Endlich geht’s mit der U-Bahn zum Tierpark und nach Niendorf 

Pläne, eine U-Bahn über Eimsbüttel hinaus zu bauen, gibt es schon früh. Doch Hamburg und Preußen können sich nicht über eine Verlängerung der „Hellkamp-Linie“ verständigen. Erst in den 1960er Jahren erhalten Stellingen und der dortige Tierpark eine U-Bahn-Haltestelle. Allerdings ist hier dann auch direkt wieder Schluss und erst mehr als ein Jahrzehnt später wird die U-Bahn schließlich nach Niendorf weitergebaut.

Schon beim Bau der Zweiglinie nach Eimsbüttel wird überlegt, die U-Bahn um eine Haltestelle zu ergänzen. Das Ziel: Der Tierpark, den Carl Hagenbeck 1904 eröffnet hat. Das Problem: kurz hinter der Haltestelle Hellkamp endet Hamburg – und Stellingen mit dem weltberühmten Tierpark liegt in Preußen. Und so wird der angedachte U-Bahnbau zum staatspolitischen Unterfangen, das letztlich daran scheitert, dass sich die beiden Staaten Hamburg und Preußen nicht einigen. Selbst die Briefe und Gespräche, die Carl Hagenbeck an den Senat richtet, helfen nicht. Die Straßenbahnverbindung muss vorerst reichen. Das ändert sich auch nicht, als Lokstedt, Schnelsen und Niendorf 1927 zu einer Gemeinde zusammenwachsen, die 1937/38 durch das Groß-Hamburg-Gesetz Teil der Hansestadt wird. 

Ein Blick in die Station Hellkamp, wie sie in den 1950ern aussah.
Die Haltestelle Hellkamp in den späten 1950er Jahren. 

Hellkamp: Erst saniert, dann aufgegeben 

Als sich jedoch ab den späten 1950er Jahren die Stadtteilstruktur am Rande Eimsbüttels und in Lokstedt wesentlich verändert, wird die Idee einer U-Bahn-Haltestelle am Tierpark wieder aufgenommen. Denn nicht nur Eimsbüttel wächst, auch in Lokstedt entstehen neben einer weitreichenden Einzelhausbebauung nahe dem Tierpark die Fernsehstudios des NDR sowie später noch Behörden und ein Seniorenheim. Folgerichtig wird die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in Angriff genommen. 

Anfang der 1950er Jahre wird zunächst die 1914 eröffnete Haltestelle Hellkamp grundlegend umgebaut: Die Tunneldecke wird verstärkt, um den zunehmenden Belastungen durch den Autoverkehr standzuhalten. Zudem wird der Eingang verlegt und der Bahnsteig verlängert. Doch trotz dieser „Schönheitskorrekturen“ bleibt das grundsätzliche Problem der unzureichenden U-Bahn-Anbindung bestehen. 

Die erste Überlegung, die bestehende Linie von der Haltestelle Hellkamp aus einfach zu verlängern und am Brehmweg sowie am Tierpark neue Haltestellen zu bauen, wird letztlich aufgrund der sehr geringen Abstände zwischen den Haltestellen in Eimsbüttel verworfen. Stattdessen wird komplett neu strukturiert: Die bisherige Endhaltestelle Hellkamp wird aufgegeben und durch eine neue, zentral gelegene Haltestelle ersetzt. Diese entsteht unter der Methfesselstraße am heutigen Else-Rauch-Platz und bietet weiten Teilen des dicht besiedelten Eimsbüttels nun direkten Zugang zur U-Bahn. 

Der Bahnsteig der Halterstelle Lutterothstraße kurz nachdem erste Bahnen fuhren.
Die Haltestelle Lutterothstraße kurz nach Fertigstellung, 1965 

Neubau und Sanierungen zugleich 

Im November 1963 startet der U-Bahn-Neubau in offener Bauweise. Von der Abstellanlagen hinter der Haltestelle Hellkamp aus wird der neue Tunnel unter der Straße zunächst gerade, dann in einer Rechtskurve zur unter der Methfesselstraße gelegenen neuen Haltestelle geführt. Dahinter entsteht dann die neue Haltestelle Lutterothstraße mit zwei Zugängen an den Enden des breiten Mittelbahnsteigs. 

Diese Bauphase nutzt die HOCHBAHN nicht nur, um die Haltestelle Hellkamp „zurückzubauen“. Gleich alle Haltestellen in Eimsbüttel werden ab dem 1. Mai 1964 für ein Jahr gesperrt, um sie grundlegend zu sanieren. Dabei werden die Zugänge an die Situation des Oberflächenverkehrs angepasst, die Tunnel saniert und die gesamte Technik erneuert. Völlig umgestaltet wird die Haltestelle Osterstraße, die Seitenbahnsteige, moderne Schalterhallen und neue, an den Straßenrändern gelegene Zugänge erhält. Markantes Zeichen der Zeit sind bis heute die knall-gelben Wandfliesen.   

Eimsbüttels neue U-Bahn-Haltestelle wird am 30. Mai 1965 eröffnet. Später bekommen auch die Bewohner der etwa 1.100 Wohnungen in den Hochhäusern der Lenz-Siedlung, die ab 1974 gebaut wurden, einen direkten Zugang zur U-Bahn. 

Teile der U2-Strecke im Bau.
Die Baustelle am Tunnelende am Lenzweg, 1965. Von hier verläuft die U-Bahn-Strecke als Einschnitt. 

Tierpark mit U-Bahn-Anschluss 

Allerdings wird 1965 gleich nach Lokstedt weitergebaut. Unmittelbar hinter Lutterothstraße endet der Tunnel und die Strecke wird als Einschnitt bis zur Haltestelle Hagenbeck Tierpark und der dahinter liegenden Abstellanlage weitergeführt. Die feierliche Eröffnung erfolgt am 30.Oktober 1966 statt. Mehr als 50 Jahre nach den ersten Plänen, ist die U-Bahn endlich am Tierpark angekommen. Und tatsächlich ist hier erstmal Endstation. 

Der Ausbau der Haltestelle Niendorf Markt im vollen Gange!
Innenausbau der Haltestelle Niendorf Markt Mitte 1983. 

Endhaltestelle Niendorf 

Als Hamburg in den späten 1970er Jahren wieder zu wachsen beginnt, entstehen viele größere Wohnbauten, aber auch zahlreiche Einzelhäuser in Niendorf. Damit einher geht die Frage einer verbesserten Nahverkehrsanbindung. Denn die Buslinie 102 (Schnelsen – Hauptbahnhof, heute Metrobuslinie 5) als Ersatz für die 1978 eingestellte letzte Straßenbahnlinie 2 funktioniert zwar, doch sind Strecke und Fahrzeit in die City lang. So wird klar: Es fehlt eine schnelle Verbindung in die Innenstadt. Als sich zwischenzeitlich aufgestellte Pläne zum Bau einer Verbindung von Niendorf und Lokstedt über Hoheluft zum Stephansplatz als mittelfristig nicht umsetzbar herausstellten, wurde ab November 1979 eine einfachere Lösung umgesetzt: Die Weiterführung der U2 nach Niendorf. Wegen der vorhandenen Bebauung wurde die Strecke als Tunnel geplant, mit zunächst nur einer Haltestelle am Niendorfer Markt. Aufgrund des großen Abstands zwischen den beiden Haltestellen wurde statt des vorgesehenen Notausstiegs am Hagendeel doch eine nach den Plänen der Architekten Glienke und Hirschfeld gestaltete Haltestelle errichtet. 

Die Haltestelle Niendorf Markt entsteht als Tunnelbauwerk mit Mittelbahnsteig und Zugängen an den jeweiligen Enden unter der Straße Tibarg. Nur ein paar Schritte entfernt sorgt eine Busumsteigeanlage für Anschluss an verschiedene Buslinien und damit Nahverkehr in der Fläche. Die beiden Haltestellen Hagendeel und Niendorf Markt werden schließlich gemeinsam am 2. Juni 1985 regulär in Betrieb genommen. Im zur Fußgängerzone umgestalteten Tibarg findet am Tag vorher das große Volksfest zur Eröffnung statt – natürlich mit einer Eröffnungsfahrt. Damit hat Niendorf direkt am alten Ortszentrum nun seinen U-Bahn-Anschluss. 

Die erste Fahrt der neuen U2-Strecke bis Hagenbecks Tierpark.
Eröffnungsfahrt der U2 von Hagenbecks Tierpark bis Niendorf Markt am 1. Juni 1985 

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2 Kommentare zu: Endlich geht’s mit der U-Bahn zum Tierpark und nach Niendorf 

  1. Wie sieht‘s denn eigentlich mit der überfälligen Umbenennung der Haltestelle aus?

    Lassen wir mal die Diskussionen um den Tierschutz aussen vor, aber das Hagenbeck auf rassistische Art und Weise Menschen ausgestellt hat und Völkerschauen veranstaltet hat, ist mittlerweile wissenschaftlich und politisch diskutiert und belegt.

    Was sagt die Hochbahn eigentlich dazu? Da sollte sich doch langsam mal was tun, nein?

    1. Moin, die Namensgebung der Haltestelle zielt darauf, die Örtlichkeit zu benennen, um die Orientierung zu erleichtern. Und auch wenn die Vergangenheit des Tierparks durchaus kritisch zu betrachten und zu hinterfragen ist, so ist das nicht Aufgabe der HOCHBAHN. Als Historiker sehe ich die Forschung und die kritische Öffentlichkeit als Impulsgebende für einen Diskurs (den es ja durchaus schon gibt), nicht aber die HOCHBAHN.

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