Was macht eigentlich die U4-Baustelle?

Schon vor knapp 12 Jahren, im Sommer 2003 hatte der Hamburger Senat beschlossen, dass es eine U-Bahn in die HafenCity geben soll. Eine Machbarkeitsstudie vom Amt für Verkehr hatte zuvor gezeigt, dass für die Erschließung der HafenCity die U-Bahn anderen Verkehrsmitteln wie beispielsweise einer S-Bahn, Straßenbahn oder auch Bussen überlegen ist.

So wurde die U4 gebaut, bis 2012 die ersten zwei Haltestellen Überseequartier und HafenCity Universität in Betrieb genommen werden konnten. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass es dabei nicht bleiben, sondern die U4 um 1,3 km weiter in Richtung Elbbrücken verlängert werden sollte. Hier kann sie nicht nur die östliche HafenCity erschließen, sondern auch eine gute Ausgangslage für den möglichen „Sprung über die Elbe“ bieten.

Bauzeit, Verfahren und Baufortschritt

Dem Bau einer U-Bahn (egal ob „nur“ einer Verlängerung oder aber eines kompletten Neubaus) geht eine lange und intensive Phase der Planung  voraus. So auch bei der Verlängerung der U4.
Nach der Eröffnung der zwei neuen U4-Haltestellen in der HafenCity begannen im Juni 2013 direkt nach dem Spatenstich die Bauarbeiten zur Kehr- und Abstellanlage, die sich künftig direkt an die Haltestelle HafenCity Universität anschließt. Gleich hinter der Haltestelle werden die normalen Gleise in die 200 Meter lange Abstellanlage führen, die knapp 20 Meter tief in der Mitte der beiden weiterführenden Gleise liegt. Sobald sie fertig ist, können hier U-Bahnen abgestellt werden oder ganz einfach „wenden“, also im Fachdeutsch „kehren“, und in die andere Richtung zurück fahren.

Dafür wurde in einer Baugrube gebaut, die durch Stahlbetonwände und eine dicke im Boden verankerte Betonsohle gegen das Grundwasser abgesichert wurde – denn schließlich bauen wir die U-Bahn rund 17,5 Meter unter der Erde und somit auch unter dem Grundwasserspiegel. Weil hier genug Platz ist und an der Oberfläche noch keine Gebäude, haben sich die Planer für die Verlängerung der U4 für diese offene Bauweise entschieden. Damit gibt es also keinen Tunnelbohrer, wie wir ihn vom ersten Abschnitt der U4 kennen, sondern die Strecke wird ausgehoben.

Im April 2014 begannen schließlich auch die Arbeiten zum Tunnel- und Trogbauwerk der U4-Verlängerung. Wie auch schon bei der Kehr- und Abstellanlage und dem U4-Abschnitt ab der Haltestelle Überseequartier, wird wieder in offener Bauweise, mithilfe großer Schlitzwandgreifer gebaut.

Diese bereiten den Boden für die Strecke des rechteckigen U-Bahn-Tunnels und stützen die Seiten der Tunnel- und Trogbaugrube ab. Damit tragen sie vor allem zur Befestigung der Baugrube bei und schützen gleichzeitig vor einfließendem Wasser. Man muss sich das vorstellen wie eine Wanne, in der später erst der eigentliche Tunnel gebaut wird – also quasi ein Bauwerk im Bauwerk.

 

Grafik U4-Querschnitt

Schließlich wird ab Frühjahr 2015 auch schon am Untergeschoss der Haltestelle Elbbrücken gebaut werden. Das, was später für alle Fahrgäste sicht- und begehbar sein wird, nämlich die Halle der Haltestelle und die Bahnsteige, werden erst zum Schluss fertiggestellt sein. Dafür beginnen die ersten Arbeiten Ende 2015 und werden voraussichtlich 2018 beendet.
Aussehen soll die fertige Haltestelle 2018 dann so:

Gründe für die Verlängerung und „Sprung über die Elbe“

Am Überseequartier hat man die letzten Jahre gesehen, wie viele neue Wohnungen und Arbeitsplätze in der HafenCity entstehen. Ähnliches ist für das Areal rund um die künftige U4-Haltestelle Elbbrücken geplant.
Hier sollen in den nächsten 10 Jahren auf 21,4 Hektar Wohnungen und Büros entstehen, die Platz für rund 20.000 Arbeitsplätze und 2.800 Wohnungen  bieten. Das Gebiet muss daher also verkehrlich erschlossen werden. Die Verlängerung der U-Bahn sorgt also dafür, dass das Gebiet um den Baakenhafen auch aus der Innenstadt heraus leicht erreichbar sein wird.

Für 2018 ist geplant, dass auch ein direkter Übergang zu einer Haltestelle der S-Bahn geschaffen wird, mit dem auch Pendler aus dem Süden Hamburgs einen weiteren Anschluss ans Zentrum Hamburgs erhalten. Damit wird man aus dem Hamburger Süden eine direkte Verbindung in die HafenCity haben oder aber die Innenstadt und den Westen Hamburgs erreichen können, ohne über den „Engpass“ Hauptbahnhof fahren zu müssen.

Ein „Sprung über die Elbe“ wäre damit also geschafft und auch die Voraussetzungen für einen Weiterbau der U4 zum Kleinen Grasbrook sind geschaffen. Der Weiterbau der U4 über die Elbe hängt aber von vielen Kriterien ab, die in direktem Zusammenhang mit dem weiteren U-Bahn-Netzausbau  stehen.

Da sich ein so umfangreiches Bauvorhaben schwer in der Theorie und mit Fotos erfassen lässt, haben wir einfach mal ein Kamerateam auf die Baustelle geschickt:

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In den nächsten Wochen wollen wir Ihnen an dieser Stelle den Schlitzwandgreifer noch genauer zeigen. Hier erklären wir Ihnen nicht nur, wie er funktioniert, sondern auch, was es sonst noch Besonderes auf der U4-Baustelle gibt.

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11 Kommentare zu: Was macht eigentlich die U4-Baustelle?

  1. Mal eine Frage, ich hab vor einigen Tagen noch ein Video im Internet gesehen, wo in der Nähe des Elbbrücken-Bahnhofes oder sogar darinnen ein neues Theater entstehen sollte. Leider kann ich die Seite nicht mehr finden. Weis jemand, ob sich da was geändert hat, oder wo ich die Seite finden kann?

  2. Es hieß bereits vor einiger Zeit, dass die Abstellanlage HafenCity Universität bereits im April 2015 in Betrieb gehen solle. Die Verlängerung zu den Elbbrücken sei ohnehin gut im Zeitplan. Bislang ist dies aber noch nicht der Fall. Hat sich nun doch eine Verzögerung ergeben?
    Der Weiterbau zum Grasbrook bzw. nach Wilhelmsburg wird von der Olympiade doch wohl nicht allein abhängig gemacht? Wenn Wohnungen auf der Elbinsel entstehen, wird doch ohnehin in diese Richtung gearbeitet?
    Wie sich mittlerweile abzeichnet, soll die U5 eine zusammenhängende Linie werden. Dann ist der an sich sinnvolle Weg, Bramfeld über Sengelmannstr. und Winterhude und Hauptbahnhof Nord mit der U4 zu verknüpfen und die jetzige U4 vom Billstedter Ast wieder abzuziehen überhaupt nicht mehr angedacht?

    1. Wegen der Kehr- und Abstellanlage habe ich mal bei unserem U4-Projektleiter nachgefragt. Wir sind mit dem Bau der Kehr- und Abstellanlage im Zeitplan. Für April 2015 war die Fertigstellung des Rohbaus vorgesehen. Das haben wir geschafft und gerade läuft der Gleisbau. Also keine Verzögerungen von unserer Seite.

      Zu Ihrer zweiten Frage:
      Der Weiterbau der U4 muss sich lohnen. Hierfür ist Wohnungsbau nötig. Wenn Olympia kommt, wird das Gelände vor allem für die Nachnutzung interessant. Und dafür bauen wir eine U-Bahn, bevor an der Oberfläche gebaut wird.
      Die weitere Verlängerung der U4 Richtung Wilhelmsburg hängt ebenso von der dortigen städtebaulichen Entwicklung ab.
      Für die U5 gibt es derzeit keine Planungen, den Ast der U4 aufzunehmen. Das werden vielmehr zwei voneinander getrennte Linien sein.

      1. Die Verknüpfung der U4 mit der zukünftigen U5-Ost wäre insofern sinnvoll, als sich dann am Hauptbahnhof-Nord bahnsteiggleich nur 2 Linien treffen müssten. Falls die Nutz der Vorleistung der äußeren Röhren überhaupt noch angedacht ist, müssten sich bei unabhängiger Linienführung am Ende 3 Linien treffen, was bei der Enge der Röhrenbahnsteige letztendlich zu räumlichen Problemen beim Fahrgastwechsel führen würde. Die Unabhängigkeit der U5 von der U4 hat selbstverständlich den Charme, dass die alte Abhängigkeit überwunden ist: Der Bau der „U4 alt“ über Winterhude ist Voraussetzung dafür, dass eine U5 von Lokstedt kommend am Stephansplatz in die U1 eingefädelt werden kann. Diese verkehrstechnische Strategie aus den 60er Jahren kann wohl nicht mehr aufrecht erhalten werden. Außerdem ist die ursprüngliche Route von Jungfernstieg über St. Pauli und Altona nach Lurup eh Geschichte.
        Offen ist also nach wie vor, wo die U5 von Winterhude kommend am Hauptbahnhof halten wird.
        Wegen der Abstellanlage Hafencity ist nunmehr ein Bericht hier auf der Hochbahnseite vorhanden. Das hatte ich übersehen. Ich denke mal, die neue Anlage geht noch in diesem Jahr in Betrieb.

      2. Die am Hauptbahnhof vorhandenen Bahnsteigröhren, von denen Sie sprechen, lassen sich auch aus baulichen Gründen leider nicht so einfach nutzen. Stattdessen würde für die U5 ein komplett neuer Bahnsteig entstehen müssen. Wie und wo genau, können wir noch nicht sagen – das ist aber Bestandteil der gerade laufenden Untersuchungen. Es wird aber wohl so sein, dass U5 und U4 voneinander unabhängig sein werden. Wenn die U5 eine eigenständige Linie wird, wird sie auch am Stephansplatz nicht in die U1 einfädeln.

  3. Ist eine Verlängerung der U4 nach Alt-Wilhelmsburg als zusätzliche Station denkbar? Es ist immerhin der flächenmäßig größte Stadtteil.

    1. Die Weiterführung in den Bereich Wilhelmsburg / Kirchdorf ist nach Ansicht unserer Planer erst dann sinnvoll, wenn auf der Elbinsel in großer Anzahl neue Wohnungen gebaut würden. Gleiches gilt übrigens auch für die Verlängerung der U2 nach Lohbrügge / Bergedorf.

  4. Ist eine Verlängerung der U4 zum Kleinen Grasbrock, bis 2024 falls Hamburg den Zuschlag für die Sommerspiele bekommt realisierbar?
    Wo und welche S Bahn Linien sollen mit der U4 verknüpft werden und ist eine Verknüpfung mit der in Planung befindlichen U5 ab 2025 denkbar?

    1. Ja, der Bau der Verlängerung bis zum Kleinen Grasbrook ist realisierbar. Die Haltestelle ist jedoch nicht zwingend notwendig bzw. als Vorhaltebauwerk für die Nachnutzung des Areals gedacht. Während der Olympischen Spiele wäre die Erreichbarkeit auch durch die Stationen Überseequartier, HafenCity Universität und Elbbrücken und durch die S-Bahn-Haltestelle Veddel gegeben. Die Sicherheit während der Spiele ist zudem ein wichtiger Faktor. Nach Olympia würde das Gebiet weiter ausgebaut und für Wohnungen und Büros genutzt. Vor allem dafür wäre die Haltestelle wichtig.

      1. Mich würde sehr interessieren, ob auf der Strecke zwischen Jungfernstieg und Überseequartier noch eine Haltstelle geplant ist? Vielleicht ja ein Übergang am Baumwall auf die U3?

      2. Das ist nicht geplant. Ich verstehe aber Ihre Idee, weil der Streckenabschnitt zwischen Jungfernstieg und Überseequartier ja wirklich ziemlich lang ist. Die U4-Strecke führt ja nicht direkt an der Haltestelle Baumwall vorbei. Außerdem wäre eine zusätzliche Haltestelle unter der Haltestelle Baumwall sehr tief, was lange Umsteigewege zur U3 bedeuten würde, weil diese ja an der Oberfläche liegt. Dann würde mit dieser Haltestelle auch nicht mal ein neues Gebiet erschlossen. Daher ist eine solche Haltestelle nicht in Überlegung.

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