Fakt oder Fake? Kommentare zu E-Bussen im Fakten-Check

Schon seit 2020 kauft die HOCHBAHN ausschließlich Busse mit emissionsfreiem Antrieb. An den Anblick der E-Busse auf Hamburgs Straßen haben wir uns inzwischen also lange gewöhnt. Aber immer mal wieder tauchen Diskussionen über sie auf: Während sich die einen über die E-Busse freuen (schließlich bringen sie uns den Klimazielen der Stadt näher und machen ganz nebenbei noch unsere Straßen leiser, oder?), werden sie von anderen regelmäßig ins Kreuzfeuer genommen. Dieser Beitrag soll sich einmal gerade um die angeführten Kritikpunkte drehen. Dafür habe ich die Kommentare, die uns auf unserer Instagram-, X- und hvv-Facebook-Page immer wieder begegnen, einmal in den Fakten-Check genommen: Was stimmt, was stimmt nicht, und wo liegt die Wahrheit vielleicht irgendwo dazwischen? 

1. E-Busse sind in der Produktion gar nicht so nachhaltig 

Tatsächlich spricht der User hier ein reales Problem an: Zwar werden die Busse hier in Hamburg mit Öko-Strom und damit nachhaltig betrieben. Wenn man Nachhaltigkeit ganzheitlich denkt, müssen wir uns aber natürlich auch die Vorgeschichte der E-Busse anschauen. Viele Rohstoffe und Vorprodukte für die Batterien stammen nämlich aus Entwicklungs- und Schwellenländern, wo nicht immer klar ist, unter welchen Bedingungen die Menschen dort arbeiten und mit welchen Auswirkungen auf die Natur vor Ort. 

Das betrifft grundsätzlich auch die HOCHBAHN. Wie geht das Unternehmen also damit um? Zunächst sind Nachhaltigkeitskriterien bei der Ausschreibung von E-Bussen heute zu 10 % vergaberelevant. Wer also als Unternehmen Busse an die HOCHBAHN verkaufen will, muss erklären, mit welchen Maßnahmen die Probleme in den Lieferketten der Batterien angegangen werden. Und auch das Thema Ökostrom bei der Herstellung der Batterien spielt hier eine Rolle. 

Aber wer soll das kontrollieren, so am anderen Ende der Welt, denken sich jetzt wiederum viele. Das habe ich mir einmal von unserer Menschenrechtsbeauftragten erklären lassen: Die HOCHBAHN arbeitet hier mit Electronics Watch zusammen. Die NGO hat ein Netzwerk aus Monitoring-Partnern, die vor Ort (etwa in Bolivien, den Philippinen oder der Demokratischen Republik Kongo) den Austausch zu den Arbeitenden und ihren Vertretungen suchen. Wenn hier auffällt, dass etwa Löhne zu niedrig sind oder nicht gezahlt werden, würde Electronics Watch der HOCHBAHN zunächst regelmäßig von den Untersuchungen berichten. Im nächsten Schritt wird die HOCHBAHN gemeinsam mit den Busherstellern nach Lösungen suchen, die den Betroffenen Abhilfe und Wiedergutmachung verschaffen – und zwar nicht nur mit Blick auf entstandene wirtschaftliche, sondern auch mögliche körperliche oder psychische Schäden. Auch diesen Prozess begleitet dann Electronics Watch. 

Am Ende müssen wir hier aber realistisch bleiben: Mit letzter Sicherheit kann die HOCHBAHN nicht sagen, dass die gesamte Lieferkette bis hin zu den Rohstoffen wirklich einwandfrei ist (dasselbe gilt im Übrigen aber auch für Diesel-Fahrzeuge). Einen wahren Kern hat dieser Punkt aktuell also noch. Die HOCHBAHN unternimmt aber bereits Verantwortung, um Nachhaltigkeit auch hier zum Standard machen. Das ist ein wichtiger Schritt. 

2. E-Busse sorgen für tonnenweise Elektroschrott 

Die E-Busse der HOCHBAHN legen täglich bis zu 270 Kilometer zurück und ja, irgendwann sind die Batterien abgenutzt und müssen gewechselt werden. Bei den E-Bussen der HOCHBAHN ist das je nach Batterie-Typ alle 5 bis 8 Jahre der Fall. Dann gehen die alten Akkus an die Bushersteller zurück, wo sie zumindest zum Teil – je nach Schaden und Batterie-Typ – wieder aufbereitet, teils aber auch entsorgt werden. 

Insgesamt ist der Abfall je E-Bus damit also schon recht überschaubar. Trotzdem ist die Devise natürlich: Je weniger Müll am Ende entsteht, desto besser. Auch hier fragt die HOCHBAHN die Hersteller bei der Ausschreibung daher, wie gut die Recyclingfähigkeit der Batterien ist, und berücksichtigt das entsprechend schon bei der Bestellung. Und auch die Zeit arbeitet zum Glück für uns, denn es ist davon auszugehen, dass die Lebensdauer von Batterien in den kommenden Jahren noch weiter verbessern wird. Und auch das bedeutet dann entsprechend: Weniger Müll. 

3. E-Busse fangen schnell an zu brennen 

Entwarnung: Laut unseren Fachleuten der FFG (also denen, die die E-Busse der HOCHBAHN seit Stunde 0 ausrüsten, warten und reparieren) ist das Entzündungsrisiko von E-Bussen nicht höher als das eines Dieselbusses. Es dürfte sogar noch etwas niedriger sein, denn anders als bei den klassischen Bussen ist ja keine (bzw. kaum) brennbare Flüssigkeit an Bord.  

Sollte es dennoch zu Brand kommen, verläuft dieser aber etwas anders. Für den Fall der Fälle ist die HOCHBAHN daher mit besonderen Vorkehrungen gewappnet: Auf den Betriebshöfen, wo E-Busse übernachten, hat sie Brandmeldeanlagen und Löschwassertanks eingerichtet. Außerdem werden die parkenden E-Busse durch Brandschutzwände in Abschnitte unterteilt, sodass sich ein Feuer nicht über viele Busse hinweg ausbreiten kann. Und auch die Feuerwehr Hamburg ist heute sehr gut auf das Löschen von E-Bussen eingestellt. 

Gerade geht die HOCHBAHN sogar noch einen Schritt weiter, denn mit dem sogenannten, vom Fahrzeug übertragenen, “kritischen Batteriesignal” soll künftig noch schneller reagiert werden: Schon wenn es Abweichungen vom Sollzustand der Hochvoltbatterie gibt, trennt das Fahrzeug die betroffene Batterie vom Hochvoltsystem und meldet sich über die Ladeschnittstelle automatisch bei den Kolleginnen und Kollegen aus der Leitstelle und der Feuerwehr. 

4. Die Sache mit der Diesel-Heizung 

Das stimmt, die E-Busse haben aktuell noch heizölbetriebene Zusatzheizungen an Bord, auch wenn die nur einen Bruchteil der Emissionen beim Fahren aus. Um zu verstehen, warum das so ist, hilft es, einmal auf die Anfangsjahre der E-Busse zurückblicken: Gerade in der ersten Generation hatten E-Busse nämlich noch eine ziemlich knappe Reichweite. Eine alleinige E-Heizung hätte die Batterie hier zusätzlich belastet und die E-Busse damit weitere wertvolle Kilometer gekostet. Daher entstand damals der Kompromiss mit der Dieselheizung. Und auch, wenn die Fortschritte bei den Batterien und damit bei den Reichweiten groß sind, wird uns dieses Problem wohl (bei Hamburgs weitläufigen Strecken) noch eine Weile begleiten. Gleichzeitig rechnen die Experten mit weiteren Fortschritten in der Batterietechnologie. Das wird dann auch dazu führen, dass wir in absehbarer Zeit auf Dieselheizungen verzichten können. 

5. E-Busse gehen bei heißen Temperaturen in die Knie 

Zu guter Letzt bin ich noch dem jüngsten Aufreger auf die Spur gegangen: E-Busse würden bei sommerlichen Temperaturen überhitzen und müssten dann stehenbleiben, um abzukühlen. Auslöser war das TikTok-Video eines Fahrers, der so einen vermeintlichen Vorfall filmte, darunter weit über 1.000 (gelinde gesagt) aufgeregte Kommentare. 

Auch dazu habe ich also kurzerhand mit einem Experten der FFG gesprochen: Dass E-Busse hohen Temperaturen nicht standhalten würden, ist ganz klar ein Mythos. Die E-Busse der HOCHBAHN fahren auch im Sommer einwandfrei und zwar ohne, dass sie dabei an Reichweite einbüßen würden. Dass es mal zu einem technischen Problem kommt (in diesem Fall war es keine Überhitzung, sondern ein Software-Fehler), kann natürlich bei jedem Fahrzeug mal passieren – auch, aber eben nicht speziell an warmen Tagen. 

Übrigens: Gerade der letzte Post wurde auch von Usern befeuert, die offenbar ein generelles Problem mit Klima-Themen haben und solches Material gerne in ihrem Sinne framen. Hier ist also oft der Wunsch der Vater des Gedankens. Also: Lasst euch nicht ins Bockshorn jagen, bildet euch eure eigene Meinung zu E-Bussen und bleibt dafür bei den Fakten – mit diesen Blog-Beitrag habt ihr dafür jetzt hoffentlich eine gute Grundlage. 

Und wenn noch Punkte offengeblieben sind, schreibt sie mir gerne in die Kommentare. Dann forsche ich auch dazu gerne für euch nach 😊 


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