Vom Fahren ohne Fahrkarte und Fahrkartenprüfern bei der HOCHBAHN

Anmerkung, März 2022: In der ursprünglichen Version dieses Textes (von Juni 2015) haben wir eine veraltete Formulierung für Fahrgäste ohne Ticket verwendet. Wir verzichten inzwischen auf die Nutzung der Begriffe „Schwarzfahrer“ oder „schwarzfahren“.  Denn uns ist wichtig, dass alle Menschen, die mit Bus und Bahn fahren, die Informationen eindeutig verstehen und sich niemand ausgeschlossen oder gar diskriminiert fühlt. Darum hat sich schon seit längerem eine schrittweise Ablösung der Begriffe „Schwarzfahrer“ und „Schwarzfahren“ ergeben. Die HOCHBAHN und andere Verkehrsunternehmen haben für sich entschieden, die Begriffe in ihrer Kommunikation nicht mehr zu verwenden. Das Wort „Schwarzfahrer“ kann missbraucht oder auch missverstanden werden. Mehr zu dieser Entscheidung findet ihr in unserem aktuelleren Beitrag zum Thema. Damit Verlinkungen auf den Beitrag nach wie vor funktionstüchtig bleiben, haben wir die URL dieses Beitrags in ihrer Ursprungsform belassen. 


Solange ich denken kann, fahre ich mit Bus und Bahn. Immer womit ich am besten an mein Ziel komme. Für mich ist es also ganz selbstverständlich, dass ich mir dafür eine Fahrkarte kaufe. Zu Schulzeiten hatte ich eine Monatskarte, während des Studiums das Semesterticket und inzwischen, im Arbeitsalltag angekommen, das HVV-ProfiTicket. Aber auch wenn ich z.B. in anderen Städten unterwegs bin und dort den ÖPNV nutzen will, hole ich mir immer am Automaten oder am Schalter ein Ticket. Doch das sieht nicht jeder so. Und genau dafür gibt es Fahrkartenprüfer bei der HOCHBAHN.


Weil Leistung kostet

Ehrlicherweise habe ich mir vor meiner Zeit bei der HOCHBAHN wenig Gedanken darüber gemacht, was ÖPNV eigentlich kostet. Als Fahrgast hat mich nur interessiert, dass Bus und Bahn kommen und dann auch einigermaßen sauber sind. Dass dahinter ganz schön viele Leute und Arbeit stecken, war mir lange gar nicht bewusst. Mindestens alle 5 Minuten eine U-Bahn, saubere Bahnsteige und moderne Busse kosten einfach Geld. Geld, wie ich finde, was auch ich dafür aufwenden sollte, wenn ich genau diesen Service nutzen will. Ich gehe schließlich auch nicht in ein Restaurant, schlage mir den Bauch voll, bedanke mich anschließend mit „Danke, war lecker!“ und gehe einfach. Erstens wäre mir das unsagbar peinlich und zweitens honoriere ich die mir entgegengebrachte Dienstleistung, indem ich bezahle.


Fahrkarten sind teuer, keine Fahrkarte zu haben übrigens auch

Klar, wirklich billig sind Fahrkarten nicht, aber insbesondere Monatskarten oder Gruppenkarten lohnen sich. Zu fünft kriege ich ein Ticket für etwas mehr als 12 Euro, die für mich geeignete Monatskarte (Großbereich Hamburg) kostet monatlich knapp 94€ Euro, also etwa drei Euro pro Tag. Damit kann ich dann beliebig viel hin und her fahren und am Wochenende noch jemanden kostenlos mitnehmen.
Wer dagegen ohne Ticket fährt, hat vielleicht Glück und kommt damit durch, muss aber im Zweifelsfall 60 Euro dafür zahlen, dass er sich keine Fahrkarte gekauft hat. Unabhängig davon, wäre es mir furchtbar peinlich und unangenehm, „erwischt“ zu werden – nicht nur vor den Fahrkartenprüfern, sondern auch vor den anderen Fahrgästen. Die HOCHBAHN kostet das Ganze nämlich rund 12 Millionen Euro im Jahr, im gesamten HVV sind es sogar 20 Millionen Euro. Das sind 20 Millionen Euro, die an anderer Stelle aufgefangen werden müssen, von der Stadt und viel ärgerlicher, auch von jedem zahlenden Fahrgast. Wer also ticketlos fährt, schadet eben nicht nur dem HVV und der HOCHBAHN, sondern auch mir als Fahrgast, der gewissenhaft zahlt.


Kontrollen als Zeichen (an mich, den zahlenden Kunden)

Wenn also die nächsten Fahrkartenprüfer genau in den U-Bahn-Wagen einsteigen, mit dem ich gerade von der Arbeit nach Hause fahre, zeige ich mein ProfiTicket nicht nur, weil ich dazu aufgefordert werde, sondern auch, weil ich die Leistung aller HOCHBAHN-Kolleginnen und -Kollegen wert schätze. Eine Fahrkarte zu kaufen lohnt sich folglich, weil ich damit dazu beitrage, dass Bus- und U-Bahnfahren in Hamburg so bleibt wie es ist und sogar besser wird.


Heute: HVV-Prüfmarathon

Heute wird übrigens im gesamten HVV mit Vorankündigung kontrolliert. Was auf den ersten Blick absurd klingt (Diejenigen ohne Ticket wissen dann schließlich Bescheid, kaufen sich doch mal eine Karte oder fahren einfach nicht), ist ein Signal an alle Fahrgäste: Ohne Ticket fahren lohnt sich nicht! Wir wollen das Verständnis für die Kontrollen schärfen und zeigen, wie wichtig uns dieses Thema ist. Morgen sind unsere Kontrolleure dann wieder ohne Ankündigung in den U-Bahnen und unseren Bussen unterwegs.
Denn kontrolliert wird schließlich nicht nur heute, sondern jeden Tag und rund um die Uhr. Ehrlichkeit wird also belohnt und wie die Oma schon sagte: „Irgendwann erwischt’s dich ja doch!“

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16 Kommentare zu: Vom Fahren ohne Fahrkarte und Fahrkartenprüfern bei der HOCHBAHN

  1. „genauso könnten wir aber Beispiele anführen, in denen das Ticket deutlich mehr kostet. “

    Beim Wort genommen – legen Sie mal los 🙂

    Ich habe in vielen europäischen Großstädten gelebt – immer ÖPNV! So teuer wie in Hamburg war es nirgendwo. Wie Sie schon sagen: Wien, Berlin, Rom, Paris, Barcelona, Madrid – ÖPNV wird überall deutlich bezuschusst von den Städten. Aus Steuern, ja – und damit nach Leistungsfähigkeit von allen. London ist eines der ganz wenigen Gegenbeispiele. Da haben Sie aber City-Maut, Autofahrer zahlen ebenso. In Hamburg geht das politisch offenbar gar nicht. Stattdessen fährt der Senat die Zuschüsse zum ÖPNV immer weiter zurück und verteuert so die Fahrpreise auf europaweit ziemlich einmaliges Niveau. Denn, bei aller Liebe: von London mit 10 Millionen Menschen trennt uns doch einiges.

  2. „die für mich geeignete Monatskarte (Großbereich Hamburg) kostet monatlich 84 Euro“
    …und somit 23€/Monat mehr als in Berlin. Auch andere Großstädte, mit denen sich HH vergleichen lässt, sind deutlich günstiger. Meistens sind die Karten sogar übertragbar und als Chipkarte erhältlich.
    In Wien kostet das Abo z.B. lächerliche 35€/Monat. Dort sind die Straßen leer und der ÖPNV hoch effizient. Eine Fahrgastfahrt kostet dort ca. 0,75€ wohingegen man in HH 1,23/Fahrgastfahrt verursacht. Die Hochbahn sollte ihren Wasserkopf mal lieber abbauen und Fahrpersonal einstellen. Dann fallen auch nicht so viele Busse aus. Da Hamburg ja nur 2,5% Schwarzfahrerquote hat, ist dieses Thema nun das aller letzte, um das man sich zur Steigerung der Effizienz kümmern müsste. Auch das Jahre lange testen von angeblich innovativen Antrieben nimmt schrille Formen an. An den Wasserstoffbussen testet ihr schon 10 Jahre herum und die Flotte ist immer noch nicht umgestellt. Auch der BusBus geistert seit einer gefühlten Ewigkeit durch die Stadt und hat immer noch keine serienreife. Stattdessen wird jetzt mit (von der Technologie her) uralten Hybridfahrzeugen von Volvo herumexperimentiert, mit denen ich auf dem Weg zur Arbeit schon 3 Mal(!) hängen geblieben bin. E-Ticket, WLAN, Echtzeitinfo für alle Fahrzeuge? FEHLANZEIGE! Tolle Sache, schon wieder 10Min auf den nächsten Bus warten 🙁
    Da man in HH ja ohne Zweifel zum Jahreswechsel wieder die Preise erhöht, werde ich wohl wieder ein Auto anschaffen oder wenigstens im Sommer mit dem Rad fahren. Ich habe keine Lust mehr, mich über euch zu ärgern!

    *** (Ausnahme London, wo der ÖPNV nicht subventioniert wird und sogar Gewinne macht)

    1. Ihre Argumentation finde ich ehrlich gesagt nicht ganz sauber. Klar gibt es Städte, in denen eine Monatskarte billiger ist, genauso könnten wir aber Beispiele anführen, in denen das Ticket deutlich mehr kostet. Sei es drum, ich glaube, wir sind uns einig, dass ÖPNV Kosten verursacht. Kosten, die irgendjemand tragen muss. Bei uns ist das der Fahrgast mit seiner Fahrkarte, aber auch die Stadt Hamburg, die die Fahrkartenpreise subventioniert. Die Alternative, wie bei Ihrem Beispiel Wien, wäre eine noch stärkere Subventionierung, um eben die Kosten für den Nutzer zu verringern. Damit würde die Finanzierung dann letztlich über jeden Steuerzahler laufen. So sind z.B. die niedrigeren Ticketpreise in Berlin, Wien, Rom, Paris etc. zu erklären. In London ist es genau umgekehrt. Das ist ganz einfach ein anderes Konzept und letztlich eine politische Entscheidung.
      Ja, die Schwarzfahrerquote ist relativ gering. Mal davon abgesehen, dass die Dunkelziffer wahrscheinlich höher liegen mag, was ist die Alternative? Nicht zu kontrollieren? Das finden wir nicht richtig, vor allem nicht unseren ehrlichen, zahlenden Fahrgästen gegenüber. Und vor allem sind Fahrkartenkontrollen Prävention. Wie hoch läge die Schwarzfahrerquote, wenn es keine Kontrollen gäbe?
      Sie sprechen davon, dass viele Fahrten ausfallen, weil nicht genügend Fahrpersonal vorhanden ist. Das mag in vereinzelten Fällen zutreffen, allerdings fallen Fahrten auch aus ganz anderen Gründen aus (Unfälle, Technische Defekte o.ä.). Und zusätzliches Personal will erst mal gefunden werden und kostet dann eben auch wieder Geld.
      Innovative Antriebe testen wir seit Jahren und das aus gutem Grund. Rohstoffe, wie Diesel, mögen jetzt gerade günstig sein, aber eben auch nicht bis in alle Ewigkeit vorhanden. Wenn wir also jetzt nicht anfangen, uns um Alternativen zu bemühen, um eines Tages ganz auf Diesel verzichten zu können, werden irgendwann keine Busse mehr fahren können oder es wäre sauteuer. Natürlich stecken diese Technologien in den Kinderschuhen und haben daher auch noch die ein oder andere „Kinderkrankheit“, die es zu beseitigen gilt. Wenn das aber eben nicht passiert, haben wir keine funktionierenden Busse, wenn wir schließlich auf sie angewiesen sein werden.

      1. @Pia Gängrich
        Danke, dass Sie sich die Mühe geben, auf alle Punkte einzugehen. Dieses Blog ist wirklich eine sehr gute und im HVV einmalige und erfreuliche Erscheinung.

        Ich möchte jetzt nicht erneut über alle Themen Gegenargumente aufzeigen, die wiederum Gegenargumente von Ihnen zur Folge hätten.
        Nehmen wir für heute mal nur das erste Beispiel heraus und diskutieren es weiter.
        Die Fahrpreise:
        „Klar gibt es Städte, in denen eine Monatskarte billiger ist, genauso könnten wir aber Beispiele anführen, in denen das Ticket deutlich mehr kostet“
        Sehen Sie, Frau Gängrich, das könnten Sie eben nicht . Jedenfalls nicht, wenn Sie HH nicht mein Kleinkleckersdorf im tiefsten Westphalen vergleichen wollen. Nehmen Sie alle europäischen Metropolen die sich von der Einwohnerzahl und der Struktur mit HH vergleichen lassen. In HH ist die Abokarte und auch andere Fahrkarten mit am teuersten. Nicht nur das. Hinzu kommt, dass HH den Kunden in den ÖPNV „pullen“ also überzeugen will. Was aber getan wird, ist die Zuschüsse der Stadt immer weiter herabzusetzten, anstatt in den Ausbau zu investieren, wie es praktisch alle europäischen Großstädte tun. Das ständige Erhöhen führt nur dazu, dass sie den Neukundenzuwachs nicht nur nicht „pushen“ (weil man einen stärkeren Kundenzuwachs ohnedies nicht verkraften würde) sondern dass der Verbund ihn sogar hemmen oder gar eindämmen wird. Ich vermute sogar, dass es gar nicht gewollt ist, dass die Fahrgastzahlen weiter steigen, solange die Schnellbahnen nicht ausgebaut sind. HH hat in den letzten 25 Jahren 2 neue U-Bahnstationen dazu bekommen und mit der U4 Millionen verbuddelt, die eigentlich nach Osdorf, Bramfeld und Steilshoop gehören. Damit verprellen Sie Ihre „echten“ Kunden, die mit den ÖV zur Arbeit fahren. Und vor Kurzem hat man sich dann genötigt gefühlt, endlich mal Barrierefreiheit herzustellen. Sie können ja mal recherchieren, was Wien, München, Berlin, Hannover usw in der Zeit getan haben.. Nunja, wie sollten die Fahrgäste auch befördert werden, wenn Buskapazitäten zu Ende sind und Fahrpersonal nicht zu bekommen ist?
        Seit Jahren steigt der Fahrpreis überproportional zur Inflation. In HH wird der ÖV nur finanziell verwaltet und Hauptsache die Kostendeckung ist gut .Sie sagen, dass sei eine „politische Entscheidung“. Nun, damit haben Sie Recht. Eine Politik für Einzelhändler und Autofahrer, statt für erschwingliche und umweltfreundliche Mobilität. Das anachronistisch anmutende Vertriebs“system“ des HVV schlägt dem maroden Fass den Boden aus. Papierkarten mit Foto und Plastikhülle. In fast jeder anderen Stadt jenseits von 500.000 Einwohnern gibt es fast überall elektronische Kundenkarten die übertragbar sind. Hamburg eiert seit einem Jahrzehnt rum, um moderne und kundenfreundliche Fahrkarten herauszubringen. E-Ticket? Fehlanzeige. Wurde in HH-Süd getestet und ist bist heute nicht flächendeckend auf dem Markt.. Ergebnis bisher: ein Handyticket und Fahrkarten zum selbst ausdrucken auf Papier….achja und mit wichtigem Barcode für den allerdings jegliche Technik beim Prüf-und Fahrpersonal fehlt. Kurz: armselig und peinlich für unsere schöne Stadt. Ich tippe wenn das noch 5 Jahre so weiter geht, fliegt Ihnen das alles ganz kräftig um die Ohren.

      2. Erst einmal danke für diese kritische Betrachtung. Genau dieser Austausch ist es, der diesen Blog so interessant und wichtig macht. Ich finde aber auch, dass wir an dieser Stelle schwer in noch mehr Details gehen können, denn letztlich ist die Subventionierung eine politische Entscheidung. Der Blog zeigt glaube ich ja in den verschiedenen Rubriken unsere Position. Ich finde gut, diese auch mal so gegenüber stehen zu lassen.

  3. Wieso gibt es bei der Hochbahn eigentlich kein Schrankensystem, bei dem man seine Fahrkarte reinstecken muss, um die möglichkeit zu bekommen zum Bahnsteig zu gelangen?
    Andere Großstädte, wie London, Paris, Toronto nutzen so ein System. Die Zahl Schwarzfahrer ist bestimmt sehr sehr gering in diesen Städten.
    Währe das nicht eine Investition wert?

    1. In Paris z.B. ist die Schwarzfahrerquote mit 5% höher als in Hamburg (Quelle http://kurier.at/chronik/wien/jahreskarten-boom-senkt-die-zahl-der-schwarzfahrer-auf-ein-rekordtief/2.715.246 ).

      Geschlossene Systeme haben Vor- und Nachteile.

      Ich finde das offene System wie in Hamburg deutlich besser. Ich muss nicht jedes Mal meine Fahrkarte rauskramen, wenn ich U-Bahn fahre, ich habe kein Problem an Schranken mit Kinderwagen, Rollstühlen oder Gepack, keine Schranken können nicht kaputt gehen.

    2. Solche Zugangsbeschränkungen kenne ich auch und sicherlich haben solche Systeme auch ihre Vorteile. Es hat sich allerdings gezeigt, dass es auch in diesen Städten noch Leute gibt, die ohne Ticket fahren. Und kontrolliert wird dort trotzdem noch. Ganz Hamburg mit solchen Schranken, Drehkreuzen oder anderen Barrieren auszustatten, würde sehr teuer und aufwendig.

  4. „Die HOCHBAHN kosten Schwarzfahrer nämlich 12 Millionen Euro im Jahr, im gesamten HVV sind es sogar 20 Millionen Euro.“

    Wie berechnen Sie das? Sind das die „Mehrkosten“? Oder st da auch die i Annahme drin, dass mein schwarzfahrender Nachbar aus der Weidestraße € 3,10 für die Fahrt von Hamburger Straße zum Jungfernstieg zahlen würde, wenn das Wetter morgens zu diesig ist?

    Könnte man nicht mehr Schwarz fahren, würde der sich ein Regencape besorgen, weil der verlangte Preis (6,20 € hin/zurück) für ihn in keiner Relation zur Leistung (10 Minuten einfache Fahrt durch den Regen gespart) steht. Was würden Sie mir eigentlich raten, was ich ihm sagen soll? Auf dem Rad ist man tatsächlich schneller als mit der U-Bahn, ein Abo ergibt einfach gar keinen Sinn und den Einzelpreis finde ich für die kurze Strecke auch überhöht. Moralisch argumentieren?

    „Das sind 20 Millionen Euro, die an anderer Stelle aufgefangen werden müssen, von der Stadt und viel ärgerlicher, auch von jedem zahlenden Fahrgast.“

    Wenn ich mich richtig erinnere, steckte sich die Stadt die Mehreinnahmen durch weniger Schwarzfahrer beim „Einstieg vorn“ komplett selbst ein. Da wurde vorher immer argumentiert, dass Schwarzfahrer für höhere Fahrpreise sorgen. Dann gab es weniger Schwarzfahrer und wir als ehrliche Kunden müssen seither immer Kartenakkrobatik vollführen. Zum Dank senkte die Stadt ihre Zuschüsse noch weiter und ließ die Fahrpreise auf neue Rekordhöhen steigen. Das war nicht fair argumentiert.

    1. Für den HVV kann ich dazu keine Angaben machen, ich kann Ihnen nur sagen, wie die HOCHBAHN auf 12 Millionen Euro kommt.
      Diese setzen sich zusammen aus 8 Millionen Euro Fahrgeld-Verlusten, also Leuten, die ganz einfach nicht zahlen, obwohl sie unsere Verkehrsmittel nutzen. 5 Millionen sind Personalkosten, die wir aufwenden, um zu kontrollieren. Macht also 13 Millionen. Durch das Erhöhte Beförderungsentgelt verringert sich der Betrag um eine Million auf 12 Millionen.
      Durch Maßnahmen wie den „Einstieg vorn“ wurde der Schaden lediglich verringert, die Stadt subventioniert die Tickets trotzdem noch. Letztlich entscheidet hier die Politik, wie viel Geld sie dafür gibt.

      1. „Diese setzen sich zusammen aus 8 Millionen Euro Fahrgeld-Verlusten, also Leuten, die ganz einfach nicht zahlen, obwohl sie unsere Verkehrsmittel nutzen.“

        Halte ich für falsch. Die Musikbranche rechnet ja ebenso – da entsteht plötzlich ein Schaden im Wert eines kleinen Häuschens, wenn auf dem Schulhof eine Festplatte mit Musik getauscht wird. Tatsächlich würde kein Schüler hunderttausend Songs tauschen, wenn er 1 € pro Titel zahlen müsste. Klar, oder?

        Und genauso sieht es bei den Schwarzfahrern aus.

      2. Das ist aber schon ein schräger Vergleich. Wie wäre es stattdessen hiermit: Sie fahren mit dem Auto von Hamburg nach München. Um Ihre Kosten zu verteilen suchen Sie sich einen Mitfahrer. In München angekommen steigt dieser aus und sagt „Danke“. Auf Ihre Bitte hin, sich an den Kosten zu beteiligen sagt er: „Wieso? Sie sind doch sowieso gefahren?! Ich habe doch gar keine Kosten verursacht.“ Fair? Jetzt tauschen Sie Ihre Person gegen die Gesellschaft und den Mitfahrer gegen die Schwarzfahrer aus.

      3. Wir können uns sicher noch ewig über Vergleich unterhalten 🙂

        Ich finde Ihren Vorschlag aber sehr passend:
        Ich muss mit meinem Auto in jedem Fall nach München. Ich will die Kosten etwas reduzieren – und setze vorher die freien Plätze per Mitfahrgelegenheit rein. 30 € pro Platz! Der Wagen wird aber gar nicht voll, es melden sich nicht genug. Ich habe noch die Hälfte im Wagen frei. Jetzt steht da am Straßenrand ein Tramper! Student aus Budapest! Der hat kein Geld dafür, sonst würde er nicht trampen.

        Ich nehm‘ ihn natürlich mit. Und selbst, wenn ich mich jetzt als Wirtschaftsunternehmen statt als Mensch begreife, käme ich nie auf die Idee, den Tramper als „30 € Schaden“ zu verbuchen. Das ist völlig abwegig.

  5. D.h. ein fahrscheinloser ÖPNV auf dem gleichen Gesamteinkommensniveau würde schon mal 20 Millionen zusätzlich einbringen?

    Gibt es denn schon Studien, die zeigen, welche Kosten bzw. welchen Nutzen ein fahrscheinloser Nahverkehr hätte? Wenn nein, warum nicht? Und wenn ja, wo kann ich diese einsehen?

    Viele Grüße, Rene

    1. Studien sind mir nicht bekannt, aber das Thema kostenloser ÖPNV ist wirklich spannend. Dazu wollen wir in nächster Zeit einen separaten Beitrag machen. Denn auch hier gibt es Vor- und Nachteile.

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