Historisches Foto der Haltestelle Hellkamp

Osterstraße, Hellkamp, Preußen – mit der U-Bahn nach Eimsbüttel

Nachdem die ersten Haltestellen der Verbindung vom Schlump nach Eimsbüttel schon 1913 fertig sind, gehen im Mai 1914 auch die beiden Haltestellen Osterstraße und Hellkamp in Betrieb. Eine Fortführung der U-Bahn scheitert jedoch an der Rivalität zwischen Hamburg und Preußen und wird erst Mitte der 1960er Jahre realisiert. Langweilig wird es auf der „Hellkamp-Linie“ trotzdem nicht… 

Mit der Eröffnung der Haltestellen Osterstraße und Hellkamp am 23. Mai 1914 ist die U-Bahn-Linie nach Eimsbüttel endgültig fertiggestellt. Beide Haltestellen haben damals Mittelbahnsteige und sind über Treppenabgänge in der jeweiligen Straßenmitte erreichbar. Weiter als bis Hellkamp geht es aber erstmal nicht, denn kurz hinter der ehemaligen Endhaltestelle mit ihrer Abstellanlage ist Hamburg schon zu Ende. Und der Nachbarstaat Preußen stimmt einer Verlängerung der U-Bahn in Richtung des weltbekannten Tierparks in Stellingen nicht zu. Da helfen auch politische Initiativen des Gründers Carl Hagenbeck nichts. Dennoch ist die „Hellkamp-Linie“ verkehrlich wichtig, erschließt sie doch immerhin den zweitgrößten Stadtteil Hamburgs mit etwa 120.000 Einwohner*innen. 

Technische Zeichung der Haltestelle Hellkamplinie
Lageplan der Haltestelle Hellkamp aus einer technischen Zeichnung vom Juli 1913

Zwar sind die genauen Fahrgastzahlen aus den ersten Betriebsjahren aus Eimsbüttel nicht überliefert. Aber allein von 1920 auf 1921 steigt die Zahl der Fahrgäste der U-Bahn insgesamt von rund 45 auf gut 48 Millionen. Dazu passt dann, dass ab Mitte der 1920er Jahre die Bahnsteige im U-Bahn-Netz von 60 auf 90 Meter verlängert werden, um statt der üblichen U-Bahnen mit vier oder maximal fünf Wagen nun auch sechs Wagen nutzen zu können. 1928 ist die Bahnsteigverlängerung in der Haltestelle Emilienstraße umgesetzt, bis 1929 sind dann Osterstraße und Hellkamp fertig. 

Schutz und Zerstörung 

Die folgenden Jahre sind unbeschwert, bevor die Nationalsozialisten ihr grausames Regime etablieren und der Zweite Weltkrieg letztlich auch in Hamburg weitreichende Zerstörungen hinterlässt. Die „Hellkamp-Linie“ bleibt davon ebenfalls nicht verschont: Im dicht bewohnten Eimsbüttel dienen die Haltestellen, obwohl nicht tief im Untergrund liegend, für Hunderte Bewohner*innen vielfach als provisorische Luftschutzbunker. 1944 wird die Haltestelle Christuskirche dadurch für viele Menschen zur tödlichen Falle: Als der nahegelegene Bunker überfüllt ist, suchen sie in der Haltestelle Schutz, als diese einen Volltreffer im Eingangsbereich erhält. Und auch die U Emilienstraße wird während eines Luftangriffs am 28./29. Juli 1944 von einer Bombe getroffen, die die Decke der Haltestelle durchschlägt und weite Teile des Bahnsteigs zerstört. Erst am 16. Juli 1945 kann der Betrieb zumindest provisorisch wieder aufgenommen werden. Die endgültige Schadensbeseitigung dauert hingegen noch bis Mitte Oktober 1948. 

Die Haltestelle Hellkamp in den 1960er Jahren.
Ein Blick in die Haltestelle Hellkamp um 1962.

Endhaltestelle Zoo 

Mitte der 1960er Jahren wird dann das umgesetzt, was eigentlich schon von Anfang an die Idee war: Die U-Bahn-Linie wird bis Hagenbecks Tierpark verlängert. Im Zuge dessen wird die Haltestelle Osterstraße komplett umgebaut und erhält neben neuen Schalterhallen auch 125 Meter lange Seitenbahnsteige. Insgesamt sechs Eingänge und zusätzlich zwei Aufzüge bieten Fahrgästen außerdem von allen Ecken der Straßenkreuzung direkten Zugang – eine absolute Besonderheit im Hamburger U-Bahn-Netz, die heute von täglich 20.000 hier ein- und aussteigenden Fahrgästen geschätzt wird! Markant ist außerdem schon damals die neue und bis heute erhaltene Farbgebung in Kanarienvogel-Gelb. 

Die Haltestelle Osterstraße wurde Mitte der 1960er Jahre umgenaut.
Die umgebaute Haltestelle Osterstraße, 1965

Im November 1963 beginnt dann der Weiterbau der U-Bahn in Richtung Hagenbecks Tierpark mit ersten Arbeiten am Tunnel in der Methfesselstraße. Hinter der bisherigen Endhaltestelle Hellkamp und der anschließenden Abstellanlage wird der neue Tunnel in einer längeren Rechtskurve einfach weitergebaut. Ab dem 1. Mai 1964 folgt eine Vollsperrung der gesamten Strecke ab Schlump, die für die Umbauten aller Haltestellen bis zur Osterstraße genutzt wird. Gleichzeitig wird die Haltestelle Hellkamp nahezu vollständig zurückgebaut – nach 50 Jahren ist die Hellkamp-Linie damit Geschichte. 

Gleichzeitig entsteht jedoch einige Hundert Meter weiter mit Lutterothstraße eine völlig neue Haltestelle in Eimsbüttel, die am 30. Mai 1965 in Betrieb genommen wird. Und am 30. Oktober 1966 ist dann auch die Haltestelle Hagenbecks Tierpark fertig, die als neue Endhaltestelle dient. 

Bauarbeiten an der Haltestelle Lutterotherstraße im Jahr 1965.
Innenausbau der neuen Haltestelle Christuskirche, 1965

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6 Kommentare zu: Osterstraße, Hellkamp, Preußen – mit der U-Bahn nach Eimsbüttel

  1. Das mit der Zugänglichkeit der Haltestelle Osterstrasse von allen Ecken der Kreuzung stimmt ja nicht so ganz da man ja nur von jeweils zwei Ausgängen aus auf einen Richtungsbahnsteig kommt, einen unterirdischen Übergang gibt es in dieser flachen Haltestelle natürlich nicht, dafür ist sie nicht tief genug in der Erde.

  2. Lieber Daniel Frahm,
    danke für diese Einblicke.
    Ist das letzte Bild nicht die Haltestelle Christuskirche? Lutterothstraße sieht doch anders aus.

    1. Moin, freut mich, dass die historischen Beiträge auf so viel Interesse stoßen. Tatsächlich ist auf dem angesprochenen Bild Christuskirche zu sehen und nicht Lutterothstraße. Da lag leider ein Fehler bei der Beschreibung in der Bilddatenbank vor.

  3. An diesem Beispiel sieht man wieder sehr gut, dass, wenn ein Stadtteil das Glück hatte, sehr zeitig einen attraktiven Schnellbahnanschluss zu bekommen, alles weitere in späteren Zeiten ein Selbstläufer wird, bis hin zum Bus 113. Und natürlich bildet sich auch das betreffende Umfeld, wie Cafés usw. zur Aufenthaltsqualität, nicht nur Stationseingänge von allen Seiten. Auch sind es dann die Linien, die am wenigsten eingeschränkt werden, sollte es mal zu Störungen kommen.

    Anders sieht es in Gegenden aus, die schon Jahrzehnte auf einen Schnellbahnanschluss warten. Da fehlt dann selbst an Regionalbahnstationen mit größeren Busanlagen die entsprechende Aufenthaltsqualität. Alle Verbesserungen, wenn überhaupt, sind dort meistens mühsam und können schnell wieder rückgängig gemacht werden (X11). Wenn es zu Störungen kommt, sind es meistens auch die ersten Kandidaten, die „geopfert“ werden. Das wird dann wohl auch so sein, wenn wir nach langem hin und her unsere S-Bahn im eingeschränkten 10-Minuten-Takt haben. Dann wird im Störfall sicher die S1 die Vorfahrt bekommen.

    Die Priorität werden in Hamburg immer die haben, die schon immer die Priorität hatten.

  4. Guten Tag. Der Beitrag ist – wie immer – sehr informativ. Als ehemaliger Geschichtslehrer empfinde ich es jedoch als sehr schade, dass in diesem Blog-Beitrag nicht konsequent eine geschlechter-neutrale Sprache angewandt wird. Dies wird der deutschen Historie nicht gerecht.
    Alternativ könnten Sie auch auf das generische Maskulinum abstellen. Ein „Hin-und-her“ ist jedoch sehr unglücklich, um es freundlich auszudrücken.

    1. Moin, es freut mich, dass der Beitrag und die historischen Einblicke insgesamt auf so positive Resonanz stoßen. Die Anmerkung zur sprachlichen Gestaltung nehme ich gerne auf und bemühe mich um eine konsequent geschlechtergerechte Ausformulierung in der historischen Kommunikation.
      Viele Grüße

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