Ich persönlich fahre nicht sehr oft Bus. Nicht, weil ich es nicht mag, sondern einfach weil ich die U-Bahn direkt vor der Haustür habe und mit ihr nahezu überall hinkomme. Dementsprechend habe ich wenig Ahnung von Busfahrplänen. Wenn ich also doch mal den Bus nehme, gehe ich direkt zur Haltestelle, werfe einen Blick auf den Fahrplan oder in die HVV-App und warte geduldig, bis der Bus kommt.
Besonders hilfreich sind aber vor allem Echtzeitinformationen.
Diese gibt es seit 2001. Die sogenannten DFI-Anzeiger zeigen unseren Fahrgästen die genaue Abfahrtszeit der Busse an. Davon gibt es für unsere Busse in ganz Hamburg mehr als 240 Stück, die vor allem an wichtigen Umsteigepunkten und an Haltestellen, die von vielen Fahrgästen genutzt werden, aufgestellt sind.
FIMS – Das System hinter den Anzeigetafeln
Das Herzstück unseres Leitsystems für Busse ist FIMS. Das steht für Fahrgastinformations- und Managementsystem. Vereinfacht gesagt ermöglicht erst dieses System die dynamische Fahrgastinformation, also z.B. auch die tagesaktuellen Abfahrtszeiten der Busse.
Die Bordrechner in unseren HOCHBAHN-Bussen werden auf den Betriebshöfen mit Daten zum Fahrplan und Streckenverlauf versorgt. So „wissen“ also Bus und System von vornherein, wo genau der Bus zu welcher Zeit sein sollte.
Mit Hilfe eines GPS-Empfängers im Bus kann zudem der genaue Standort bestimmt werden. Diese Standortinformation übermittelt der Bus alle 30 Sekunden über Digitalfunk an den zentralen FIMS-Leitrechner. Das ermöglicht den direkten Vergleich der Soll- mit der Ist-Situation. So wissen auch unsere Disponenten in der Busleitstelle, ob die Busse den Fahrplan einhalten, zu früh oder zu spät sind.
Wie die Abfahrtszeit auf die Haltestellen-Anzeiger kommt
Durch den ständigen Vergleich der Soll- und Ist-Zeiten kann der Leitrechner die Prognosen für die tatsächlichen Abfahrtszeiten der Busse an den Haltestellen berechnen und an die elektronischen Anzeigetafeln übertragen. Im Falle von Störungen wie Staus, Unfällen oder Umleitungen, können unsere Disponenten zusätzliche Informationen für die Fahrgäste erzeugen und auf den DFI-Anzeigern darstellen lassen.
Der Unterschied zwischen Minutenangabe und Uhrzeit
Wer die elektronischen Anzeigetafeln kennt, der weiß, dass nicht immer die verbleibende Wartezeit (z.B. 3 min) angezeigt wird, sondern manchmal eine exakte Uhrzeit (z.B. 12:43). Der Unterschied liegt darin, dass der „Minuten-Countdown“ (3 min) die verbleibende Zeit bis zur Ankunft des Busses anzeigt, wohingegen die exakte Uhrzeit die statische Abfahrtszeit nach Fahrplan ist. Wenn also das System zur Übertragung der tatsächlichen Fahrzeit mal nicht funktioniert, erscheint die Abfahrtszeit aus dem Fahrplan.
Die „HOCHBAHN-Minute“
Die digitalen Haltestellen-Anzeiger können manchmal auch für Verwirrung sorgen. Nämlich immer genau dann, wenn die Zeitangabe für längere Zeit ohne Veränderung stehen bleibt oder einfach von der Anzeige verschwindet, obwohl noch gar kein Bus an der Haltestelle gewesen ist.
Das ist jedoch kein Fehler im System, sondern passiert in den Fällen, in denen ein Bus z.B. im Stau steht. Bei Bussen mit FIMS erkennt das System dann zwar den genauen Standort des Busses und berechnet daraus die zu erwartende Ankunftszeit, die Ihnen als restliche Wartezeit angezeigt wird. Da der Bus sich nun durch den Stau aber nicht von der Stelle bewegt und somit immer wieder die gleiche Information an das System übermittelt, verändert sich auch die Anzeige nicht. Sie bleibt stattdessen ohne Veränderung stehen. Dadurch stehen Angaben wie „3min“, „1min“ und „sofort“ manchmal länger auf der Anzeigetafel.
Wenn für eine Abfahrt nur die Soll-Abfahrtszeit als Uhrzeit angezeigt wird, verschwindet diese, sobald die eigentliche Abfahrtszeit erreicht ist. Dabei erkennt das System jedoch nicht, ob der zur Abfahrtszeit passende Bus überhaupt schon dagewesen ist. Ein solcher Bus kommt dann vermeintlich „aus heiterem Himmel“.
Liebe Hochbahn, Liebe Frau Gängrich
(1) Zu „In der Regel funktioniert die Zeitangabe gut“:
Meine Erfahrungen sind überwiegend negativ.
Das System funktioniert wirklich sehr schlecht.
Busse, die garnicht kommen.
Busse, die viel später kommen.
Busse bei „sofort“, die trotzdem erst 3-5 Minuten später kommen
(2) Wunsch: Taktung anzeigen:
In dem Bild oben im Text sieht man, dass der 6er-Bus in 2 Minuten fährt.
Was man nicht sieht ist die Taktung und Reihung:
Wie ist die aktuelle Taktung des 6er-Busses (5-, 10-, 20-Minuten-Takt)?
Wann fährt der nächste 6er-Bus?
Hat der aktuelle Verspätung und der nächste kommt schon 3 Minunten später?
Wenn man das wüsste, dann könnte der Kunde entscheiden,
ob er vielleicht den nächsten (leereren) Bus nimmt
Bei der (U-/S-)Bahn ist die Taktung und Reihung eine wichtigste Kunden-Info!
Bitte aufnehmen!
Liebe Hochbahn,
es ist zwar nur eine Kleinigkeit, dennoch ist die DFI-Beschriftung nicht logisch.
Statt „Abfahrt“ müsste dort bei derzeitiger Verwendung des Systems „Ankunft“ stehen. Die Information „Sofort“ wäre sonst bei genau Abfahrt des Busses anzuzeigen (und damit vermutlich nutzlos).
Viele Grüße,
der Reisomat
Lieber Herr Kreienbaum, seit wann muss öffentliche Versorgung wirtschaftlich sein?
Freundliche Grüße
Jan Wacker
Lieber Jan Wacker,
das habe ich nicht geschrieben. Aber die Investitionen in bestimmte Verwendungsrichtungen sind immer ein knappes Gut. Wir müssen mit den Mitteln, die uns für den Verkehr zur Verfügung gestellt werden, sehr effizient umgehen, denn es sind zum großen Teil Fahrgeldeinnahmen und Steuergelder. Und wenn Sie auf einen höheren Anteil von Steuergeldern zur Finanzierung des ÖPNV hinauswollen, dann kann man diese Position vertreten. (Wir tun dies allerdings nicht.) Aber auch dann konkurrieren Investitionen in den ÖPNV mit anderen Investitionen, z.B. Schulen, Bildung, Kitas etc.
Besten Gruß
Hallo Herr Kreienbaum,
das stimmt in der puren Theorie sicher alles. In der Praxis ist die Hochbahn aber doch Instrument der Politik, die nicht immer gerade den Effizienzgedanken verfolgt.
Eine U4 für annäherned eine halbe Milliarde Euro Baukosten plus Unterhalt einer heute auf dem Niveau einer Metrobuslinie ausgelasteten UBahnstrecke mit entsprechend mauen Fahrgeldeinnahmen – das kann man machen. Es als „sehr effizient“ zu bezeichnen, ist auch angesichts der Fahrgastprognosen für 2020 eher gewagt. Besonders, wenn man sich die seit Jahrzehnten als ungenügend erkannte Versorgungsqualität an anderen Stellen ansieht. Dort reicht es, um mal wieder auf den Punkt zurückzukommen, im Jahr 2015 nur für den Aushangfahrplan und seine selige, allzuoft vom Hamburger Stau vaporisierte Null-Auskunft.
Frage zu „Exakte Uhrzeit“
Gilt das auch wenn ein Bus in der Pause steht, also noch garnicht fährt?
Bei mir wirkt das etwas verwirrend; an der Starthaltestelle einer Linie oder der zweiten Haltestelle beobachte ich beides: Mal ein Countdown und mal eine Uhrzeit.
Ähnliches beobachte ich auch wenn zwei Busse der gleichen Linie mit unterschiedlichen Zielen angezeigt werden: Mal 2 Countdowns, mal 2 Uhrzeiten und mal eine gemischte Darstellung. Eine einheitliche Darstellung wäre Übersichtlicher.
In der Regel erscheint die Uhrzeit nur dann, wenn keine Standortinformationen vom Bus empfangen werden. Bei zwei verschiedenen Bussen der gleichen Linie kann es also durchaus mal passieren, dass vom einen Bus Informationen empfangen werden und vom anderen nicht. Jeder Bus übermittelt seine Daten individuell, unabhängig von der Linie. Ich verstehe Ihren Einwand der Übersichtlichkeit. Wenn wir nun aber einen Bus haben, von dem wir den Standort nicht kennen, dafür aber zumindest seine planmäßige Abfahrtszeit abbilden können, machen wir das. Die Alternative, nichts anzuzeigen, gibt es für uns nicht.
Hallo Herr Kreienbaum,
wir haben Ende 2016 und die Echtzeit-Information steht noch immer nicht zur Verfügung. Wenn der HVV „mit Hochdruck“ daran arbeitet (und das tut er ja bereits seit 2012), ohne dass etwas passiert – verstehen Sie, wenn ich mich als Ihr zahlender Fahrgast frage, wie schnell bei Ihrem Verbund Projekte bearbeitet werden, die nicht auf höchster Priorität liegen? Ein Ausweis besonderer Kompetenz scheint die bisherige Leistung nicht zu sein.
2016 ist ja nun noch nicht ganz vorbei 😉
Im Ernst, wir legen uns gerade richtig ins Zeug, sodass es die Echtzeitinfo für den Bus Anfang 2017 gibt!
Tolle Sache, aber lasst uns die Verbreitund mal einordnen:
Gibt es wirklich schon 240 DFI/FIMS-Masten in Hamburg?
Das sind ja fast so viel wie in Chemnitz.
… Hamburg weiter vorn ….
Über 240 Masten sind derzeit an unseren Bushaltestellen aufgestellt. Jedes Jahr kommen mehr dazu. Zusätzlich gibt es auch noch über 100 Anzeiger, die von der VHH aufgestellt wurden. Nicht gezählt haben wir die zahlreichen Anzeigen auf unseren U-Bahn-Haltestellen. Und was ist eigentlich schlecht an Chemnitz 😉
240 Masten sind, finde ich, ziemlich wenig bei der Größe des Hochbahn-Busnetzes. Auch mit den 100 der VHH in Hamburg plus Umland. Mehr als die allerwichtigsten Stationen deckt das nicht ab. Leider fehlen auch sehr verspätungsanfällige Linien in Innenstadtnähe. Das macht den Bus natürlich ziemlich unattraktiv. Ist halt ziemlich blöd, im Regen an ner Haltestelle zu stehen und auf den verspäteten Bus zu warten, ohne irgendeine Ahnung zu haben, wann der denn mal kommen will.
Mir fällt auch auf, dass die Fahrgastinfo in Hamburg eigentlich noch auf dem technischen Stand der Jahrtausendwende ist. Seitdem ist wahnsinnig viel in der IT passiert, aber als HVV-Fahrgast kriegt man davon nicht viel mit. Keine Echtzeit-Businfo auf dem Handy, die U-Bahn-Anzeiger aus den 90ern, wo die Sondertexte immer den Minutencountdown plattmachen. Ich würde mir wünschen, dass die Hochbahn sich mehr Mühe damit gibt.
Vergessen Sie bitte nicht, dass die Masten und deren Aufstellung auch Geld kosten. Inklusive Aufbau sind das in etwa 30.000 Euro pro Standort. Eine Aufstellung muss auch wirtschaftlich vertretbar sein. Ich weiß, dass Ihnen das nicht hilft, wenn Sie an einer der Haltestellen stehen, die keinen Mast hat. Zur Zeit stehen die Masten vor allem an wichtigen Umsteigepunkten und an Haltestellen, an denen viele Fahrgäste ein- und aussteigen. Es werden jedoch auch stetig mehr. Ab 2016 ist zudem geplant, die Echtzeitinformation für den Bus auch in die HVV-App aufzunehmen. Das wäre dann meines Erachtens nach eine ganz gute Alternative für all die Haltestellen, an denen keine aktuellen Informationen über die Masten laufen.
Dass bei diesen Kosten kein flächendeckender Ausbau drin ist, ist klar.
es wäre nur hilfreich, hätte die hochbahn sich schon länger gedanken gemacht, wie man sonst die fahrgäste informieren kann. in münchen haben sie mehrere hundert „light“-anzeiger, die pro stück nur 2.500 € kosten sollen und in die wartehäuschen integriert sind. wäre die hvv-app mit echtzeitinformationen ausgestattet, hätte man auf einen schlag mehrere hunderttausend DFIs in den Hosentaschen der Fahrgäste.
so haben wir heute an vielen haltestellen leider gar nichts.
An dem Thema Echtzeitinformationen ist der HVV mit Hochdruck dran.
Zwei Anmerkungen:
(1) Ich beobachte dass bei Bussen, die pünktlich sind, scheinbar die angezeigten Zeiten viel zu früh schalten. Ich habe das Gefühl dass fast eine Minute zu früh herunter gezählt wird: Gefühlsmäßig schaltet 3min wenn der Bus noch 3:59 Miniten entfernt ist. Daher kommt, zumindest nach Gefühl, der Bus mindestens 1 Minute später als angezeigt.
(2) Wenn ein Bus im Stau stehen bleibt und daher die Anzeige länger konstant bleibt und später sogar gelöscht wird ist das für mich als Fahrgast unbefriedigend.
* Fällt der Bus aus???
* Ist er zu früh gefahren??? (s.a. alter Blog)
Informativer wäre es wenn, nach dem der Rechner erkennt dass ein Bus (auch mehrere Busse in einer Straße) länger als 2-3 Minuten die (fast) gleiche Position melden, die Anzeige nicht löscht sondern die Zeitangabe durch das Wort „Stau“ ersetzt. Vielleicht auch im stetigen Wechsel (alle 10 Sekunden) abwechselnd das Wort „Stau“ und die „Planzeit“.
Wir können nicht ausschließen, dass auch mal etwas nicht funktioniert oder falsch übertragen wird. In der Regel funktioniert die Zeitangabe gut. Wichtig finde ich persönlich Ihren zweiten Punkt. Statt eines sich nicht verändernden Countdowns das Wort „Stau“ zu übertragen wäre wirklich eine sinnvolle zusätzliche Information an unsere Fahrgäste. Ich werde mich mal schlau machen, ob und wie so ein Zusatz mit vertretbarem Aufwand einzufügen geht.
Danke für die Infos. Besonders die exakte-Uhrzeit-Anzeige war mir bisher ein Rätsel. Aber jetzt machtes natürlich sinn 🙂
Liebe Hochbahn
Ihr seit Spitze ein Herz für Hochbahn macht weiter so!!!!!!!!!:-)
Leider gibt es aber auch „Phantombusse“, wo die Anzeige am Bahnsteig weiterhin „in 9 Minuten“,“in 8 Minuten“, usw. runtertickert und nach „in 1 Minute“ als nächstes weder „sofort“ noch ein entsprechender Bus erscheint, sondern die Anzeige wieder bei „in 9 Minuten“ beginnt. Und das, obwohl die Linie einen 10-Minuten-Takt hat. Der entsprechende Bus hat sich scheinbar aufgelöst und man darf weitere knappe 10 Minuten warten.
Passiert hin und wieder mal bei U/S Barmbek bei der Linie 173 in Richtung Am Stühm-Süd.
Verstehe ich das richtig, die Information wird auf dem Datenweg vom Bus zum DFI in der Leitstelle NICHT um aktuelle Verkehrsinformationen (Stau) angereichert, damit die Restzeit zuverlässiger wird? Das wäre meiner Ansicht nach sehr nachlässig. Die Restzeit ist ja gerade dann besonders interessant, wenn der Verkehr eben nicht gut läuft und die Busse vom Fahrplan abweichen (=verspäten).
Verkehrsinformationen sind in der Leitstelle ja grundsätzlich vorhanden, wie im vorherigen Artikel zu Verspätungen zu lesen war.
Nach meiner Erfahrung wird aber auch eine „exakte Uhrzeit“ angezeigt, wenn die Mitfahrgelegenheit noch länger als 10 Minuten braucht. Sieht man häufig bei U-Bahnen im 20 Minuten-Takt. Nähert sich die Zielzeit der 10 Minuten Grenze, so wird automagisch in die Restminuten umgeschaltet.
Ob das nun daran liegt, dass FIMS nicht so weit vorausberechnen mag oder kann oder ob keine zu großen Minutenwerte angezeigt werden sollen kann ich dabei allerdings nicht beurteilen.
Bei der U-Bahn habe ich das auch schon beobachtet. Beim Bus ist es mir noch nicht aufgefallen. Im Normalfall ist es aber so, dass die genaue Uhrzeit immer dann angezeigt wird, wenn keine Standortdaten vom Bus empfangen werden.