Verspätungen beim Bus – und was dahinter steckt

Anfang Februar hatte ich mich in der Busleitstelle schon mal umgehört, wieso Busse zu früh fahren und was unsere Fahrerinnen und Fahrer tun können, um wieder pünktlich und somit nach Plan zu fahren. Heute habe ich mal nachgefragt, was eigentlich passiert, wenn die Busse zu spät dran sind. Das ist nämlich nicht nur für Sie als Fahrgast ärgerlich, sondern hat auch Auswirkungen auf unseren gesamten Busbetrieb.


Verspätungen sind Teil des Alltags

Auf Hamburgs Straßen ist viel los. Staus, Unfälle und Falschparker sind Alltag für unsere Busfahrerinnen und -fahrer.  Und auch Verspätungen, so unschön das ist, gehören zum Alltag dazu. Damit Sie davon so wenig wie möglich mitbekommen, ist unser Anspruch an uns selbst, dass mindestens 95% aller Busse nicht mehr als fünf Minuten verspätet abfahren. Klar, das hilft Ihnen wenig, wenn Sie es sind, der gerade auf einen zu späten Bus wartet und dringend einen Anschluss kriegen muss. Trotzdem ist es ein hoher Qualitätsmaßstab.


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Ein Bus ist zu spät – was nun?

Wenn einer unserer Busse zu spät ist, lässt sich die verlorene Zeit selten komplett aufholen, und rasen sollen unsere Fahrerinnen und Fahrer auch nicht. Stattdessen sind sie angehalten, im normalen Tempo und vor allem sicher weiterzufahren.
Ja, die Verspätung ist vor allem für jene ärgerlich, die an der Haltestelle stehen und warten, die einen dringenden Termin haben oder einen Anschluss erwischen müssen. Doch auch für unsere Fahrerinnen und Fahrer bedeutet zu spät sein vor allem eines – Stress. Sie sind es schließlich, die unter dem Druck des Fahrplans stehen und auch den direkten Ärger unserer Fahrgäste abkriegen. Und meist bleibt ihnen nur am Ende jeder Fahrt ein Moment Zeit, Pause zu machen, eine Kleinigkeit zu essen oder auf die Toilette zu gehen.

Die Wendezeit kann zum Problem werden

Diese Zeit am Ende jeder Fahrt ist nicht nur für den Fahrer wichtig, sondern vor allem auch für den laufenden Betrieb. Im Fachjargon nennt man sie „Wendezeit“. Gemeint ist damit die Zeit, die ein Bus an der Endhaltestelle hat, bevor er seine nächste Fahrt antritt. Diese Fahrt ist meistens einfach in die „Gegenrichtung“, kann aber auch auf einer ganz anderen Linie sein. Die Wendezeit ist jedoch nicht auf allen Linien gleich. Auf manchen Linien sind es wenige Minuten, auf anderen dagegen auch mal eine halbe Stunde.
Bei einer Verspätung verringert sich folglich auch diese Wendezeit. Im Extremfall bedeutet das, dass die Folgefahrt des verspäteten Busses nicht mehr pünktlich starten kann. Die Verspätung zieht sich also im schlimmsten Fall durch die gesamte Linie. Bei stark frequentierten Linien in der Innenstadt, die zum Teil alle 5 Minuten fahren, macht sich diese Verspätung weniger bemerkbar, als bei Buslinien, die z.B. nur alle 20 Minuten fahren.
Für den Fall, dass ein Bus so spät ist, dass er seine Folgefahrt nicht mehr pünktlich antreten kann, versuchen unsere Kollegen in der Busleitstelle natürlich eine Lösung zu finden. Da kann es dann sein, dass der eigentlich nachfolgende Bus früher an der Endhaltestelle ist und anstelle des verspäteten Busses die Folgefahrt antritt. Wenn aber zum Beispiel alle Busse einer Linie in eine Richtung im Stau stehen, versucht die Busleitstelle, wenn möglich, einen Ersatzbus zu organisieren, der die Fahrt ersetzt. Dafür stehen jedoch nicht unbegrenzt Fahrzeuge zur Verfügung. Der ursprüngliche verspätete Bus kann dann entweder als eine spätere Fahrt auf derselben Linie oder auf anderen Linien eingesetzt werden.

Woher weiß die Leitstelle, dass ein Bus zu spät ist?

Bei rund 800 Bussen zur Hauptverkehrszeit auf mehr als 100 Linien ist es kaum möglich, jeden Bus zu jeder Zeit im Auge zu behalten. Um die Standorte unserer Busse dennoch bestimmen zu können, sind alle HOCHBAHN-Busse mit einem GPS-Empfänger ausgestattet. Über Datenfunk ist jeder Bus zusätzlich mit der Leitstelle verbunden und meldet automatisch in regelmäßigen Abständen seine Standortdaten. Dadurch können die Kolleginnen und Kollegen in der Leitstelle erkennen, ob ein Bus pünktlich, zu früh oder eben zu spät ist.
Dem Disponenten werden zu späte Busse dann an seinem Arbeitsplatz in blau angezeigt. Erinnern Sie sich? Zu frühe Busse erscheinen dort in rot .
Außerdem sieht er, an welcher Haltestelle sich der Bus eigentlich schon befinden sollte und erkennt so, wie weit der Bus hinter dem regulären Fahrplan zurück ist. Die genaue Minutenangabe der Verspätung zeigt ihm das System ebenfalls an.
Neben den Verspätungsmeldungen gehen in der Betriebszentrale außerdem Informationen zu Staus und Verkehrsunfällen ein, die den Busverkehr beeinflussen. So können die Kolleginnen und Kollegen in kürzester Zeit reagieren, Umleitungen organisieren und Ersatzverkehre einrichten.

Wann und wie wird eingegriffen?

Das System zeigt jeden Bus mit seiner genauen Verspätungslage an. Allerdings wird nicht bei allen Verspätungen direkt eingegriffen, sondern jeder Fall individuell entschieden. Durch die jahrelange Erfahrung unserer Disponenten in Kombination mit vorliegenden aktuellen Verkehrsmeldungen wissen unsere Kolleginnen und Kollegen so manchmal sogar schon über die Ursache einer Verspätung Bescheid, bevor sich ein Fahrer/eine Fahrerin bei ihnen gemeldet hat und können so schnellstmöglich reagieren, um den Fahrplan von Hamburgs Bussen bestmöglich einzuhalten.

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9 Kommentare zu: Verspätungen beim Bus – und was dahinter steckt

  1. Warum sind die Busse der Linie M24 täglich und seit Jahren in der Zeit zwischen 16 und 20 Uhr an der Haltestelle Meiendorfer Weg in Richtung Rahlstet zwischen 5 und 20 Minuten verspätet?

    Warum wird der Fahrplan den Gegebenheit auf der Strecke nicht angepasst?

    Warum werden die in Schnitt 25 wartenden Kunden nicht an der Haltestelle Informiert?

  2. Einen ähnlichen Artikel sollte man mal für die U-Bahn veröffentlichen. Von Polizei- und RTW-Einsätzen, für die die Hochbahn ja nun wirklich nichts kann, bis hin zum „Zugstau“, zur versehentlich gezogenen Notbremse oder den Leuten, die möglichst noch in die U-Bahn wollen, wenn die Bahn gerade losfährt… Alles schon erlebt, aber lesenswert wäre dieser Artikel sicherlich. Gute Fahrt!

    1. Guter Tipp. Haben wir aber längst auf dem Zettel. Da wird dann nämlich vor allem interessant, dass ja eine U-Bahn „im Stau“ nicht einfach die vorherige überholen oder eine Umleitung fahren kann.

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