Was Olympia für den Hamburger Nahverkehr bedeutet

Ganz Hamburg diskutiert über Olympia. Kurz vor dem Referendum am 29. November nimmt die Diskussion zwischen Befürwortern und Gegnern weiter Fahrt auf. Daher zuallererst eines: Ja, das ist ein Thema, zu dem man unterschiedlicher Meinung sein kann. Unabhängig aber davon, ob man nun für oder gegen die Spiele in unserer Stadt ist, bedeutet eine mögliche Bewerbung vor allem für den ÖPNV in Hamburg eine besondere Herausforderung. Denn aller Voraussicht nach werden rund 4 Millionen Menschen die Olympischen und Paralympischen Spiele besuchen. Wir wollen daher einen Blick darauf werfen, was diese Spiele und das daraus resultierende Mehr an Fahrgästen für die HOCHBAHN und damit für den Hamburger Nahverkehr bedeuten würden.

Mobilitätskonzept für die Spiele

Die Stadt Hamburg will Spiele der kurzen Wege organisieren. Gemeint ist damit also, dass die dafür notwendigen Sportstätten so kompakt wie möglich mitten im Herzen der Stadt liegen. Wer nun also Hamburg und seinen Verkehr kennt, sieht schnell, dass die Hauptlast der Mobilität daher vom ÖPNV
getragen werden würde. Zusätzlich ist der Ausbau des Radverkehrs vorgesehen. Das Zentrum der Spiele, der Kleine Grasbrook, soll grundsätzlich auch nur eingeschränkt mit dem Auto erreichbar sein.

Olympia und die HOCHBAHN – Spagat zwischen Alltag und Großveranstaltung

2,5 Millionen Fahrgäste fahren jeden Tag mit den Verkehrsmitteln des HVV – mehr als die Hälfte mit den Bussen und U-Bahnen der HOCHBAHN. Für Olympia wiederum werden 4 Millionen Besucher erwartet. Das bedeutet rund 465.000 Zuschauer jeden Tag. Und deren Anreise wird zu 80 Prozent mit den Bussen und Bahnen erfolgen. Zwar liegt der Zeitraum für Olympia in den Hamburger Sommerferien und somit in einer Zeit, in der die Grundlast im ÖPNV geringer ist, aber trotzdem stellt sich die Frage: Kann der Hamburger Nahverkehr diese Hunderttausenden Olympia-Besucher jeden Tag noch zusätzlich zu den „normalen“ Fahrgästen befördern? Wir sind überzeugt, ja! Denn der Hamburger Nahverkehr hat bei zahlreichen anderen Großveranstaltungen wie z.B. dem Hafengeburtstag (mit 1 Mio. Besuchern an drei Tagen) immer wieder unter Beweis gestellt, dass er einem großen Besucherstrom Herr werden kann. Dennoch werden eine Reihe von Maßnahmen notwendig sein, um der Nachfrage gerecht werden und einen sicheren und weitgehend störungsfreien ÖPNV sicherstellen zu können. Das derzeitige Netz in Hamburg wird nämlich mit den geplanten Erweiterungen bis 2024 voraussichtlich nur ausreichend sein, um die prognostizierte Nachfrage ohne Olympia zu bewältigen. Die deutlich höheren Fahrgastzahlen während der Olympischen Spiele stellen für die HOCHBAHN also nicht nur eine zusätzliche betriebliche Herausforderung dar, sondernerfordern auch gezielte Anpassungen der vorhandenen Infrastruktur und Fahrzeuge.

Olympia als Treiber nachhaltiger Mobilität

Damit wird Olympia zum Treiber nachhaltiger Mobilität. Schließlich muss vor allem die Leistungsfähigkeit des Schnellbahnnetzes durch Anpassungen der vorhandenen Infrastruktur erhöht werden. An wichtigen Stellen müssen wir auch neue Infrastruktur bauen. Die Haltestellen der HOCHBAHN werden außerdem für mehr Sicherheit und Barrierefreiheit umgebaut. Zwar ist die HOCHBAHN schon Anfang des kommenden Jahrzehnt komplett barrierefrei, allerdings könnte der Einbau zusätzlicher Aufzüge auch hier Kapazitäten und letztlich den Komfort erhöhen. Schneller ginge auch die Neubeschaffung von U-Bahnen und Bussen, denn für die Spiele sind zusätzliche Fahrzeuge unerlässlich. Die vorgezogene Anschaffung bedeutet dann aber gleichzeitig auch, dass im Anschluss an Olympia ältere Fahrzeuge vorzeitig ausgemustert werden könnten. Mit mehr Fahrzeugen kann dann letztlich auch das bestehende Fahrtenangebot ausgeweitet und verbessert werden. Längere Züge, eine modernere Fahrzeugflotte und dichtere Takte wären die Folge. Insbesondere in der HafenCity wird die HOCHBAHN mit ihren zwei Haltestellen HafenCity Universität und Elbbrücken für einen Großteil der Besucher erste Wahl für das Erreichen der OlympiaCity sein. Dafür wird auch die neue Brücke, die später für die Verlängerung der U4 auf den Kleinen Grasbrook benötigt wird, bereits gebaut sein und kann während der Spiele als Fußgängerbrücke genutzt werden. Für die Erschließung des Stadtteils, der auf dem Kleinen Grasbrook im Anschluss an die Spiele entstehen wird, wird die U4 nach den Spielen fertig gebaut und vollzieht so den „Sprung über die Elbe“.

Damit sind die Maßnahmen eine Investition in die Zeit nach Olympia, weil das ÖPNV-Netz der Stadt insgesamt leistungsfähiger und moderner sein wird. Und damit haben wir eigentlich eine Win-Win-Situation. Kurzfristig sichern die Maßnahmen, die im Zusammenhang mit Olympia stehen, die notwendigen Kapazitäten und Voraussetzungen für die Zeit der Spiele. Und langfristig machen sie das Netz leistungsfähiger und bieten so einen dauerhaften Vorteil für unsere Fahrgäste.

Und nun: Was meinen Sie? Ist Olympia gut oder schlecht für Hamburgs
Nahverkehr?


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21 Kommentare zu: Was Olympia für den Hamburger Nahverkehr bedeutet

  1. Nachtrag:
    So, die Bürger Hanburgs haben sich also gegen eine Bewerbung um olympische Spiele entschieden.
    Verschwinden (fast) alle Pläne, die FÜR Olympia aufgestellt wurden, jetzt in irgendwelchen Schubladen oder werden gar eingestampft?

    Vieles davon könnte, wenn es trotzdem realisiert wird, die schon heute zeitweise übervollen Bahnen und Busse entlasten. Sicher über den Tag gesehen haben alle Linien noch ausreichend freie Kapazitäten. In der HVZ sieht es aber regelmäßig ganz anders aus.

    1. Es wird trotzdem Verbesserungen im Hamburger Nahverkehr geben. Der barrierefreie Ausbau z.B. läuft unabhängig von Olympia. 2024 wird die U-Bahn vsl. überall barrierefrei zugänglich sein. Genauso laufen die Planungen am Netzausbau weiter und Anschaffungen neuer Fahrzeugen werden ebenso auf der Agenda der nächsten Jahre stehen.

  2. Hallo,

    eine ganz gute Übersicht über alle geplanten Maßnahmen kann man hier finden: http://www.nahverkehrhamburg.de/
    Ich finde es schade, dass die Hamburger Politik erst Olympische Spiele braucht, um notwendige Verbesserungen (z.B. zweite Bahnsteigzugänge) und Ausbaumaßnahmen (z.B. Verlängerung U4) zu beschließen und umzusetzen. Werden diese von der normalen Hamburger Bevölkerung nicht auch ohne Olympia gebraucht?

    1. Die Diskussion, ob die Olympiade Anstoß zum Nahverkehrsausbau gibt, kennen wir auch aus München. Der ehemalige Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel hält es für eine Legende, dass die Wettkämpfe allein entscheidend gewesen seien, die U-Bahn auszubauen, dies hätte man schon vor der Entscheidung für die Spiele geplant. Nur die Beschleunigung des Vorhabens geht allerdings auf das Sportereignis zurück:
      http://www.muenchen.de/aktuell/50-jahre-ubahn-bau-muenchen.html

      Genauso sieht es in Hamburg aus. Die Gelder fließen vom Bund, wenn es darum geht, so ein großes Event auszurichten. M. E. „segeln“ die Finanzmittel, die sonst gar nicht bereitstünden, gewissermaßen „unter falscher Flagge“. Sie sollen für Infrastrukturmaßnahmen herangezogen werden, die weit über die Olympiade hinaus ihren Zweck erfüllen. Leider stehen diese Gelder immer noch unter Vorbehalt. Was der Innenminister gestern verprochen hat, könnte morgen schon wieder zurückgenommen werden, da wir z.Z. gänzlich andere politische Sorgen haben.

      Der Modernisierungsstau ist auch nicht zuletzt deshalb entstanden, weil Hamburg es als Stadtstaat schwerer hat als Metropolen, die von einem größeren Hinterland finanziert werden können.

  3. Hier zeigt sich, dass die Millionen und Milliarden nicht für eine grosse Party ausgegeben werden, sondern in Struktur investiert wird, die bleibt. Olympia ist ein Booster für viele Dinge, die seit Jahrzehnten liegen geblieben sind. Lieber so als nie!

  4. Die Investitionen, die im Mobilitätskonzept Olympia für das Schnellbahnnetz vorgesehen sind, kann man insgesamt begrüßen.

    Ob die Lesart auch der HOCHBAHN nun aber gerechtfertigt ist, dass Olympia daher „gut“ für den Nahverkehr sei? Nein.

    Denn das Konzept stellt natürlich in erster Linie die Frage: Wie bekommen wir 465.000 Zuschauer am Tag zu den paar Olympia-Sportstätten in Hamburg, was müssen wir dafür ausbauen? Öffentliche Verkehrsmittel, besondes Schnellbahnen, bauen wir aber nicht für zwei Wochen alle paar Jahrzehnte, sondern für den Alltag von 2 Millionen Hamburgern und ihre Gäste. Beide Anforderungen überschneiden sich natürlich hier und da – aber im Prinzip würden die Olympia-Ausbauten eine falsche Priorisierung bedeuten. Einzelne Ausbauten würden viel zu groß, an anderen kritischen Stellen abseits der Olympiarouten würde gar nichts passieren.

    Ein wirklich gut aufgestellter Nahverkehr hat es nicht nötig, einen guten Standard nur über Bande – also: Olympia – zu bekommen.

    Zweitens haben wir mit Ausbauten für Olympia ein Problem: Das Datum steht fest. Die Planer haben eine zusätzliche Restriktion: im Sommer 2024 muss alles fertig sein.

    Das heißt: man kann angesichts der vielen Umbauten weniger Rücksicht nehmen auf die täglichen Benutzer und im Zweifel wird es teurer. Für die HOCHBAHN-Fahrgäste ist ja ziemlich egal, ob ein Aufzug im Juni 2024 oder im August 2024 fertig wird. Normalerweise würde man dann vielleicht eine Sperrung in die Sommerferien legen, Bauvorhaben zusammenlegen, Arbeiten in der nächtlichen Betriebspause ausführen. Olympia bringt zusätzlichen Druck rein. Zusätzlich unnötig starke Beeinträchtigungen, zusätzlich unnötige Kosten. Nicht nur bei der Post kostet „Express“ extra.

    Drittens fehlt ein Konzept, wie es danach mit Hamburgs Nahverkehr weitergehen soll. Ich würde gern einmal Schwarz auf Weiß sehen, welche Ziele der Hamburger Nahverkehr für 2030 hat und welche Maßnahmen dafür nötig sind. So etwas gibt es aber nicht. Wo ist der Verkehrsentwicklungsplan? Hamburg kann sich nicht alle 20 Jahre für Olympia bewerben, um Selbstverständlichkeiten zu realisieren.

    1. Ich verstehe, was Sie meinen. Aber einig sind wir uns glaube ich in einem Punkt doch trotzdem: Viele der Maßnahmen, die durch Olympia angestoßen werden würden, sind gut für den Hamburger Nahverkehr und alle Fahrgäste. Dadurch, dass diese Maßnahmen mit Blick auf die Nachhaltigkeit geplant sind, profitierten im Anschluss an die Spiele alle davon, dass das Netz insgesamt leistungsfähiger und moderner ist. Und nachhaltig heißt eben auch, dass keine unnötigen Ausbauten stattfinden, sondern der Fokus darauf liegt, dass die Maßnahmen langfristig von Wert sind. Ein super Beispiel dafür ist eben, dass wir die Haltestelle auf den Kleinen Grasbrook eben nur bauen, weil dort im Anschluss an die Spiele viele Wohnungen und Büros entstehen, die erschlossen werden müssen. Sicher kann man sich überlegen, ob das auch ohne Olympia so reibungslos und schnell realisiert werden könnte. Wenn nun aber diese Spiele ein Katalysator sein können, finden wir das gut. Und die Erfolge aus anderen Städten zeigen das auch (Barcelona! London) Meines Wissens nach arbeitet die Hamburg gerade an einem Plan zur kontinuierlichen Verkehrsentwicklung. Unsere Experten haben ihrerseits Fahrgastaufkommen und –entwicklung für künftige Konzepte auch im Blick. Mit dem U-Bahn-Netzausbau haben wir da ja gerade ein großes Projekt am Wickel und auch der barrierefreie Ausbau unserer Haltestellen ist in vollem Gange. Aber ich stimme zu, gerade der, ist heute eine Selbstverständlichkeit. Ein über 100 Jahre altes System lässt sich nur leider nicht über Nacht ausbauen. Das braucht seine Zeit.

      1. Die Haltestelle Grasbrook ist ein „super Beispiel“ für Selbstverständlichkeiten. Die Station ist während der Spiele geschlossen, die Olympiagäste müssen mit Bussen anreisen. Wäre anschließend auf der Fläche weder Wohnungen noch Arbeitsplätze, wozu sollte man dann eine U-Bahn für 100-200 Mio. € bauen? Vor den Spielen nicht fertig, während der Spiele zu, nach den Spielen umgeben von Brachfläche und einem Stadion, in dem alle paar Wochen mal für 3-4 Stunden was los ist. Den Gedanken muss man erst einmal haben! 🙂

        „Nachhaltig“ klingt in dem Kontext fast wie: „Wir beziehen die Realität in unsere Überlegungen mit ein.“

        Hamburgs U- und S-Bahn haben einen dicken Modernisierungsstau, der über lange Zeit aufgebaut wurde. Sie sagen, ein 100 Jahre altes Netz ließe sich nicht über Nacht ausbauen. Stimmt. Ich sage: Die Hochbahn hätte damit früher anfangen und dabei nachhaltigere Lösungen nutzen müssen. Noch 1991 eröffnete U-Bahnhöfe haben keinen Aufzug. Der wurde damals aus Spargründen nicht gebaut. In den Folgejahren sparte die Hochbahn an den Umbau-Investitionen, so dass Hamburg im Jahr 2010 prozentual sogar hinter dem noch älteren Berliner Netz zurückhing. Kein Fehler von 1912, sondern von heute und der zieht sich weiter.

        Im Olympia-Konzept ist auch die Rede von zweiten Zugängen zu Haltestellen. In Berlin hat man seit 2000 knapp zehn Bestands-Bahnhöfe mit weiteren Voll-Ausgängen ausgestattet. Hintergrund war der Brandschutz. Die Hochbahn baute derweil nur Notausgänge neu, wieder: weil das billiger war.

        Ich will ein Konzept, das den Modernisierungsstau auflöst – mit oder ohne Olympia. Und ich will ein Konzept, das wir nicht wieder in den Modernisierungsstau kommen.

        Sagen Sie mir: Brauchen wir die Olympia-Verbesserungen auch ohne Olympia? Wann würden sie gebaut, bekäme Hamburg die Spiele nicht?

      2. Mit den Maßnahmen, die dank Olympia frühzeitiger angestoßen werden könnten, wird das Hamburger U-Bahn-Netz insgesamt leistungsfähiger und moderner. Bei den Planungen ist das Hauptaugenmerk darauf gelegt worden, keine überflüssigen und ausschließlich für die Spiele benötigten Maßnahmen durchzuführen. Vieles wird aber auch bis 2024 ohnehin realisiert. Gerade läuft ja z.B. schon der barrierefreie Ausbau. Klar, kann man sagen, dass das alles hätte schneller gehen sollen und müssen. Umbaumaßnahmen in dieser Größenordnung kosten aber eben auch viel Geld und bedeuten mitunter langfristige Beeinträchtigungen für unsere Fahrgäste. Da wir ein städtisches Unternehmen sind, obliegen wir zudem auch den politischen Rahmenbedingungen und Vorgaben.
        Eines noch zur Haltestelle auf dem Kleinen Grasbrook. Die Verlängerung der U4 hierhin ist für die Nachnutzung des Olympia-Geländes von elementarer Bedeutung. Hier schaffen wir, wie auch schon in der HafenCity, die Infrastruktur bevor an der Oberfläche gebaut wird. Es werden zahlreiche Wohnungen und Bürogebäude entstehen und damit Menschen angeschlossen, die auf unsere U-Bahn angewiesen sein werden. Während der Spiele ist sie zwar noch nicht fertig, aber über die U4-Haltestelle Elbbrücken und die S-Bahn-Stationen Elbbrücken und Veddel wird das Gelände auch so gut erreichbar sein.

      3. „Da wir ein städtisches Unternehmen sind, obliegen wir zudem auch den politischen Rahmenbedingungen und Vorgaben.“

        Ja, und da ist doch das Problem. Die Hochbahn hat sich stark für die gescheiterte Olympiabewerbung ins Zeug gelegt. Ich gehe davon aus, dass das nicht etwa als Wahlkampfhilfe durch Order „von oben“ geschah, sondern weil der Betrieb selbst etwas Lobbying für einen besseren Nahverkehr betreiben wollte.

        Und das erwarte ich jetzt auch ohne Olympia von der Hochbahn. Machen Sie nicht weiter mit diesem halbherzigen Krimskrams. Es gibt wohl kein Problem in Nahverkehrs-Hamburg, für das wir in den letzten Jahrzehnten nicht mindestens fünf Lösungsansätze diskutiert hätten. Überall sonst wären das übertriebene Aussagen, in Hamburg stehe ich dazu. Immer fehlte es am politischen Willen. Die Hochbahn ist hervorragend darin, sich gut zu verkaufen – mit Innovationsprojekten ohne Ende, die leider unsere Stadt in der Realität nicht nach vorne bringen. Es gibt den erwähnten Modernisierungsstau, Fakt! Und der muss endlich aufgelöst werden.

      4. Einigen wir uns doch vielleicht hier drauf: Ich bin anderer Meinung 😉
        Klar, mit Olympia und entsprechenden Zuschüssen, wäre vieles schneller gegangen. Und ja, auch in der Vergangenheit hätte einiges schneller gehen können. Modernisierungsstau ist das nun aber wirklich nicht. Gerade in Bezug auf Fahrzeuge und Infrastruktur sind wir gut aufgestellt, da gibt es ganz andere Zustände in anderen Städten. Innovative Antriebe müssen getestet werden und das im Realbetrieb. Schließlich brauchen wir langfristig zuverlässige Lösungen. Die sind jetzt noch teuer, aufwendig und haben ihre Macken. Aber testen muss man sie. Der barrierefreie Ausbau geht gut voran. Ein 100 Jahre altes System auszubauen, passiert aber eben auch nicht über Nacht. Zumal es hier einige Haltestellen gibt, die nach ganz besonders aufwendigen Lösungen verlangen. Das treiben wir natürlich alles auch ohne Olympia voran, auch wenn ich persönlich die Spiele als außerordentliche Chance für die Stadt gesehen hätte. Und ja, letztlich hängt die Umsetzung der Projekte vom politischen Willen und der Entscheidung im Parlament ab.

      5. „Gerade in Bezug auf Fahrzeuge und Infrastruktur sind wir gut aufgestellt, da gibt es ganz andere Zustände in anderen Städten. “

        Sicher, aber sehen wir lieber auf die Zustände in führenden Städten 🙂 Hamburgs Hafen vergleicht sich schließlich nicht mit abgehängten Anlegern im Seichten.

        Wien hat eine U-Bahn mit Wurzeln im 19. Jahrhundert (die Stadtbahn), die schon lange vollständig barrierefrei ist. Die neuen Züge sind vollklimatisiert und die Klimaanlage funktioniert auch im Sommer. Die Züge fahren lange mit der Halbautomatik, die die Hochbahn für das nächste Jahrzehnt vorsieht, und die sehr enge Taktfolgen erlaubt. Die Wendeanlagen sind automatisch: der Zugfahrer steigt aus, dreht am Schlüssel, der Zug fährt automatisch gesteuert ins Kehrgleis und kommt auf der anderen Seite selbständig wieder raus. Gleiswechselbetrieb ist flächendeckend vorhanden und erlaubt zusammen mit der höheren Zahl an Gleiswechseln und Kehrgleisen einen störungsfesteren Betrieb. Die Fahrkartenautomaten akzeptieren Bank- und Kreditkarten. Vergessene Abos führen nicht zu einem Zwangsbesuch beim Kundencenter zum Nachzeigen: die Fahrkartenprüfer nehmen die Personalien auf und überprüfen sie rasch online per Smartphone in der Abokartei. Gratis!

        In Nürnberg habe ich die vollautomatische U-Bahn gesehen, die am späten Abend noch alle 10 Minuten mit ganz kurzen Zügen fährt. Wir hier in Hamburg haben viel mehr Einwohner, aber eine U-Bahn spätabends im 20-Minuten-Takt. Da machen sich die Personalkosten inkl. Nachtzuschlag sicher bemerkbar, was Nürnberg durch die zeitgemäße Technik nicht mehr interessiert und so ein besseres Angebot machen kann.

        In Istanbul habe ich den „Metrobüs“ gesehen. Ein Bussystem wie eine Metro. Die Busse fahren im Minutentakt auf einer eigenen Trasse ohne Kreuzungen quer durch die Stadt. Jede Haltestelle hat DFI-Anzeiger und Fahrkartenautomaten und Drehkreuze mit Aufsicht gegen Schwarzfahrer. Die Haltestellen sind auf Mittelinseln und ausgebaut wie manche U-Bahnhöfe in Hamburg. Zwischen den Stationen sind große Abstände und der Bus dadurch wirklich sehr schnell.

        Das klingt vielleicht viel negativer als es ist. Wir rumpeln in Hamburg ja wirklich nicht mit alten Klapperkisten durch die Stadt, sondern mit fabrikfrischen Bussen, die neue DT5 sieht fantastisch aus, die U-Bahn ist oft sehr pünktlich und immer sauber. Solide Arbeit. Besonders „modern“ aber eben nicht.

  5. Tja, und wer soll die ganzen Infrastrukturverbesserungen im HVV zahlen? Na klar, der Kunde. Ist doch klar, dass das der HVV die Finanzierung nicht alleine schafft und dann wahrscheinlich zur jährlichen Fahrpreiserhöhung im HVV statt einer 2 eine 5 vor dem Komma steht.

    1. Ich persönlich habe dazu eine ganz einfache Meinung. Für Leistung und Verbesserung sollte und würde ich bezahlen, wenn ich sie auch nutze. Es wird allerdings mitnichten so sein, dass die Kosten für den Ausbau allein auf den Schultern der Fahrgäste verteilt werden. Gerade für Olympia gibt es da Mittel von der Stadt und vom Bund.

      1. „Für Leistung und Verbesserung sollte und würde ich bezahlen, wenn ich sie auch nutze.“ Genau diese Aussage stört mich hier und auch in anderen Situationen.

        Parallel höre ich auch Aussagen in der Art: „Warum soll ich dafür bezahlen? Ich nutze ja keine Bahn und Busse (ich fahre mit dem Auto)“ u.ä. Genau diese Personen erwarten aber das, wenn ihr Auto einen Defekt hat, Bus und Bahn vorhanden sind und sie zu ihrem Ziel bringen. An den „Vorhaltekosten“ wollen sie sich nicht beteiligen.

        Ich weiß diese Antwort hat mit Olympia direkt nichts zu tun. Dennoch sollte dieser Gedanke immer wenn es um Geld für Investitionen und Betrieb geht berücksichtigt werden.

      2. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich fände auch super, wenn sich bei der Finanzierung vom ÖPNV alle einbringen und auch ein Stück weit in der Verantwortung sehen würden. Dafür gibt es ja die 10 Prozent Steuergelder. In Hamburg setzen wir aber eben auf eine Finanzierung durch den Nutzer. Sicher kann man diskutieren, ob ein anderes Modell sinnvoller und fairer ist. Das ist aber letzten Endes eine politische Entscheidung.

  6. Für mich wäre die Investition in den weiteren Ausbau des ÖPNV der einzige Grund für ein „Ja“.

    Ich finde es jedoch schade, dass erst eine Olympia-Ausrichtung notwendig ist, damit diese Investition überhaupt getätigt wird. Warum nicht das Geld direkt in den ÖPNV stecken? Ohne das ganze Olympia-Drumherum.
    Da ich dies als falschen Weg für den ÖPNV-Ausbau sehe, wird aber letztendlich ein „Nein“.

    1. Ich entnehme dem also, dass Sie tendenziell für „Ja“ stimmen würden, wenn sich daraus der Ausbau des ÖPNV ergibt. Wir finden, dann sollten Sie das tun, denn wenn durch Olympia die Gelder dafür zur Verfügung gestellt werden, ist das doch ne feine Sache 😉

    2. Eindeutig muss die Antwort ja heißen. Nicht nur der ÖPNV profitiert von den Spielen, auch Sportvereine und Schulen, da die Turnhallen schneller saniert werden können. Das alles funktioniert nur deshalb mit Olympia, weil dadurch zusätzliche Gelder frei werden, die es ohne Olympia definitiv nicht gäbe. Berlin hat zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch nichts zugesagt, aber unser Innenminister hat schon gesagt, dass es eine nationale Bewerbung ist.
      Daher ist ein Nein zu Olympia fahrlässig, da Hamburg damit Erbe großartige Chance verpasst. Nicht zu vergessen, dass Hamburg international bekannt wird, wodurch viele Jobs im Tourismus gesichert werden und neue geschaffen werden können!

    3. Schade dass sich die Hochbahn als Teil des HVV so gern als einzigen Teil des Hamburger ÖPNV sieht. Die S-Bahn Hamburg hat ein weitaus größeres Netz mit mindestens so vielen Fahrgästen wie die Hochbahn zu bewältigen und stößt heute, 9 Jahre vor einer möglichen Olympia in Hamburg, täglich an ihre Grenzen.
      Überfüllte Bahnen, massive Verspätungen und Ausfälle, ein stets verstopfter City-Tunnel, vor Menschenmengen platzender HBF — dies alles sind nur kleine Vorboten dessen, was uns 2024 in ganz Hamburg erwarten wird, wenn die Investitionen nicht dort eingesetzt werden, wo sie wirklich gebraucht werden.

      Und niemand wird widersprechen, dass uns mit EINER U-Bahnverbindung zu einem Neubaugebiet am anderen Elbufer geholfen sein wird.

      Die Olympischen Spiele und die damit einhergehenden Investitionen sollen möglichst vielen Hamburgern dienen, nicht einer kleinen Minderheit.

      1. Wir sehen uns doch gar nicht als einzigen Teil des Hamburger ÖPNV. Aber Sie stimmen mir bestimmt zu, dass wir auf dem Unternehmensblog der HOCHBAHN den Fokus in Beiträgen auf unser eigenes Unternehmen legen. 😉
        Wir finden allerdings, wie Sie auch, dass die Investitionen in den Ausbau des ÖPNV einem Großteil der Hamburger zugutekommen soll. Deshalb haben wir bei unseren Maßnahmen auch besonderen Wert auf die Nachhaltigkeit gelegt (wie sonst allerdings auch). Neue Fahrzeuge, die wir z.B. für Olympia brauchen, modernisieren unsere Flotte auch für die Zeit nach den Spielen. Zusätzliche Aufzüge oder der Ausbau der Infrastruktur erhöhen die Leistungsfähigkeit. Und auch bei der S-Bahn und dem Regional- und Fernverkehr wird viel passieren. Der Harburger Bahnhof und auch der Hauptbahnhof werden umgebaut werden. Das finden wir so verkehrt nicht.

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