Der ganz große Brocken auf der U3 ist geschafft: Seit heute früh fährt sie wieder auf allen Abschnitten. Wer allerdings zwischen Barmbek und Kellinghusenstraße unterwegs war, hat es vielleicht bemerkt: die Züge hier fahren deutlich langsamer als sonst. Wo eigentlich bis zu 70 km/h gefahren werden darf, fahren die Kolleginnen und Kollegen ihre U-Bahnen derzeit „auf Sicht“. Gerade sind hier nämlich (noch) alle Signale und Sicherungstechnik erloschen, die normalerweise im Einsatz sind.
Aber Moment mal, wie kann das denn sein?
Ein altes Stellwerk hat ausgedient
An allen Ecken wurde in den letzten acht Wochen auf der U3 kräftig angepackt. Von Brückenbauarbeiten, über den Gleisbau auf der Strecke und den barrierefreien Ausbau einiger Haltestellen – viele hundert Kolleginnen und Kollegen waren dafür im Einsatz. Nachdem zuerst vor allem im und am Gleis geschuftet wurde, gingen in der letzten Woche die KollegInnen von der Stellwerkstechnik ans Werk, denn in Barmbek geht ein komplett neues elektronisches Stellwerk in Betrieb.
Nach 40 Jahren hat hier nämlich das alte Stellwerk ausgedient und es ist an der Zeit, die Anlage auszutauschen. Dafür werden die Stellwerksrechner komplett erneuert und die sieben Haltestellen Barmbek, Saarlandstraße, Borgweg, Sierichstraße, Habichtstraße, Dehnhaide und Hamburger Straße bekommen neue Signale.
Das Stellwerk steuert also von Barmbek aus alle Signale, Weichen und die Geschwindigkeitsüberwachung der U3 bis nach Wandsbek-Gartenstadt, zur Kellinghusenstraße und bis Mundsburg. Damit regelt es also den Betrieb der Linie, stellt sicher, dass die U-Bahnen auf dem richtigen Gleis (und nicht zu schnell) fahren, die Zugfahrerinnen und Zugfahrer freie Fahrt bekommen oder gestoppt werden und überwacht jedes Gleis. Neben Barmbek gibt es noch 20 weitere Stellwerke im gesamten U-Bahn-Netz.
Der Haken an der Erneuerung: ein Austausch der vielen Technik geht an vielen Stellen nur, wenn die Strecke „offline“ ist, der Strom also aus und keine Züge unterwegs sind. Denn in und am Gleis muss das Alte demontiert, das Neue installiert und vor Inbetriebnahme ausgiebig getestet und von Prüfern abgenommen werden.
Arbeiten auf Zeit – denn die U-Bahn soll (endlich) wieder fahren
Am 23.08. ging deshalb das alte Stellwerk „vom Netz“, die Energieversorgung wurde gekappt und alle Signale, die von hier aus gesteuert wurden, erloschen. Dann begann im Akkord der Austausch der Technik, die nicht im Vorfeld parallel aufgebaut und getestet werden konnte. Über 100 Kolleginnen und Kollegen waren dafür bis heute in die frühen Morgenstunden im Einsatz, um die alte Technik zu tauschen, zu prüfen und in Betrieb zu nehmen. Mit Arbeitszügen und Zweiwegebaggern wurden so die restlichen 42 Signale sowie die Technik für die letzten Geschwindigkeitsüberwachungen und Gleisfreimeldungen ausgetauscht und 30 Weichen angeschlossen.
Serviceleistung Sonderbetrieb – tagsüber fahren, nachts testen
Pünktlich heute um drei Uhr in der Nacht wurde die Strecke dann wieder an den Betrieb übergeben – zwischen Barmbek und Kellinghusenstraße allerdings „nur“ im Sonderfahrbetrieb. Denn hier steht die Abnahmeprüfung der Zugsicherungstechnik noch aus. Und solange die nicht durchgeführt wurde, leuchtet entlang der Strecke kein Signal. Züge dürfen zwar auch ohne Zugsicherungstechnik fahren, nur nicht im gleichen Takt wie mit Signalen und nur unter besonders strengen Sicherheitsvorgaben.
Weil bei uns die Beförderung unserer Fahrgäste an erster Stelle steht und damit die Sperrung eben nicht noch länger dauert, haben sich die KollegInnen aus der Abteilung für die Zugsicherungsanlagen zusammen mit dem Betrieb das Konzept zum Fahren „auf Sicht“ überlegt. Unsere Zugfahrerinnen und Zugfahrer fahren jeden Zug auf dem Abschnitt zwischen Barmbek und Kellinghusenstraße also langsamer, um jederzeit anhalten zu können und sichern sich so selbst ab.
Die letzten Tests und Prüfungen der Signal- und Stellwerkstechnik laufen ab jetzt also noch bis zum 8. September. Dann aber „nur“ noch nachts und für uns Fahrgäste heißt es dann auch endlich wieder zu jeder Zeit: freie Fahrt auf der U3!