U3-Sanierung in der Innenstadt: Wie eine über 100 Jahre alte Strecke saniert wird

Vor mehr als 100 Jahren wurde die heutige U3 als erste Hamburger U-Bahn-Linie gebaut. Damit die Strecke auch in den kommenden Jahrzehnten den Fahrgästen zuverlässig kurze Wege in der Innenstadt ermöglicht, stehen ab nächstem Jahr umfassende Sanierungsmaßnahmen an.

Kernstück des Projekts: die Sanierung des U-Bahn-Trogs am Adolphsplatz bzw. am Mönkedamm.



Alte Bausubstanz: Sperrung der Strecke nötig

Hier muss die über 100-jährige Bausubstanz durch einen kompletten Neubau ersetzt werden. Da das sehr umfangreich wird, können die Arbeiten nicht im laufenden U-Bahn-Betrieb umgesetzt werden. So ist also jetzt schon klar, dass die U3 zwischen Hauptbahnhof und Baumwall gesperrt werden muss. Insgesamt rechnen wir mit einer Sperrung von vierzehn Monaten.



Der betonierte Trog, über den die U-Bahn vom Rathaus aus den Tunnel verlässt und auf der Rampe Richtung Rödingsmarkt weiter fährt, liegt im Wasser. Die Holzpfähle, die die ganze Konstruktion tragen, sind ziemlich angegriffen (Venedig lässt grüßen 😉) und müssen deshalb komplett erneuert werden.

Ziemlich viel Aufwand, denn dazu muss zunächst der Wasserspiegel gesenkt werden. Dafür wird ein Damm errichtet, anschließend können die Trogwände und die Sohle abgerissen werden. Die neue Sohle aus Stahlbeton wird dann mit insgesamt rund 100 Mikropfählen tief im Untergrund verankert. Eine besondere Herausforderung sind die Arbeiten in dem engen Tunnel unterhalb des Gebäudes der Hamburg School of Business Administration (HSBA).


Bündelung weiterer Baumaßnahmen

Im Rahmen der Sanierung bündeln wir weitere Projekte, um in den nächsten Jahren möglichst nicht noch einmal im selben Streckenabschnitt sperren zu müssen.

  • Instandsetzung des U-Bahn-Tunnels zwischen Mönckebergstraße und Adolphsplatz: Die historische Bausubstanz, insbesondere Tunneldecke und -wände, wird saniert und die Tunnelabdichtung gegen Feuchtigkeit und zum Schutz der Konstruktion erneuert.
  • (Brücke Willy-Brandt-Straße, Haltestelle Rödingsmarkt, Graskeller und Mönkedammfleet) sowie das Steinviadukt Mönkedammfleet müssen instandgesetzt werden. Um die Beeinträchtigungen für die Anwohner möglichst gering zu halten, werden die Viadukte während der Arbeiten komplett eingehaust.
  • An der Haltestelle Rödingsmarkt wird die Bahnsteigerhöhung verlängert, der Bahnsteigbelag erneuert, und die Treppenanlagen werden saniert. Parallel werden notwendige Korrosionschutzarbeiten an der über 100 Jahre alten Haltestelle durchgeführt.
  • Zwischen den Haltestellen Rathaus und Rödingsmarkt werden zudem Schienen, Schwellen, Schotter und Stromschienen ausgetauscht.


Barrierefreier Ausbau der U3-Haltestelle Rathaus

Im „Windschatten“ der Sanierung wird auch die U3-Haltestelle Rathaus endlich barrierefrei. Sie erhält je Bahnsteig einen Aufzug direkt zur Oberfläche, erhöhte Bahnsteige für den niveaugleichen Ein- und Ausstieg sowie Leitsysteme für blinde und sehbehinderte Fahrgäste. Alleine der barrierefreie Ausbau hätte eine Betriebsunterbrechung von rund zwölf Monaten erfordert und kann nun komplett in die Streckensanierung eingebettet werden.



Im Vorfeld hat die HOCHBAHN durch den Einbau einer zusätzlichen Weiche zwischen Hauptbahnhof und Mönckebergstraße sichergestellt, dass alle Fahrgäste aus dem Osten kommend in jedem Fall bis zum Knotenpunkt Hauptbahnhof fahren und hier umsteigen können. Vorher konnte die U3 bei einer innerstädtischen Sperrung nur bis zum Berliner Tor fahren.

Das Projekt soll nach jetzigem Planungsstand im September 2020 starten und wird dann 14 Monate dauern. In der Bauzeit wird der Streckenabschnitt von Hauptbahnhof bis Baumwall nicht bedient werden können. Davon sind täglich rund 60.000 Fahrgäste betroffen, die aber auf andere Schnellbahn- und Buslinien ausweichen können.

Natürlich wird es vor der Sperrung von uns mehr Informationen für euch Fahrgäste geben. Dann werden wir Fahrthinweise geben und auch die Verkehrskonzepte an der Oberfläche vorstellen, die derzeit in der detaillierten Ausarbeitung sind.

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7 Kommentare zu: U3-Sanierung in der Innenstadt: Wie eine über 100 Jahre alte Strecke saniert wird

  1. Gerade erst sind die Jahre andauerenden 9,32 Mio Bauarbeiten des BID Nikolai-Quartier vorbei.
    Der Abschnitt Mönkedamm hat man wohl gänzlich umsonst saniert. Monate wurden Steine für die neuen Gehwege gesägt, Poller und Bäume gepflanzt. Kaum ein halbes Jahr alt, wurde nun alles wieder abgetragen und mit Teer überzogen.
    Verstehe einer diese Planung und Geldverschwendung …

  2. Hallo,
    gibt es eigentlich Planungen, die 90m-Bahnsteige, zu der auch Rathaus gehört, auf das 120m-Maß zu verlängern? Wenn man wirklich langsfristig denkt (diese U-Bahnstrecke gibt es sicher noch hunderte von Jahren) würde das doch einige betriebliche Probleme lösen und auch Geld bei Neuanschaffungen von Zügen sparen. Ja, das ist teuer, aber wenn man eh die halbe Bahnstrecke auseinandernimmt wäre es doch eine Option, hier zumindestens Bauvorleistungen zu erbringen.
    Gruß, Jan

    1. Derzeit gibt es noch keine konkreten Planungen für eine Verlängerung der Bahnsteige der U3. Die Planungen für den barrierefreien Ausbau der Haltestelle Rathaus hingegen sind ja schon seit einiger Zeit abgeschlossen, Baubeginn hierfür ist bereits dieses Jahr im Juli. Deshalb ist es gar nicht möglich, jetzt noch im laufenden Bauvorhaben entsprechende Maßnahmen für eine Bahnsteigverlängerung zu integrieren.

  3. Und was ist mit den Aufzügen der Haltestelle Mönckeberstraße? Werden die auch zur gleichen Zeit eingebaut oder wird es dafür eine weitere Sperrung geben?

    Das mit den Holzpfaehlen ist auch interresant da solche die 100% unter Wasser stehen eigentlich ewig halten sollten, solche bei denen das obere Ende in der Luft ist (bzw. nicht im Wasser) aber nicht…

    1. Zur Mö: Wir würden sehr gerne im „Windschatten“ der notwendigen Sanierungsmaßnahmen die Haltestelle Mönckebergstraße barrierefrei ausbauen. Allerdings haben zwei Anrainer gegen den Ausbau geklagt. Das müssen wir jetzt zunächst abwarten. Wenn das Gericht bis Ende des Jahres entscheidet – und das positiv im Sinne der von uns geplanten Lösung -, dann schaffen wir das noch mit reinzupacken, weil wir mit der Sanierung dann vier Monate später anfangen würden, um die jetzt durch das Gerichtsverfahren „verlorene“ Zeit wieder reinzuholen. Falls das Gericht anders entscheidet und wir komplett umplanen müssten, müssen wir mit der Sanierung (im September) beginnen. In diesem Fall müssten wir den barrierefreien Ausbau (und die dafür notwendige Sperrung) verschieben. Einen konkreten Plan dafür gibt es nicht. Wir sehen der Entscheidung des Gerichts positiv entgegen, weil wir von unserer Planung überzeugt sind. Einzelheiten zu den Planungen finden Sie auch hier im Blog.

      Zu denb Holzpfählen. Es ist nicht nur die Luft (die kommt auch dran), sondern es sind auch Muscheln etc. und Wasserbewegung, die an den Pfählen nagen.

  4. Kann man das nicht mal besser koordinieren? Im Moment kommt man gar nicht an die Landungsbrücken, also jetzt im Oktober

    1. Das ist eine durchaus berechtigte Frage. Wir versuchen ja immer möglichst viele Projekte zu bündeln. Das Bündeln hat aber seine Grenzen. So hätte die Bündelung dieser beiden Maßnahmen eine Sperrung zwischen den Haltestelle St. Pauli und Hauptbahnhof zur Folge gehabt. Und damit wäre der Hafenrand von keiner Seite für mindestens vier Monate erreichbar gewesen. Das wollten und wollen wir keinem Fahrgast zumuten.

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