Liniendesign U5 Ost - Bahnsteigtüren

Ein Liniendesign für die U5 Ost

Die U5 nimmt mehr und mehr Gestalt an. In einem internationalen Wettbewerb wurde jetzt ein Architekturbüro für das Liniendesign der Haltestellen der U5 Ost gesucht – und mit dem Hamburger Büro um Hadi Teherani gefunden.

Gemeinsam mit meinen Kollegen steht das Team jetzt vor der Aufgabe, ein Gestaltungshandbuch für die Architektur der neuesten U-Bahn-Haltestellen in Hamburg zu entwickeln. Denn das ist schließlich das Erste, was wir Fahrgäste sehen, wenn wir die U-Bahn nutzen. Meine Haltestelle ist für mich nicht nur Zugangspunkt, sondern hat auch Einfluss darauf, ob ich mich in der U-Bahn wohl und sicher fühle. Dabei spielen Materialien eine Rolle, genauso wie Farbe und Licht – alles Elemente vom Liniendesign. Doch was heißt das eigentlich genau? Was meinen wir überhaupt mit Liniendesign, Gestaltungshandbuch und sehen dann am Ende alle Haltestellen der U5 Ost gleich aus?

Hier für Euch die wichtigsten Fragen (und ihre Antworten 😉 )

Was ist ein Liniendesign?

Die U5 Ost wird Bramfeld und Steilshoop per Schiene an die Innenstadt anbinden. Was lange versprochen wurde, wird mit der U5 Realität. Fahrgäste und Anwohner sollen die U-Bahn künftig aber auch als „ihre“ Linie sehen und sich mit der neuen Linie identifizieren. Und genau dafür kriegt die U5 ein eigenes Gesicht – das Liniendesign.
Das heißt übrigens nicht, dass alle Haltestellen auf der U5 Ost am Ende gleich aussehen werden. Jede Haltestelle soll individuell erkennbar sein und die Gegebenheiten vor Ort und den Charakter des Stadtteils wiederspiegeln. Das Liniendesign bildet also quasi die Grundausstattung für die optische Haltestellenarchitektur und hat einen ganz eigenen U5-spezifischen Wiedererkennungswert.

Worauf kommt es bei den neuen Haltestellen an?

Die U5 wird eine der modernsten U-Bahnen der Welt. Der vollautomatische Betrieb wird neue Standards im Hinblick auf die Haltestelle der Zukunft setzen. Vor allem aber soll jede Haltestelle Fahrgastfreundlich ausgestattet sein. Das betrifft Möblierung genauso wie Beschilderung, Service und Leitsysteme. Wichtig wird sein, die Entwicklungen der Zukunft irgendwie schon mitzudenken. Schließlich sollen die Haltestellen auch noch Jahrzehnte nach dem Bau noch modern sein – auch wenn sie heute schon geplant werden (müssen).

Was ist Teil des Liniendesigns?

An einer Musterhaltestelle wurden gestalterische Leitideen entwickelt. Diese betreffen unter anderem die verbauten Materialien, die Beleuchtung und die Farbgebung von Boden, Wänden und, ganz neu, den Bahnsteigtüren, die die U5 für den automatischen Betrieb braucht.
Aber seht hier einfach selbst.

Aus diesen Ideen sollen nun Standards für den Ausbau der Haltestellen gefunden werden.

Warum gibt es ein Liniendesign, bevor die Haltestellenlagen alle festliegen?

Die Grundlagen für die Gestaltung der Haltestellen können auch dann festgelegt werden, wenn Haltestellenlagen noch nicht feststehen. Die weitere Planung soll eben auch schon mit den Standards für die Gestaltung voran gehen, die wir jetzt mit dem Gestaltungshandbuch festlegen. So laufen vereinfacht gesprochen die „technische Bauplanung“ und die Planung der Gestaltung parallel und sogar Hand in Hand.

Wieso hat der Entwurf von Hadi Teherani gewonnen?

Das Motto des Siegerentwurfs ist „Der Zukunft entgegen – Nachhaltigkeit als visuelles Leitmotiv“. Und damit passt es perfekt zu den künftigen Haltestellen. Naturelemente als Leitmotiv und Gestaltungselement vermitteln Nachhaltigkeit. Die Verwendung neuester Technologien wird mit Blick auf Leitsysteme, Materialien und Beleuchtung neue Maßstäbe hinsichtlich Nutzerfreundichkeit, Raumklima, Umweltfreundlichkeit wie auch Wirtschaftlichkeit setzen.

Liniendesign U5 Ost - Möbel

Das Liniendesign umfasst auch die Haltestellenmöblierung. Hier sieht das Gewinnerkonzept eine modulare Produktfamilie wie z.B. Hocker, Abfalleimer und Stehhilfen vor, die in verschiedenen Konstellationen einsetzbar ist. Hinsichtlich der zu verwendenden Materialien arbeitet das Liniendesign mit vorgehängten Keramikfassaden, Lichtelementen im Beton als Wegeleitsystem, hinterleuchteten Lochmetalldecken mit biodynamischem Licht und farbigem Glas zur Differenzierung der einzelnen Haltestellen.

Wie geht es mit Liniendesign und Gestaltungshandbuch jetzt weiter?

Aus den Ergebnissen und Ideen des Liniendesigns wird in den nächsten Monaten ein Gestaltungshandbuch entwickelt, das die Grundlage für alle Haltestellen der U5 Ost bilden wird. Im Frühjahr 2018 werden diese Ergebnisse dann mit in die startende Entwurfsplanung einfließen. Und dann erst werden sich Architekten an die wirkliche Ausgestaltung der einzelnen Haltestellen machen, die wir Fahrgäste dann nutzen können.

Für die Planung der U5 Ost geht es vor allem noch um die Entscheidung der Haltestellenlage in Barmbek-Nord. Hier wird neben der Südvariante auch noch eine Nordvariante untersucht. Wir streben dazu noch in diesem Jahr eine Entscheidung an.

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18 Kommentare zu: Ein Liniendesign für die U5 Ost

  1. Vielleicht kann mir jemand erklären, warum die Bahnsteige so lang gebaut werden müssen. Die neue U5 fährt ja automatisch und kann im 20sec Takt fahren. Da ist es doch Unsinn so lange Bahnsteige zu bauen! Halb solange Bahnhöfe sind doch auch billiger und man könnte (wenn man nur will) ein dichters Haltestellennetz bauen und die U5 attraktiver machen. Autofahrehren mutet man keine 10Min Weg zum Parkplatz zu, Bahnfahrern aber doch!

    1. 120-Meter-Bahnsteige sind die Standard-Länge für Bahnsteige der HOCHBAHN. Sicher ginge das auch kürzer, aber mit kürzeren Bahnsteigen (wir sehen es z.B. auf der U3) verbaut man sich mitunter langfristig die Möglichkeit, Kapazitäten auszubauen. Denn nachträglich unter der Erde Bahnsteige zu verlängern, ist nicht einfach (und schon gar nicht günstig) möglich. Auch hat sich gezeigt, dass die Einsparungen bei kürzeren Bahnsteigen nur minimal ausfallen. Zur Taktung der U5: Ein 20-Sekunden-Takt ist auch bei der automatischen U5 nicht möglich. Die Planungen sehen vor, dass die U5 im 90-Sekunden-Takt fahren kann. Das geben die Bedarfe der Modellberechnungen und die Technik her. Natürlich kann hier auch die Zuglänge entsprechend angepasst werden (wie auch heute schon auf anderen Linien zu z.B. unterschiedlichen Tageszeiten, Wochenende etc.). Die Anzahl der Haltestellen ist natürlich ein Diskussionswürdiges Thema. Eine Haltestelle muss sich natürlich auch lohnen (Stichwort Erschließungswirkung). Vor allem aber ist es hier auch immer ein Abwägungsprozess mit Blick auf die Schnelligkeit eines Verkehrsmittels. Denn mehr Haltestellen (und kürzere Haltestellenabstände) machen die U-Bahn natürlich auch wieder langsamer. Sie sehen also, viele Dinge, die es zu beachten und zu planen gilt. Vor allem für eine Linie, die für mindestens das nächste Jahrhundert bestehen soll.

  2. Wieso benutzt man nicht die Güterbahnhof in Lokstedter, damit kann das Verkehr zwischen Ost und West deutlich verbessert werden?

      1. Ich vermute, Lena meint eine Querverbindung zwischen dem angedachten Verschwenken der U5 am Siemersplatz nach Westen und vorzugsweise der U1-Trasse mit Ausfädeln zwischen Lattenkamp und Alsterdorf.
        Man könnte eine Haltestelle im Bereich des ehemaligen Güterbahnhofs Lokstedt einrichten. Unter dem Bebauungsplan Groß Borstel 25 entsteht ein großes Wohngebiet wohl komplett ohne ÖPNV-Anschluss.
        Außerdem könnte man hierdurch eine dringend benötigte Querverbindung schaffen. Die Entfernung beträgt 2km Luftlinie, aber der Nutzen wäre vermutlich gewaltig.

  3. Hallo,

    auch wenn wir hier noch über die U5 Ost reden, so habe ich eine offenbar von der Hochbahn erstellte Skizze über den Linienverlauf der U5 West gesehen. Auch wenn die Entscheidung, ob die U5 bis Lurup/Osdorfer Born fortgeführt wird, wohl erst 2019 getroffen wird, so dachte ich doch, dass die Anbindung Lokstedts über den Siemersplatz feststeht. Nun scheint es so zu sein, dass auch eine alternative Anbindung geprüft. Auf dem Link https://fink.hamburg/2017/11/u5-eine-der-modernsten-u-bahnen-der-weltn-der-welt-bauen/ sieht man eine Karte, die offenbar über den südlichen Grandweg direkt zu Hagenbecks Tierpark führt. Lokstedt würde an dieser Stelle größtenteils nicht angebunden werden. Ist das tatsächlich so, dass die Haltestelle Siemersplatz noch scheitern kann?

    1. Für die U5 Mitte läuft gerade die Machbarkeitsuntersuchung (MBU). Diese umfasst, Stand heute, die Führung bis zum Siemersplatz. Am Ende der MBU wird ein machbarer Trassenverlauf stehen, der dann vertieft geplant wird. Für den Westen ist es etwas komplizierter. Dort laufen noch Untersuchungen, ob eine Erschließung über eine U-Bahn oder die S-Bahn erfolgen soll. Wenn es hierzu Neuigkeiten gibt, erfahren Sie es auch hier.

      1. Hallo,

        gibt es schon einen genaueren Zeitpunkt für die Vorstellung der Machbarkeitsuntersuchung für den weiteren Verlauf der U5?

      2. Im Frühsommer wird es soweit sein. Dann finden Sie auch hier Infos zu den Ergebnissen der Machbarkeitsuntersuchung. Noch bedarf es weiterer Planungen.

  4. Eine Frage: (Da die Bahnhöfe wohl bald geplant werden)
    Da die Züge der Hochbahn nicht den selben Türabstand haben:
    Wird der Abstand der Bahnsteigtüren auf Dt4 Vollzug (810 Plätze), Dt6 Vollzug (672 Plätze) oder Dt6 Langzug (1008 Plätze) ausgelegt? Am sinnvollsten wäre ja der Einsatz von Dt6 Langzügen, da diese in 120 Meter Bahnsteige passen, die höchste Sitzplatzkapazität (1/5 mehr als DT4 Vollzug) haben und in Hinsicht auf die explodierenden Fahrgastzahlen der Metrobuslinien 5 und 6 dringnd notwendig sind, wenn man mittelfristig einen Kollaps vermeiden will.
    (Die Platzzahlen der Dt6 Züge habe ich auf Grundlage der Dt5 berechnet, da diese vstl. bis auf den automatischen Führerstand die selbe Bauart haben werden und 2026 wenn die U5 Ost eröffnet wird, Dt6 Züge fahren.)

  5. Ohne die Entwürfe der Mitbewerber gesehen zu haben, gefällt mir die zugrundeliegende Idee. Die gezeigten Renderings sind erstmal ernüchternd – die angestrebten Gefühle stellen sich nicht unmittelbar ein, da alle Seiten kubistisch und bis auf die Türen in Grautönen gehalten sind. Das Muster der Wände würde ich gerne näher sehen, die (animierten?) Projektionen an der Decke müssen beweisen, welche Emotionen sie transportieren können. Das kann ganz toll werden oder furchtbar schief gehen.

    Teherani: „Zu unserer grünen Stadt Hamburg müssen wir beachten, dass wir Emotionalität in den Untergrund bekommen.“ Diese Aussage macht neugierig auf die weitere Ausarbeitung der Entwürfe. Es wird sicher Animationen geben, die dann besser visualisieren was Teherani vorschwebt. Wenn Bänke wie graue Baumstümpfe aussehen sollen, erzeugt die Vorstellung erst einmal Unwohlsein. Teherani muss in der Umsetzung den Spagat zwischen Überraschung und Vertrautheit schaffen. Auch Licht, Luft und Akustik müssen stimmen.

    Sehr gespannt bin ich darauf, wie die Zugänge in die Gestaltung einbezogen werden. Durch die große Tiefenlage der Stationen halte ich diesen Bereich für die größte Herausforderung.

    Ein Projekt wie die U5 ist das Geld für eine gute Gestaltung nicht nur wert, es ist sogar Pflicht. Stararchitekt hin oder her, das Ergebnis muss überzeugen. Ich finde es gut, dass dafür die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, denn das lässt hoffen, dass auch beim Bau nicht nur die gesetzlichen Grenzwerte eingehalten werden, sondern jedes notwendige Mittel ausgeschöpft wird, um beispielsweise Schall- und Schwingungsschutz zu optimieren. Das hörte sich noch 2016 leider anders an, und hier vermisse ich von der Hochbahn weiterhin ein Bekenntnis zum Ausschöpfen aller Möglichkeiten beim Bau und im Betrieb der U5 – für die Menschen und für die Umwelt. Auch dafür muss bei einem Jahrhundertprojekt das Geld da sein. Dann wird es ein Vorzeigeprojekt.

  6. Bahnsteigtüren? Die sind eher bedrängend als dass sie mir ein Gefühl von Sicherheit geben. Ich habe sowas schonmal in Paris gesehen und fand die nicht so Klasse. Aber einen guten Grund haben sie ja schon. Wie wäre es also, wenn man welche nutzt, die nicht so hoch sind, also nur etwa bis Schulterhöhe? Dadurch wirkt es nicht so bedrängend, aber Personenunfälle im Bahnhof werden trotzdem verhindert.

  7. Einige Fragen von mir:

    1) Bleiben Haltestellenschilder, Ausgangsschilder usw. gleich? Also wird dort das selbe Design, wie bei allen anderen Linien übernommen?

    2) Warum sind die Informationsdisplays nicht in dem Grunddesign enthalten? Sind diese nicht eigentlich auch Teil der Standardausstattung einer Haltestelle?

    3)Wird es hier auch wieder die alten, pixeligen Informationsdisplays geben oder wird es moderne LED-Bildschirme geben, die eventuell sogar in die Bahnsteigtüren integriert werden?

    4) Wie sieht das mit Lautsprechern aus? Wird es vermehrt Ansagen geben bei Zugein- und -ausfahrt?

    5) Das Grunddesign gefällt mir sehr gut soweit. Werden die anderen Teilnehmer später auch noch einmal vorgestellt?

    6) Gibt es hier einen Zusammenhang zu den neuen U4-Haltestellen, bzw. wie weit ist der Entwurf bei denen)

    7) Gibt es schon erste Prototypen oder Ausschreibungen für die neuen Züge, die hier fahren werden?

    8) Die Grundstruktur dieses Liniendesigns ist eher kastig und simpel und nicht vergleichbar mit der Imposanz der neuen U4-Haltestellen in der HafenCity. Lassen Sie den Architekten im Architektenwettbewerb genügend Spielraum mit Formen, Rundungen etc. zu spielen, um einen gänzlich anderen Eindruck von jeder Station zu bekommen? Oder werden nur die Fußböden und Wände andersfarbig?

    9) Seitenbahnsteige werfen immer die Frage nach einer Schalterhalle auf. Wird es eine solche jeweils geben? Und wird es nach jetzigem Stand auch Mittelbahnsteige geben?

    10) Wird das selbe Design auch auf die U5 West angewendet?

    Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.

    1. Das jetzt vorgestellte Liniendesign wird nun ja zu einem Gestaltungshandbuch ausgearbeitet. Ihre ganzen Detailfragen zu Anzeigen, Durchsagen und Co. werden erst dann beantwortet werden können. Hier arbeiten wir eng mit dem Architektenbüro Teherani zusammen. Für die U4 Horner Geest wird es einen separaten Architekturwettbewerb geben. Wann, kann ich Ihnen noch nicht sagen. Die neuen vollautomatischen Züge für die U5 müssen erst noch entwickelt werden. Ob das Design auch auf den restlichen Teil der U5 angewendet wird, wird sich zeigen. Erst einmal gilt es nur für U5 Ost.

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