Brückeneinhub im laufenden Betrieb – wie geht das denn?

Das Großprojekt zum Austausch von vier historischen Brücken an der U1/U3-Doppelhaltestelle Wandsbek-Gartenstadt biegt auf der Zielgeraden ein. Das große Finale: Brückeneinhub im laufenden Betrieb. Wie geht das denn, fragt ihr euch sicher – wie haben exklusive Einblicke für euch. 

Am Samstag wurde die Brücke 1, Volksdorf ausgetauscht.
Die Brücken 2-4 wurden bereits ausgetauscht, die Nummer 1 stand am vergangenen Wochenende an.

Es war Samstagmorgen, der 2. Dezember, um 7.30 Uhr – die Temperatur lag unter dem Gefrierpunkt und der Schnee rieselte vom Himmel. Die letzte der insgesamt vier neuen Brücken lag einsatzbereit auf der Lesserstraße vor dem Ostpreußenplatz. Auch der Autokran, der die fast 40 Tonnen schwere und 18 Meter lange Brücke kurze Zeit später durch die Luft heben würde, war aufgebaut und startklar. Im Hintergrund rollten die Züge der U1 und U3 schon längst mit ihren Fahrgästen über die Gleise der Haltestelle hinweg. Und dann war es soweit: Die neue Brücke für die U1 hielt nochmal kurz inne, bevor diese an den Stahlseilen des Autokrans hoch in die Luft gehoben werden würde. Hinweg über die Lesserstraße schwebte nun fast leichtfüßig die neue Brücke in ihre Position auf Gleis 1, wo später die U1 in Richtung Volksdorf fahren würde. Im Hintergrund rollten weiterhin unermüdlich die Züge der U1 und U3 während des gesamten Vorganges für die Fahrgäste. Um 8.45 Uhr war es dann vollbracht: Die neue Brücke war eingehoben. Aufatmen unter allen Beteiligten. 

Lage und Umgebung ermöglichten einen Einhub im laufenden Betrieb 

Dass die neue Brücke für die U1 im laufenden U-Bahn-Betrieb eingehoben werden konnte, lag an der Lage, Umgebung und Beschaffenheit der Station. Die oberste Priorität während eines Brückenein und –aushubes ist stets das Thema Sicherheit. Die Breite der Lesserstraße sowie die Lage der Bahnsteige und der Gleise der Station ermöglichten einen Brückeneinhub im laufenden U-Bahn-Betrieb. Der Schwenkbereich der Brücke während des Einhubes führte nämlich nicht über befahrene Gleise, frequentierte Bahnsteige oder begehbare Fußwege, die zum Zugang der Haltestelle führen. Optimale Bedingungen also – und trotzdem echte Millimeterarbeit für die Expertinnen und Experten vor Ort! 

Nun ist die letzte Brücke eingehoben. Warum jetzt noch U1-Pendelbetrieb bis 21. Dezember? 

Bis einschließlich 21. Dezember fährt die U1 noch zwischen den Haltestellen Wandsbek-Gartenstadt und Wandsbek Markt im Pendelbetrieb. Zwar ist die neue Brücke jetzt eingehoben, jedoch muss diese nun erst einmal „angeschlossen“ werden. In den nächsten drei Wochen finden somit noch Abdichtungsarbeiten, Verlegung von Schotter und Gleise sowie der Einbau von Technik und Signalanlagen statt. Eine letzte Sperrung für das Großprojekt am Sonnabend, den 16. Dezember, muss es dann noch für den Ausbau des Prellbocks auf Gleis 1 geben. Dieser sorgte zuvor für Sicherheit, bis die neue Brücke da war. Ab dem 22. Dezember sind dann aber alle Brücken, alle Gleise und Signale im Einsatz, um die Züge der U1 und U3 wieder wie gewohnt fahren zu lassen.  


*Während der Arbeiten kam es am 19.06.2023 zu einem tragischen Unfall, bei dem ein Mitarbeiter eines Fremdunternehmens sein Leben verlor. Wir sind zutiefst betroffen und drücken der Familie des Verstorbenen unser tief empfundenes Mitgefühl aus.


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