Maßnahmen zum Bettelverbot – was sagen die Fahrgäste dazu?

Seit Sommer hat sich etwas verändert für Fahrgäste: Mit Durchsagen und Hinweisen im Fahrgastfernsehen wird nun deutlicher u.a. darauf hingewiesen, dass das Betteln in Fahrzeugen und an den Haltestellen nicht erlaubt ist. Was bereits seit Langem Teil der hvv Beförderungsbedingungen ist, wird damit jetzt konsequenter durchgesetzt, indem die Hochbahn-Wache Menschen bei einem Verstoß konsequenter bittet, die Haltestelle zu verlassen. Der Grund dahinter: Fahrgäste sollen sich auf ihren Wegen wohler fühlen. Denn zuvor hatten sich die Rückmeldungen von Menschen gehäuft, die sich unwohl oder sogar bedrängt fühlen, wenn sie von Fremden z.B. nach Geld gefragt werden. Die genauen Hintergründe zum Bettelverbot und den entsprechenden Maßnahmen habe ich hier erklärt.

Nun ist es so, dass sich neben den Fahrgästen, die ihre Erleichterung teilen, auch andere Stimmen laut werden: Einige Hamburgerinnen und Hamburger meinen, sie fühlen sich gar nicht gestört und man solle doch zum Wohle der bettelnden Menschen von möglichen Vertragsstrafen absehen. Und auch in den Kommentaren unter meinem letzten Blog-Beitrag „Betteln nicht erlaubt“ – was steckt hinter den neuen Durchsagen in unseren U-Bahnen? finden sich gemischte Meinungen zu dem Thema.

Wie stehen die Fahrgäste also wirklich zum Thema Bettelverbot? Geht die HOCHBAHN mit den verschiedenen Maßnahmen womöglich ein Problem an, das aus Sicht ihrer Fahrgäste doch gar kein so großes ist? Bringen wir einmal Klarheit in die Sache.

Ein Blick auf die Zahlen

In einer ihren regelmäßigen Fahrgast-Befragungen hat die HOCHBAHN bei genau diesem Punkt nachgeforscht: Über 1 000 HOCHBAHN-Fahrgäste wurden hier nach ihrer persönlichen Meinung zum Thema Betteln in Bus und Bahn sowie zu den neuen Maßnahmen gefragt. Die Ergebnisse der repräsentativen Befragung sprechen eine deutliche Sprache:

Stichprobenumfang: n = 1.035 Kundinnen und Kunden der HOCHBAHN
Befragungsmethode: Repräsentative Online-Interviews (CAWI)
Feldzeit: 10.09.2024-07.10.2024

Tatsächlich gibt es also Fahrgäste, die sich persönlich nicht davon gestört fühlen, in Bus und Bahn nach Geld oder anderen Dingen gefragt zu werden. Die große Mehrheit tut es dagegen allerdings: 76 % empfinden es als störend, sehr störend oder sogar äußerst störend. Und auch die verschiedenen Maßnahmen, die das Verbot durchsetzen, unterstützen mit teils weit über 80 % die allermeisten Fahrgäste. Was sich durch frühere Rückmeldungen bereits abzeichnete, bestätigt sich jetzt also in Zahlen: Für die meisten Fahrgäste überschreitet das aktive Betteln in Bus und Bahn eine persönliche Grenze.

Was das für die Zukunft bedeutet

Und das ist ein Gefühl, das wir ihnen nicht absprechen können – auch wenn der eine oder die andere von uns die Situation persönlich anders empfindet. Für die HOCHBAHN steht natürlich an erster Stelle, dass sich ihre Fahrgäste wohl und sicher fühlen, denn das ist schließlich ihre Verantwortung als Verkehrsunternehmen. Die Rückmeldung, die sie in der Befragung so deutlich von ihren Fahrgästen bekommen hat, nimmt sie entsprechend ernst. Und wenn sich die überwiegende Mehrheit von ihnen durch das Betteln gestört fühlt, dann ist es die Aufgabe der HOCHBAHN, das Bettelverbot auch weiterhin für sie durchzusetzen.

Gleichzeitig ist aber auch klar, dass wir hier über ein sensibles Thema sprechen: Bei bettelnden Personen handelt es sich um Menschen in Not und entsprechend geht die Hochbahn-Wache hier natürlich mit Augenmaß vor: Es ist wichtig, dass Menschen, die gegen das Verbot verstoßen, bei den Kontrollen nicht stigmatisiert werden. Und auch die Vertragsstrafe, die die Beförderungsbedingungen eigentlich vorsehen, wird nicht pauschal erhoben. Es kann auch bei der Aufforderung bleiben, das Fahrzeug oder den Bahnhof zu verlassen.

An dieser Stelle möchte ich außerdem die Reichweite hier nutzen, um noch einmal zu betonen: Dass das Betteln in Bussen und Bahnen nicht erlaubt ist, bedeutet nicht, dass wir bedürftige Menschen als Gesellschaft allein lassen dürfen oder sollten. Wer auf Hilfe angewiesen ist, sollte sie auch bekommen. Und zum Glück gibt es Wege, wie wir sie ihnen zukommen lassen können, auch ohne, dass Fahrgäste dafür aktiv angesprochen werden. Zum einen bietet die Stadt Beratung und Hilfen für Obdachlose in Hamburg an. Aber auch privat können wir helfen: Aktuell ist zum Beispiel wieder der HOCHBAHN Wärmebus in Hamburg unterwegs, bei dem Azubis gemeinsam mit Hanseatic Help Kleiderspenden für Bedürftige entgegennehmen, um ihnen in der kalten Jahreszeit zu helfen. Aber auch mit einer Zeit- oder Geldspende für den GoBanyo Duschbus oder die Aktion Mehr als eine warme Mahlzeit könnt ihr euch engagieren.


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