Titelbild Umleitungen Busverkehr

Zu Gast auf der Straße: Wie reagieren wir bei Sperrungen und Umleitungen?

Wer schon mal auf Hamburgs Straßen unterwegs war (egal mit welchem Verkehrsmittel), der weiß, hier ist mächtig was los. Viele tausend Autos, viele Busse, Roller und Motorräder. Kurzum: Es ist oft sehr voll. Und nicht nur das, hinzu kommen dann nämlich auch noch Ereignisse, die es allen Beteiligten noch mal extra schwer machen, durch die Stadt zu kommen: Staus, Umleitungen und Straßensperrungen.

Doch was bedeutet das eigentlich für ein Verkehrsunternehmen wie die HOCHBAHN? Und können wir auf besondere Straßenverhältnisse überhaupt immer angemessen reagieren?

Eine Bestandsaufnahme.


Irgendwas ist immer: Von geplanten Umleitungen und spontanen Ereignissen  

Irgendwie ja logisch: Je voller die Straßen, desto zäher ist der Verkehr schon von allein. Gerade zu den Stoßzeiten am Morgen und Abend bilden sich teils lange Staus, in denen natürlich auch unsere Busse stehen. Dazu kommen aber auch noch Baustellen, spontane Straßensperrungen, Demos oder auch große (Sport-)Events wie die Cyclassics an diesem Wochenende. Im Grunde vergeht wohl kein Tag, an dem es nicht irgendwo stockt.

Und dennoch sind das oft ja auch Situationen, auf die wir uns einstellen können. Bei denen wir eine längerfristige Planung für unsere Buslinien machen können und so meistens gut einschätzen können, was uns erwartet. Das Ganze wird also ein stückweit planbar, vor allem mit Blick auf notwendige Busse und Kolleginnen und Kollegen, die diese dann ja auch fahren müssen.

Dazu zählen z.B. auch Sonderlagen wie der G20-Gipfel vor zwei Jahren. Hier gibt es dann sogar nicht nur „kleinere“ geplante Umleitungen, sondern übergreifende Verkehrskonzepte (wer dazu mehr lesen möchte, klickt hier).

Dann gibt es aber auch die Situationen, die uns (und alle anderen Verkehrsteilnehmer) ohne jede Vorwarnung treffen und auf die wir spontan reagieren müssen. Das kann der Fund einer Fliegerbombe sein, ein Wasserrohrbruch durch den eine Straße (oder ein Abschnitt) nicht befahrbar ist oder auch ein größerer Rettungseinsatz, der eine plötzliche Straßensperrung zur Folge hat.


Nach einem Wasserrohrbruch in Altona (Bild aus dem Jahr 2017) gibt es für unsere Busse kein Durchkommen mehr. In solchen Fällen findet die Bus-Leitstelle Lösungen.

Je nach Situation passieren im Busbetrieb hinter den Kulissen ganz verschiedene Dinge.


Planung, wo Planung möglich ist: Ersatzverkehre, Baustellen und Großveranstaltungen

Bei länger angekündigten Situationen gehen meine Kollegen aus der Planung direkt ans Werk. Dann wird geschaut, welcher Bereich genau betroffen ist und welche Maßnahmen getroffen werden müssen.

Das kann etwas verhältnismäßig Kleines sein, wie z.B. die Verlegung einer Haltestelle um wenige Meter, weil an oder vor der Haltestelle eine Baustelle eingerichtet wird. Dann gibt es ganz einfach eine Ersatzhaltestelle. Das machen wir natürlich nicht allein, sondern in Abstimmung mit Behörden und Polizei. Denn manchmal reicht nicht nur die bloße Verlegung der Haltestelle, sondern es muss vielleicht auch eine Parkverbotszone eingerichtet werden, wo normalerweise keine ist.

Wenn die Ersatzhaltestelle steht, gibt es eine Info an alle Fahrerinnen und Fahrer, damit auch diese wissen, wo sie ab sofort halten müssen. Und auch wir Fahrgäste kriegen die nötigen Informationen an der Haltestelle, über die Fahrplanauskunft oder auch die App. Übrigens, das Ziel ist, sofern möglich, die Ersatzhaltestelle möglichst nah an der eigentlichen Haltestelle zu belassen. So finden wir Fahrgäste uns trotz kleiner Baustelle gut zurecht.

Manchmal wird es aber auch komplizierter, weil die Baustelle oder sogar eine Straßensperrung größer ist, also ein längerer Abschnitt einer Linie betroffen ist. Dann liegen die Ersatzhaltestellen schon mal nicht nur wenige Meter vor oder hinter der eigentlichen Haltestelle, sondern müssen weiter weg auf eine Umleitungs-Strecke gelegt werden.

Sowas ist z.B. der Fall, wenn ganze Straßenabschnitte gesperrt sind und der Bus seinen Linienweg nicht mehr fahren kann. Dann gibt es auch schon mal Sonderlösungen wie Ringlinien, also eine extra eingerichtete Buslinie für die Zeit einer Sperrung oder auch Pendelbusse.

Der Haken bei allen Lösungen: Haltestellen liegen dann möglicherweise weiter weg vom eigentlichen Linienweg und dadurch verlängern sich auch die Fahrzeiten der Busse, sprich Fahrpläne und auch Dienstpläne müssen am Ende mit angepackt werden. Dann braucht es eben nicht nur Ersatzhaltestellen, sondern manchmal auch zusätzliche Fahrzeuge und Personal. Gleiches gilt übrigens auch für geplante Ersatzverkehre, wenn eine unserer U-Bahn-Linien gesperrt ist.

Die geeigneten Umleitungen und Lagen dieser Haltestellen werden übrigens nicht einfach so gefunden. Hier wird vorab geschaut, ob die Busse durch die entsprechenden Straße durch passen und diese überhaupt für das Mehr an Verkehr ausgelegt sind. Im Zweifelsfall fahren meine Kollegen dafür sogar mit der Polizei „auf Probe“ und schauen, ob eine Umleitungsstrecke wirklich geeignet ist. Natürlich spielt hier aber auch die langjährige Erfahrung eine Rolle und geeignete Umleitungsstrecken kennen die Kollegen gut.


Und so sieht so eine Streckeninfo bei uns intern aus. Diese betrifft die Umleitung auf der Linie 6 wegen der Straßensperrung zu den Cyclassics am Wochenende.
(c) Freie und Hansestadt Hamburg, Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung
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Stadtplan von Hamburg

Übrigens: Weil es besonders ärgerlich ist, wenn an ein und derselben Stelle mehrmals eine Baustelle ist, gibt es in Hamburg eine Koordinierungsstelle, die dafür sorgt, dass Baumaßnahmen möglichst gebündelt werden. Und manchmal kommt es sogar vor, dass Baustellen auf unseren Busbetrieb angepasst werden und z.B. zu Zeiten stattfinden, in denen wir dort wenig (oder gar nicht) fahren.


Akut eingreifen: „Strippenzieher“ Leitstelle lenkt den Busverkehr

Leitstelle Bus

Im Gegensatz zu den länger angekündigten Sperrungen und Baustellen gibt es im Alltag aber vor allem viele Situationen, auf die ad hoc reagiert werden muss.

Genau dann sind es nicht die Betriebsplanung, sondern die Kollegen aus der Busleitstelle. Und die entscheiden dann nach Einschätzung der jeweiligen Lage sofort, was passieren muss, nehmen Kontakt zu den betroffenen Fahrerinnen und Fahrern auf und finden die beste Lösung. Dabei gehen sie stufenweise vor.

  1. Weiter fahren: So lange es geht, den ursprünglichen Linienweg weiter fahren. Denn das hat Priorität und alle Haltestellen werden bedient.
  2. Umleitung: Wenn das nicht mehr geht, wird eine Umleitung gefahren. Die natürlich auch wieder mehr Zeit braucht und für die mehr Busse und Fahrer und Fahrerinnen eingeplant werden müssen.
  3. Großräumig Umfahren: Wenn auch die Umleitungen dicht sind (weil hier z.B. plötzlich auch alle Autos lang fahren), dann geben die Kollegen das Kommando, den Bereich großräumig zu umfahren.
  4. Linien kappen: Und wenn auch das nicht mehr hilft, dann versuchen sie, den Betrieb vor und hinter der Sperrung aufrecht zu erhalten. Dafür werden dann z.B. auch mal Linien verkürzt – beispielsweise bis zur nächsten Schnellbahn. So kann der Betrieb auf dem nicht betroffenen Abschnitt wenigstens halbwegs normal weiter laufen.