Gleisdreieck – Busbetriebshof der nächsten Generation

Hamburg wächst – und mit der Stadt wächst auch der Bedarf an öffentlichen Verkehrsmitteln. Denn der ÖPNV wird bei begrenztem Straßenraum, zunehmendem Lieferverkehr, Staus und Parkplatznot eine immer größere Rolle spielen, um die Mobilität in Hamburg sicherzustellen. Deshalb erwarten unsere Planer auch in den nächsten Jahren einen weiteren Anstieg der Fahrgastzahlen und damit eine dringend nötige Erweiterung unserer Busflotte. Das allein, die Erwartung nach mehr Fahrtangeboten, dichteren Takten und die Vorgabe, ab 2020 nur noch emissionsfreie Busse zu beschaffen, erfordern Veränderungen in der Infrastruktur unseres gesamten Busbetriebes. Konkret bedeutet das: Wir brauchen mehr Busse und für dieses Mehr an Bussen auch mehr Platz für die Fahrzeuge und deren Wartung und Versorgung.

Das politisch gesetzte Ziel, ab 2020 ausschließlich emissionsfreie Busse anzuschaffen, kann nur dann erreicht werden, wenn neben den innovativen Antrieben in den Fahrzeugen auch die nötige Infrastruktur für die Technologie elektrisch betriebener Fahrzeuge (Brennstoffzelle, Batterie ) zur Verfügung steht.

Das bisherige wird nicht reichen – Wofür ein neuer Betriebshof?

Bisher bedienen unsere Busse von fünf verschiedenen Betriebshöfen die HOCHBAHN-Linien im Hamburger Stadtgebiet. Dort werden sie abgestellt, technisch versorgt, betankt und gewaschen. Für rund die Hälfte aller ÖPNV-Fahrten in Hamburg ist der Bus das Mittel der Wahl. Angesichts der steigenden Fahrgastzahlen wird die Anzahl der Busse in den nächsten Jahren um bis zu 15 % steigen müssen – und dafür braucht es vor allem eines: Platz. Die vorhandenen Betriebshöfe zu verdichten, also noch mehr Platz für mehr Busse und die Ausrüstung mit Ladeinfrastruktur für innovative Antriebe zu schaffen, ist nicht mehr möglich. Sie sind schon jetzt komplett ausgelastet. Auch der Neubau (Harburg) und Umbau (Langenfelde) wird nicht ausreichen.

Zusätzlich wird einer unserer Betriebshöfe, nämlich der Busbetriebshof Mesterkamp in Barmbek, in den nächsten Jahren dringend sanierungsbedürftig sein. Um diese aufwändigen Arbeiten zu vermeiden und die Fläche vor allem für attraktiven, innerstädtischen Wohnungsbau freizugeben, planen unsere Experten seit 2013  einen komplett neuen Busbetriebshof auf dem sogenannten Gleisdreieck, einer Brachfläche zwischen Güterumgehungsbahn, der S1 und U1 im Norden Hamburgs.

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Warum genau dort?

Für den Standort eines neuen Betriebshofes gibt es eine Reihe von wichtigen Kriterien:

  1. Fläche muss entsprechende Größenordnung haben (Platz für rund 325 Busse)
  2. Fläche darf nicht für Wohnungsbau vorgesehen sein
  3. Verträglichkeit mit dem Umfeld muss gegeben sein
  4. Zentrale Verkehrslage des Standortes (Nähe zu stark genutzten Buslinien)
    • gleichmäßige Verteilung der Betriebshöfe über das Stadtgebiet ermöglicht wirtschaftlichen Busbetrieb und die notwendige Flexibilität (z.B. für Ersatzverkehre)
    • je kürzer der Weg zum Einsatzort, desto weniger Leerfahrten gibt es und desto geringer ist die Verkehrsbelastung durch Busse (Einsparung Kosten und Emissionen)
    • begrenzte Reichweite der Batteriebusse macht kurze Wege technisch notwendig

Mit Blick auf diese grundsätzlichen Kriterien wurden sieben alternative Standorte geprüft, die für einen neuen Betriebshof in Frage kommen würden. Die meisten davon mussten aus Lärmschutzgründen verworfen werden, andere waren zu klein oder liegen ungünstig.
Im Stadtgebiet ist daher die Fläche des Gleisdreiecks als ideal anzusehen.
Diese ungenutzte Brachfläche wurde schon Anfang der 70er Jahre für ÖPNV-Nutzung vorgesehen und ist z.B. auch bei der Stadtbahn-Planung als Standort für einen Betriebshof angedacht gewesen. Vor allem aber im Hinblick auf die Lärmbelastung durch an- und abfahrende Busse ist das Gleisdreieck eine gute Lösung. Hier gibt es nämlich nur auf einer Seite Wohnbebauung, die noch zusätzlich durch die S-Bahn vom künftigen Betriebshof getrennt ist. Auch wird die Zufahrt der Busse zum Gelände nicht an Wohnungen vorbei führen, sondern über die Hebebrandstraße erfolgen.
Das Gelände selbst ist nicht für Wohnungsbau vorgesehen und liegt sehr verkehrszentral für den Busbetrieb. Vor allem die fahrgaststarken MetroBus-Linien 6, 7, 20, 25 und 26 sowie die Innovationslinie 109 und weitere Stadtbuslinien werden künftig von hier bedient.
Langfristig bietet das Gleisdreieck auch mit Blick auf den Netzausbau der U-Bahn Potential. Hier ist nämlich auch Raum für mögliche Nutzflächen der U-Bahn.


Was wird gebaut?

  • Stellplätze für rund 325 Busse
  • Abstellung der Busse unter begrünten Carports
  • Werkstatt
  • Nebenwerkstätten und Lager
  • Waschanlage
  • Verwaltungsgebäude für den Busbetrieb
  • Infrastruktur für Energieversorgung von Fahrzeugen mit alternativen Antriebstechnologien

Die Präsentation von der Infoveranstaltung am 30.09.2015 finden Sie hier zum Download:

150930 Infoveranstaltung Gleisdreieck

 

 

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22 Kommentare zu: Gleisdreieck – Busbetriebshof der nächsten Generation

  1. Wann werden die Bauarbeiten abgeschlossen sein?
    Selbst am Rübenkamp leiden wir unter dem Baulärm, der oft bis nach 20 Uhr und auch samtags zu hören ist.
    Außerdem fürchte ich erhöhten Busverkehr durch den Rübenkamp, wenn der Betriebshof seine Arbeit aufnimmt. Der nördliche Rübenkamp ist eine Wohnstrasse mit Schule. Wird sichergestellt, dass sich das Verkehrsaufkommen in Grenzen hält?

    1. Wir sind am Betriebshof in den letzten Zügen, die Bauarbeiten in den nächsten Wochen beendet.
      Am letzten Samstag gab es letzte Asphaltierungsarbeiten, die lärmintensiven Arbeiten aber eigentlich nur tagsüber.
      Darüber hatten wir im Vorfeld mit einer Anwohnerinformation informiert, haben Sie diese nicht bekommen? Dann gebe ich das an die Kollegen der Verteilung weiter.
      Nach der Inbetriebnahme sind keine zusätzlichen Busse durch den Rübenkamp vorgesehen.

  2. Guten Tag !

    Es wird jetzt unerträglich für die Einwohner Langenbeckshöh Straße… Von ganz früh so viel Lärm,und was noch schlimmer ist: es zittern die Wände in der Wohnungen !!!
    Was wird mit unseren Häusern in ein Paar Jahren ?! Könnte man nicht vorab einen Lärmschutzwand erst mal einbauen ? Lebensqualität ist jetzt niedriger geht es nicht….

    1. Ich habe mich mal für Sie schlau gemacht. Die Erschütterungen kamen durch den vorzeitigen Bau der Lärmschutzwand. Den hatten wir auf der letzten Anwohnerveranstaltung ja auch zugesagt, damit Sie eben nicht so viel vom Baulärm des Betriebshofes mitbekommen. Dafür mussten Pfähle in den Boden gerammt werden. Diese Arbeiten sind nun auf der Seite in Ihre Richtung abgeschlossen, lediglich am anderen Ende des Grundstückes muss das in der nächsten Woche noch mal erfolgen. Nun wird der Rest der Lärmschutzwand gebaut, bis voraussichtlich Mitte Dezember ist sie dann fertig.

  3. „…die Versorgung der Busse über die Carports erfolgt und nicht, wie sonst oft üblich, über Versorgungssäulen zwischen den Abstellflächen.“
    Wie darf man sich dieses Konzept konkret vorstellen? Werden wie bei den Wiener Linien die Busse über kontinuierliche Stromschienen/Oberleitungen, die an der Decke montiert werden, versorgt oder über punktuelle Ladepunkte, wie es bei den Panthographen beispielsweise im Elektrobusterminal Adenauerallee funktioniert? Erfolgt die Energiezufuhr über Langsam- oder Schnellladung und wie wird sichergestellt, dass das Stromversorgungsnetz nicht zusammenbricht?

    1. Alle notwendigen Vorrichtungen werden unter den Carports Platz finden. Wie genau das aussehen wird, kann ich Ihnen aus dem Stehgreif nicht sagen. Ich werde mich dazu schlau machen. Ist eigentlich sogar einen eigenen Blogbeitrag wert 😉

    2. So, ich habe mal bei unseren Experten nachgeforscht.
      Auf dem Betriebshof Gleisdreieck ist geplant Elektrobusse über punktuelle Kabel/Ladestecker zu versorgen. Es werden an den Stellplätzen nur die Kabel/ Ladestecker installiert. Die Ladetechnik wird in Technikzentralen auf den Carportdächern untergebracht. Somit werden weder Stromschienen, noch Pantografen am Dach der Carports installiert. Weiterhin ist geplant, passend zu den Abstellzeiten und Batteriegrößen, Ladeleistungen anzupassen. Über eine angepasste Stromversorgung hierfür steht die HOCHBAHN in enger Abstimmung mit der Stromnetz Hamburg GmbH, damit die Auswirkungen auf das Hamburger Stromnetz stets ausreichend berücksichtigt werden.

      1. Laut der Aussage von Herrn Kreienbaum am 30.09. sowie dem rot-grünen Senats (Drks. 21/1798) sollte die Präsentation vom 30.09. online zur Verfügung stehen. Wo bitte finde ich diese?

  4. Vielen Dank für den Überblick. Ist denn eine „flache“ Bebauung noch zeitgemäss? Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen spricht von weiterer Nachverdichtung, auch bei bisherigen Randlagen und „neuen Wegen“ beim Wohnungsbau. Kleingewerbe & Handwerk suchen händeringend Gewerbeflächen im Herzen der Stadt
    (da zähl ich Ohlsdorf einfach mal dazu) und Sportvereine, Kleingärtner_innen, Schulen ächzen unter dem immer grösser werdenden Raumdruck. Kann die Hochbahn am Gleisdreieck nicht nach Lösungen suchen, die zum einen einen effizienten Busbetriebshof im Erdgeschoss beherbergen, zum anderen den Platz in die Höhe noch nutzen? Überbaute Busbahnhöfe sind ja auch keine Weltneuheit mehr!

    1. Sehr gerne! Selbstverständlich gibt es auch überbaute oder mehrstöckige Busbetriebshöfe. An dieser Stelle ist aber keine weitere Bebauung vorgesehen. Die Fläche ist ausreichend, da wir die Planer den Betriebshof in der Planungsphase immer weiter komprimieren konnten, sodass dort auch Flächen für eine U-Bahn-Nutzung (U5) möglich sein werden. Das Gleisdreieck ist für Wohnraum auch nicht geeignet. Und bei einer gewerblichen Nutzung hätten sie das Problem der Erreichbarkeit der Fläche. Denn die für den Betriebshof vorgesehene Zufahrt von der Hebebrandtstraße steht für etwaige Gewerbenutzer nicht zur Verfügung.

  5. Wenn man sich den Stadtplan anschaut, ist zu erwarten, dass die U5 auf dem Abschnitt Sengelmannstraße – Rübenkamp in wesentlichen Teilen im Gleisdreieck verlaufen wird. Insbesondere müsste in diesem Bereich wohl auch der Tunnelmund für den Übergang zwischen oberirdischem und unterirdischem Verlauf liegen. Müsste man daher nicht erst die U5-Planung abwarten, bevor man das Gelände bebaut?

    1. Es gibt noch keine abgeschlossenen Planungen, wie und was der U5 im Bereich des Gleisdreiecks berücksichtigt wird. Die Planungen zum Betriebshof sind davon aber unabhängig. Die Planer haben den Betriebshof mehrfach optimiert und komprimiert. Er ist in der jetzigen Gestalt nicht weiter optimierbar. Die komprimierte Anordnung gibt den U5-Planern jetzt die Möglichkeit, die frei bleibende Fläche in ihren Planungen zu berücksichtigen.

  6. betriebshöfe benötigen mit Sicherheit viel Platz. Eines kann ich nicht verstehen: Warum muss jeder Betriebshof „alle Dienstleistungen“ haben? Das scheint mir relativ teuer.
    Wäre ein mehrstufiges System nicht preiswerter? Mit „mehrstufig“ meine ich: Es gibt
    (1) einfache Abstellflächen, die nur eine Basisversorgung bieten (Tanken, Vorheizen, minimale Wartung, einfache Reinigung)
    (2) mittlere Höfe mit zusätzlichen Diensten (große Reinigung, wöchentliche Wartung)
    (3) große Höfe auf denen alle denkbaren Dienste vorhanden sind.
    Die „kleineren“ Höfe sollten meines Erachtens leichter an zusätzlichen Plätzen in der Stadt unter zu bringen sein.

    Ich habe mir die U-Bahn als Vorbild genommen: (1) Viele kleine Abstellanlagen, (2) einfache Werkstätten [z.B. farmsen], (3) eine Komplettwerkstatt [Hellbrookstraße].

    Auch die Lagerhaltung dürfte preiswerter werden. Ich kennes es aus eigener Erfahrung: Um optimal arbeiten zu können muss jede Werkstatt alle denkbaren Ersatzteile vorrätig haben; trotzdem kommt es immer wieder vor, dass irgendwo ein benötigtes Teil nicht vorhanden ist und erst zwischen den Werstätten ausgetauscht werden muss. „Teil“ kann ein Ersatzteil, ein Messgerät oder ein Fachmann sein.

    1. Naja, für die U-Bahn haben wir also ganze 2 Werkstätten. Die kleineren Abstellanlagen erfüllen ja nicht denselben Zweck. Für das Abstellen der Busse geht es vorrangig um den wirtschaftlichen Einsatz der Ressourcen. Auf den Betriebshöfen, wie wir sie jetzt haben, gibt es im Grunde eine Rundumversorgung für die Busse. Damit gibt es ergo weniger Leerfahrten als wenn man die Busse immer erst zur Werkstatt/zum Tanken/etc. schaffen müsste. Im Gegenzug sind die Betriebshöfe so über das Stadtgebiet verteilt, dass der Einsatzweg eines jeden Busses so kurz wie möglich ist. Auch hier können wiederum Diesel und Emissionen eingespart werden. Was alles zum Betriebshof dazu gehört, haben wir hier übrigens schon beschrieben: https://dialog.hochbahn.de/bus-in-zukunft/busbetriebshoefe-wo-die-busse-wohnen/

  7. Es wäre doch nun mehr sehr sinnvoll endlich mal eine Stadtbahn in Hamburg zu Installieren. Weniger Busse (Hura), weniger Verspätung (Super gut). Und im Winter keine glatten Strassen :-).

    1. Und Straßenbahnen sind nie zu spät? 😉 Ich glaube, das ist ein bisschen auch eine Glaubensfrage. Klar, Straßenbahnen haben einen ganz eigenen Charme und als System ganz eigene Vorzüge, aber, genau wie auch alles andere, eben auch seine Nachteile. Hier bei uns ist es nun mal so, dass es die politische Entscheidung gegen die Stadtbahn gegeben hat. Stattdessen sind unsere Verkehrsplaner an der Planung der U5 dran. Denn klar ist, dass wir für den Anstieg an Fahrgästen einfach noch mehr Kapazitäten benötigen.

      1. Das Problem an der U5 ist, dass sie erst in Jahrzehnten zur Verfügung stehen wird. Gehen wir mal davon aus, dass Hamburg 2030 bei 1,9 Millionen Einwohnern steht und trotz aller Abwehrmaßnahmen der Modal Split sich zugunsten des ÖV verschiebt auf 25 % ÖV-Anteil. Das ist international nicht einmal besonders herausragend.

        Das HOCHBAHN-Netz wäre damit noch gnadenloser überfordert: die U5 ist selbs nach den heutigen Überlegungen kaum in Betrieb, das qualitativ nicht eben herausragende Busnetz* hingegen rennt absehbar wieder in Engpasssituationen und das U-Bahnnetz ist zu grobmaschig ausgebaut, sprich: auf wichtigen Relationen nicht vorhanden.

  8. Sieht echt schön aus in der Visualisierung 🙂
    Aber wieso werden hier Dächer benötigt? Auf anderen Betreibshöfen stehen die Busse doch auch „im Regen“

    Danke schonmal für die Antwort 🙂

    1. Streng genommen hat das nicht nur was mit Witterungsschutz zu tun, auch wenn das sicherlich ein ganz netter Nebeneffekt ist. Vielmehr können durch die Carports viel mehr Fahrzeuge abgestellt werden. Warum? Weil die Versorgung der Busse über die Carports erfolgt und nicht, wie sonst oft üblich, über Versorgungssäulen zwischen den Abstellflächen. Damit spart man also Raum und kann so die Busse enger parken. Zusätzlich verringern die Carports Licht- und Lärm-Emissionen, weil beides nach unten „abstrahlt“. Für Anwohner ist es zudem so, dass sie nicht auf die Busse oder eine öde graue Fläche gucken, sondern eben auf die Dächer, die wir extra dafür begrünen.

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