Laub_auf den Gleisen_HOCHBAHN

Wie Herbstlaub zu Verspätungen bei der U-Bahn führt

Hamburg im Herbst: So richtiges „Schietwetter“ mit viel Regen und Wind. Die Bäume verfärben sich, das Laub wird nach und nach von den Ästen geweht. Was zunächst ganz normal klingt, kann die U-Bahn regelrecht lahm legen. Warum, zeigt mir U-Bahn-Fahrerin Margot auf der U1.

U-Bahn-Fahrerin

Laub – Wie Glatteis auf den Schienen

60 der knapp 100 Kilometer unserer U-Bahn verlaufen oberirdisch. So auch Teile der U1, auf der wir an diesem Morgen unterwegs sind. Hier hat es schon beim ersten Herbststurm des Jahres einige Behinderungen gegeben, heute aber ist der Übeltäter für Verspätungen viel kleiner. Die Rede ist von Laub.

Denn die fallenden Blätter fallen natürlich auf den oberirdischen Strecken auch auf die Schienen. Das an sich ist noch nicht schlimm, denn vieles wird weg geweht oder einfach zermahlen, wenn die U-Bahnen drüber fahren. Regnet es zeitgleich aber leicht, dann werden die Blätter zwischen Rädern und Schiene regelrecht ausgequetscht und hinterlassen einen Schmierfilm auf den Gleisen. „Das macht die Schienen spiegelglatt, vor allem beim typischen Hamburger Nieselregen“, erklärt mir Margot. „Das ist dann ein bisschen wie auf den Straßen bei Glatteis.“ Denn durch den Schmierfilm finden die Räder nicht mehr so gut Halt auf den Schienen. Die Folge: Beim Anfahren drehen sie durch und die U-Bahn kommt nicht vom Fleck und beim Bremsen blockieren die Räder und die U-Bahn „rutscht“ quasi weiter anstatt anzuhalten.

Schmierfilm auf Schiene

Und plötzlich betrifft das auch uns Fahrgäste…

Was erst einmal vor allem für unsere Fahrerinnen und Fahrer nervenaufreibend ist, kann dann aber auch direkte Auswirkungen auf uns Fahrgäste haben. Denn an Haltestellen kann es passieren, dass der Zug zu weit fährt, im ungünstigsten Fall so weit, dass die Türen nicht mehr alle am Bahnsteig sind. „Manchmal kann ich den Zug mit Erlaubnis der Betriebszentrale ein Stück zurück fahren, manchmal kann ich aber nur noch bis zur nächsten Haltestelle durchfahren“, so Margot. Klar, sei das dann doof für die Fahrgäste, ist aber auch vor allem für sie selbst kein schönes Gefühl.

„Unser Job ist es, Fahrgäste von A nach B zu bringen. Und das sicher. Deswegen passen wir uns, wie man das auch im Winter auf der Straße macht, ganz einfach den Verhältnissen auf der Schiene an.“ Das heißt dann: besonders vorausschauend fahren, langsamer fahren und früher bremsen als normalerweise, damit man rechtzeitig zum Stehen kommt. Langsamer fahren kann dann aber eben dazu führen, dass man mit seiner U-Bahn spät dran ist. „Ich verstehe, dass da viele Fahrgäste mal wenig Verständnis für haben, aber Sicherheit geht für mich vor.“ Deswegen sind Abschnitte, die oberirdisch verlaufen gerade im Herbst oft häufiger von Verspätungen betroffen.

Ein Antiblockiersystem mit Sand und der Spritzzug

Der U-Bahn-Betrieb hat selbst ein großes Interesse daran, dass es möglichst wenig Störungen gibt. Deshalb kriegen Margot und ihre Kollegen auch noch technische Unterstützung, wo es möglich ist. Unsere U-Bahnen verfügen über eine Art Antiblockiersystem und streuen zum besseren Bremsen automatisch Sand. Der kommt aus einem Behälter vor der ersten Achse des Zuges und funktioniert vom Prinzip her genau wie der Streusand, der im Winter auch auf die Straßen gestreut wird. Dadurch kann das Rad besser haften, der Zug besser bremsen oder anfahren.

Neben dem Sand setzen wir seit vielen Jahren auch auf den Spritzzug. Der wurde eigens dafür entwickelt, die Gleise vom Schmierfilm des Laubes zu befreien – und das im wahrsten Sinne des Wortes mit Hochdruck. Mit etwa 500 bar sprüht er Wasser auf die Gleise und befreit sie so vom Schmierfilm. Jeden Tag ist er dafür auf den oberirdischen Strecken unterwegs. Und auch wenn wir ihn heute nicht live gesehen haben, gibt’s hier ein kurzes Video.

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2 Kommentare zu: Wie Herbstlaub zu Verspätungen bei der U-Bahn führt

  1. Es gab auch schon vor diesem Spritzzug einen umgebauten DT1 mit 80 bar und Glasperlen im Spritzwasser um die Schienen zu reinigen!

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