Autonome Fahrzeuge auf Hamburgs Straßen: Wo geht die Reise hin, Franziska? 

Aktuell ist rund ums Thema autonomes Fahren ja richtig Rummel: Gerade war der erste autonome Shuttle-Bus der HOCHBAHN auf dem Mobility Festival zu sehen, auf dem UITP Mobilitätsgipfel ist es aktuell top Thema und generell löst gefühlt eine News die nächste ab. Da kann man als Fahrgast schonmal den Überblick verlieren. Für diesen Beitrag habe ich mich deshalb mit Franziska Becker getroffen: Sie leitet bei der HOCHBAHN den Fachbereich für autonome Mobilität und intelligente Verkehrssysteme – und kann damit aus erster Hand erzählen, wo die HOCHBAHN in Sachen autonome Mobilität steht und noch spannender: wo die Reise eigentlich hingehen soll! 

Franziska Becker: Leiterin des Fachbereichs für autonome Mobilität und intelligente Verkehrssysteme

Moin Franziska! Das Thema autonomes Fahren ist ja aktuell in aller Munde. Ein Stichwort, das dabei immer wieder fällt, ist ALIKE. Was genau ist das? 

Dahinter versteckt sich ein Projekt zum autonomen Fahren, das jetzt seit gut anderthalb Jahren läuft. Das heißt, wir bringen damit erstmalig seitens der HOCHBAHN einen On-Demand-Service auf die Straße. In Kombination mit MOIA wird damit mit bis zu 20 Fahrzeugen erstmals eine größere autonome Flotte auf den Straßen unterwegs sein. 

Gerade gab es Neuigkeiten, wie es danach weitergehen soll, oder? 

Ja, da planen wir ein weiteres Projekt, um die Fahrzeuge jetzt wirklich zur Serienreife zu bringen und das Thema autonomes Fahren so mitzugestalten. In dem Zusammenhang haben wir uns das Projekt mit dem Titel 3plus3 überlegt, welches unterschiedliche Fahrzeugkategorien in den Verkehr einbringen soll: Drei Fahrzeuge in einer Shuttle-Größe, wie sie derzeit auch schon im Projekt ALIKE unterwegs sind. Und zum anderen aber auch ein deutlich größeres Fahrzeug mit einer Kapazität von 30 Fahrgästen, das ab Ende 2026 probeweise im Linienverkehr unterwegs sein soll. Hier erhoffen wir uns insbesondere auch, diesen Dienst für alle zu öffnen. 

Das heißt, wenn ich an der Haltestelle auf meinen Bus warte, kann es sein, dass in Zukunft ein autonomer Bus kommt? 

Genau so kann man sich das vorstellen. Wir sind derzeit noch in der Detailprüfung, welche Linien im Hamburger Netz, wie man es auch heute kennt, geeignet wären. Wir würden die Fahrzeuge dann quasi im Verkehr mitschwimmen lassen, auch auf den regulären Linien. Welche das sein werden, wird sich sicherlich im Laufe des Projektes sehr stark klären. 

Warum geht denn die HOCHBAHN diesen Weg eigentlich? 

Ich glaube, das ist ein wichtiges Momentum, sich damit jetzt zu beschäftigen. Wir merken, die verschiedenen autonomen Fahrzeuge auf dem Markt werden mehr. Und wir als HOCHBAHN wollen da natürlich wissen: Welche Potenziale schlummern da für uns und die Kundinnen und Kunden da draußen? Wir merken, dass autonomes Fahren ein Hebel sein kann, um die Mobilitätswende wirklich zu schaffen: Wir können mehr Angebot und eine engere Taktung ermöglichen. Und wir können auch neue Gebiete erschließen, die wir bisher noch nicht in unserem Hamburger Netz haben! 

Und ganz konkret in der nächsten Zeit: Was verändert sich für mich als Fahrgast? 

Jetzt akut haben wir ja das Projekt ALIKE mit den autonomen Fahrzeugen auf der Straße. Und unser Wunsch ist wie gesagt auch, das nächste Projekt mit dem Testbetrieb direkt anzuschließen. So dass man draußen immer Fahrzeuge sieht, sie wahrnehmen kann, mitfahren kann. Das Thema wird also weiterhin erlebbar bleiben, man kann aktiv an dieser Weiterentwicklung teilnehmen und natürlich auch Feedback einsteuern. 

Und das ist uns sehr wichtig, weil wir natürlich wollen, dass unsere Kunden und Kundinnen nachher auch von den Produkten begeistert sind. 

Gibt es etwas, was du besonders faszinierend findest am autonomen Fahren? 

Ja, ich finde, man denkt beim autonomen Fahren wahrscheinlich viel an so Science-Fiction-Fahrzeuge. Und das sind sie natürlich auch ein Stück weit (nur hoffentlich nicht mehr in allzu weiter Zukunft). Viele verbinden das Thema aber auch mit Robotern. Gleichzeitig weiß ich aber, dass viele Menschen dahinterstecken, die daran zusammenarbeiten. Wir merken, mit der Komplexität steigt auch der Anteil von Partnern und dementsprechend auch an den Menschen, die sehr intensiv gemeinsam an den Produkten zusammenarbeiten müssen. Das ist, finde ich, wirklich schön zu sehen, wie sich das an der Stelle nochmal wandelt!  

Nun hat dieser Blog-Beitrag das Thema autonomes Fahren für euch hoffentlich etwas entwirrt. Ich ahne aber auch: Mit jeder Antwort sind wohl auch neue Fragen dazugekommen. Schreibt sie mir gerne einfach in die Kommentare. Ich forsche dann nach, was sich heute schon beantworten lässt  und wofür sich vielleicht sogar ein neuer Blog-Beitrag lohnt! 

Übrigens: Die ersten Gehversuche hat die HOCHBAHN schon 2019 mit HEAT gemacht. Wer tiefer eintauchen will: Hier hat Pia die Anfänge des autonomen Fahrens damals begleitet! 


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2 Kommentare zu: Autonome Fahrzeuge auf Hamburgs Straßen: Wo geht die Reise hin, Franziska? 

  1. Die vielen Experimente und Schritte der Hochbahn Richtung autonomes Fahren sind spannend mit anzusehen, ihr seid in der Kontinuität, in der ihr das verfolgt, sicher absolute Vorreiter. Gleichzeitig ist es von außen schwer einzuschätzen, ob wirklich relevante Fortschritte stattfinden. Schon bei Heat hieß es doch „zunächst mit Sicherheitsfahrer, später autonom“. Letzteres ist nie passiert. Bei Alike die gleiche Ankündigung, bisher sehe ich nur Fahrzeuge mit Fahrern, die die Hand am Lenkrad haben, herumfahren. Warum jetzt auf verschiedene Fahrzeuggrößen gehen, wenn es noch nicht ein funktionierendes System gibt, das Marktreife hat? Oder anders formuliert: wieso kooperiert ihr nicht mit waymo, die aktuell doch weltweit am weitesten gekommen zu sein scheinen?

    1. Danke dir für die ehrliche Rückmeldung! Und ja, das verstehe ich, gerade in Deutschland gibt es aktuell vor allem Pilotprojekte. Der Grund: Die Technik ist schon weit, aber die rechtlichen Rahmenbedingungen machen Entwicklungsarbeit erforderlich – gerade wenn es um den Einsatz von größeren und großen Bussen im öffentlichen Linienverkehr geht. Genau die braucht es aber, um große Angebotsausweitungen umzusetzen und die Mobilitätswende nach vorne zu bringen. Deshalb geht die HOCHBAHN das jetzt an – mit den entsprechenden Genehmigungen und einer Fahrzeugausschreibung für den nächsten Schritt: von kleineren On-Demand-Shuttles zum Einsatz großer Fahrzeuge im Linienbetrieb.

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