Da ist er mit einem Mal, dieser plötzliche Windstoß, kurz bevor die U-Bahn in die Haltestelle einfährt. Lange bevor ich sie überhaupt sehen kann, kann ich sie schon hören und fühlen. Sie weht mir die Haare vors Gesicht, anderen die Zeitung aus der Hand.
Nur wie kommt’s? Wieso windet es in der U-Bahn manchmal so stark?
Schauen wir uns das U-Bahn-Netz doch mal genauer an. Die U-Bahn ist (fast) wie eine Höhle. Und ja, natürlich gilt das nur für die Tunnelstrecken und nicht für die oberirdischen Abschnitte der vier Linien.
Die Tunnel haben einen Ein- und Ausgang und dazwischen bewegt sich die ganze Zeit Luft, nicht nur, wenn Züge in Haltestellen einfahren.
Zwischen draußen und drinnen muss sich also, physikalischen Gesetzen folgend, der Luftdruck immer irgendwie ausgleichen. Dazu kommt, dass die Temperaturen im Tunnel und draußen an der Oberfläche meist sehr weit auseinander liegen. Man kennt es, im Sommer angenehm kühl, im Winter erstaunlicherweise wärmer als draußen.
Diese Temperaturgegensätze treiben aber eben auch die Luftströmungen an. Wenn im Winter beispielsweise das Thermometer in den Keller fällt, kann es in der U-Bahn leicht einige Grad wärmer sein. Diese warme Luft sucht nun ihren Weg nach draußen und steigt dann, wie in einem Kamin, nach oben. Und nach oben geht es worüber? Richtig, über Ausgänge, Treppen, Rolltreppen und Aufzugschächte.
Neben diesen, sagen wir mal, „normalen“ Luftströmen, macht auch jede U-Bahn selbst ordentlich Wind. Denn U-Bahnen treiben Luft vor sich her. Wenn sie durch den Tunnel fahren, verdrängen sie die Luft drum herum. Ein einfahrender Zug schiebt also, vereinfacht gesprochen, eine Bugwelle von Luft vor sich in die Haltestelle – und den spüren wir Fahrgäste eben als den enormen Windstoß am Bahnsteig.
Psst… Wir werden demnächst noch tiefer in dieses Thema eintauchen und mit zu den Höhlenforschern zählen 😉