Bunt unter der Alster – die U2 am Jungfernstieg

Für die Hamburgerinnen und Hamburger ist sie gar nicht mehr wegzudenken, die Haltestelle Jungfernstieg. Von hier aus geht’s heute in alle Himmelsrichtungen der Stadt. Das war natürlich nicht schon immer so. Während die Diagonallinie zwischen der Kellinghusenstraße und dem Jungfernstieg (heute U1) schon seit 1931 in Betrieb war, heißt es erst seit 50 Jahren auch auf der U2 „Nächster Halt: Jungfernstieg“. Ein Blick zurück in die Geschichte einer der wohl bekanntesten Straßen Hamburgs und ihre ÖPNV-Anbindung.

Vom Mühlenteich zum Hamburger Hotspot: Eine U-Bahn-Anbindung muss her! 

Eigentlich wurde die vor sich hin plätschernde Alster 1235 nur aufgestaut, um Mühlen zu betreiben. Dass sich daraus ein traumhaftes Binnengewässer und der Damm mit seiner nach dem Großen Brand entstandenen prachtvollen Bebauung zu der Flaniermeile schlechthin entwickeln würde, ahnte damals noch niemand – geschweige denn die Wandlung hin zu einer von Büros und Läden geprägten Geschäftsstadt. Und wo nach und nach mehr Leben einzog, wurde Mitte des 20. Jahrhundertschließlich auch der Wunsch der Menschen in Eimsbüttel, Billstedt und Co. wach: Eine direkte U-Bahn-Anbindung zum Jungfernstieg. 

Den Bedarf der besseren Anbindung der Wohngebiete mit der Hamburger Innenstadt zeigen auch die steigendenden Fahrgastzahlen der U-Bahn: 1932 waren 59,7 Millionen Menschen mit der U-Bahn unterwegs, sechs Jahre später schon 70,6 Millionen. Dieser Trend setzte sich fort: 1965 zählte die U-Bahn bereits 162 Millionen. Natürlich trug der kontinuierliche Netzausbau dazu bei, doch war eben auch klar, dass dieser nötig war, um der wachsenden Stadt – 1938 lebten 1,69 Millionen Menschen in Hamburg, 1965 schon 1,85 Millionen – einen gut funktionierenden öffentlichen Personennahverkehr anzubieten. 

In der Alster gebaut

Der Bau der U2 im Herzen der City startete 1963. Die wohl größte technische Herausforderung bestand darin, dass die U2-Haltestelle direkt in die Alster gebaut werden musste. Dafür wurde eine 130 Meter lange, 40 Meter breite und 25 Meter tiefe Baugrube gegraben, die mittels miteinander verankerter Spundwände gegen das Alsterwasser abgesichert wurde. Zusätzlich erhöhte eine technische Verfestigung der Sandschichten im Bereich der Spundwände die Festigkeit der Grube, in der das eigentliche Haltestellenbauwerk aus Stahlbeton hergestellt wurde. Um den Wasserablauf der Alster weiterhin regulieren zu können, musste allerdings ein Kanal von 40 Quadratmetern Querschnitt freigehalten werden, was dazu führte, dass der Haltestellen-Rohbau in zwei zeitlich nacheinander hergestellten Abschnitten aufgebaut werden musste. 


Ein Blick auf die Arbeiten am Haltestellenrohbau

Unter der Stadt

Mit 13 Metern unter N.N., was etwa 16 Meter unter dem Wasserspiegel der Alster und einer Gesamttiefe von 20 Metern entsprach, bildete die Haltestelle der U2 die unterste Ebene. Sie war von Anfang an mit zwei Bahnsteigen und vier Gleisen größer geplant und gebaut worden als zunächst für die U2 benötigt. Denn, so die Zukunftsplanungen damals, später sollte hier auch die U4 in Richtung Lurup durchfahren. Tatsächlich ist diese Verbindung jedoch nicht realisiert worden. 


Schildvortrieb im Baulos Rosenstraße

Über verschiedene Treppen direkt am Jungfernstieg und am Alstertor erreichten die Fahrgäste zunächst Zwischenebenen, die wegen der Tiefenlage die Schalterhallen mit den Bahnsteigen verbinden mussten. Alles begehbar machten neben diversen festen Treppen auch insgesamt 18 Rolltreppen. Die Zwischenebene am Alstertor erinnerte in ihrer spitzen Form an einen Schiffsbug – wohl auch aufgrund der Nähe zur traditionsreichen Reederei Hapag-Lloyd am Ballindamm. Die Farbgebung in knalligem Gelb nahm die abwechslungsreiche Gestaltung der Bahnsteigebene vorweg, wo leuchtend bunte Wände und signalgelbe Mittelpfeiler das Gefühl der 1970er Jahre widerspiegelten. In der Schalterhalle am Jungfernstieg ging es zwar weniger farbenfroh zu, doch dafür wartete eine kleine Ladenzeile auf die Fahrgäste, die von hier aus direkten Zugang zur U1, der City-S-Bahn und der U2 hatten. Die Haltestellen-Architektur entstand nach Plänen des Architekten Prof. Dipl.-Ing. Fritz Trautwein. 


Lagebild der Haltestellen am Jungfernstieg

Einsteigen bitte – die feierliche Eröffnung


20.000 Besucher*innen kamen zur Eröffnung der Haltestelle Jungfernstieg am 2. Juni 1973

Zur feierlichen Eröffnung der U2-Haltestelle am 2. Juni 1973 kamen mehr als 20.000 Besucher*innen, die die eingesetzten kostenlosen Sonderzüge nutzen, musikalischen Darbietungen des Heeresmusikkorps, der Bereitschaftspolizei und einiger Spielmannszüge lauschten oder sich im eigens eingerichteten Sonderpostamt Stempel zur nun zwischen den Stadtteilen Stellingen und Billstedt vollständig befahrbaren U2 abholten. Der Besuch des Ersten Bürgermeisters Peter Schulz und Reden von Bausenator Caesar Meister sowie vom Vorstandssprecher der Hochbahn, Hans Tappert, bildeten den politischen Rahmen, bevor Hochbahn-Vorstand Tappert symbolisch das Signal „Freie Fahrt“ für die Nutzung der Haltestelle gab. 


Neben den farbenfrohen Wänden fielen die leeren Gleiströge auf. Sie waren für die damalige U4 vorgesehen, die jedoch nicht realisiert wurde.


Mehr Details zum Jungfernstieg und dem Verkehrsknotenpunkt gibt´s hier: Verkehrsknotenpunkt im Herzen der Stadt: 85 Jahre Jungfernstieg

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