiben dran, bis der Zug einfährt.

Im Zug gibt es dann den Notknopf direkt neben der Tür, über den ihr im Ernstfall direkt mit dem Fahrpersonal verbunden seid. Im DT5-Zug kann sich die Kollegin oder der Kollege dann sogar auch hier per Kamera zuschalten. Bei Bedarf kann auch hier die Hochbahn-Wache zur Hilfe kommen. Oft reicht es aber auch schon, laut auf die Situation aufmerksam zu machen und sich so Unterstützung anderer Fahrgäste zu holen – denn völlig allein sind wir im ÖPNV zum Glück ja dann doch meist nicht unterwegs.
Und dann noch ein Tipp: Wer sich nicht wohl fühlt – ob Frau oder Mann –, sollte den ersten Wagen im Zug nutzen. Dann ist man nur eine Glasschiebe von der Zugfahrerin bzw. Zugfahrer getrennt. Da hat man sofort Unterstützung.
Vielleicht kennt die eine oder andere von euch außerdem den Impuls, abends oder nachts auf dem Nachhauseweg, wenn einen ein mulmiges Gefühl überkommt, mit jemandem sprechen zu wollen. Hier kann ich euch das Heimwegtelefon ans Herz legen: Über die Nummer 0800 / 46484648 (am besten direkt einspeichern! 😊) könnt ihr euch kostenlos Gesellschaft holen.
Ihr seht: Beim U-Bahn-Fahren gibt es ein dichtes Netz an Maßnahmen, die rund um die Uhr für eure Sicherheit sorgen, und weitere sind in der Mache. Der entscheidende Unterschied zu Frauen-Waggons ist dabei, dass sie überall und noch dazu für jede und jeden greifen. Denn das muss doch am Ende das Ziel sein: Dass wir alle uns auf unserer gesamten Reise sicher fühlen – und eben nicht nur auf wenigen Quadratmetern eines abgetrennten Waggons.