Seit letztem Samstag wird auf der U1 richtig angepackt: die drei Haltestellen Stephansplatz, Hallerstraße und Klosterstern werden gleichzeitig barrierefrei ausgebaut. Ein umfangreiches Programm, das viel Arbeit bedeutet und einige Zeit in Anspruch nimmt. In zwei Wochen jetzt im März und weiteren sechs Wochen im Sommer wird hier eingebaut, ausgebaut und umgebaut, damit auch diese drei Haltestellen endlich barrierefrei zugänglich sind.
Doch warum dauert das eigentlich so lange?
Kann man nicht einfach nachts in der Betriebspause bauen?
Auf den ersten Blick klingt das nicht schlecht, allerdings ist die Betriebspause bei der U-Bahn nur sehr kurz – rund 4 Stunden. Alleine für den An- und Abtransport aller Geräte, die für die Bauarbeiten benötigt werden, würde so viel Zeit vergehen, dass kaum noch Zeit für das eigentliche Bauen übrig wäre. Netto wären das maximal 3 bis 3,5 Stunden pro Nacht. Effektiv wären diese Bauarbeiten also nicht und der Ausbau der Haltestellen würde ewig lange dauern. Deshalb schließen wir die Haltestellen und Gleise lieber für einen bestimmten Zeitraum komplett und arbeiten dann 24 Stunden durch, denn vor allem das Arbeiten auf Gleisen, Bahnsteigen und Bahnsteigkanten ist bei laufendem Betrieb und durchfahrenden Zügen entweder sehr gefährlich oder überhaupt nicht möglich.
Warum zwei bzw. sechs Wochen Sperrung auf gleich drei Haltestellen?
Aus baulicher und verkehrlicher Sicht macht es Sinn, gleich drei hintereinander liegende Haltestellen parallel auszubauen. So kann eben 24 Stunden rund um die Uhr gebaut werden. Unnötige Zufahrtswege entfallen, alles kann vor Ort bleiben. Insbesondere der Einbau des Aufzugs an der Haltestelle Stephansplatz bedeutet sehr komplexe Abbruch- und Rohbauarbeiten, die durch die Lage des Aufzugs sehr nah am Gleis bzw. im Gleis stattfinden müssen. Für den Einbau des Aufzugs muss außerdem zuvor der Tunnel abgestützt werden. Aber allein schon die Bahnsteigerhöhungen an den Haltestellen sind nicht ohne eine Sperrung machbar. Hierbei werden die Bahnsteige zum Teil (Teilerhöhung) oder vollständig (Vollerhöhung) abgebrochen und durch neue Bahnsteigkanten ersetzt. Um die Beeinträchtigung für unsere Fahrgäste so gering wie möglich zu halten, sperren wir für einen relativ kurzen Zeitraum und legen diesen in die Ferienzeit (Frühjahrsferien bzw. Sommerferien), in der in den U-Bahnen erfahrungsgemäß weniger los ist. Natürlich hilft Ihnen das nicht, wenn Sie von der Sperrung betroffen sind, aber anders ist der barrierefreie Ausbau nicht möglich.
Umfang der Bauarbeiten – Was wird gemacht?
Wenn wir jetzt auf den drei Haltestellen sowieso schon arbeiten, bauen wir die Haltestellen nicht nur barrierefrei aus, sondern führen gleichzeitig notwendige Sanierungen und Fahrschienenerneuerungen durch. Durch diese Bündelung der Arbeiten entfällt eine gesonderte Sperrung zu einem späteren Zeitpunkt.
Stephansplatz:
März:
Für die Teilerhöhung des Bahnsteiges werden Bahnsteig und Bahnsteigkanten untersucht. Außerdem erfolgt eine Prüfung der Tunnelwände im Bereich, wo der Aufzug eingebaut werden soll. Auf beiden Gleisen findet auf 220 Meter eine Fahrschienenerneuerung in Richtung Haltestelle Hallerstraße statt. Die dafür nötigen Montage- und Schweißarbeiten finden in der ersten Woche auf dem einen Gleis, in der zweiten Woche auf dem zweiten Gleis statt. So ist sichergestellt, dass die Haltestellen von Arbeitszügen mit z.B. Baumaterial versorgt werden können.
Sommer:
Im Sommer findet der eigentliche barrierefreie Ausbau der Haltestelle statt. Dafür wird der Bahnsteig teilerhöht, ein Blindenleitsystem eingebaut, gleichzeitig der Bahnsteigbelag erneuert und die ersten Rohbauarbeiten am Aufzugschacht durchgeführt.
Hallerstraße:
März:
An der Hallerstraße wird bereits seit Januar gebaut. Während der Sperrung erfolgt eine Teilerhöhung des Bahnsteigs, der Einbau des Blindenleitsystems und die Erneuerung des Bahnsteigbelags. Außerdem wird die Bahnsteigplatte um den Aufzugschacht betoniert. Die außerdem nötigen Kabel- und Gerüstarbeiten in den Gleisen werden so organisiert, dass auch hier pro Woche je ein Gleis befahrbar sein wird.
Sommer:
Fertigstellung Aufzug
Klosterstern:
März:
Am Klosterstern gilt es vor allem, die Tradition der alten Haltestelle zu bewahren. Hierfür werden erste Vorbereitungen zur Tunneldeckensanierung getroffen. Auch hier wird pro Woche je ein Gleis durch aufgestellte Gerüste nicht befahrbar sein. Zusätzlich dazu werden neue Kabel verlegt, wofür an der Haltestelle Schienen kurzzeitig getrennt werden müssen.
Sommer:
In der Sommersperrung erfolgt die Sanierung und Neugestaltung der Schalterhalle A. Dabei werden alle Wände, der Boden, Treppen und die Decke saniert. Zusätzlich erhält die Haltestelle eine neue Beleuchtung und die vorhandenen Fahrtreppen werden ausgetauscht. Für den barrierefreien Ausbau wird hier bereits der Bahnsteig vollerhöht. Der Einbau eines Aufzugs wird dann aber erst im kommenden Jahr erfolgen, da hierfür oberirdische Arbeiten (Verlegung Kreuzungsbereich) notwendig sind.
Übrigens wird auch in der Zeit zwischen der ersten und zweiten Sperrung auf den Haltestellen gebaut. Das sind dann jedoch Arbeiten, die bei laufendem Betrieb erfolgen können.
Sehr geehrte Damen und Herren,
darf ich Sie einmal freundlich fragen, warum andere folgendernde Beiträge erscheinen und meiner nicht? Zumal auf diesen auch keine Antwort respektive erfolgt?
Jetzt scheint dieser auch garnicht mehr für mich zu erscheinen, bzw. von der Redaktion noch freigegeben werden zu müssen, das enttäuscht!
Sie können mir – eine mögliche Begründung gerne auch via Email zukommen lassen.
Mit freundlichen Grüßen
AD
Da hat uns die Technik scheinbar einen Strich durch die Rechnung gemacht, Ihren Kommentar habe ich gerade im Spam-Ordner gefunden.
Es tut mir Leid, dass Sie jetzt davon ausgegangen sind, dass ich Ihren Kommentar nicht veröffentlichen möchte. Bei uns werden generell nur Kommentare nicht veröffentlicht, die Spam sind, sich nicht an unsere Netiquette halten oder nicht zum Thema passen. Das teilen wir dem Kommentator aber immer auch mit. Ich habe Ihren Kommentar jetzt freigeschaltet und werde mich schnellstmöglich um eine Antwort kümmern.
Stichpunkt Bau, vielleicht ja auch etwas für einen Blogartikel:
Nach welchen Kriterien werden eigentlich die Kurzzug-Haltepunkte festgelegt?
Fällt mir besonders in Gartenstadt und an der Saarlandstraße auf.
Gartenstadt hat einen Aufzug, einen vollerhöhten Bahnsteig und nur einen Eingang an einem Ende. Die Kurzzüge halten aber nicht etwa mit dem letzten Wagen am Ende des Bahnsteigs, sondern 40 m weiter vorn.
Das ist eine gute Idee. Wir greifen das Thema in einem gesonderten Blogbeitrag einmal auf.
Zunächst einmal vielen Dank – für die bisherige Kommunikation und Antworten die Sie bisher über Twitter gaben! Nun zu meinen ersten Eindrücken des SEV´s Kellinghusenstrasse – Jungfernstieg:
Dieser scheint doch besser zu laufen als im Vorwege von mir gedacht. Bis auf das die Lage der Abfahrtshalte der SEV Busse im Internet nicht veröffentlich ist/wird, allerdings für die Station Klosterstern freundlicherweise von Ihrer Twitter Abteilung mitgeteilt wurde, was für mich das in etwa wieder aufwiegt.
Zu dem Verkehr selbst, sie fahren diesen mit unterschiedlichen Bustypen – einerseits sind die neuen, welche mit Klimaanlage ausgestattet sind, sehr komfortabel, die älteren widerum nicht. Die Streckenqualität lässt allerdings deutlich zu wünschen übrig, der Bus steht mehr als das dieser fährt. Und von Ampelbevorrechtigungen ist zwischen Kellinghusenstrasse und Dammtor nichts zu spüren. Gerade im Bereich Dammtor/Rothenbaumchaussee Fahrtrichtung Stadt hätte man eine provisorische Busspur einrichten können, damit die Busse hier nicht unnötig lang stehen und die Busspur am Bahnhof mitbenutzen können.
(Für einen Ersatzverkehr einer U-Bahn-Strecke die von fast 100.000 Fahrgästen am Tag genutzt wird – ist das durchaus ein probanes Mittel!)
Und da sie hier auf dem Rechts-abbieger mitfahren müssen, ist das auch der grösste Rückstaupunkt. Der ehemalige Abkürzungspunkt über die Tesdorpstrasse wurde ja schon vor gut über einem Jahrzehnt leider geschlossen, was man eben jetzt sehr deutlich mitbekommt.
Ansonsten ist der weitere Streckenverlauf bis zum Jungfernstieg angenehm.
Mich wundert allerdings das die Busfahrer keine Fahrkarten sehen möchten.
Und das an der Kellinghusenstrasse die einsetzenden Fahrten – auch mal mit „Fahrtende – bitte nicht einsteigen“ beginnen sollen – und man den Busfahrer dann fragen muß – fahren Sie zum Jungfernstieg?
Und zum Schluß – noch etwas irretierendes – warum fahren bitte leere Züge am U1 Bhf. Jungfernstieg vom Stephansplatz zum Einsetzen in Richtung Wandsbek-Markt ein?
Da ja der Stephansplatz von der U-Bahn nicht mit bedient wird – sollte eigentlich am Jungfernstieg nur ein Kurzkehren über das Gleis -> Norderstedt in umgekehrter Richtung möglich sein. Allerdings lässt das leere Einfahren am Jungfernstieg, die Vermutung nahe, das sie die Züge doch am Stephansplatz kehren lassen (zwischen Stephansplatz und Jungfernstieg gibt es ja m.W. keinen Gleiswechsel- es sei denn es wurde kurzfristig einer eingebaut?!) ?! Nur dieses ohne Fahrgastbetrieb, allerdings frage ich mich dann warum? Eine Mitbedienung vom Stephanspatz via U-Bahn wäre doch durchaus ein Komfortgewinn – gerade im Hinblick auf den Dammtorbahnhof und den weiteren Gegebenheiten dort!
Für Ihre Aufmerksamkeit vielen Dank!
Vielen Dank für Ihre Eindrücke und entschuldigen Sie bitte die späte Rückmeldung.
Zwischen der Kellinghusenstraße und Dammtor gibt es keine Ampelbevorrechtigung. Da stehen unsere Busse also leider ohne Vorteil im ganz normalen Verkehr. Eine provisorische Busspur in der Rothenbaumchaussee wäre nicht möglich gewesen, da wir dafür keine Genehmigung haben.
Es hat zudem betriebliche Gründe, dass Züge der U1 am Jungfernstieg aus Richtung Stephansplatz eingesetzt wurden. Dort konnten die Züge auch kehren, allerdings war es uns an der Oberfläche dort nicht möglich, den Ersatzverkehr mit Bussen einzurichten, schlichtweg, weil am Stephansplatz nicht genügend Platz vorhanden ist. Somit war der Jungfernstieg die deutlich bequemere Lösung für unsere Fahrgäste.
Warum erfolgen hier nur Teilerhöhungen?
In einem Alten Blog wurde erklärt das die Vollerhöhung bei Brücken, Viadukten etc. aus Gewichtsgründen oft nicht möglich sei. In einem Tunnel (und an anderen Stellen auf einem Damm) kann ich die Begründung „zu hohes Gewicht“ nicht verstehen.
Die Teilerhöhung kann unterschiedliche Gründe haben – Gewicht ist nur ein Faktor. Aber auch die Krümmung der Haltestelle („Kurvenlage“) kann hier die Entscheidung für eine Teilerhöhung beeinflussen. In jedem Fall schauen sich unsere Planer die Haltestelle vor Ort sehr genau an, welche Lösung angebracht ist. Bei Neubauhaltestellen oder großflächigen Sanierungen ist in der Regel eine „Vollerhöhung“ die Regel, bei anderen Maßnahmen nicht zwingend.
Danke für die Erklärungen. Von so viel Transparenz kann sich die S-Bahn mal eine Scheibe abschneiden 😉
Ganz anderes Thema: Bestehen eigentlich Planungen, die Bahnhöfe der Ringlinie von 90m auf 125m zu verlängern? Momentan können dort ja keine DT4-Vollzüge fahren und beim 2-teiligen DT3/DT5 bleiben 10m (bzw. auf den bereits 125m-Bahnhöfen sogar 45m) völlig ungenutzt. Ein Blogeintrag zu dem Thema würde mich freuen 😉
Gruß, Jan
Der Umbau bzw. die Verlängerung der Innenstadthaltestellen der U3 (insbesondere Mönckebergstraße und Rathaus) auf 120 Meter wäre mit einem immensen Aufwand verbunden. In der Vergangenheit (bis 2009) führten die kurzen Innenstadthaltestellen tatsächlich zu Problemen, da wir auf der damaligen U3 (Mümmelmannsberg-Barmbek) nur 80-Meter-Züge einsetzen konnten. Für den östlichen Ast der damaligen U3 deutlich zu wenig. Im Jahre 2009 wurde deshalb der Linientausch am Berliner Tor vorgenommen. Nun können von Mümmelmannsberg nach Niendorf-Nord 120-Meter-Vollzüge fahren. Auf der Ringlinie werden die Kapazitäten bis auf Weiteres (mit möglicher Taktverdichtung) auch mit 80-Meter-Zügen ausreichen. Mal schauen – vielleicht machen wir dazu mal einen gesonderten Blogbeitrag.
Hallo,
Vielen Dank (und der ist ernst) gemeint, dass ihr 24h in Schichten arbeitet… wir Pendler weichen auf andere Bahnen aus, das geht ohne Probleme…
Vielen Dank und schöne Grüße
R. Dinhof
Ich finde auch sehr wichtig, dass bei so einer Vollsperrung die Kommunikation viel einfacher ist.
Ältere Semester erinnern sich noch mit Schrecken an die Sanierung des Viadukts zwischen Dehnhaide und Mundsburg. Über Jahre fuhren die Züge mal so und mal anders. Man wusste nie, woran man war. Und das über einen wirklich langen Zeitraum. Das möchte ich nie wieder erleben.
Bei so einer Vollsperrung weiss ich von Anfang an, woran ich bin, und kann entsprechend umplanen.