Wenn der Herbst kommt: Herausforderung Laub auf den Gleisen und die Wunderwaffe Spritzzug

Die Tage werden wieder kürzer, der sommerlich-blaue Himmel muss immer öfter dem grauen Hamburger Schietwetter weichen. Auch das Laub der Bäume färbt sich langsam rot-gelb – und fällt zu Boden. Was auf den ersten Blick harmlos erscheint, kann auf den Gleisen einer U-Bahn schon bei leichtem Regen zu herausfordernden Bedingungen führen. Denn fällt das Laub auf die Gleise, wird es im Anschluss durch die U-Bahn-Räder zerquetscht und hinterlässt einen glatten Schmierfilm auf den Schienen. Bei uns in Hamburg ist das auf besonders vielen Strecken ein Problem, denn auch wenn das „U“ in U-Bahn für „Untergrund“ steht, fahren wir auf über 60 Kilometern oberirdisch. 

Der Blick aus dem Fahrerstand zeigt auf und neben der Strecke liegt jede Menge Laub!
Der Blick aus dem Fahrerstand im Herbst

Dieser Film reduziert die Haftung der U-Bahn-Räder auf den Gleisen so stark, dass sich das Fahr- und Bremsverhalten der U-Bahnen nahezu mit dem auf Glatteis vergleichen lässt. Die Folge: Durchdrehende Räder beim Anfahren sowie Rutschen über die Schienen beim Bremsvorgang sind möglich. Auch wenn die Kolleginnen und Kollegen im Fahrdienst natürlich Profis sind und ihr Fahrzeug bestens kennen: Im schlimmsten Fall fährt der Zug über das Ende des Bahnsteigs hinaus, was zu Verzögerungen führt – und die wünscht sicher wohl keiner von uns Fahrgästen.  

Wenn Laub überfahren und "ausgequetscht" wird, dann bleibt dieser Schmierfilm auf den Gleisen zurück.
Auch wenn er kaum sichtbar ist: Der Schmierfilm auf den Gleisen kann ein Risiko darstellen.

Konsequenzen für Fahrgäste 

Wenn ein solcher Fall eintritt, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Der Zug muss entweder zeitaufwändig zurücksetzen oder ohne Ein-/Ausstieg bis zur nächsten Haltestelle durchfahren – ärgerlich für Fahrgäste genau wie für Fahrerinnen und Fahrer. Um solchen Szenarien vorzubeugen, passen die Fahrerinnen und Fahrer ihren Fahrstil an die Gegebenheiten an. Ähnlich wie auf schneebedeckten Straßen wird langsamer und vorausschauender gefahren. Diese Vorsicht bedeutet allerdings wiederum auch, dass es vermehrt zu Verspätungen kommen kann – denn der Fahrplan orientiert sich natürlich an der Idealgeschwindigkeiten, die üblicherweise auf den Gleisen gefahren werden können. 

Technische Lösungen: Sand und der Spritzzug 

Ihr merkt: So oder so ist das Fahren mit Laub auf den Gleisen alles andere als optimal. Deshalb hat die HOCHBAHN schon vor einiger Zeit Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen des Laubs zu minimieren. Eine technische Unterstützung bietet ein Antiblockiersystem, das bei Bedarf automatisch Sand auf die Gleise streut. Der Sand verbessert die Haftung der Räder auf den Schienen, ähnlich wie Streusand auf vereisten Straßen. 

In diesem Behälter befindet sich der Sand, der im Notfall auf die Gleise gesprüht werden kann.
Der Sandbehälter einer U-Bahn aus der Nähe.

Zusätzlich ist der sogenannte „Spritzzug“ eine entscheidende Waffe gegen den Schmierfilm. Dieser spezielle Zug spritzt Wasser mit 500 Bar auf die Gleise, um die Laubreste zu entfernen. An Herbsttagen ist der Spritzzug täglich auf den betroffenen Strecken unterwegs und sorgt dafür, dass die Gleise möglichst sauber bleiben. Dies hilft, die Verspätungen zu minimieren und die Sicherheit im U-Bahn-Betrieb zu gewährleisten. Dennoch kann der Spritzzug bei 60 km überirdischer Strecke natürlich nicht zu jederzeit überall sein. Wenn es also an einigen Herbsttagen zu leichten Verzögerungen kommt, denkt immer dran: Es ist zu eurer eigenen Sicherheit! 


Außerdem interessant:

Sprung über die Elbe mit der U4 auf den Grasbrook – wieso eigentlich erst jetzt?

Mehr als nur Kameras: Assistenzsysteme für Busfahrerinnen und Busfahrer 

Schreibe einen Kommentar