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Busbetriebshof im Gleisdreieck – Umweltschützer oder Umweltschreck?

Vor rund drei Wochen haben wir hier das erste Mal über den neuen Busbetriebshof im Gleisdreieck berichtet. Ein so großes Bauvorhaben, was dazu noch auf einer bisher freien, unbebauten Fläche voller Grün stattfinden soll, schürt verständlicherweise Befürchtungen und Ängste – insbesondere natürlich bei denen, die es direkt betrifft: bei den Anwohnern. Solche Bedenken sind für unsere Planer nicht überraschend. Deshalb haben sie die Anregungen der Anwohner aus der öffentlichen Planungsdiskussion im Januar 2014 mit in die weitere Planung genommen. Heute nun werden auf einer zweiten Veranstaltung die Planungsergebnisse präsentiert.
Grund genug, mal zu schauen, wie die HOCHBAHN mit der Kritik und Sorge um Lärm, Verkehrsaufkommen und den Themen Schutz von Tier- und Pflanzenwelt auf der Fläche umgeht.


Geprüft: Gutachten, um zu wissen, womit man es zu tun hat

Zuerst einmal ist es bei jedem Bauvorhaben so, dass im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens zahlreiche Gutachten erstellt werden müssen. Im Falle des neuen Betriebshofes sind das Verkehrsgutachten, landschaftsplanerische Gutachten, ein Umwelt-, Luftschadstoff- und Schallschutzgutachten und eine sogenannte faunistische Bestandsaufnahme. Kurz gesagt, es wird untersucht, was für Einflüsse auf das direkte Umfeld durch die Realisierung des Betriebshofes entstehen, welche Besonderheiten es gibt und worauf besondere Rücksicht genommen werden muss.
Unsere Planer ziehen also nicht einfach Striche auf eine Karte, sondern müssen viele verschiedene Kriterien schon von vornherein beachten und in die Planungen aufnehmen. Daher sind viele der Anmerkungen und Sorgen keine wirkliche Überraschung, sondern Aspekte, mit denen sie sich ohnehin auseinander setzen mussten.


Kritik: Lärm und Emissionen beeinflussen die Wohnqualität der Nachbarschaft

Großer Kritikpunkt einiger Anwohner ist die befürchtete Minderung der Wohnqualität rund um die Fläche des Gleisdreiecks. Dabei sei das Umfeld um das Gleisdreieck schon heute durch den ohnehin vorhandenen Verkehrslärm von S- und U-Bahn und Güterumgehungsbahn stark belastet. Sorge bereitet also gerade der zusätzliche Lärm durch die Zu- und Abfahrten der Busse auf das Gelände, insbesondere in der Nacht.
Zur Verringerung dieses Lärms wird der Betriebshof im Westen, Norden und Osten durchgängig durch Lärmschutzwände abgeschirmt. Die Reparaturhalle, das Verwaltungsgebäude und das Parkhaus schützen die Wohnhäuser in der Langenbeckshöh vor den Geräuschen des Betriebshofes. Alle Busse stehen außerdem unter Carports, die zusätzlich abschirmen.


Eine weitere Reduzierung des Lärms erfolgt durch den zunehmenden Einsatz von Fahrzeugen mit innovativen Antrieben, die deutlich leiser sind als konventionelle Dieselbusse. Und damit ist es eine doppelt erfreuliche Situation: weniger Lärm und weniger Schadstoffemissionen.

 


Kritik: Erhöhtes Verkehrsaufkommen im direkten Umfeld

Unter der Woche wird es auf dem neuen Betriebshof rund 730 An- und Abfahrten geben. Am Wochenende sind es nur noch halb so viele. Die Zufahrt zum Gelände wird ausschließlich von Süden über die Hebebrandstraße erfolgen. Hierdurch werden Fahrten durch das Wohngebiet vermieden.
Die Hebebrandstraße wird als Hauptverkehrsstraße heute von knapp 30.000 Fahrzeugen am Tag genutzt. Die Busse vom Gleisdreieck machen also einen sehr geringen zusätzlichen Teil aus.


Kritik: Tier- und Pflanzenwelt wird vernichtet

Für den Betriebshof muss die knapp 7 ha große Fläche gerodet werden. Daran gibt es nichts schön zu reden oder zu verheimlichen. Aber auch hier sind im Vorfeld genaue Untersuchungen angestellt und Maßnahmen zur Verminderung des negativen Einflusses getroffen worden. Das heißt ganz einfach gesprochen, dass in der Planung eben auch die Auswirkungen des Baus auf Tiere, Pflanzen, Boden, Luft und Klima abgeschätzt und bewertet wurden. Im Zuge dieser Untersuchungen hat sich gezeigt, dass sich auf dem Gelände viele Vogelarten angesiedelt haben. Diese würden zum Teil in den Grüngürteln um den Betriebshof bleiben oder auf umliegende Grünflächen ausweichen. Für Fledermäuse ist das Gelände hingegen nur ein Jagdgebiet oder wird als Flugweg genutzt.
Das spätere Gelände wird künftig von einem Grüngürtel umschlossen, der zusätzlich z.B. auch für die Anwohner von Langenbeckhöh als Sichtschutz dient. Damit werden die heute ohnehin schon begrünten Bahnböschungen ergänzt.Querschnitt
Auch die Fassaden und Dächer der Verwaltungsgebäude und Carports werden begrünt und können so u.a. Lebensraum für Vögel und Insekten bieten. Knapp ein Viertel der Gesamtfläche bleibt ohnehin Grünfläche.
Gesetzlich vorgeschrieben ist für die entfallenen Grünflächen eine sogenannte Ersatzaufforstung. Diese wird, weil es in direkter Umgebung keine geeigneten Flächen dafür gibt, in Langenhorn, Kirchwerder und in der Gemeinde Tensfeld (Kreis Segeberg) durchgeführt.

So verrückt es klingen mag, ist der Bau dieses Betriebshofes also tatsächlich ein bisschen ein Kampf von Umweltschutz gegen Umweltschutz. Denn der Betriebshof und damit die Möglichkeit, Busse einzusetzen und es damit zu schaffen, dass noch mehr Hamburger Autofahrer umsteigen und die umweltfreundlichere Variante ÖPNV nutzen, ist ja ein Umweltschützer, der über zig Jahre wirkt – erst Recht wenn der Betriebshof nach den aktuellen Planungen Mitte des nächsten Jahrzehnts nur noch umweltfreundliche Elektrobusse beheimaten wird.


Die Präsentation von der Infoveranstaltung am 30.09.2015 finden Sie hier zum Download:

150930 Infoveranstaltung Gleisdreieck

 

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4 Kommentare zu: Busbetriebshof im Gleisdreieck – Umweltschützer oder Umweltschreck?

  1. „Das heißt ganz einfach gesprochen, dass in der Planung eben auch die Auswirkungen des Baus auf Tiere, Pflanzen, Boden, Luft und Klima abgeschätzt und bewertet wurden. Im Zuge dieser Untersuchungen hat sich gezeigt, dass sich auf dem Gelände viele Vogelarten angesiedelt haben. Diese würden zum Teil in den Grüngürteln um den Betriebshof bleiben oder auf umliegende Grünflächen ausweichen. Für Fledermäuse ist das Gelände hingegen nur ein Jagdgebiet oder wird als Flugweg genutzt.“ …

    Es hat sich gezeigt, dass bei den Auswirkungen des Baus tatsächlich viele angesiedelte Vogelarten und Tiere um den Betriebshof herum verbleiben und auf umliegende Grünflächen ausweichen, denen nun aber seitdem wichtigste Nahrungs- und Lebensgrundlagen fehlen.
    Was wurde im weiteren Verlauf und wird zum Schutz und zur Unterstützung dieser immer noch dort verweilenden vielen Vögel und Tiere seitens der Hochbahn, gerade in der Winterzeit, unternommen?

    1. Um den Betriebshof wurde für Vögel und Tiere ein Vegetationsstreifen erhalten. Dieser gehört als private Grünfläche zum Grundstück des Busbetriebshofs. Die Gehölze darauf wurden weitgehend erhalten. Im nördlichen und östlichen Grünstreifen hat es zudem Nachpflanzungen gegeben, damit sich dort unter dem bisherigen “Stangenwald” ein dichtes Buschwerk und Untergehölz als geschützter Rückzugsraum entwickelt. Ähnliche Neupflanzungen sind Winter/Frühjahr 2018/19 eingeplant.
      Im Osten wurde bereits im Frühjahr 2017 die hohe Lärmschutzwand, die auch zum Schutz für die östlich jenseits der S-Bahn-Gleise vorhandene Wohnbebauung dient, errichtet. Diese wirkt sich als aktiver Schutz positiv auf den dahinter gelegenen Grünstreifen aus. Neuen Lebensraum gibt es durch die Berankung, die wir dort durchgeführt haben. Der Grünstreifen wird, wenn möglich, nicht durch die Lagerung von Baumaterial gestört.

  2. Laut einer Meldung im Wochenblatt Barmbek/Ohlsdorf vom Dezember 2015 sollte es Anfang Januar 2016 eine „große Anhörung“ zum Thema Gleisdreieck im Bezirksamt Nord geben, bei der auch Vertreter von Umweltschutzorganisationen gehört werden sollten. Dieser Termin hat meines Wissens nicht stattgefunden.

    Sind derzeit Informations-/Diskussionsveranstaltungen in Planung? Ich fände es begrüßenswert, jetzt und auch in Zukunft über anstehende Termine informiert zu werden.

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