Mit Leib und Seele Busfahrer

Luigi Calza ist ein unglaublich fröhlicher Mann. Einer, der es schafft, mich durch seine positive Aura und seinen Charme sofort für sich einzunehmen. Es ist Ende August als wir uns am ZOB treffen, um über seinen Job zu reden. Sein Job ist Busfahrer hier bei der HOCHBAHN. Und im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, die stets über ihren Job, Kollegen oder Arbeitsstress schimpfen, liebt Luigi Calza seinen. Denn Busse, die begleiten ihn eigentlich schon sein ganzes Leben lang.

Von klein auf fasziniert
Calzas Familie stammt nämlich aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Venedig. Um damals zur Schule zu kommen, musste er als kleiner Junge jeden Morgen mit dem Bus zur Schule fahren. Da war der beste Platz vorne rechts neben dem Fahrer, denn dort konnte man am besten die Straße sehen, die anderen Kinder beim Einsteigen beobachten und vor allem so tun, als würde man selbst den Bus fahren. „Ich hatte großes Glück, dass dieser Platz immer frei war, wenn ich einstieg. Wir haben nämlich ganz am Anfang der Route des Schulbusses gewohnt, deshalb war da der Bus immer noch ganz leer!“, erzählt Calza mit einem breiten Grinsen. Giuseppe, der Fahrer des Schulbusses, hätte schon damals prophezeit, dass Luigi mal Busfahrer werden würde, weil kein Kind so fasziniert von Bussen war. Sehr wahrscheinlich stammt die Begeisterung fürs Busfahren also aus dieser Zeit, denn ansonsten hatte in der Familie niemand etwas mit Bussen am Hut.

Erst einmal eine andere Laufbahn
Bevor Luigi Calza jedoch anfing, die Busse der HOCHBAHN zu fahren, fuhr er Lkw in Italien und verkaufte Eis. Calzas Bruder war nämlich in den frühen Achtzigern nach Deutschland gekommen und hatte angefangen, in einer Hamburger Eisdiele zu arbeiten. Als ihm Luigi 1985 folgte, beschlossen die Brüder, sich mit einem eigenen Laden selbstständig zu machen.  „Das war eine tolle Zeit“, schwärmt Calza. Insgeheim habe er aber immer noch vom Beruf des Busfahrers geträumt. Das seien für ihn schon immer elegante Männer gewesen, die viel Verantwortung tragen und allseits respektiert würden. An der Haltestelle vor seinem Eiscafé in Eppendorf beobachtete Calza über all die Jahre die Busse und ihre Fahrerinnen und Fahrer, dachte aber selbst, dass das selber Fahren ein Traum bleiben würde. Bis das Leben entschied, dass ein neuer Anfang anstünde.

Berufswunsch geht in Erfüllung
Der Mietvertrag des Eiscafés lief aus, der Sohn wollte nicht in Papas Fußstapfen treten und so entschied Calza, dass es Zeit für was Neues wäre. Zuerst einmal fuhr er wieder als Lkw-Fahrer durchs Land. Doch das oft sehr einsame Arbeiten war nichts für ihn. Stattdessen beschloss er, es endlich einfach mal zu probieren und bewarb sich bei der HOCHBAHN. Und es klappte – seit Oktober 2008 fährt Luigi Calza nun schon vom Betriebshof Langenfelde aus durch Hamburg. Täglich um die acht Stunden vorausschauendes Fahren durch den Hamburger Großstadtdschungel, mit den verschiedensten Hindernissen im Straßenverkehr, hochkonzentriert und mit viel Kontakt zu Fahrgästen. Er mag die vielen verschiedenen Menschen, die er dabei trifft und sieht es als seinen Auftrag, jeden einzelnen Fahrgast sicher an sein Ziel zu bringen.

Calza Mö

Seit 2009 ist Calza außerdem Lehrfahrer, also einer von denen, die unsere neuen Kollegen nach der Prüfung begleiten und ihnen beim Einstieg in den täglichen Linienbetrieb helfen. Dabei hilft er mit der Streckenkunde und hat allerlei Tipps und Tricks aus der Praxis auf Lager. In diesem Sommer war er so sogar vier Wochen lang bei der Ausbildung seines Bruders Lehrfahrer, der mittlerweile auch Busfahrer ist. Wenn alles klappt, fängt im Oktober dann auch sein Sohn seine Fahrschulstunden an.
Nicht selten denkt Luigi Calza dann auch an früher, als er als kleiner Junge neben Giuseppe im Schulbus saß. Den Schulbusfahrer von früher, der mittlerweile weit über 80 Jahre alt ist, hat er bei einem seiner Besuche in der italienischen Heimat sogar noch mal getroffen. „Stell dir vor“, hat er da zu ihm gesagt: „Ich bin jetzt wirklich Busfahrer geworden, nach all den Jahren!“ Da hat Giuseppe ihm die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt: „Siehst du, mein Junge, dein Traumberuf, der findet dich!“

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