Heute titelt die Hamburger Morgenpost „U-Bahnen werden zur Blinden-Falle“. Hintergrund ist eine Beschwerde eines sehbehinderten Fahrgastes, der sich in unserer U-Bahn die Hand geklemmt habe.
Diese automatischen Türen sind tatsächlich neu für Hamburger U-Bahn-Nutzer, gibt es das bei den älteren U-Bahn-Modellen doch nicht.
Doch wie ist das eigentlich? Kann das automatische Schließen der Türen gefährlich werden?
Ich habe das in Barmbek gleich mal getestet:
https://www.youtube.com/watch?v=nRqD3WlaBQM&feature=youtu.be
Die Türen schließen also tatsächlich auch dann, wenn die U-Bahn noch gar nicht abfährt. Das macht sie in erster Linie, um das Klima innerhalb des Zuges besser zu regulieren. Durch offene Türen kann nämlich warme oder auch kalte Luft in das Fahrzeug gelangen, was die Klimaanlage sabotieren würde. In den älteren U-Bahnen kann man deshalb die Türen zuziehen oder per Knopfdruck schließen, bei den neueren ist es dagegen eben automatisch.
Wie stellen wir da aber sicher, dass niemand eingeklemmt wird?
Die Türen schließen zwar selbstständig, aber natürlich nicht so, dass jemand verletzt wird. Sie schließen nachdem der letzte Fahrgast ein- oder ausgestiegen ist nach ca. 3-4 Sekunden automatisch und ohne akustisches Signal, wenn niemand sie benutzt. Dieser Schließvorgang ist im Gegensatz zum Schließen durch den Fahrer bei der Abfahrt langsamer. Außerdem öffnen sich die Türen automatisch erneut, wenn sie auf einen Widerstand (z.B. eine Hand) stoßen oder die Lichtschranke hinter der Tür unterbrochen wird. Am Türlauf gibt es außerdem einen Einklemmschutz und eine Einklemmerkennung von dünnen Gegenständen. Dann wird auch der Fahrer über eine Alarmmeldung informiert. Der DT5 kann dann übrigens überhaupt nicht anfahren, weil die „Einklemmerkennung“ direkt eine Anfahrsperre auslöst.
Abstimmung für barrierefreien Zugang
Wenn wir von Barrierefreiheit sprechen, sprechen wir meist von Aufzügen und Bahnsteigerhöhungen, damit mobilitätseingeschränkte Fahrgäste bequem und einfach in unsere U-Bahnen kommen. Dabei gehört die sehbehinderten- bzw. blindengerechte Ausstattung der Fahrzeuge und Haltestellen auch dazu.
Beim Neubau oder Veränderung von Anlagen und Fahrzeugen werden alle Maßnahmen mit den Verbänden der Betroffenen (u.a. Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen und Landesseniorenbeirat) abgestimmt und detailliert erörtert. Denn natürlich entwickeln und planen unsere Spezialisten nicht nur theoretisch am Schreibtisch. Seit Anfang der 1990er Jahre werden regelmäßig mit den verschiedenen Verbänden Gespräche geführt. Dort haben unsere Experten feste Ansprechpartner, die uns auf Schwierigkeiten und Unsicherheiten hinweisen und mit denen wir gemeinsam Lösungen entwickeln können.
Gerade erst Anfang Juli haben unsere Kollegen bei so einem Termin das Schließen der Türen vorgeführt. Dabei wurde der Abfertigungsvorgang erläutert und die Sicherheit des Verfahrens live dargestellt. Und auch die Verbände haben die Sicherheit beim Türen schließen betont.
Da mir dieser Eintrag am passenden scheint, schreibe ich meine Frage hier hin:
Bei dem DT5 mit dem ich heute gefahren bin, ist mir aufgefallen, dass beim Halt in der Haltestelle sich bei dieser Fahrt immer alle Türen automatisch öffneten. Das war m.E. bisher nicht so.
Ist das jetzt neu bei diesen Zügen? Oder war das ein versuch?
Viele Grüße,
Dirk
Wir haben mal nachgefragt. Beim DT5 kann der Fahrer tatsächlich alle Türen automatisch öffnen. Damit geht der Fahrgastwechsel schneller, weil niemand auf das Öffnen der Türen warten bzw. es aktiv auslösen muss. Liegt aber im Ermessen des Fahrers, ob er das macht oder nicht. Gerade jetzt im Winter lassen ja geöffnete Türen schnell auch die Kälte hinein.
Danke für die prompte Rückmeldung!
Ich finde das ein gutes Feature der neuen U-Bahn.
Zum Thema Türenschließen per Lichtschranke hätte ich noch einen Vorschlag:
Ich habe es öfters erlebt beim Einsteigen in einen DT5 am Berliner Tor Richtung Hauptbahnhof, dass der Zug vom Fahren in der prallen Sonne voll aufgeheizt war trotz laufender Klimaanlage. Obwohl die Luft im Tunnel recht kühl war, hatte es die Klimaanlage bis zum Tunnelende am Rathaus nicht geschafft, den Wagen irgendwie runterzukühlen, auch, weil der Zug knackvoll war und die Menschen natürlich auch heizen.
Da die Luft in den Tunnelstationen auch im Sommer eben recht kühl ist, und das öffnen der Türen an den Stationen eine gute Luft in die Bahn wehte, frage ich mich, ob man beim DT5 nicht vielleicht bei Tunnelfahrten die Türen auf das bewährte Zentralschließen umzustellen könnte. Dadurch könnte der gesamte Stationsaufenthalt zum Lüften genutzt werden, besser, als es jede Klimaanlage unter großem Stromverbrauch könnte.
Vielleicht könnte der Fahrer beim Einfahren in einen Tunnel irgendwie mit einem Schalter zwischen schließen per Lichtschranke für Fahrten im Freien und Zentralschließen umstellen.
Haben die DT5 eigentlich als Rückfallebene immer noch die Möglichkeit, zentral zu schließen? Weil dann müsste sich eine solche Regelung doch recht einfach umsetzen lassen…
Das ist ein interessanter Hinweis, den ich ehrlich gesagt nicht beantworten kann. Ich werde das an unsere Experten weiter geben. Mal schauen, was die sagen.
Die richtige Temperatur in der U-Bahn ist ja so eine Wissenschaft für sich, aber ich empfinde die Temperaturen in den unterirdischen U-Bahnhöfen in Hamburg eigentlich immer (bei jedem Wetter) als angenehm. Insoforn wäre ich auch dafür, dass die „intelligenten“ Türen nur oberirdisch automatisch schließen und unterirdisch immer die gesamte Standzeit über alle Türen geöffnet werden.
Auf der U2 und der U4 könnte man Heizungen und Klimaanlagen meiner Meinung nach sogar ganz abschalten, da sie ja fast nur unterirdisch fahren.
Wenn die Tür automatisch schließt, wozu ist denn rechts im Video noch der Knopf mit dem dazugehörigem Aufkleber „an kalten Tagen Türen schließen“?
Mit dem Knopf können die Türen, wie auch in den alten Modelle, eben auch von Ihnen als Fahrgast aktiv geschlossen werden. Die automatischen Türen reagieren ja schließlich auf Menschen, die ein- und aussteigen. Wenn also jemand die Lichtschranke durchläuft, schließt sich die Tür erst mit Verzögerung selbst. Und mal ehrlich, an richtig kalten Tagen, will man doch selbst auf die paar Sekunden verzichten und einfach mal eben schnell selbst die Türen schließen. Geht also einfach nur noch schneller.
Ich finde das super wegen der Klima Sache. Freut mich, dass für seh- und gehbehinderte Barrierefreiheit haben. Aber was ist mit Gehörlosen, die Leute die nichts mithören können z.B. wenn der Lautsprecher in einer Bahn spricht.
Dafür haben wir immer auch Aushänge auf den Haltestellen, Info-Flyer zu Sperrungen etc.. Visuell sogar mehr Information, als über Lautsprecher in der U-Bahn selbst.
Hi
Ich finde es ja gut mit der Sache zur Klima Sache. Es ist aber eine extreme Gefahr für Blinde und Sehbehinderte. Wir sehn doch gar nicht das die Tür schließt. Kann man das nicht machen das die Türen immer den Tür schliesssound machen
Bye Dominik
Einen Warnton gibt es tatsächlich nur beim Schließen der Türen während der Abfertigung der DT5-Züge. Die Einführung eines zusätzlichen Signals war und ist Teil der Gespräche unserer Experten und der verschiedenen Verbände.