11 Anekdoten zum 111-jährigen Jubiläum der Hamburger Hochbahn AG

Als die Ringlinie schon fast fertig gebaut war, brauchte es nur noch eine Gesellschaft, die die neue U-Bahn betreiben würde. Dafür wurde am 27. Mai 1911 die Hamburger Hochbahn AG gegründet. Mit der Eintragung ins Hamburger Handelsregister am 9. Oktober war dann auch juristisch alles klar und die HOCHBAHN konnte richtig loslegen. Anlässlich des 111-jährigen Jubiläums haben wir im historischen Archiv gestöbert und Anekdoten von prominenten und besonderen Fahrgästen zusammengetragen, die bereits in den verschiedenen Verkehrsmitteln der HOCHBAHN unterwegs waren.

1. Das U-Bahn-Mysterium

Natürlich gab es zur Betriebsaufnahme der Ringlinie eine Eröffnungsfahrt: Am 15. Februar 1912 befuhren Bürgerschaftsabgeordnete, Vertreter der Baufirmen, Ingenieure und andere Ehrengäste das erste Teilstück der Ringlinie zwischen den Haltestellen Rathausmarkt und Barmbek. Jede Haltestelle wurde inspiziert und jede Brücke begutachtet, bevor es auf dem nagelneuen Betriebshof in der Hellbrookstraße noch einen Festakt gab. Soviel ist bekannt. Doch, wer fuhr eigentlich die erste U-Bahn in Hamburg? Dazu gibt es keine Fotos oder Überlieferungen. Und so bleibt es das große HOCHBAHN-Mysterium, wer denn die erste offizielle U-Bahn gefahren ist.

2. Die Queen dampft über die Alster

Im Rahmen ihres Staatsbesuches in der Bundesrepublik machte die britische Königin Elisabeth II. am 28. Mai 1965 auch Station in Hamburg, wo sich 70.000 Menschen auf dem Rathausmarkt zum Jubeln versammelt hatten. In den 12 Stunden in der Hansestadt absolvierte die Queen zusammen mit ihrem Ehemann Prinz Philip 20 Termine. Einer davon: Eine Fahrt im Alsterdampfer. Am Jungfernstieg begrüßten HOCHBAHN-Direktor Max Mroß und Kapitän Jänicke die Queen, bevor sie an Bord der Seebek ging. Auf der Rundfahrt bestaunte die Queen nicht nur Hamburg vom Wasser aus, sondern auch die ihr zu Ehren veranstaltete Segelregatta. Der Sieger des „Queen Elisabeth Cup“, Uli Libor, wurde von der Königin höchst selbst ausgezeichnet. Mit an Bord war auch der damalige Innensenator Helmut Schmidt, begleitet von seiner Frau Loki. Abends verließen die Königin und der Prinz an Bord der königlichen Jacht Britannia dann Hamburg, verabschiedet von mehr als 200.000 Menschen am Elbufer.

Erinnerung zum 111-jährigen Jubiläum: Die Queen auf dem Alsterdampfer
In der Fahrgastzeitschrift „Fahr mit uns“ 2/65 wurde ausführlich über das Alsterschippern der Queen berichtet.

3. Loki und Helmut Schmidt

Viele Verbindungen zur HOCHBAHN in unterschiedlichen Lebenslagen hatte Helmut Schmidt. Nicht nur, dass er als Schüler wohl die Verkehrsmittel der HOCHBAHN nutzte – er wuchs in Barmbek auf und ging in Winterhude auf die Heinrich-Hertz-Schule (damals Lichtwarkschule) – , wobei er wohl auch mal ohne Fahrschein unterwegs gewesen sein soll – so legt zumindest die Anfrage der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung nahe, die um eine Kopie des Strafzettels bat. In seiner Zeit als Innensenator trug er wesentlich zur Bekämpfung der Flut 1962 bei, wobei auch Busse der HOCHBAHN eingesetzt wurden. Aber Schmidt schipperte, wie bereits erwähnt, auch mit der Queen über die Alster und war zwischen 1958 und 1966 Mitglied des HOCHBAHN-Aufsichtsrates. Im September 1969 nahm er zusammen mit seiner Frau Loki an der Eröffnung der Haltestelle Billstedt teil.

Zum 111-jährigen Jubiläum: Erinnerung an Helmut und Loki Schmidt bei der HOCHBAHN
Helmut und Loki Schmidt bei der Eröffnung der Haltestelle Billstedt am 28. September 1969.

4. Uwe und Ilka Seeler

Ein richtig erfahrener HOCHBAHN-Nutzer war Uwe Seeler. Nicht nur, dass er früher mit der U-Bahn zum Training nach Ochsenzoll fuhr. Auch als Lehrling war er viel mit der U-Bahn unterwegs und lernte dabei seine Freundin kennen. Sie wohnte an der Isestraße und stieg am Eppendorfer Baum ein, Uwe Seelers Haltestelle war Hoheluft und die U-Bahn wurde zum beiderseits ersehnten Treffpunkt, wie Seeler in einem Interview 2012 erzählte. Diese Verbindung hielt und Ilka und Uwe heirateten am 18. Februar 1959 in der St. Johannis Kirche in Eppendorf.

Nicht nur bei der deutschen Nationalmannschaft war Uwe Seeler Kapitän. Kurz nach seinem Rücktritt vom aktiven Fußballer-Leben im Mai 1972 – der HSV spielte gegen eine Weltauswahl – griff „Uns Uwe“ ans Ruder eines Alsterdampfers und schipperte zusammen mit Sepp Herberger und Fritz Walter über Hamburgs Binnensee – drei echte Fußball-Legenden auf Alsterrundfahrt. Kurz darauf wurde Uwe Seeler zudem zum Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft ernannt, als erster Spieler überhaupt.

Uwe Seeler auf dem Alsterdampfer
Uwe Seeler am Ruder eines Alsterdampfers, 1972.

5. Ein Weltstar auf der Rolltreppe

Im Frühjahr 1972 erkundete ein echter Weltstar aus Hollywood den Hamburger Untergrund: Kirk Douglas. Der Vater von Micheal Douglas nahm in der neuen Haltestelle Gänsemarkt Szenen für den Kino-Film „Der achtbare Mann“ auf. Als Kulisse für actionreiche Verfolgungsjagten dienten dabei die langen Rolltreppen der am 31. Mai 1970 eröffneten Haltestelle.

Hollywood bei der HOCHBAHN
Foto aus der Fahrgastzeitschrift „Fahr mit uns“ Ausgabe 2/1972.

6. Tatort Hochbahn

Die Anlagen der HOCHBAHN bieten nicht nur Platz für Action, sondern auch für Krimis. Manfred Krug drehte 1987 als Kriminalhauptkommissar Paul Stöver Szenen für den Tatort „Voll auf Hass“ in der U-Bahn. Und auch 1991 stand Krug zusammen mit Charles Brauer, alias Peter Brockmöller, für eine Folge der Krimireihe bei der HOCHBAHN vor der Kamera. Einige Szenen für den Krimi „Tod eines Mädchens“ entstanden auf der U-Bahn-Haltestelle Baumwall.

Tatort bei der HOCHBAHN
Manfred Krug und Charles Brauer bei Dreharbeiten auf der Haltestelle Baumwall, 1991.

7. Ohne Pommes und Bademantel – Olli Dittrich

Ganz alltägliche Erfahrungen hat in den 1960er und 1970er Jahren Olli Dittrich in der U-Bahn gemacht, wie er 2012 in einem Interview erklärte. Fast täglich fuhr er von Langenhorn Mitte (heute Langenhorn Markt) nach Fuhlsbüttel und ging von dort aus zu Fuß zur Schule. Besonders in Erinnerung bleiben ihm die Haltestellenwärterinnen und -wärter mit ihren fast immer verständlichen Durchsagen und dem charakteristischen „Zurückbleiben, bitte!“. Zur HOCHBAHN hat es Dittrich dann doch nicht verschlagen, stattdessen wurde er Komiker und tauchte regelmäßig mit einem Bademantel bekleidet in der Eppendorfer Grillstation auf, wo er Lebensweisheiten von sich gab und so manche Weltidee ersann.

8. Rocko Schamoni und die U-Bahn-Tapete

Anfang 2012 stattete Tobias Albrecht dem historischen Archiv der HOCHBAHN einen Besuch ab und gewann dabei einen tiefen Einblick in das Hamburg um 1910. Denn der Theatermacher und Schriftsteller, der besser bekannt ist als Rocko Schamoni, recherchierte für ein neues Buch und ein Theaterprojekt. Dabei hatte er etwas Besonderes im Blick: Die historischen Bilder vom Bau der Ringlinie, die zwischen 1906 und 1912 aufgenommen wurden. Denn auf der Theaterbühne sollten die alten Bilder als Tapeten zu sehen sein – ein Detail, das irgendwie typisch ist für den Wahlhamburger.

9. How much is the Alpaka

Tierisch wilde Minuten gab es 2018, als die HOCHBAHN zu eher untypischen Klängen ungewöhnliche Fahrgäste chauffierte: Scooter-Frontmann H.P. Baxxter dröhnte „Hyperbahn, Hyperbahn“ als in der Haltestelle „Promi“ ein Kätzchen und ein Alpaka in die U-Bahn stiegen. Später empfahl der Rapper das Bo zurecht: „Bus, Bus, wir brauchen Bus…“ – Ein vieldiskutierter Youtube-Clip, mal anders und einzigartig. Im Alltag läuft bei der HOCHBAHN seit 1911 natürlich fast alles nach Plan.

10. Die Fahrgäste – unsere alltäglichen Stars

Seit Februar 1912 bewegt die U-Bahn Hamburgerinnen und Hamburger – und das mit wachsendem Streckennetz und mit wachsender Beliebtheit. Fuhren 1912 noch etwa 100.000 Fahrgäste täglich die Ringlinie mit ihren 23 Haltestellen, waren es 2021 insgesamt 286 Millionen Fahrgäste, also 783.000 täglich – gut 38 Prozent weniger als vor Corona. Aber mal ehrlich, auch unter schwierigen Umständen sind wir ja genau dafür da: um die Hamburgerinnen und Hamburger täglich verlässlich von A nach B zu bringen. Umso schöner, dass im Laufe der Jahrzehnte dabei aus dem sogenannten Beförderungsfall von einst ein gern gesehener und mobil gemachter Fahrgast wurde.

Zum 111-jährigen Jubiläum: Fahrgäste der HOCHBAHN
Fahrgäste auf dem Bahnsteig der Haltestelle Feldstraße, 1912.

11. Die Hochbahnerinnen und Hochbahner

Aber egal, ob Königin, Hamburgerinnen und Hamburger, Lamas oder Touristen, klar ist: ohne die Hochbahnerinnen und Hochbahner geht nix. Seit 1911 halten sie im Fahrdienst, den Werkstätten, der Verwaltung oder sonst wo den Betrieb am Laufen und die Stadt mobil, gerne auch mit einem offenen Ohr für unsere Fahrgäste. Zwar geben die Protokolle und Verträge keine Auskunft darüber, wie viele Angestellte die HOCHBAHN 1911/1912 hatte, doch heute sind es 8.500 Menschen aus mehr als 53 Nationen, die die HOCHBAHN zu einem vielfältigen Unternehmen in einer weltoffenen Stadt machen.

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