„Busbeschleunigung“ scheint ja DAS Reizwort in der Verkehrspolitik Hamburgs zu sein. Aktuell geht es um die Metrobuslinie 6. Sie soll „beschleunigt“ werden. Dafür sind Maßnahmen auch in der Langen Reihe notwendig.
Der mittlere Teil ist schon fertig, jetzt folgen der Straßenanfang und das Straßenende. Die erste Bauphase wurde letztes Jahr abgeschlossen – am 18. April geht´s dann in die finale Runde.
Was hat sich verändert? Welche Chancen haben sich für die Fahrgäste ergeben?
Diesen Fragen wollte ich auf den Grund gehen. Also habe ich mich mit dem 6er nach dem Mittag auf den Weg in die Lange Reihe gemacht und mir die Lage vor Ort angeschaut. Denn dort gibt es neben den bereits modernisierten Haltestellen Gurlittstraße noch zwei „traditionelle“ Haltestellen in Form von Haltebuchten. Alt vs. Neu. Haltebucht vs. Haltestelle am Fahrbahnrand. Und auch auf die Erfolge anderer Maßnahmen war ich sehr gespannt.
Ich fahre selbst eher selten mit dem Bus und auf der Linie 6 war ich bisher noch nie unterwegs. Umso spannender für mich, ob wirklich Unterschiede zwischen sanierten und nicht sanierten Straßenteilen zu bemerken sind. Was direkt auffällt: Ab der Haltestelle Hbf. / Kirchenallee füllt sich der Bus zunehmend – die Sitzplätze reichen gerade aus, dass jeder sitzen kann. Ich stelle mir vor, dass es zu den Hauptverkehrszeiten wohl ziemlich eng wird.
Nach der nächsten Kurve, mit Festklammern, fahren wir in die Lange Reihe. Ich bin überrascht, wie schmal die Straße doch ist – erwartet hatte ich etwas anderes. In meiner Vorstellung war die Lange Reihe eine große, breite Straße. Es dauert auch nicht lange bis wir die Haltestelle Gurlittstraße erreichen. Der Bus hält direkt auf der Fahrbahn am Straßenrand. Ruckeliges Einfahren und ein großer Spalt zwischen Bus und Kantstein? Fehlanzeige! Der Bus muss in keine Haltebucht mit Kopfsteinpflaster fahren, sondern auf der Fahrbahn nur langsam abbremsen. Die Niederflurbusse senken sich einfach ab, sodass nicht mal ein Höhenunterschied zwischen Bus und Kantstein besteht. Dazu kommt das Kasseler Sonderbord. Es ermöglicht dem Busfahrer, unmittelbar an den Bürgersteig zu fahren. Ein- und Aussteigen geht also ganz einfach. Mein Eindruck: Sehr positiv! So sollten doch alle Haltestellen sein, oder nicht?
Um mich genauer umzuschauen, steige ich aus. Ich hatte nämlich noch von extra eingerichteten Ladezonen und einem Mittelstreifen gehört.
Und tatsächlich: Transporter konnte ich nur in den Ladezonen hinter der Haltestelle entdecken. Zweite-Reihe Parker hier? Nirgends – weder Transporter noch PKW.
So bleibt aus, was man anderswo oft sieht: ein Bus kann nicht in die Busbucht fahren, weil diese zugeparkt ist. Der Bus steht als Konsequenz mit dem halben Heck noch auf der Straße und dahinter müssen alle anderen warten. Mit der Verlegung der Haltestelle an den Fahrbahnrand tun sie das zwar auch (übrigens heute maximal 2 Autos direkt hinter dem Bus), aber alles läuft flüssiger. Auch das Einfädeln des Busses in den laufenden Verkehr fällt weg. Der Fahrgastwechsel erfolgt schnell und unkompliziert und direkt danach kann weitergefahren werden. Eindeutig ein Gewinn für unsere Busfahrer, aber auch für unsere Fahrgäste. Und mal ehrlich: Ist es nicht auch völlig okay, dass ein Auto mit 2 Leuten besetzt wenige Sekunden auf einen Bus mit z.B. 100 Leuten wartet? Ich finde schon!
Als Fußgänger fand ich auch den verbreiterten Fußweg sehr angenehm. Gerade in einer Straße wie der Langen Reihe mit vielen Cafés, Restaurants und kleinen Läden ist das doch wirklich schön. Nun kommt man auch mit Kinderwagen aneinander vorbei und genug Platz für Fahrradbügel bleibt auch. Ich finde, dieses Beispiel zeigt gut, dass die Busbeschleunigung einen großen Mehrwert schafft und daher mehr positive Aufmerksamkeit verdient als nur Diskussionen um eingesparte Minuten.
Fazit meines kleinen Ausflugs: Das läuft doch!
Ich möchte vorschlagen die neue Station Fuhlsbüttler Straße Süd, so sie denn gebaut wird, Jim Block oder Block House zu nennen. So werde ich sie jedenfalls für mich nennen…. Und ja, ich finde schon seit langem dass da eine Station hingehört, obwohl ich dort gar nicht wohne. Auch auf der Walddörferbahn sind die Distanzen teils zu groß, was mit Oldenfelde ja nun schon langsam behoben wird. Weiter so!
Was ich beim ganzen Thema Busbeschleunigung bis heute nicht verstehe, ist die Tatsache, das sehr viel Geld für verkehrstechnische Veränderungen ausgegeben wurde und wird, aber Fahrkarten immernoch beim Fahrer gekauft werden müssen – ein Faktor, vielleicht sogar DER Faktor, der für Fahrzeitverlängerungen verantwortlich ist. In praktisch allen größeren Städten werden Fahrkarten am Automaten (oder auf anderen Wegen) vor der Fahrt gekauft – an den Haltestellen gibt es nur noch einsteigen und losfahren – die beste Art der Busbeschleunigung. Oder irre ich mich da????
Absolut richtig. Deswegen haben wir entlang der 5 Fahrkartenautomaten an den Haltestellen aufgestellt. 15 weitere kommen noch, dann steht an jeder Haltestelle zwischen Niendorf Markt und Innenstadt einer. Besser ist aber noch das hier: ab 2017 testen wir Check-in-be-out. Da erkennt ein System anhand des Smartphones automatisch, welche Fahrkarte Sie benötigen. Mehr dazu finden Sie in diesem Artikel.
Sorry aber, dieser Erfahrungsbericht ist eher realitätsfern. Ja, es gibt Momente, da klappt das alles so schön. Aber die Regel ist das nicht. LKW’s und Falschparker stören ständig. Der Bus muss an der komischen Mittelinsel über den Gegenverkehr fahren. Die PKW’s interessiert es nicht, das sie nicht nach links/rechts abbiegen dürfen, und die Sonnenschirme der Geschäfte ragen in die Fahrbahn. Es könnte alles schön und einfach sein, ist es aber nicht. 🙂
Wir sprechen im Artikel doch aber explizit von der Langen Reihe. Da konnte ich persönlich bisher nur beobachten, dass das mit den Lieferverkehren und den Bussen doch deutlich besser läuft als vorher. Kein Vergleich zu vor den Maßnahmen. Was den Rest der Linie angeht, schreiben wir uns einfach auf die Fahne, auch dort mal in einen Erfahrungsbericht einzusteigen.
Mag ja alles richtig sein, dass es bequemer ist. Aber das Programm heisst BusBESCHLUNIGUNG, und diesbezüglich hat sich in der Langen Reihe wenig getan. Hauptärgernis ist immer noch die Ampel an der Schmilinskystrasse, die alle 2 min. rot zeigt. Und über die Tatsache, dass zwei Busse im Begegnungsverkehr nicht aneinander vorbeifahren können, ohne dass nicht einer halten muss, zur Beschleunigung beitragt, kann man sicherlich auch trefflich streiten. Was jetzt i.ü. in der Semperstrasse mit dem übrigen KFZ-verkehr ständig passieret, seit dem auf Grund der Beschleunigungsmaßnahmen im Mühlenkamp nicht mehr links in die gertigstrasse abgebogen werden kann und sich der Verkehr in die Semperstrasse verlagert hat.
Mit wäre in diesem HHA-Blog gelegentlich etwas weniger Selbstbeweihräucherung lieber.
Wie gesagt, im Beitrag ging es ausschließlich um die Lange Reihe. Und selbst hier sind die Maßnahmen noch nicht abgeschlossen, sondern gehen jetzt in die zweite Runde. Ich gebe Ihnen aber Recht, den Rest der Linie sollten wir uns auch mal ansehen. Mit Selbstbeweihräucherung hat das aber nichts zu tun. Wir waren vor Ort und haben es uns angesehen und nur das ist Teil dieses Beitrags. Wir stehen gerne mit Ihnen im Dialog und gucken uns auch gerne konkrete andere Stellen an.
Vor mir liegt der HVV-Fahrplan Winter 2000/2001.
Damals brauchte der Bus von Rathausmarkt zum Borgweg Mo-Fr um 12 Uhr (Abfahrt: 12.04 Uhr) 27 Minuten. Heute sind es zur gleichen Zeit auf der gleichen Strecke trotz „Beschleunigung“ 29 Minuten.
Auch viele andere Hochbahn-Buslinien sind, das ist mein Eindruck nach dem Durchblättern des alten Fahrplans, systematisch entschleunigt worden. Die Busbeschleunigung stellt oft die Fahrzeiten wieder her, die es Jahre zuvor schon gab, bevor Minute um Minute draufgelegt wurde. Selbst auf der 5, die gegenüber 2000 wirklich spürbar schneller wurde. Da ist die HHA mit ihrem beschleunigten Bus wieder genauso schnell unterwegs, wie es die unbeschleunigte Straßenbahnlinie 2 im Jahr 1972 war (HVV-Winterfahrplan 1972/1973).
Wäre eine andere Werbung nicht ehrlicher? „Hochbahn – jetzt wieder so gut wie 2001!“ 🙂
Mich würde in dem Kontext dann aber auch interessieren, inwiefern sich das Verkehrsaufkommen mit Blick auf den Individualverkehr verändert hat. Gibt es auch mehr Autos als 2001? Dann erklärt es, wie ich finde, warum die Busse vermeintlich langsamer sind. Verbleiben wir doch aber vielleicht einfach so: Ich kläre mal mit den Kollegen, wie sich das „Phänomen“ erklären könnte. Und ich glaube, dass wir uns einig sind, dass Straßenbahn und Bus als zwei verschiedene Systeme nur schwer zu vergleichen sind. 😉
Daran habe ich auch gedacht. Der Autoverkehr ist jedoch im Bereich des 6ers im Durchschnitt sogar zurückgegangen.
Die Zahlen finden Sie unter: http://www.hamburg.de/bwvi/start-verkehrsbelastung/