Share Economy oder die Philosophie des Teilens

Einer Studie des Umweltministeriums zufolge wünschen sich 82% der Befragten die Abkehr von einer auf das Auto zentrierten Städteplanung. Statt eines immer weiter anwachsenden Autoverkehrs, sollen gute Fuß- und Radwege und ein gut ausgebauter öffentlicher Personennahverkehr die Mobilität in der Stadt sichern. Der Individualverkehr soll dagegen abnehmen und stattdessen die gemeinschaftliche Nutzung von (privaten) Fahrzeugen in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.  


Ausgangslage: Megatrend Urbanisierung

1950 lebte weniger als ein Drittel der Weltbevölkerung in Städten. 100 Jahre später werden es über 70% sein, die dort leben, arbeiten und sich fortbewegen (müssen). Es ist daher kaum verwunderlich, dass die Verdichtung vieler Stadtgebiete zu immer mehr Nutzungskonflikten führt. Wo beispielsweise noch vor 30 Jahren die Autos entspannt neben den Bussen durch Hamburg fahren konnten, ist heute immer weniger Platz. Immer mehr Städte platzen aus verkehrlicher Sicht aus allen Nähten: der Verkehr staut sich an allen Ecken, Parkplätze sind ohnehin schwer zu kriegen und manch einer Stadt wird sogar der totale Verkehrskollaps prophezeit.
Der wenige Raum wird zu einer immer knapperen Ressource, die bestmöglich genutzt werden will. In Verbindung mit dem seit Jahren andauernden Trend von der Abkehr vom eigenen Auto, werden zunehmend Konzepte nötig, die statt des Verkehrs die ganz grundsätzliche Mobilität der Stadtbewohner fördern.


Sharing als Lösung? Die Philosophie des Teilens

Grundsätzlich betrachtet ist also die „Share Economy“ kein wirklich neues Phänomen. Schließlich haben Menschen streng genommen seit Anbeginn der Zeit Dinge miteinander geteilt. Wohngemeinschaften, Mitfahrzentralen und Second-Hand-Läden gibt es seit Jahren. Vor allem aber in dörflichen Gemeinden, Vororten und Kleinstädten ist der nachbarschaftliche Tausch bzw. das Ausleihen von Dingen gängige Methode. In den anonymen Großstädten fragt es sich beim unbekannten Nachbarn allerdings oftmals schlecht nach Hilfe.
Und genau das ist die Lücke, die der Trend „Share Economy“ zu schließen versucht. Denn wer will schließlich nicht alles, was er braucht, bekommen und nutzen können, ohne aber dafür zwingend besitzen zu müssen?
In Zeiten des Internets sind hierfür in den letzten Jahren zahlreiche Online-Plattformen entstanden, die Share-Angebote und deren potenzielle Nutzer einfach zusammen bringen.
Damit schafft die Share Economy letztlich eine effizientere Welt. Wer braucht schließlich seine Motorsäge, den Teppichreiniger oder Traktor an 365 Tagen im Jahr?
Ist es nicht effektiver, diesen mit Tausenden anderen Leuten gemeinschaftlich zu teilen?
Durch das zeitlich befristete Nutzen erhöht sich die individuelle Freiheit und es werden Kosten gespart. Die gemeinschaftliche Nutzung sorgt außerdem dafür, dass Ressourcen nicht verschwendet werden, die unter normalen Umständen nicht dauerhaft genutzt werden würden. Dadurch erhöht sich im Umkehrschluss also die Effizienz eines jeden „Share-Gegenstandes“.


Vielfältige Angebote – Mobilität als Lifestyle

Geteilt werden kann heute nahezu alles. Egal ob Bohrmaschinen aus dem Baumarkt, Gemüsegärten, Wohnungen oder Fahrräder, die Angebote sind vielfältig verfügbar. Auch vor dem einstigen Statussymbol Auto macht der Trend nicht Halt. Für viele erfüllt dieses heute nur noch den Zweck von A nach B zu kommen. Studien belegen zudem, dass die meisten Pkw den Großteil des Tages stehen – in der Stadt bis zu 23 Stunden am Tag. Das Fahrzeug ist also im Grunde genommen ein „Stehzeug“. Warum also solch ein Stehzeug kaufen, das teuer in Anschaffung und Unterhalt ist und dann noch viel zu wenig genutzt wird? Ist es stattdessen nicht umwelt- und ressourcenschonender, ein Auto nur kurzzeitig zu mieten?

Noch ist das Sharing im Bereich Mobilität wenig genutzt, wenn auch schon relativ bekannt. Studien zeigen jedoch, dass eine Vielzahl der Befragten sich das Teilen von Fahrzeugen für die Zukunft vorstellen kann. 73% aller Europäer glauben sogar, dass Carsharing als neue Mobilitätslösung in der Zukunft zunehmen wird. Dabei ist der bedeutendste Faktor wohl der, dass das jeweilige Fahrzeug „auf Abruf“ bereit stehen soll. Dann kann es bestehende Verkehrsangebote, wie Bus und U-Bahn, sinnvoll ergänzen und die Lebensbereiche Arbeit, Einkaufen und Freizeit miteinander verknüpfbar machen.  Der Pkw entwickelt sich damit langfristig zu einem Gut, das gemeinschaftlich genutzt wird oder als Dienstleistung auf Abruf („on Demand“) bereitsteht. Damit würde Car-Sharing im Idealzustand schaffen können, dass Autofahrer ein Auto immer dann benutzen können, wenn sie es möchten und brauchen, im Umkehrschluss aber darauf verzichten, sich ihr eigenes privates Fahrzeug zuzulegen.

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3 Kommentare zu: Share Economy oder die Philosophie des Teilens

  1. Aprospos Teilen:

    Wieso geht das bei HVV-Zeitkarten nicht? Ich bin im Urlaub, die Sonne schaut meiner Zeitkarte beim Vergilben auf der Fensterbank zu. Sie führen hier so ausführlich die ganzen Vorteile der Sharing Economy auf… ich meine, zahlen Sie € 3,10 für eine WLAN-Einzelkarte an die Telekom, wenn die Schwiegereltern auf die Kinder aufpassen und abends mal ins Internet wollen?

  2. Apropos teilen: ist eigentlich vorgesehen, dass die Hochbahn-Fahrzeuge in nächster Zeit mal mit WLAN ausgestattet werden und wenn ja, für wann ist es vorgesehen? VHH und AKN machen das schon…

    1. Eine Ausstattung der HOCHBAHN-Fahrzeuge ist derzeit nicht vorgesehen. Planungen gehen aber dahin, die 91 U-Bahn-Haltestellen mit WLAN auszurüsten. Zu den anderen Unternehmen: Die VHH rüstet ihre Busse auf der M3 damit aus. Wir fahren aber (bis auf die M5) nicht linienrein, müssten also 950 Busse damit ausstatten. Das wäre eine Rieseninvestition bei doch eher begrenztem Nutzen für die Fahrgäste. Bei der AKN handelt es sich, soweit ich es weiß, nur um die Haltestellen, für die die AKN allein verantwortlich ist.

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