Woher wir wissen, wie viele Menschen mit der HOCHBAHN fahren

In Hamburg wird gerade heiß diskutiert: Bauen wir eine neue U-Bahn-Linie? Und wenn ja, wo genau fährt sie lang? Dabei kommt immer wieder die Frage auf, warum wir keine Querverbindung nördlich der Alster planen. Darauf antworten wir, dass so eine Verbindung derzeit mit Bussen erfolgt, deren Fahrgastaufkommen keine U-Bahn rechtfertigen würde. Doch woher wissen unsere Planer das eigentlich? Woher wissen wir, wie viele Menschen in unseren Bussen und U-Bahnen unterwegs sind und woher weiß die HOCHBAHN überhaupt, wo sie welche Busse einsetzen muss, wo ein engerer Takt nötig ist oder man eben besser eine neue U-Bahn-Linie baut, weil Busse nicht mehr ausreichen? Des Rätsels Lösung: Fahrgastzählung bei der HOCHBAHN.


Wie wir Fahrgäste zählen

1. Manuelle Zählung 

Die manuelle Zählung ist einfach erklärt. Dafür geht Zählpersonal direkt in die Fahrzeuge und zählt an jeder Haltestelle alle Fahrgäste, die ein- und aussteigen. Dafür haben sie an einem Klemmbrett Zähluhren, mit denen sie „per Klick“ jeden einzelnen Fahrgast erfassen. Ganz altmodisch werden die Daten dann zuerst mit Stift und Papier gesammelt und anschließend zur weiteren Datenverarbeitung elektronisch eingegeben.

2. Technische Zählung

In rund jedem fünften Fahrzeug (Bus und U-Bahn) haben wir außerdem sogenannte Automatische Fahrgastzählsysteme (AFZS) eingebaut. Das sind speziell entwickelte Infrarotsensoren, die an den Türen der Busse und U-Bahnen angebracht sind und die Fahrgäste erfassen. Dabei erkennt das System automatisch, ob der Fahrgast ein- oder aussteigt. Diese „Zähl-Fahrzeuge“ sammeln den ganzen Betrieb über die Informationen, speichern sie im Bordrechner und schicken sie über Funk in die Zentrale, wo sie ausgewertet werden.

3. Berechnung der Nachfrage anhand verkaufter Fahrkarten

Neben den Zählungen werden auch die Fahrkartenverkäufe im gesamten HVV ausgewertet, um daraus die Anzahl der Fahrgäste zu berechnen. Da es nun ja aber unterschiedliche Fahrkarten gibt (Einzelfahrkarte, Tageskarte und Monatskarten), wird mit Hilfe der Marktforschung ermittelt, wie häufig eine Person im Durchschnitt mit einer dieser Fahrkarten den ÖPNV in Hamburg nutzt.

4. Verkehrsmodelle

Unsere Verkehrsplaner greifen zudem auf komplexe Verkehrsmodelle zurück, die auch den Autoverkehr in Hamburg berücksichtigen. Denn auf den Straßen finden kontinuierlich auch Verkehrszählungen des Individualverkehrs statt. Daraus kann dann wiederum auch abgeleitet werden, wie viele Autofahrer möglicherweise auch auf eine neue U-Bahn- oder Buslinien umsteigen würden.


Woher wir wissen, wie viele Fahrgäste auf bestimmten Abschnitten und Linien unterwegs sind

Bei den Zählverfahren wird immer auch erfasst, an welchen Tagen, zu welcher Uhrzeit und auf welcher Linie und in welche Richtung gezählt wurde. Damit diese Daten auch plausibel hochgerechnet werden können, gibt es Vorgaben, wie genau gezählt wird und z.B. auch wie häufig Fahrten gezählt werden müssen.
Über diese reine Zählung erhalten wir also wichtige Informationen über die Anzahl der Fahrgäste. Für zusätzliche Informationen wie Umsteigebeziehungen und Häufigkeit der Fahrten von Fahrgästen, werden diese zusätzlich regelmäßig befragt. Daraus können unsere Kollegen ermitteln, wie häufig ein Fahrgast im Durchschnitt umsteigt und dies als zusätzliche Information für die Angebotsplanung nutzen.


Denn das ist der nächste Schritt – Angebotsplanung

Vereinfacht gesprochen nutzen wir die Fahrgastzahlen nämlich, um den U-Bahn- und Busverkehr an das Nutzungsverhalten der Fahrgäste anzupassen. Denn wie sonst sollen wir sicherstellen, dass unsere Busse und U-Bahnen möglichst nicht leer oder zu voll durch die Stadt fahren?
Die Fahrgastzahlen helfen uns also zu ermitteln, welche Takte nötig sind und was für Fahrzeuge (Bus) oder Fahrzeuglängen (U-Bahn) wir einsetzen müssen. Dabei geht es also direkt um den Komfort der Fahrgäste, weil sie einen Platz finden und regelmäßig mit uns fahren können. Für uns als Unternehmen geht es aber zusätzlich auch um Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Denn nur, wer die Anforderungen genau kennt, kann seine Ressourcen effizienter einsetzen, Betriebskosten optimieren und einsparen oder eben eine neue U-Bahn-Linie bauen.

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1 Kommentar zu: Woher wir wissen, wie viele Menschen mit der HOCHBAHN fahren

  1. Moin moin zusammen,
    ich habe hier noch nie etwas kommentiert, lese aber sehr gerne eure Beiträge und wollte mich dafür einfach mal bedanken.
    Grüße Tomek

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