Endlich! Die U-Bahn macht durch

Lange sind die Nachtbusse der HOCHBAHN das Verkehrsmittel der Wahl, während die U-Bahn Betriebspause hat. Doch seit Ende 2004 sorgt die HOCHBAHN mit ihren U-Bahnen auch wochenends rund um die Uhr für urbane Mobilität – ein Meilenstein für Hamburgs Nachtschwärmerinnen und Nachtschwärmer!

Früher war ja bekanntlich alles besser… Außer, man war nachts in Hamburg unterwegs. Auf dem Weg zur Nachtschicht, oder zurück von der (wie es damals hieß) Disco: Das ist weniger ein bequemes Nachhausefahren als eine mitunter unterbrechungsreiche Reise durch die Stadt. Die U-Bahn fährt damals bis in den späten Abend hinein, dann folgt allerdings die Betriebspause. Zugegeben, die ist betrieblich durchaus sinnvoll und alles andere als ruhig. Denn während der Betriebspause werden die Haltestellen gereinigt, technische Arbeiten an den Gleisanlagen durchgeführt und nicht zuletzt die U-Bahn-Fahrzeuge dorthin gefahren, wo sie am nächsten Morgen benötigt werden. So ist damals über Jahrzehnte klar: Nachts fährt keine U-Bahn, schon gar nicht am Wochenende. 

Die Alternative zur U-Bahn: Nachtbusse

So fuhren die Nachtbusse in den frühen 1930er Jahren
Nachbusplan von 1931

Kein Problem, denn es gibt ja seit Ende der 1920er Jahre Nachtbusse – 1929 betreibt die HOCHBAHN immerhin schon 7 Nachtbuslinien. Und doch ist das ÖPNV-Angebot an den Wochenenden nicht wirklich rund. Denn zwischen der letzten U-Bahn und den ersten Nachtbusverbindungen klafft oft eine zeitliche Lücke. Und obwohl fast alle Nachtbuslinien den Rathausmarkt anfahren, gibt es einen Haken: Die Fahrpläne sind nicht engmaschig und nicht wirklich koordiniert, wodurch es mitunter zu langen Wartezeiten beim Umsteigen kommt. So hat man dann die Wahl: Entweder auf den passenden Nachtbus warten, oder es geht gleich zu Fuß weiter – insbesondere beim sprichwörtlich schönen Hamburger Wetter nicht immer ein Vergnügen. 

So erinnere ich mich an diverse nächtliche Spaziergänge durch Hamburg. Etwa im Winter 1996, als es den von uns lange herbeigesehnten Blockbuster „Star Trek: Der erste Kontakt“ zu sehen gibt. Das Kino der Wahl ist das gerade erst eröffnete am Dammtor – logisch, denn da gibt es den besten Sound für das SciFi-Abenteuer. Nach der Spätvorstellung allerdings fährt weder eine U-Bahn noch ein passender Bus ohne lange Wartezeit. Also geht es zu Fuß zurück: An der Uni und den Grindelhochhäusern vorbei, dann die Isestraße entlang. Auf dem Viadukt fährt zwar keine U-Bahn, die uns warm und trocken hätte befördern können, doch unten nutzen wir den Weg für eine ausgedehnte Schneeballschlacht und halten Kurs Richtung Barmbeker Straße. Rückblickend ein langer, aber schöner Weg. Schwieriger ist es sicherlich, wenn man weniger zentral wohnt oder nachts in die Stadt hinein muss. 1998 betreibt die HOCHBAHN 27 Nachtbuslinien und der Fuhrpark umfasst 50 spezielle Nachtbusse. Doch soll es noch einige Jahre dauern, bis der nächtliche ÖPNV-Wochenendverkehr neu strukturiert wird. 

Damals fuhren die Busse nachts ebenfalls die zentralen Punkte im Netz entlang.
Ein Nachtbus der Linie 608 am Rathausmarkt.

Jetzt wird alles anders: Der durchgehende Wochenendverkehr der U-Bahnen kommt!

Am 17. Dezember 2004 dann aber endlich die große Neuerung für die Fahrgäste: Die U-Bahnen fahren an den Wochenenden und an gesetzlichen Feiertagen ab sofort rund um die Uhr. Gleichzeitig wird der Busverkehr überplant, um durch eine intensivere Vernetzung der U-Bahnen und Busse die Anschlüsse der beiden Verkehrsmittel untereinander zu verbessern. Damit bietet die HOCHBAHN erstmals einen flächendeckenden und durchgehenden Wochenendverkehr an. 

Ich selbst habe mit ein paar Freunden für Freitag, den 17. Dezember 2004 ein klares Ziel: Die berühmt-berüchtigte „Ein-Euro-Party“ im Studentenheim Kiwittsmoor. Unweit der gleichnamigen U-Bahn-Haltestelle gelegen, ist der Hinweg kein Problem. Die Frage, wie wir wieder von dort wegkommen sollten, haben wir uns natürlich nicht gestellt. Umso freudiger ist die Überraschung, als wir an der U-Bahn-Haltestelle feststellen, dass tatsächlich eine U-Bahn fährt. Schnell und bequem gehts es also zurück – was für ein Gefühl! 

Seit den frühen 2000er jJahren fährt die U-Bahn nachts durchgehend,
Abendlicher U-Bahn-Verkehr an der Haltestelle Landungsbrücken, 2006

Dass die U-Bahn nun am Wochenende “durchmacht”, ist ein echter Meilenstein für die Menschen in Hamburg. Dennoch haben die Stadt Hamburg, die für die 1,7 Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr alleine für die U-Bahn aufkommt, und die HOCHBAHN das Projekt zunächst auf ein Jahr begrenzt. Schon nach der ersten Zwischenbilanz ist allerdings klar, dass der Bedarf in der Metropole Hamburg so groß ist, dass die U-Bahn auch weiterhin dauerhaft durchfahren würde. Nutzen bisher etwa 30.000 Fahrgäste die Nachtbusse am Wochenende, schnellt die Zahl der Wochenendfahrgäste, die nachts Busse und U-Bahnen nutzen, bereits Anfang 2005 auf mehr als 90.000 in die Höhe. 

Und hinter den Kulissen?

Doch das ist nur die eine Seite. Auf der anderen stehen die Menschen, die den Betrieb am Wochenende ermöglichen: Natürlich die Fahrer und Fahrerinnen, die die U-Bahnen nachts durch die Stadt bewegen und mit ihren Schichten am Wochenende den Fahrgästen ein zuverlässiges und bequemes Angebot bereitstellen. Und es sind auch die Hochbahnerinnen und Hochbahner in den Werkstätten und der Verwaltung, die das Angebot technisch durch die Bereitstellung von U-Bahn-Fahrzeugen vorbereiten und durch die Aufstellung der Fahr- und Dienstpläne administrativ ermöglichen. 


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2 Kommentare zu: Endlich! Die U-Bahn macht durch

  1. (…) Wenn man sich ansieht, wie die Fahrzeuge aussehen nach so einer Nacht und dann sich mal vor Augen hält, was das an Steuergelder kostet…

    1. Ich habe deinen Kommentar einmal gekürzt – lass uns hier doch bitte sachlich bleiben! Und zu deinem Punkt: Natürlich werden die Bahnen nachts gerne auch von Feiernden genutzt und ja, das macht sicher Arbeit. In einer Großstadt (dazu mit einer der berühmtesten Partymeilen Europas) gehört das aber eben dazu.

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