Elbphilharmonie absehbar fertig – warum ohne U-Bahn-Haltestelle?

Ein knappes Jahr dauert es noch, dann soll die Elbphilharmonie fertig sein. Man mag zu diesem Projekt stehen, wie man will, schick ist sie irgendwie dann doch da am Hafenrand, thronend auf dem alten Kaispeicher A.
Ab 2017 sollen dann bis zu 3 000 Gäste den unterschiedlichsten Musikgenüssen frönen können. Und die müssen ja auch irgendwie dorthin kommen.
Moment, da war doch was: Fährt nicht die U4 direkt unten drunter durch? Und wenn sie das doch schon tut, warum hat man denn da nicht einfach mal eben noch schnell oder schon vorher eine Haltestelle gebaut? Wäre doch schließlich praktisch gewesen.

Berechtigte Frage, weil der Abschnitt vom Jungfernstieg in die Hafen City ohnehin ein sehr langer ist. Bis zur ersten U4-Haltestelle Überseequartier sind es rund 2,9 km. Da wäre doch ein zusätzliche Haltestelle drin gewesen, oder nicht?
Vom Überseequartier ist es zur Elbphilharmonie zwar nicht wirklich weit (nur ca. 1,2 km), aber der Faustregel für die Erschließung eines Gebietes entspricht das gerade nicht. Nach der gilt nämlich alles im Radius von 600 Metern um eine Haltestelle als erschlossen – die Elbphilharmonie wäre damit also nicht mehr in diesem Umkreis.

Was spricht also dagegen, unter der Elbphilharmonie eine U-Bahn-Haltestelle zu bauen?

1. Haltestelle wäre sehr tief – und damit vor allem nicht mehr komfortabel für unsere Fahrgäste. Schon die Haltestelle Überseequartier (unsere bisher tiefste Haltestelle) liegt rund 19,5 Meter tief, was eine echte Hausnummer ist. Zum Vergleich: Hafen City Universität liegt 16,5 Meter unter Gelände, Mönckebergstraße dagegen nur 6 Meter.  Der U4-Tunnel unter der Elbphilharmonie ist dagegen fast 40 Meter tief. Damit wäre auch eine Haltestelle in dieser Tiefenlage notwendig. Womit wir auch direkt beim nächsten Problem wären.

2. Der Bau der Haltestelle wäre sehr komplex und damit teuer. Im Areal um die Elbphilharmonie lässt sich unterirdisch nur sehr schwer bauen. Durch die baulichen Rahmenbedingungen müsste ein kompliziertes Zugangsbauwerk von der Oberfläche runter auf die Haltestelle gebaut werden. Unsere Planer sehen dieses als sehr verschachtelt, mit mehreren Zwischenebenen und vielen Treppen. Dadurch wird es wiederum sehr teuer und noch dazu unkomfortabel für Fahrgäste. Stellt euch mal vor, ihr braucht länger von dort unten nach oben, als ihr von der nahe gelegenen U Baumwall zu Fuß lauft. Denn das ist für mich das Top-Argument:

3. Baumwall ist in unmittelbarer Nähe. Die U3 ist mit der Station Baumwall echt nicht weit weg. Die knapp 450 Meter läuft man zu Fuß in etwa 6 Minuten ab – wenn man gemütlich geht. Damit liegt die Elbphilharmonie im direkten Einzugsbereich dieser Haltestelle. Hinzu kommt noch die Buslinie 111, die mit der Haltestelle Kaiserkai quasi direkt vor der Tür hält (gut nicht ganz, aber fast). Eine U-Bahn-Haltestelle unter der Elbphilharmonie würde also nicht nur das Gebiet doppelt erschließen, sondern damit auch in direkter Konkurrenz zur U3 stehen. Das macht nicht wirklich Sinn.

4. Zweimal am Tag kommt ein Schwung an Besuchern – einfach zu wenig für eine eigene Haltestelle. Das zusätzliche Fahrgastaufkommen und damit die Nutzung dieser Haltestelle schätzen unsere Experten auf nur ca. 400 Fahrgäste pro Tag. Denn nicht alle Konzertbesucher werden ja mit der U-Bahn kommen. Und die, die mit der U-Bahn kommen, kommen eben nur zwei Mal – am Anfang und am Ende des Konzertes. Das ist also so gering, dass sich die Haltestelle im Kosten-Nutzen-Verhältnis einfach nicht rechnet.

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19 Kommentare zu: Elbphilharmonie absehbar fertig – warum ohne U-Bahn-Haltestelle?

  1. Nun sind ein paar Jährchen vergangen seit der Eröffnung der Elphi und auch der Eröffnung dieses Threads und da ich im Hanseatic Trade Center arbeite, kann ich sehr genau sehen, dass nonstop und nicht nur 2 mal am Tag Menschenmassen in Richtung Elphi wandern – eben nicht nur zu Konzerten, sondern auch um das Gebäude zu besichtigen. Mit etwas mehr Weitsicht hätte man erahnen können, dass die Elphi mehr ist als nur ein Veranstaltungsort und eine U-Bahn Haltestelle sich dort durchaus gelohnt hätte. Jetzt ist der Zug bzw. die U-Bahn abgefahren man kann dann ja mit dem Auto ins Parkhaus fahren.

    1. Pia hat damals ja bereits viele gute Gründe – auch abseits von Besucher*innenzahlen – beschrieben, warum sich hier gegen eine Haltestelle entschieden wurde. Die haben heute natürlich genauso Bestand, allen voran die U Baumwall, die ja direkt um die Ecke liegt. Und wem das wirklich zu weit ist, für den gibt es hier mit E-Scootern, Moia usw. genügend Alternativen. Auf das Auto muss man deshalb also finde ich noch lange nicht zurückgreifen 😊

  2. Leider ist die U4 komplett nutzlos, wenn man im Westen Hamburgs lebt.
    Eine Halte zwischen Stadthausbrücke und Rödingsmarkt wäre mehr als sinnvoll gewesen.

  3. Einfach nur dumm! ca. 3 km zwischen zwei U-bahn Stationen ist nur lachhaft! Da hat die Stadt Hamburg wirklich eine Chance verloren sein U-bahnnetz zu verbessern!

    1. Wir können ja durchaus unterschiedlicher Meinung sein, unsere Argumente können Sie auch nicht gut genug finden, aber sie einfach nur pauschal als „dumm“ zu betiteln finde ich nicht fair. Lassen Sie uns doch gerne in den Dialog gehen. Deshalb: her mit Ihren Fragen und Kommentaren. Und dann diskutieren wir!

      1. Ich gehe davon aus, das die U-bahn dort irgendwann nachträglich eine Station erhält, wieviel Mehrkosten das bedeuten wird kann man sich ausmahlen!

      2. Sehen wir anders. Die Anbindung über die nahegelegene Station Baumwall und das Überseequartier (zugegeben ein bisschen Laufen muss man von dort) ist gegeben. Zudem hält ein Bus nicht weit entfernt.

      3. Ist für mich als neuer Nutzer dieser Platform verwunderlich, wie die Hochbahn über gute und stichhaltige Argumente der Nutzer hinweggeht. Für mich klingt die ganze Konversation nach „nachträglicher Rechrfertigung“. Mein Tipp: einfach aufhören damit, neue Anforderungen aufnehmen und die Erreichbarkeit des neuen Hamburger Wahrzeichens Elbphilharmonie verbessern und bequemer gestalten.

      4. Glauben Sie mir (und ich hoffe auch, dass es hier auf dem Blog ersichtlich wird), dass ich die Kommentare hier genau lese, versuche gute Antworten zu geben und auch intern widerzuspiegeln. In diesem Beitrag haben wir versucht zu erklären, wieso keine Haltestelle unter der Elphi gebaut worden ist. Ich kann total nachvollziehen, dass man da anderer Meinung ist, ich kann Ihnen an dieser Stelle nur wiedergeben, was die Argumentation von Seiten der HOCHBAHN war. Zur Eröffnung der Elphi in diesem Jahr hat es noch weitere Anpassungen im Verkehrsangebot gegeben, sodass sichergestellt ist, dass jeder Besucher gut zum Konzert oder von dort weg kommt. Das läuft meines Wissens nach sehr gut. Natürlich muss man das kontinuierlich im Blick behalten (wie übrigens überall woanders auch). Ich hoffe, dass Sie unserem Blog trotzdem treu bleiben und wir uns bei vielen anderen Themen austauschen können. Denn dafür ist dieser Blog letztlich da!

  4. Hat man nicht auf weitere Haltestellen (z.B. Rödingsmarkt / Stadthausbrücke oder ABC-Strasse, Elbphilharmonie) aus Kostengründen verzichtet, damit die U4-Strecke einen Kosten-Nutzen-Faktor über 1,0 bekommt und damit 126 Millionen € der Kosten vom Bund übernommen werden?

    Über die Punkte 1-3 (ob zu tief, zu unbequem, zu schwierig, zu teuer, zu unkomfortabel) lässt sich streiten, bei Punkt 4 hat die Hochbahn jedoch wohl nicht die richtigen Informationen. Die Stadt geht allein für die öffentlich-zugängliche Plaza von 600 Besuchern pro Stunde aus (6-24 Uhr), für die 3.800 Sitzplätze stehen im Parkhaus öffentliche 350 Parkplätze zur Verfügung und in unmittelbarer Nähe wohnen 1.500 Menschen bzw. arbeiten über 2.500.
    Das Miniaturwunderland mit circa 1 Million Besucher_innen pro Jahr (schon an Europas attraktivstes Bussystem angeschlossen!) läge übrigens auch im direkten Haltestellenumfeld.
    Unterm Strich: Wie Ihre Experten bei dieser Faktenlage auf lediglich zusätzliche 400 Fahrgäste pro Tag kommen, ist mir mehr als schleierhaft!

    1. Die Zahl der 400 zusätzlichen Fahrgäste wurden vor ca. 15 Jahren ermittelt. Unsere Planer haben mit den damaligen Zuschauerprognosen aus der Elbphilharmonie gerechnet. Damals stand noch nicht fest, dass die Elbphilharmonie eine öffentlich zugängliche Plaza bekommen wird und auch die geplante Größe des Konzertsaals war nach meiner Kenntnis noch geringer. Ebenso hat sich über die Jahr auch die touristische Nutzung der Speicherstadt weiterentwickelt. Richtig bleibt aber, dass die HafenCity und die Neustadt durch die vorhandenen Haltestellen von U1, U3, U4 und S-Bahn sehr gut erschlossen werden, der Bau einer Haltestelle Elbphilharmonie sehr aufwändig und teuer wäre.

      1. Bei der Begründung 4 wollte ich auch schon mit dem Finger an die Stirn tippen. Doch die Erklärung von Pia Gängrich hat mich zum Schmunzeln gebracht. Vor 15 Jahren hat so ein kluges überbezahltes Kerlchen in die Kristallkugel geguckt und so eine Zahl raus gelassen. Unglaublich! Hoffentlich habt ihr mittlerweile bessere „Esoteriker“ in der Stadtplanung als damals.

  5. Seit wann sagt man es wäre zu teuer. Ihr baut ne U4 zum überseeqatier da fahren nicht mal an einem Tag 500 Leute. So was von sinnlos. Aber die Haltestelle ist teuer. Nee ist klar. Ihr fragt nicht mal die Leute sondern fragt eher Experten die selbst nicht mal mit dem Bus fahren. Sehr witzig. Echt.

    1. Es gibt regelmäßig Untersuchungen des Fahrgastaufkommens in unserer U-Bahn. Zugegeben, in der Hafen City kommen die Zahlen nicht an unsere Top-Stationen (Kellinghusenstraße, Hbf oder Berliner Tor) ran, aber mit zwischen 4.000 und knapp 8.000 Fahrgästen werden die Haltestellen schon heute sehr gut genutzt. Denken Sie bitte auch dran, dass dort noch einiges gebaut wird. Viele Wohnungen und Büros, die zusätzliche Fahrgäste bringen werden.

    1. Das wird die Machbarkeitsuntersuchung zeigen. Vor allem die Position wird dafür entscheidend sein. Liegen die künftigen Haltestellen unter den bestehenden Haltestellen werden sie verständlicherweise tiefer liegen, als wenn es neben den Stationen Platz für die neue U5-Haltestellen gäbe. Da steht aber noch nichts fest. Hier erfahren Sie es zuerst 😉

  6. Bis auf Punkt 2 sind die Begründungen etwas an der Haaren herbeigezogen. Dank der öffentlich zugänglichen Plaza würden jeden Tag zahlreiche Besucher dort ein-/aussteigen. Und schick angezogene Konzertbesucher wären sicher froh, wenn sie mit einem Fahrstuhl quasi direkt bis zum Saal fahren könnten. 6 Minuten durch Hamburger Schmuddelwetter zu laufen ist da deutlich unattraktiver.

  7. Ein Shuttle Bus vom HBF/ZOB wäre eine feine Sache. Busse dafür zum Beispiel aus der Innovationslinie – dann wären Wartezeiten nach der Vorstellung auch Emissionsfrei.

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