Zum Ende meines Werkstatt-Abenteuers gab‘s heute noch einen Ortswechsel. Aus der Hauptwerkstatt in Barmbek ging es heute früh nach Farmsen in die kleinere, aber nicht minder wichtige Betriebswerkstatt. Das Beste für mich als Langschläfer: Ich musste erst um 8:30 Uhr da sein.
Hier in der Betriebswerkstatt werden nämlich die regelmäßigen Inspektionen an den U-Bahnen durchgeführt. Da wir nun morgens in der Hauptverkehrszeit nahezu alles auf die Schiene bringen, was einsatzbereit ist, kann erst ab einer bestimmten Zeit ausgedünnt werden.
Ich bin heute im Team, das sich um die sogenannten F1-Termin kümmert. Das ist eine regelmäßige Wartung, für die jede U-Bahn alle 21 Tage in die Werkstatt kommt.
Und da geht’s ziemlich rund.
6-8 Kollegen schaffen den Rundumcheck an einem 120 Meter langen Zug in 50 Minuten. Weil wenig Zeit ist und viel gecheckt werden muss, hat jeder Kollege eine bestimmte Aufgabe – also Arbeitsteilung auf höchstem Niveau:
1. Außenwäsche
Jede U-Bahn wird durch die Waschanlage gefahren und geht blitze-blank wieder auf Strecke.
2. Sichtprüfung und Funktionsprüfung (außen und innen)
Dabei wird jeder Wagen einzeln überprüft. Hier geht es um Beschmierungen, kaputte Fenster und Türen oder Sitzpolster, die ausgetauscht werden müssen. Auch außen wird geschaut. Wenn hier ein Graffiti entdeckt wird, geht die U-Bahn direkt in die Graffiti-Halle nebenan und fährt nicht mehr weiter, bis sie wieder blitzeblank ist. Genauso checken wir im Fahrerstand alle Funktionen, überprüfen den Fahrersitz, Licht und Scheibenwischer.
3. Betriebsstoffe nachfüllen
Das ist zum einen der Sand, der bei der U-Bahn beim Bremsen hilft, Schmiermittel oder auch das Scheibenwischer-Wasser. Schließlich muss von allem ausreichend da sein, damit alles läuft.
4. Verschleißteile
Wie das Stromabnehmerschleifstück. Ihr erinnert euch? Am Montag hatte ich die mit Thorsten zusammengebaut. Heute untersuche ich hier mit Robert, ob die schon abgefahren und dadurch Löcher entstanden sind.
5. Innenreinigung
Während die Handwerker außen und innen hantieren, machen die Kollegen von der TEREG den Zug von innen sauber. Scheiben und Boden werden in einem Affenzahn gewischt.
6. Alles unter dem Zug
Auch unter dem Zug wird nach dem Rechten gesehen. Marco und ich schauen, ob alle Schrauben noch dran sind, irgendwo was kaputt oder undicht ist (heute übrigens nicht der Fall).
Wenn alles in Ordnung ist, geht die U-Bahn dann wieder in den Betrieb.
Neben den Fristen (wie z.B. F1) gibt es in Farmsen auch noch die Kollegen, die sich um sogenannte „Störfälle“ kümmern. Das sind U-Bahnen, bei denen während der Fahrt etwas nicht funktioniert und die deshalb nicht weiterfahren können. Diese Züge kommen dann nach Farmsen, wo die Kollegen den Fehler suchen, ihn beheben und möglichst schnell wieder „raus“ schicken. Bei denen habe ich dieses Mal aber nicht vorbei schauen können.
Zum Abschluss meiner Woche darf ich mit Andreas noch durch die Waschanlage der U-Bahn fahren. Und ich oute mich mal kurz: Waschanlagen find ich super. Schon früher fand ich es toll, im Auto sitzen zu bleiben, wenn es durch die Wäsche fuhr. Darum schlägt mein Herz höher, als wir die U-Bahn bis vor die Anlage fahren und uns die Waschanlage dann aus nächster Nähe ansehen. Eigentlich ist das Bild, das sich mir bietet bekannt – nur alles eine Nummer größer.
Alles hat ein Ende…. und vor allem viele Erkenntnisse:
– frühes Aufstehen liegt mir nicht 😉
– unsere Handwerker machen einen tollen Job, der hart, schweißtreibend, aber vor allem wichtig ist
– weil die Kolleginnen und Kollegen hier so gut arbeiten, kriegt man als Fahrgast kaum etwas von Störungen mit
– dafür ist kaum was wichtiger, als das Zusammenspiel der verschiedenen Stellen – letztlich hängt jeder in gewissem Maße von der Arbeit eines anderen ab
– die Teamarbeit ist großartig
Tag 1 in der Schlosserei
Tag 2 an den Wagenkästen des DT3
Tag 3 in der Drehgestellmontage
Tag 4 in der Elektro-Werkstatt
Hallo Pia,
dein Fünftagebericht in den Werkstätten hat mir sehr gut gefallen. Aufschlussreich, verständlich und gut nachzuvollziehen.
War sicher sehr interressant mal handwerklich tätig zu sein und den „Machern“ Respekt zu zollen. Bin schon sehr gespannt auf den nächsten Bericht
Danke für die spannenden Einblicke diese Woche! Das waren wirklich interessante Berichte.
Es wundert mich, dass die U-Bahn noch Sandbehälter hat. Wird in der Praxis überhaupt noch gesandet? Ich dachte immer, dass dadurch die Leitfähigkeit der Schiene (=Masse) beeinträchtigt wird und man heutzutage, zumindest bei elektrifizierten Strecken, kaum noch sandet.